Nachdem der Chorus von Strymon für außerordentlich gut klingend befunden wurde, ist nun ein weiteres Modulations-Pedal am Start. Auch dieses reiht sich unter die Bezeichnung „Boutique“ ein, und gehört zu einer Serie ambitionierter Gitarreneffekte aus der Werkstatt des jungen Herstellers aus dem westlich von Los Angeles gelegenen Westlake City.
Bei unserem nächsten Probanden handelt es sich um einen Flanger namens Orbit. Rein äußerlich sieht er seinem Chorus-Bruder recht ähnlich, nur dass er in einer lila-metallic Lackierung daherkommt. Was es mit den klanglichen Qualitäten des modischen Pedals auf sich hat, das erfahrt ihr im folgenden bonedo Test.
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Details:
Gehäuse/Optik Das Orbit Pedal kommt in einem lila Stahlblechgehäuse und ist im Vergleich zu den gusseisernen Pedalen anderer Fabrikate sehr leicht, aber Stabilität und Roadfestigkeit lassen nichts zu wünschen übrig. Wie beim Chorus sind auch hier alle Bauteile qualitativ hochwertig, sodass sie einige Jahre Tour- und Bühnenleben problemlos überstehen sollten. Die Pedale sind grundsätzlich für das Board konzipiert und deshalb auch nicht für den Betrieb mit Batterien vorgesehen. Andererseits sind aufwendig konzipierte digitale Effekte unglaubliche Stromfresser und man ist ohnehin besser beraten, sie mit Netzspannung zu versorgen, denn meist geben die Batterien in den ungünstigsten Situationen ihren Geist auf. Seine Abmessungen von 102 x 118 x 64 mm (B x T x H) benötigt der Flanger, denn er versammelt diverse Potis und Schalter auf seiner Oberseite, genauer gesagt fünf Regler und zwei Dreifach-Mini-Schalter. Zwei robuste Fußschalter verrichten im unteren Bereich ihre knackfreie Arbeit, wobei eine rote LED am jeweiligen Schalter den aktuellen Zustand anzeigt.
Rückseite/Anschlüsse Auf der Rückseite befinden sich Ein- und Ausgangsbuchsen, und zwar einmal Input und zweimal Output, damit der Effekt auch stereo genutzt werden kann. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, ein Expression-Pedal anzuschließen, um einen Parameter per Pedal in Echtzeit zu steuern. Welcher das sein soll, lässt sich recht einfach bestimmen. Man hält den Favorite-Schalter gedrückt, während das Pedal an die Stromzufuhr angeschlossen wird. Der Regler, den man dann als Erstes bewegt, wird vom Expression-Pedal übernommen. Selbstverständlich müssen beide Pedale schon vor dem Einschalten miteinander verbunden sein.
Bedienung
Wie beim Chorus Ola besitzt auch der Orbit zwei Fußschalter, wobei einer den Effekt ein- und ausschaltet und der andere die Favorite-Einstellung aktiviert. Hat man seinen Sound gefunden, wird der Favorite-Schalter für etwa zwei Sekunden gedrückt gehalten. Damit werden die Einstellungen intern gespeichert, die anschließend mit dem Betätigen des Schalters wieder aufgerufen werden können. Das Einstellen selbst erfolgt über zwei Schalter und fünf Regler. Hier sind erst einmal die Regler und deren Funktion:
Speed – Regelt die Geschwindigkeit des Flanger-Effekts.
Width – Einstellen der „Breite“ des Flangers. Bei höheren Werten klingt der Effekt intensiver.
Mix – Mischverhältnis zwischen Original und Effektsignal.
Regen – Regelt den Anteil des Flangersignals, das wieder zum Eingang zurückgeführt wird.
Manual – Einstellen der mittleren Frequenz des Flanger-Effekts.
Jetzt kommen die beiden Dreifach-Schalter. Das Signal, das wieder zum Eingang hinzugefügt wird, kann mit dem Feedback-Schalter unterschiedlich eingestellt werden.
pos: Effekt- und Originalsignal sind in Phase.
+/-: Eine Kombination von beiden Sounds.
neg: Effekt- und Original-Signal sind phasenverschoben, ein eher „hohl“ klingender Sound entsteht.
Für den LFO (Low Frequency Oscillator) gibt es ebenfalls drei Einstellmöglichkeiten:
log: Erzeugt eine gleichmäßige, frequenzunabhängige Bewegung.
lin: Bei höheren Frequenzen ist die Oszillatorbewegung schneller, bei niedrigen langsamer.
thruø: Was hier technisch passiert bleibt geheim … der Hersteller spricht nur von „dramatischen Flanger-Sounds“.
Da man ja sehr viel Theoretisches und Technisches in eine Bedienungsanleitung schreiben kann, wenden wir uns jetzt dem Praktischen zu, denn da hört man alle Einstellungen im Vergleich und ihr könnt euch selbst ein Bild davon machen. Klingen muss es – wie es erzeugt wird, ist ja mehr oder weniger egal!
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Praxis:
Damit der Flanger auch voll zur Geltung kommt, habe ich das Pedal stereo an zwei clean eingestellte Amps (Sovtek, Hiwatt) angeschlossen und die damit verbundenen 4 x 12 Boxen mit je einem Mikrofon abgenommen. Im Panorama sind die beiden dann auf links und rechts verteilt.
Als Erstes hören wir uns die drei verschiedenen Feedback-Modi an. Die Unterschiede sind bei gleicher Einstellung relativ gering. Bei ´pos´ hat man das Gefühl, der Effekt wandere am meisten im Stereobild und bei +/- entsteht der Eindruck, dass die Bewegung kurzzeitig anhält. Also alles recht minimal, wie man hören kann, aber die Einstellung der Schalter hat auch Auswirkungen auf die Regler und das ist das Entscheidende. Wenn man zum Beispiel im ´pos´ Modus ´Regen´ weiter aufdreht, klingt es ganz anders und extremer als in den anderen beiden Feedback Modi. Ein passendes Beispiel gibt es später.
Gitarre
Feedback
LFO
Speed
Width
Mix
Regen
Manual
SG
pos, +/-, neg
log
10
14
17
11
14
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Bypass (kein Effekt)Pos.Plus MinusNeg.
Bei diesen Sounds mit eher dezenter Einstellung fällt die große Transparenz des Signals auf. Hier wird nichts vermatscht, trotz voll aufgedrehtem Mix-Regler ist das Gitarrensignal klar und deutlich. Anschlagsnuancen werden nicht einfach platt gemacht, sie sind mit dem Effekt hörbar. Ein weiterer Beweis, dass wir es hier mit einem erstklassigen Klangbearbeiter zu tun haben.
Als nächstes folgen die LFO-Einstellungen. Auch hier sind nur minimale Klangunterschiede bei gleicher Reglereinstellung zu hören.
Gitarre
Feedback
LFO
Speed
Width
Mix
Regen
Manual
SG
neg
log, lin, thru
12
12
17
9
11
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Log.Lin.Thru.
In den nächsten Beispielen werden einige praxisnahe Sounds vorgestellt, bei denen die Kombinationen der Feedback- und LFO-Einstellungen in Verbindung mit den Reglern genutzt werden. Einen dezenten und sehr klaren Modulations-Sound erhält man mit folgender Einstellung: Das Tempo ist weit zurückgeregelt und das Mischverhältnis bei 75% Direkt- und 25% Effektsignal. Der Sound bekommt eine angenehme Farbe.
Gitarre
Feedback
LFO
Speed
Width
Mix
Regen
Manual
Tele
pos
lin
10
12
9
8
10
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Light Flange
Als nächstes folgt ein Police-ähnlicher Flangersound, ebenfalls eine leichte Einstellung mit wenig Speed und Width, der Effektanteil ist aber jetzt bei 75%. Verantwortlich für den etwas „hohlen“ Sound ist der ´neg´ Modus vom Feedback Schalter.
Gitarre
Feedback
LFO
Speed
Width
Mix
Regen
Manual
Tele
neg
log
9
12
15
9
7
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Police
Jetzt wird es noch ein wenig extremer, der Effektanteil ist maximal und der Sound „eiert“ auch schon ordentlich. Der Effekt ist sehr deutlich hörbar, macht aber den Gitarrenton nicht platt. Dynamik und Anschlagsnuancen werden übertragen. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu qualitativ schlechteren Effektpedalen. Wenn man bei diesen die Regler entsprechend weit aufdreht, geht der Ton flöten und man hört nur Effektgewaber. Hier nicht!
Gitarre
Feedback
LFO
Speed
Width
Mix
Regen
Manual
Strat
+/-
log
12
11
17
13
11
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Heavy
Als nächstes eine Einstellung für einen Funky Groove, bei dem der Effekt mit langsamer Geschwindigkeit quasi im Raum umherläuft. So etwas ist bestens geeignet, um einfachen Akkordwiederholungen etwas mehr Leben einzuhauchen. Hierfür habe ich den ´thru´-Modus bei LFO in Verbindung mit ´+/-´ bei Feedback angewählt. Den vom Hersteller beschriebenen dramatischen Flangersound gibt es zwar nicht, aber es hat trotzdem seinen Reiz. Der Klang hat etwas Unberechenbares, mal hat er Bewegung, dann bleibt er wieder stehen, das Ganze ist praktisch nicht kontrollierbar und klingt dadurch nie langweilig.
Gitarre
Feedback
LFO
Speed
Width
Mix
Regen
Manual
Strat
+/-
thru
9,5
17
17
12
11
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Funky
Der typische Jet-Plane-Effekt mit einem verzerrten Gitarrensound funktioniert am besten, wenn man Feedback auf ´pos´ einstellt und eine höhere ´Regen´-Einstellung wählt. Wir hören den Orbit nun im Einschleifweg des verzerrt eingestellten Amps (The Valve 3|100). Hier gibt es auch nichts zu beanstanden, die Pegelanpassung an den Effekt-Loop des Verstärkers funktioniert bestens. Der Effekt klingt zwar in Stereo transparenter und breiter, aber das ist nun mal der Vorteil des Stereo-Sounds und kein Nachteil des Flangers.
Gitarre
Feedback
LFO
Speed
Width
Mix
Regen
Manual
Les Paul
pos
log
11
13
17
15,5
16
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Jet
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Fazit:
Der Orbit ist ein edles Teil mit edlem Sound. Wer einen extrem wabernden Flangersound sucht, der wird hier nur begrenzt fündig, denn das Teil ist eher auf guten Ton und saubere Klangwiedergabe ausgelegt. An Soundmöglichkeiten bietet er praktisch alles, von der dezenten Modulation bis zum Düsenjet. Das Besondere an dem Pedal ist, dass es auch bei extremen Effekteinstellungen den Gitarrensound nicht platt macht. Eine Strat klingt nach Strat und man hört auch, ob man mit den Fingern oder dem Pick anschlägt. Leider kann man das Pedal nicht mit Batterien betreiben, aber für den Gitarristen mit Pedalboard und externer Stromversorgung ist das natürlich kein Problem. Das Gerät ist mit einem True Bypass ausgestattet und die AD/DA Wandlung findet bei 24bit/96 kHz statt, was zu einem guten und verlustfreien Sound beiträgt. Auch die Möglichkeit, eine komplette Einstellung abzuspeichern, erleichtert das Spielen im Bühnenbetrieb. Wer ein hochwertiges Flanger-Pedal sucht und auch bereit ist, dafür etwas mehr zu investieren, der sollte den Strymon Orbit unbedingt antesten.
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