Stanton SCS-1.m & SCS-1.d Test

Frisch auf den Tisch
Wollen Sie es geschnitten oder am Stück? „Ne, am Stück wäre schön“, denk ich mir, als ich die beiden Boliden von ihrem fast mannsgroßen Pappkleid befreie. Purer Kunststoff und trotzdem bringt der 1.d sechs Kilo auf die Controller-Waage. Wuchtig ist er auch geraten, seine Ausmaße erinnern mich beinahe an einen Plattenspieler. Der Mix-Controller 1.m ist da schon ein bisschen schlanker ausgefallen, wiegt auch nicht so viel, nämlich nur 2,7 kg.

Insgesamt fällt der Erstkontakt jedoch freundlich aus, die beiden wirken gut aufgeräumt und sehr robust. Die „verwursteten“ Bauteile sehen gut eingearbeitet aus – kein Grund zur Beschwerde – schön! Die Drehregler am Mix-Controller erinnern mich aufgrund ihrer Form an einen Kegel – nur fehlt mir die Kugel dafür… genug gefloskelt, auf geht´s zum Aufstellen und Anschließen der beiden. „Enter the System!“, heißt es schließlich auf der Stanton-Webpage.

Enter 1.d
Der 1.d ist ein reiner Deck-Controller. Mit ihm kann man alles (am virtuellen Deck) kontrollieren, wenn man einen Kontrollzwang hat – und den habe ich, das könnt Ihr mir glauben. In der Mitte der Oberfläche thront der 10“- Plattenteller mit Slipmat und Steuer-Vinyl, damit die Emulation mehr als nur täuschend echt ausfällt. Und das Teil dreht sich natürlich auch noch, klar! Aber nur dann, wenn man auch das mitgelieferte Netzteil angeschlossen hat, denn Firewire-Power richtet hier nichts mehr aus – zu viele Displays und  LEDs nebst Drehteller.

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Oberhalb des Tellers befinden sich vier Endlos-Controller kombiniert mit mehreren Bank-Tastern, mit deren Hilfe die Drehregler andere Funktionen zugewiesen bekommen. Unterhalb des Tellers sind vier Trigger-Pads untergebracht, die ebenfalls über die oben befindlichen Bank-Buttons in andere Funktionszustände gebracht werden. Klassisch am rechten Rand der Oberfläche finden wir den Pitch-Slider, der als 100 mm langer Motorfader (!) ausgeführt ist. Wie gewohnt hat sich in der linken unteren Ecke die Transportsektion niedergelassen, welche die virtuellen Decks in Bewegung hält. Darüber schließen sich einige Buttons an, die den Controller in die vier verschiedenen Betriebsmodi (Browse, Control, Setup und Vinyl) versetzen oder mit deren Hilfe eines der vier Decks von Traktor Pro ausgewählt wird (DECK SELECT). Welcher Player gerade ausgewählt ist, visualisiert das kreisrunde Display in der linken oberen Ecke. Brav zeigt es A, B, C oder D an, schön groß und blau hintergrundbeleuchtet, so dass DJ-Zustand und Beleuchtungsvariablen in der DJ-Kanzel zweitrangig werden.

Die Anschlüsse des 1.d - hier hält scih der Kabelsalat noch in Grenzen
Die Anschlüsse des 1.d – hier hält scih der Kabelsalat noch in Grenzen

Auf dem Backpanel finden wir den Netzschalter, zwei 6-polige Firewire-Buchsen sowie die Anschlußbuchse für das externe 24V (!) Netzteil vor.

Enter 1.m
Der Mix-Controller 1.m ist vierkanalig ausgeführt und beherbergt klassisch eine Monitor- und Master-Sektion in seiner rechten oberen Ecke. Darunter sind Multifunktionsrad mit 55 mm Durchmesser sowie Taster zur Preset- und Bank-Auswahl für die Endlos-Controller untergebracht.

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Zu jedem Kanalzug gehört auch ein separates Channel-Meter, welches leicht rechts versetzt neben den Kanälen in die Oberfläche eingearbeitet wurde. Die Meter bestehen aus neun  Segmenten und sind dreifarbig abgesetzt. Sechs der LEDs sind grün, der „Grenzwert“ leuchtet gelb, und zwei rote LEDs kümmern sich um den Headroom des Channels.
Unter den fünfreihigen Kanalzügen, die über Controller für Gain, Hi-, Mid- und Low-EQ sowie Pan verfügen (von oben nach unten) schließen vier griffige Endlos-Controller an, mit denen diverse Parameter wirkungsvoll gesteuert werden können. Die Endlos-Controller werden von einem Kranz aus 18 LEDs umrandet, welche in rot den Potistand aus Traktor auf die Mixer-Oberfläche bringen – sehr praktisch. Doch dabei bleibt es nicht, denn unter den Controllern, die fein gerastert sind, buchstabieren 8-Zeichen-Displays, die Parameter, auf die der Controller gerade zugreift. Nichts soll dem Zufall überlassen werden. Das gefällt mir gut, ich bin eben ein Kontrollfreak. Weiter geht’s, denn unterhalb der Displays ermöglichen in jedem Kanal zwei Taster das Routing auf die beiden Effektwege. Unterhalb der Controller-Reihe nebst visuellen Rückmelde-Instanzen sorgen die Kanalfader für den klassischen Mixer-Look. (Was wäre ein Mischpult denn bitteschön ohne Fader?) Darunter sorgen ein großer und ein kleiner Taster für den Abschluss des Kanalzuges. Mit dem größeren der beiden wählt man den Kanalzug aus, um dort z.B. einen neuen Track in das „auserwählte“ Deck zu laden. Der kleine Button hingegen schaltet den jeweiligen Kanal auf den Kopfhörerausgang (CUE).

Alle Kanalfader sowie der Crossfader verfügen über einen Regelweg von 45 mm und ermöglichen somit gefühlvolle Fades. Der Schaft der kegelförmigen Drehregler, die im Kanal Verwendung finden, ist 23 mm hoch. Die Regler sind gummiert und somit sehr griffig. Dadurch, dass sie sich formbedingt nach oben hin verjüngen, verkürzt sich der Regelweg, was dem DJ etwas mehr Gefühl beim Drehvorgang abverlangt. Der hohe Schaft bewirkt eine „gute Hebelwirkung“, so dass die Regler etwas wackelig erscheinen.
 
Hinsichtlich der Form sind die „Potis“ in der Master- und Monitor-Sektion identisch, nur sind sie mit 15 mm Höhe und einem geringeren Durchmesser ein wenig kleiner ausgefallen.
In der Master/Monitor-Sektion ermöglichen vier Drehregler den Zugriff auf Masterlautstärke, Monitorlautstärke (Kopfhörerausgang), Mischungsverhältnis von Master- und CUE-Signal auf dem Monitor und die Abhörlautstärke in der DJ-„Booth“.

Über den Kanälen thront mittig der „Full Screen“-Switch, der Traktor in den Vollbildmodus schaltet und auch wieder „zurückholt“. Unter dem FS-Schalter finden wir über jedem Kanal separate Master-Buttons, die den jeweiligen Kanal zum Master des Verbundes machen.

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Auf dem Backpanel des 1.m warten erwartungsgemäß viele Schnittstellen. Neben den Audio-Buchsen ist dort eine Buchse für einen Fußschalter untergebracht, um einen MIDI-Parameter freier Wahl zu steuern. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, den Deck-Focus oder die Deckauswahl damit zu bedienen – Aufnahmestart/-stop wäre allerdings auch ein gute Wahl… Neben der Footswitch-Buchse beherbergt das Backpanel eine weitere 6,3 mm Klinken-Buchse zum Anschluss für ein dynamisches Mikrofon. Mit einem kleinen Trim-Regler kann das Mikrofon hinsichtlich der Vorverstärkung angepasst werden. Ein weiterer Eingang, als Cinch-Paar ausgeführt, ermöglicht den Anschluss eines Plattenspielers oder einer Line-Quelle. Welches Signal der 1.m erwartet, also CD oder Phono, entscheidet ein kleiner Wahlschalter. Für die Anpassung des Pegels zeigt sich ebenfalls ein kleines Trim-Poti verantwortlich. Eine Kunststoff-Schraube sorgt für die Masse-Anbindung des Turntables.

StantonSCS1m_Backpanel_01

Ausgangsseitig stellt der 1.m einen Master-Ausgang bereit, der das Signal über zwei 6,3 mm Klinken-Buchsen symmetrisch aus dem Gerät führt. Ein weiterer Ausgang ermöglicht den Betrieb einer separaten Monitoranlage. Dieser Ausgang ist allerdings nur unsymmetrisch über Cinchbuchsen realisiert worden. Zwei Firewire-Buchsen (6-polig) komplettieren die Schnittstellenwelt des 1.m. Zu guter Letzt seien an dieser Stelle der hier untergebrachte Netzschalter sowie der Anschluss für das externe Netzteil, welches 12V Betriebsspannung liefert, erwähnt.

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