Anzeige

Sonor Vintage Series Snare Drums Test

Die „Teardrop“-Ära im Hause Sonor sorgte seinerzeit bestimmt eher für lachende als für tränende Augen, schließlich konnten die Sonor Schlagzeuge der 1950er und 1960er Jahre, auf die sich diese Bezeichnung bezieht, durchaus mit Ludwig, Gretsch und Konsorten konkurrieren und stehen noch heute bei Sammlern hoch im Kurs. Grund für die Namensgebung sind die lang gezogenen, an eine Träne erinnernden Spannböckchen, die die traditionell aus Buchenholz gefertigten Kessel damals zierten und die wir auch an der Neuauflage namens „Vintage Series“ in nahezu unveränderter Form wiederfinden.  


Eines muss man dem Bad Berleburger Traditionshersteller ja lassen: Hier werden Nägel mit Köpfen gemacht. Man belässt es bei den Trommeln der „Vintage Series“ nicht einfach bei einem Vintage Finish und schraubt aktuelle Hardware dran, sondern orientiert sich bei diesen Modellen selbst in scheinbar unauffälligen Details mit deutscher Gründlichkeit an den Vorbildern. Nicht nur die Böckchen, sondern auch die Spannreifen und die Teppichabhebung wurden eigens für diese Serie ganz im Stil vergangener Zeiten rekonstruiert und dabei technisch auf den neuesten Stand gebracht. Ob der Sound genau so „vintage“ ist wie die Optik, ergründen wir in diesem Test.

Details

Ein Sonor-Klassiker: Neunschichtiger Kessel aus heimischer Buche

Zugegeben, eine gewisse Ehrfurcht kann ich nicht leugnen, als ich die beiden Kartons in Empfang nehme, auf denen in großen Lettern SONOR steht, ergänzt durch die drei heute nicht mehr selbstverständlichen Worte „Made in Germany“. Bekanntlich findet ja bereits seit geraumer Zeit der Großteil der Sonor Trommelproduktion in China statt, und das Gütesiegel „Made in Germany“ war bisher lediglich den Top-Serien SQ2 und ProLite vorbehalten. Nun darf sich mit den „Vintage“ Trommeln also eine weitere Serie zum illustren Kreis zählen. Der Name ist Programm, und vintage ist nicht nur das äußere Erscheinungsbild der Snares, sondern auch das Herzstück, der Kessel. Allerdings sieht die Interpretation dieses Begriffes bei Sonor anders aus als bei den meisten anderen Herstellern. So handelt es sich bei den Kesseln der Testtrommeln nicht um die traditionelle Konstruktion mit eingeleimten Verstärkungsringen, sondern um glattwandige Kessel, eine Bauform, die bei Sonor erstmals in den späten 1960er Jahren zum Einsatz kam. Die verwendete Holzsorte ist, wie nicht anders zu erwarten, Buche, ein Material, das untrennbar mit der Sonor Historie verbunden ist, was zum großen Teil damit zu tun hat, dass dieses Holz in Deutschland schon immer leicht verfügbar war. Ein ebensolcher Klassiker im Hause Sonor ist das ungewöhnliche Kesselmaß von 14 x 5,75 Zoll, das einen der beiden Testkandidaten auszeichnet, während das andere Modell in der allgemein gängigen Größe 14 x 6,5 Zoll daher kommt. 

Fotostrecke: 4 Bilder Die u201eVintage Black Onyxu201c Snare in den Sonor-typischen Mau00dfen 14 x 5,75 Zoll …

Wie in alten Zeiten: runde Gratung und Perlmutt-Optik

Bezüglich der Konstruktion gleichen sich die Trommeln exakt, allerdings haben wir es in einem Fall mit einer mattschwarzen „Vintage Onyx“ Lackierung zu tun und im anderen Falle mit einer sauber verklebten Folie in der Farbe „Vintage Red Oyster“. Der sechs Millimeter und neun Lagen starke kreuzverleimte Buchenholzkessel ähnelt mit seiner abgerundeten Gratung den Sonor Champion Drums der frühen 1970er Jahre, aus denen später die berühmte Phonic Serie hervor ging. Die abgerundete Gratung finden wir übrigens auch auf der Resonanzfellseite, wobei die Fellauflagefläche im Bereich des 15 Zentimeter langen und zwei Millimeter tiefen Snarebeds aber deutlich scharfkantiger ausfällt. Auf der Innenseite ist der sehr akkurat verarbeitete Kessel matt versiegelt. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die mattschwarze Lackierung ist so fein aufgetragen, dass man die Holzmaserung fu00fchlen kann.

Altes Design modern interpretiert: Die „Super 50“ Teppichabhebung

Die jeweils 16 versetzt angebrachten und mittels kräftiger Torxschrauben am Kessel befestigten Teardrop Lugs verleihen den Trommeln ein stattliches Gewicht. Am schwarz lackierten Kessel sind diese übrigens, im Gegensatz zur folierten Snare, mit Gummiunterlagen versehen. Die extrem robuste „Super 50“ Teppichabhebung unterscheidet sich von den meisten heutzutage verwendeten Formen dadurch, dass sich die Mechanik im Inneren des Kessels befindet, was nicht nur das optische Erscheinungsbild aufgeräumter wirken lässt, sondern die beweglichen Teile auch vor Staub und Verschmutzungen schützt. Durch das Hochklappen des massiven Hebels parallel zum Kessel wird der Schlitten, in den der 24-spiralige Teppich aus dem umfangreichen Sonor „SoundWire“-Programm mittels Schnüren eingespannt ist, in einer Längsführung nach oben bewegt. Interessant dabei ist, dass die Teppichspannung ausschließlich auf der gegenüber liegenden Seite, am Butt End, per Rändelmutter eingestellt werden kann. Optisch gleichen sich die mit Vierkantschrauben versehenen Klemmböckchen zur Aufnahme des Teppichs auf beiden Seiten, wodurch das System auf den ersten Blick wie eine Parallelabhebung aussieht. 

Fotostrecke: 8 Bilder Funktional und robust: Der Super 50 Snare Strainer.

Auch die „Superprofil“ Spannreifen feiern eine wundersame Wiederauferstehung

Nicht nur an der Abhebung, auch an den Spannreifen kommen Vierkantschrauben zum Einsatz. Da hat man dann doch ein Zugeständnis an die Bedürfnisse des modernen Trommlers gemacht und auf die ursprünglich verwendeten, Sonor-typischen Schlitzschrauben verzichtet. Wer es allerdings wirklich original haben möchte, kann die Testtrommeln optional auch mit Schlitzschrauben ordern. Wer die Sonor Drums der 1960er Jahre kennt, erinnert sich garantiert an die speziellen, nach innen geflanschten Spannreifen, damals eine Besonderheit. „Superprofil“ lautete die Bezeichnung, und ebenso ist es auch in die detailgetreuen Nachbildungen eingraviert, die mit 2,3 Millimetern Stärke allerdings etwas kräftiger ausfallen. Die Verchromung der Reifen, wie übrigens auch der übrigen Metallteile an den Trommeln, ist absolut hochwertig und makellos. Selbstverständlich darf bei den Vintage Series Snares auch das in den 1950er Jahren erstmals verwendete, metallene und mit zwei Schrauben am Kessel befestigte Script-Logo nicht fehlen. Direkt darunter ist ein zweites Badge mit der Serienbezeichnung angebracht, das allerdings, ebenso wie die Spannreifen, das modernere Logo trägt. Schade, dass man hier nicht ebenso konsequent wie in anderen Details zu Werke gegangen ist. Bezüglich der Felle setzt Sonor, wie eh und je, auf Produkte aus dem Hause Remo. Die Wahl fiel erwartungsgemäß auf ein weiß-aufgerautes Ambassador Fell oben und ein klares Resonanzfell mittlerer Stärke. An Zubehör befindet sich in den Kartons jeweils lediglich ein sowohl für Vierkant- als auch für Schlitzschrauben verwendbarer Stimmschlüssel.

Fotostrecke: 4 Bilder Nur echt mit Gravur: u201eSuperprofilu201c-Spannreifen.
Anzeige

Praxis

Die 14“x5,75“ Snare im Sound-Test / Mittleres Tuning

Sonor definiert den Sound der Vintage Series Drums als trocken und warm. Letzteres trifft auf jeden Fall zu, aber trocken, im Sinne von obertonarm, klingt die 14“x5,75“ Snare definitiv nicht. Ganz im Gegenteil, für einen Holzkessel ist das Frequenzspektrum erstaunlich breit, ein Phänomen, das man auch von den Sonor Phonic Snares aus den 1980er Jahren kennt. Im mittleren Tuning hört man deutlich die singenden Obertöne, die, je nach Spielposition auf dem Fell, sehr gezielt dosiert werden können. Ghostnotes und leise Schläge am Rand werden sehr differenziert wiedergegeben, gleichzeitig begeistert mich der für eine nicht allzu tiefe Snare, vollmundige Grundton, der durch die abgerundete Kesselgratung begünstigt wird.

Audio Samples
0:00
14×5,75 – mittlere Stimmung – solo 14×5,75 – mittlere Stimmung – Rimclick Groove 14×5,75 – mittlere Stimmung – Groove 14×5,75 – mittlere Stimmung – Groove gedämpft

Hohes Tuning

Die klare Artikulation sowie eine luftige Brillanz kennzeichnen auch in knallharter Stimmung den Sound der 14“x5,75“ Snare. Rimshots bekommen durch die kräftigen Spannreifen einen knackigen Attack, stechen aber nicht unangenehm heraus. Dämpfung sollte man hier nur sehr dosiert einsetzen, um den Sound nicht zu sehr „abzutöten“.

Audio Samples
0:00
14×5,75 – hohe Stimmung – solo 14×5,75 – hohe Stimmung – Groove 14×5,75 – hohe Stimmung – Groove gedämpft

Tiefes Tuning

Der holzige Charakter des Buchenkessels setzt sich in tiefer Stimmung besonders klar durch und verleiht der flachen Snare einen vielschichtigen, komplexen und sehr lebhaften Sound, der sich hervorragend für Blues, Soul, Jazz und verwandte Richtungen eignet. Durch gezielte Dämpfung kann man den Fokus verstärkt auf die unteren Frequenzen richten, wodurch die Trommel fett und satt klingt und selbst in der typischen Rock-Ballade – eigentlich Territorium der 14“x6,5“-Größe – eine gute Figur machen würde. 

Audio Samples
0:00
14×5,75 – tiefe Stimmung – solo 14×5,75 – tiefe Stimmung – Groove 14×5,75 – tiefe Stimmung – Groove gedämpft
Fotostrecke: 2 Bilder Die 14u201c x 5,75u201c Snare im Aufnahmesetting…

Die 14“x6,5“ Snare im Sound-Test / Mittleres Tuning

Etwas mehr „Fleisch“ und Volumen bringt erwartungsgemäß die 14“x6,5“ Snare mit. In mittlerer Stimmung präsentiert sie einen veritablen, fetten Rock-Sound, der sowohl mit als auch ohne Dämpfung überzeugt und viel Charakter mitbringt. Besonders gut gefallen mir die Rimshots, aber auch Rimclicks kommen satt und schön holzig rüber.

Audio Samples
0:00
14×6,5 – mittlere Stimmung – solo 14×6,5 – mittlere Stimmung – Rimclick Groove 14×6,5 – mittlere Stimmung – Groove 14×6,5 – mittlere Stimmung – Groove gedämpft

Hohes Tuning

Auch in hoher Stimmung fühlt sich die 14“x6,5“ Snare noch wohl. Durch die sensible Ansprache werden auch feinste Nuancierungen hörbar, dabei klingt die Trommel immer noch voll und punchy mit genau der richtigen Portion Obertöne. Wer es noch etwas weicher mag, kommt mit ein wenig Dämpfung schnell zum angestrebten Ziel.

Audio Samples
0:00
14×6,5 – hohe Stimmung – solo 14×6,5 – hohe Stimmung – Groove 14×6,5 – hohe Stimmung – Groove gedämpft

Tiefes Tuning

In tiefer Stimmung büßt die 14“x6,5“ Snare leider ein wenig von ihrer Klarheit ein. Insgesamt wirkt der Sound zwar schön weich und voll, aber gleichzeitig auch unsauberer und weniger artikuliert als bei der kleinen Schwester, die mit der tiefen Stimmung erstaunlicherweise besser zurecht kommt.  

Anzeige

Fazit

Die beiden Sonor Snaredrums aus der Vintage Serie klingen durch abgerundeten Gratungen des Buchenholzkessels weicher als beispielsweise die früheren Sonor Phonic Snares, die zwar aus demselben Material gefertigt waren, aber wesentlich dickere Kessel mit eine schärferen Gratung hatten. Trotz des weichen, warmen Sounds mangelt es den Trommeln keineswegs an Präsenz, und die Teppichansprache ist fast über den gesamten Stimmbereich hervorragend. Lediglich die 14“ x 6,5“ Snare neigt in tiefer Stimmung etwas zum Verwaschen. Interessanterweise macht die flachere Snare, der mittlere und tiefe Tunings besonders behagen, hier eine bessere Figur. Ob die recht hohen Preise gerechtfertigt sind, muss jeder für sich entscheiden. Zumindest bekommt man dafür exzellent klingende Trommeln, die sich durch ihr optisches und technisches Konzept klar von der Masse abheben.

PRO
  • vielseitige Sounds
  • hervorragende Verarbeitung
  • gelungene Optik
CONTRA
  • 6,5er Modell verliert in tiefer Stimmung an Definition
Einmal Folie, einmal Lack: Die Sonor Vintage Series Snares gibt es in insgesamt vier Finishes.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Sonor
  • Serie: Vintage Series
  • Kesselmaße: 14“x5,75“ und 14“ x 6,5“
  • Kesselmaterial: Buche
  • Kesselkonstruktion: 9 Lagen, 6 Millimeter Wandstärke
  • Kessel-Hardware: 16 Teardrop Lugs (versetzt angebracht) mit TuneSafe System
  • Spannreifen: 2,3 Millimeter Superprofil Reifen
  • Snare-Abhebung: Super 50 Throw Off
  • Snare-Teppich: SW 1424S (24 Stahlspiralen)
  • Felle: REMO Ambassador White Coated / Ambassador Snare
  • Finishes: Vintage Onyx / Vintage Natural (Lack), Vintage Pearl / Vintage Red Oyster (Folie)
  • Herkunft: Deutschland
  • Preise: (Verkaufspreise)
  • 14“x5,75“ EUR 669,- € (VT15 14×5,75 SDW)
  • 14“x6,5“ EUR 679,- € (VT16 14×6,5 SDW)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • vielseitige Sounds
  • hervorragende Verarbeitung
  • gelungene Optik
Contra
  • 6,5er Modell verliert in tiefer Stimmung an Definition
Artikelbild
Sonor Vintage Series Snare Drums Test
Für 729,00€ bei
Hot or Not
?
Die „Vintage Black Onyx“ Snare in den Sonor-typischen Maßen 14 x 5,75 Zoll ...

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Drummer Heaven

Drummer Heaven sagt:

#1 - 14.03.2018 um 08:15 Uhr

0

Interessant... ich finde das 6,5er Modell gerade in mitteltiefer Stimmung besonders schön! Tipp: den 24-Spiralen-Teppich gegen einen Puresound 20-Spiralen-Teppich austauschen!

Profilbild von Hannes R.

Hannes R. sagt:

#2 - 15.07.2018 um 10:27 Uhr

1

Als Besitzer eines Sonor Champion und eines Trixonsets(Sonor-Kessel) aus den 50ern kann ich nicht ganz verstehen warum eine an die Champion angelehnte Kesselkonstruktion gewählt wurde. Die Champions waren 6mm 6 Lagen und klingen gut, kommen aber bei weitem nicht an die 3 lagigen Kessel mit Verstärkungsringen rann! Auch die entscheidung 2,3mm Spannreifen zu nehmen leuchtet mir nicht ein... Man könnte denken Sonor wüsste selbst nicht so recht was ihre Vintage Drums so begehrt macht?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?
  • Some Bluesy Sounds with the Quilter Elevate!