Steinberg UR44 Test

Praxis

Die Einrichtung des UR44 gestaltet sich dank Class Compilant Mode unter Windows, Mac OSX und auch iOS denkbar einfach. Anstecken via USB genügt und das Interface wird vom System erkannt und ist einsatzbereit. Wem das genügt, der kann an dieser Stelle bereits losarbeiten. Wer aber einen dedizierten Steinberg-Treiber sowie die dspMixFx Software verwenden will, sollte sich vorher noch das passende Software-Bundle hier herunterladen, um auch die bereits erwähnten DSP-Effekte und den zweiten Monitorweg verwenden zu können.
Da die wesentlichen Bedienelemente allesamt auf dem Frontpanel untergebracht sind, ist die Bedienung des UR44 dank Direktzugriff durchweg intuitiv. Mehrfachbelegungen der Potis oder andere Platzsparmaßnahmen gibt es glücklicherweise nicht. Der Regelweg sämtlicher Potis ist stufenlos und besitzt einen angenehmen Widerstand, was beim genauen Einpegeln der Signale hilfreich sein kann. Auch die Buchsen sind durchweg hochwertig verarbeitet. Hier wackelt also nichts.

Die Latenz ist wie beim UR22 sehr gut und nur minimal größer.
Die Latenz ist wie beim UR22 sehr gut und nur minimal größer.

Als nächstes musste das Gerät klanglich unter Beweis stellen, was es zu bieten hat. Hierbei diente mein RME Fireface UFX als Referenzwandler. Abgehört wurde über ein Paar Geithain RL 901K, damit auch ja keine Nuance verborgen bleibt. Beim Hörtest fiel zunächst auf, dass das UR44 einen sehr angenehmen Grundcharakter besitzt. Auch nach längerem Hören stellte sich kein Bereich als besonders störend heraus, was bei Interfaces dieser Preiskategorie recht selten der Fall ist. Zwar neigt der Wandler bei bassintensiver Musik hier und da ein wenig zur Verzerrung, das jedoch in einem wirklich vertretbaren Maß, sodass dies kein sonderliches Manko darstellt. Besonders positiv fiel die natürliche Mittenwiedergabe auf, welche gerade bei gitarrenlastiger Musik deutlich wurde. Hier trennt sich nicht selten die Spreu vom Weizen, da einige Wandler gerade bei verzerrten Lead-Sounds zu einem unangenehmen Klirren neigen.
Ein paar klangliche Einbußen besitzt der Wandler in Sachen Raumbreite- und tiefe. Hier hatte das RME teils deutlich die Nase vorn, wobei aber auch der weitaus höhere Preis berücksichtigt werden muss. In Sachen Transienten-Abbildung wiederum musste sich das Steinberg Interface nur knapp geschlagen geben. Dies sollte aber auch nicht überbewertet werden.
Im Aufnahmeweg wusste der eingesetzte Aufnahme-Wandler ebenfalls zu überzeugen. Der leichte Hang zur Übersteuerung im Bassbereich lässt sich zwar auch hier nicht verleugnen, das ist an dieser Stelle aber Klagen auf hohem Niveau. Mit einer Verstärkerleistung von 52 dB bietet das UR44 außerdem genügend Gain-Reserven, welche auch schwachen Signalen den nötigen Schub verleihen sollten. Zwar fängt man sich auch hier wie bei vielen Interfaces dieser Preisklasse in Extremeinstellungen einen Rauschteppich ein, beim UR44 wird dieser jedoch erst ab ca. 45 dB Verstärkung deutlich hörbar, was einen vergleichsweise guten Wert darstellt.

Audio Samples
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Acoustic – Stereo Acoustic – Brauner VM1 Acoustic – AKG C414 Shaker – Stereo Shaker – Brauner VM1 Shaker – AKG C414 E-Guitar – DI (Line) Bass – DI (Line)

Unserer Akustikgitarre verleiht das UR44 einen angenehmen und vollen Grundsound, der sich besonders durch einen natürlichen Mitten-Bereich auszeichnet. In Verbindung mit einem hochwertigen Mikrofon wie dem hier verwendeten Brauner VM1 lassen sich so sehr authentische Aufnahmen realisieren.
Unser Bassbeispiel unterstreicht noch einmal den Eindruck, welchen wir bereits im Wiedergabeweg gewinnen konnten. Saubere und natürliche Abbildung des Instrumentes mit einem Hauch an Verzerrung im unteren Bassbereich. Leider werden hierbei auch die etwas zu trägen Transienten deutlich. 
Weiter geht es mit dem Shaker: Während andere Wandler im Höhenbereich eine fast schon künstliche Überbetonung aufweisen, zeichnet sich der Wandler des UR44 hierbei durch eine fast schon unverschämt natürliche Charakteristik aus.
Aber auch die DSP-Effekte sind nicht zu verachten, aber hört doch auch hier lieber selbst!

Fotostrecke: 7 Bilder Der Channel Strip bietet neben EQ und Compressor mit Sidechain auch einen Drive-Regler für Verzerrungen.
Audio Samples
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Bass – DI (Line) Bass – DI (Line) + EQ, Comp, Drive E-Guitar – Jazz (Dry) E-Guitar – Jazz (Clean Jazz FX) E-Guitar – Lead (Dry) E-Guitar – Lead (Lead FX) E-Guitar – Rock (Dry) E-Guitar – Rock (Rock FX) ur44_eguitar_rock.wav

Mit Cubase AI7 bietet Steinberg weiterhin einen beachtlich leistungsstarken Einstieg in die Welt ihres DAW Flaggschiffs. Die Limitierungen im Vergleich zur Vollversion liegen dabei vor allem in der reduzierten Kanalanzahl von maximal 32 Audio- und 48 MIDI-Spuren sowie im kleineren Funktionsumfang in hinsichtlich der PlugIns und der Sample-Library. Pro Kanal stehen hier auch nur vier Inserts und vier Sends zur Verfügung. Weiterhin ist auch der Halion-Sampler ist nur in einer abgespeckten Version enthalten.
Insgesamt können diese Einschränkungen in Bezug auf kleinere Produktionen oder Demo-Aufnahmen aber beinahe vernachlässigt werden, da sich auch so ohne Probleme amtliche Resultate erzielen lassen. Wem das nicht ausreicht, der kann dank Upgrade-Programm auch kostengünstiger als normal auf die Vollversion aufstocken.

Kommentieren
Profilbild von Frank

Frank sagt:

#1 - 24.10.2015 um 07:05 Uhr

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Schön mal das Thema "Latenzen" komplett ausgespart, warum auch immer..

Profilbild von Felix Klostermann

Felix Klostermann sagt:

#2 - 26.10.2015 um 10:00 Uhr

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Hallo Frank, vielen Dank für deinen Kommentar. Unter Praxis findest du einen Screenshot der Audio-Settings aus Ableton Live. Dort kannst du beispielhaft die globale Latenz bei 44,1kHz & 64 Samples unter Mac OSX sehen, welche mit 7,8 ms ziemlich gut ist. LG, Felix

Profilbild von gHYPE

gHYPE sagt:

#3 - 18.04.2016 um 20:40 Uhr

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Hei ho.
Ich wundere mich ob man in ableton den reverb direkt aufnehmen kann, denn man aus ur44 dsp effekt zu hören bekommt?

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