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Shure PG Wireless System Vocal Test

Welche Sängerin stolpert während eines Auftritts schon gerne über Kabel? Welcher Sänger lässt sich auf der Bühne schon mit Vergnügen an die Leine legen? Drahtlos-Systeme versprechen da weitaus mehr Sorgen- und Bewegungsfreiheit. Vorausgesetzt, sie agieren zuverlässig und sind kinderleicht einzurichten, sodass bei Gigs auf kleinen Bühnen oder in der Kneipe »um die Ecke« nicht immer gleich ein Techniker vor Ort sein muss, der für ein zuverlässiges Signal sorgt.

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Auch wenn der Name Shure auf dem hart umkämpften Markt der »Handfunken« ein echtes Aushängeschild ist, soll uns das nicht davon abhalten, das für Sänger/innen zugeschnittene Shure PG Wireless-System kritisch zu beleuchten, damit Einsteiger nicht nur auf der Bühne, sondern auch beim Kauf eines Drahtlos-Systems nicht ins Stolpern geraten.

Details

Die PG Wireless-Reihe von Shure richtet sich an Einsteiger in der Welt der drahtlosen Bühnenmikrofonsysteme. „PG“ steht dabei für „Performance Gear“ und kennzeichnet das preisgünstigste Segment des Shure-Portfolios. Beim Öffnen der stabilen Kartonage staunt der interessierte Anwender ein wenig: Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Audio-Equipment ausgepackt habe, dass wie ein Kühlregal-Sandwich in vorgegossener Plastikhülle untergebracht war. Sei’s drum – guten Schutz für den Geräte-Lieferumfang verspricht diese Verpackung allemal. Ein mehrsprachiges Handbuch gibt Auskunft über Funktionen und Installation der enthaltenen Geräte. Das ist heute nicht mehr unbedingt selbstverständlich. Das 12V-Netzteil des Empfängers kommt im eigenen kleinen Karton daher und verfügt über Ösen, um es beispielsweise in einem Rack festschrauben zu können, und auch die mitgelieferte Mikrofonklemme ist absolut road-tauglich. Sie ermöglicht sowohl das Einschieben als auch ein Einklicken des PG58.

Fotostrecke: 5 Bilder Schicke Kartonage…

Shure PG58/BLX2

Das Shure PG58 ist der Handsender dieses Wireless-Systems und wird mit zwei AA-Batterien betrieben, für deren Lebensdauer der Hersteller bis zu 14 Stunden Dauerbetrieb verspricht. Sein Übertragungsbereich ist mit einer Frequenzspanne von 60 Hz bis 15 kHz zwar der eingeschränkteste unter den Shure-Handsendern, doch im Vergleich mit dem Standard seines großen Bruders SM58 fehlt ihm lediglich der Bereich von 50 bis 60 Hz. Vokalisten dürften deshalb in der Regel getrost über diese Einschränkung hinwegsehen können. Die dynamisch arbeitende Kapsel des PG58 kommt mit einer Nierencharakteristik daher, die Signal-Feedbackschleifen auf der Bühne vermeiden soll. Mit einer Empfindlichkeit von -53 dBV/Pa ist das PG58 sogar besser aufgestellt als das bereits erwähnte SM58 und dennoch robust genug, um auch auf lauten Bühnen und bei hohen Gesangspegeln bestehen zu können.
Der Handsender bietet eine LED-Anzeige, die Auskunft über den Batteriestatus gibt. Bei kritischem Batteriestatus wechselt die LED von grün nach rot. Dann steht dem Anwender immerhin noch ca. eine Stunde Betriebsdauer zur Verfügung, bevor der Handsender »den Geist aufgibt«. Außer dieser Batteriezustands-LED und einem Ein-/Aus-Schalter lässt das PG58/BLX2 auf den ersten Blick weitere Extras vermissen. Doch der Eindruck täuscht: Wer das Batteriefach aufschraubt, entdeckt darunter gut geschützt sowohl ein beleuchtetes Display, das zur Anzeige der Kanalwahl dient, als auch zwei Taster für die Auswahl von Funkkanal und verwendeter Sendergruppe. Außerdem kann durch längeres Drücken des Kanalwahltasters auch eine Pad-Funktion aktiviert werden. Ist sie aktiv und sorgt somit für eine Pegelabsenkung um 10 dB, wird dies ebenfalls im Display angezeigt. Die maximale Sendeleistung des PG58 liegt mit 10 mW an der zugelassenen Obergrenze und ist damit vergleichbar mit anderen modernen Drahtlos-Systemen. Ein sinnvolles Feature ist auch die Möglichkeit zum Sperren der Bedienelemente. Wird bei eingeschaltetem Sender der Taster zur Wahl der Gruppe dauerhaft gehalten und zusätzlich die Kanalwahltaste für etwa zwei Sekunden gedrückt, können Gruppen- und Kanalwahl gegen weiteren Zugriff gesperrt werden.
Der »Fuß« des Handsenders hat ein weiteres nützliches Extra zu bieten. An seinem Ende befindet sich eine aufgesteckte farbige Kennzeichnungskappe. Sie kann durch zusätzlich erhältliche andersfarbige Kennzeichnungskappen ersetzt werden. Auf diese Weise können mehrere PG58/BLX2, die auf einer Bühne im Einsatz sind, auf die Schnelle vom Tonverantwortlichen unterschieden werden. Auch diese Idee ist wirklich pfiffig.

Fotostrecke: 5 Bilder Handsender PG58/BLX2 im klassischen Shure-Design

Shure BLX4

Der Empfänger dieses Wireless-Systems ist der Shure BLX4. Wie in dieser Preisklasse mittlerweile üblich, arbeitet er als Diversity-Empfänger. Das heißt, er empfängt Funksignale mittels zweier Antennen, wobei er jeweils das Signal verwendet, das die bessere Signalübertragungsqualität gewährleistet. Die über einen Mikroprozessor gesteuerte Diversity-Funktion ermöglicht dadurch insbesondere in solchen Umgebungen eine zuverlässigere Arbeitsweise, in denen Funkwellen reflektiert oder gestört werden können, wie etwa in Stahlbetonbauten oder Veranstaltungshallen.
Um freie Frequenzbereiche zu finden, bietet die Einstiegsklasse unter den Shure-Sendern eine automatische Suchfunktion, die selbstständig Kanäle auftreibt, auf denen das Gerät frei von Intermodulationen mit anderen Funksendern/-empfängern agieren kann. Dabei wird vom BLX4 nicht nur eine beliebige freie Trägerfrequenz, sondern diejenige Frequenz gesucht, die die beste Signalqualität ermöglicht. Im Unterschied zur zur PGX-Reihe von Shure ist die Antenne beim BLX4 intern verbaut und keine Möglichkeit zum Anschluss weiterer Antennen vorgesehen. (Das ist erst bei den Shure-Profi-Systemen SLX, ULX und UHF-R gegeben.)
Eine zweifarbige LED gibt am Empfänger den jeweiligen Audiostatus an. Liegt ein Signal an, leuchtet die LED grün, bei Übersteuerungen dagegen rot auf. Bedienelemente für Guppen- und Kanalwahl sowie ein zugehöriges Display und der „Power“-Schalter komplettieren die aufgeräumte Front des BLX4. Wie beim PG58/BLX2 so steht auch beim BLX4 eine Tastensperre zur Verfügung. Werden Gruppen- und Kanalwahltaster des eingeschalteten Empfängers für ein paar Sekunden zugleich gedrückt, können die Bedienelemente des BLX4 gegen weiteren Zugriff gesperrt werden. Insgesamt ergibt sich damit ein praxisnahes Package von Funktionen, das dem Anwender Übersicht und Sicherheit in der Bedienung des Funk-Sets verschafft

Fotostrecke: 5 Bilder Der BLX4 kommt in funktionalem, schlichtem Design daher

Auf der Geräterückseite stehen ein XLR- und ein Klinkenausgang zur Verfügung, und das war’s auch schon. Außer der zusätzlichen Zugentlastung für die ebenfalls rückseitig angebrachte Stromzufuhr gibt es dort keine weiteren Features.

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Praxis

Optik, Haptik, Usability

Die Haptik des PG58 vermittelt – für meinen Geschmack – nicht zwingend Solidität. Zwar ist das matt-satinierte Finish schön anzuschauen, aber das verwendete Plastik des Mikrofonschafts lässt das Mikrofon in Verbindung mit seinem geringen Gewicht eher wie ein Spielzeug denn wie ein Arbeitsgerät wirken. Aber natürlich zählen letztlich die »inneren Werte« und die Performance unseres Testkandidaten. Dazu später mehr. Zunächst ein Blick auf Handhabung und Features in der Praxis. Einige nette Kleinigkeiten erhöhen die Usability des PG58 und versprechen ein sorgenfreies Arbeiten mit dem Wireless-System. So wurde etwa der gummierte „An/Aus“-Schalter im Geräteschaft leicht versenkt, sodass er nicht versehentlich betätigt werden kann, aber dennoch schnell erreichbar ist. Ein echtes Highlight ist auch die Zeit, die das System benötigt, um die Verbindung aufzubauen. Betätigt man den „An“-Schalter des PG58/BLX2, so ist beim Empfänger bereits nach nur ein bis zwei Sekunden der Mikrofonsound am Start.
Was beim Hantieren mit dem Mikrofon allerdings auffällt, ist dessen Anfälligkeit für Griffgeräusche. Tippt der Sänger/die Sängerin mit dem Finger im Takt am Mikrofonschaft, bringt er/sie gleich seine eigene Conga mit… OK, das klingt vielleicht etwas »bösartig« formuliert, trifft aber klanglich den Nagel auf dem Kopf. Eventuell hätte zur Bedämpfung der Griffgeräusche etwas dünner, innenliegender Filz, etwas Schaumstoff oder Ähnliches dem Mikrofon gut getan.

Mikrofonklang

Klanglich ist das PG58 weniger mittenlastig als sein SM58-Geschwisterchen. Dadurch wirkt es etwas weniger aufdringlich (sofern man das über das SM58 überhaupt sagen kann). Im Band-Kontext könnte es deshalb vorkommen, dass sich Gesangssignale, die mit dem PG58 aufgegriffen werden, deshalb etwas weniger gut durchsetzen als solche, die mittels SM58 aufgegriffen werden. Der Nahbesprechungseffekt des Nierencharakteristik-Mikrofons erzeugt einen satten, bassbetonten Sound. Ein mittlerer Abstand zwischen Mikrofonkapsel und Sänger/Sängerin liefert dagegen ein ausgewogeneres Frequenzbild. Im Bereich von ca. 15 cm wirkt der Vocalsound in unserem Test deutlich »feiner«, wenngleich selbstverständlich der Signalpegel dabei schon deutlich niedriger ausfällt. Bei diesem Mikrofonabstand bietet das PG58 ein Klangbild, das gerade im Bereich von oberen Mitten bis zu den Höhen recht »seidig« klingt. Zischlaute klingen nicht allzu scharf, aber sind präsent. Vor allem im Bereich der Transienten klingt das Shure für meine Ohren schon beinahe »superweich«.
Die Off-Axis Abbildung des PG58 führt zu keinen allzu dramatischen Klangänderungen. Wenn der Sänger/die Sängerin das Mikrofon also leicht von jenseits der Hauptachse bespricht/besingt, fällt der Stimmklang keineswegs in sich zusammen. Zwar ist dann naturgemäß der Nahbesprechungseffekt geringer und das Klangbild damit insgesamt gleichmäßiger verteilt, aber das resultierende Frequenzbild liegt nah an demjenigen eines mittleren Mikrofonierungsabstands (z.B. ca. 15 cm). Der Abfall des Signalpegels im Audiobeispiel macht deutlich, dass bei der Off-Axis-Besprechung die Nierencharakteristik des Mikrofons schön greift. In der Regel sollten deshalb beim Live-Einsatz des PG58 seitliche Übersprechungen durch andere Schallquellen oder gar Feedbackprobleme kaum ein Problem darstellen. Dennoch schadet etwas Bewegung am Mikrofon nicht gleich dem mühevoll eingestellten Vocal-Sound. Ein kurzer Hinweis noch zum An/Aus-Schalter des PG58. Wie das Audiobeispiel deutlich macht, ist bei dessen Betätigung ein minimales dumpfes Geräusch zu hören. Hierbei aber von einem „Knackser“ zu sprechen, wäre bei Weitem übertrieben. Im Bereich der Mikrofon-Komponente ergibt sich deshalb für das Vocal-Set ein rundherum praxistaugliches Bild.

Audio Samples
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Vocals 5 cm Abstand On-Axis Vocals 15 cm Abstand On-Axis Vocals 5 cm Abstand 45 Grad Off-Axis Vocals 15 cm Abstand 45 Grad Off-Axis Betätigen des On-Off-Tasters Bedämpfung der Griffgeräusche beim Shure PG58 BLX2

Funk- und Signalqualität

Werfen wir nun einen Blick auf die beiden eigentlichen kritischen Praxispunkte von Wireless-Systemen: Wie leicht lässt sich die Funkverbindung herstellen? Wie stabil ist sie? Gibt es Einschränkungen hinsichtlich der Signalqualität, die vom Funkbetrieb her rühren? Das alles sind Fragen, die man sich zu Recht stellt.
Schauen wir zunächst auf das Herstellen der Funkverbindung. Ein kurzes Drücken der „Group“-Taste des Empfängers löst dessen Suchfunktion aus. Nach erfolgreicher Suche zeigt der BLX4 den für diese Kanalgruppe freien Kanal mit der besten Übertragungsqualität an. Nun kann der Sender eingeschaltet und mit dessen Kanalwahltaster der zuvor gescannte Übertragungskanal gewählt werden. Das alles geschieht beim PG Wireless-System kinderleicht und verspricht nicht nur bei Einzelsystemen, sondern gerade bei der Einrichtung mehrerer Systeme ein sorgenfreies Arbeiten. Das beleuchtete Kanalwahl-Display des Senders ist sicher auch auf der Bühne gut ablesbar. Die sich daneben befindenden Taster sind klein, aber durch ihre leichte Erhöhung gegenüber dem Untergrund zielgenau zu bedienen. All diese kleinen Design-Feinheiten wirken sich in der Praxis positiv aus und sind kein Firlefanz, weil sie eine echte Erleichterung für die Handhabung darstellen.
Schwenken wir unseren Blick hinüber zum BLX4, so fällt auf, dass seine Ausgangsleistung im Vergleich zu anderen Wireless-Empfängern dieser Preisklasse recht kraftvoll ist. Es ist deshalb gut denkbar, dass es beim Aufgreifen so mancher Powerstimme sinnvoll sein kann, die ‑10 dB-Pad-Funktion des Systems zu aktivieren. Was mich ein wenig verwundert, ist, dass der Hersteller keinerlei Angaben über die konkrete Ausführung der Ausgangsbuchsen des BLX4 macht. Ob sie symmetrisch oder unsymmetrisch sind, ist den Unterlagen des Wireless-Systems nicht zu entnehmen.
Die Signalqualität des PG Wireless-Systems ist wirklich top. Bei einem geringen Abstand von 5 bis 6 Metern zum Empfänger ergaben sich im Test keine allzu störenden Nebengeräusche, die auf das Funksystem zurückgehen könnten. Auch der simultane Betrieb eines weiteren Drahtlossystems der Konkurrenz im selben Frequenzbereich quittierte das PG-System mit einem Achselzucken: LTE-Störungen blieben aus. Aussetzer der Funkverbindung waren zu keiner Zeit festzustellen.

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Fazit

Resümierend kann man sagen, dass Shure mit dem PG Wireless Vocal-System wirklich großes Kino für vergleichsweise kleines Geld bietet. Selten hatte ich in diesem Preissegment Audio-Equipment zwischen den Fingern, das eine solche Vielzahl feiner, kleiner Features bietet, die allesamt nur eins im Sinn haben: Eine vereinfachte und optimierte Handhabung. Den halben Punkt Abzug zur vollen Fünf-Sterne-Bewertung gibt es lediglich, weil das Wireless-System in dieser Preisklasse natürlich etliche Extras vermissen lässt, die teurere Geräte bieten können, wie etwa eine Anschlussmöglichkeit für zusätzliche Antennen, ein Umrüsten auf andere Frequenzbereiche oder auch ein hochwertigeres Vocal-Mikrofon. In dieser Preisklasse ist dem Hersteller mit dem PG Wireless Vocal-System jedoch eine echte Kampfansage gelungen. Bedienbarkeit, Zuverlässigkeit und Soundqualität machen das Funksystem in Verbindung mit dem attraktiven Preis für Einsteiger zu einem vielversprechenden Produkt, das die Anwender wohl kaum enttäuschen wird.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Gut geschützte Bedienelemente
  • Möglichkeit zur Farbcodierung
  • Für Gesang/Stimme optimiertes Frequenzbild
  • Immens lange Betriebsdauer des Senders möglich
  • True Diversity-Empfang
  • Quick Scan-Funktion
  • Einfache Bedienbarkeit
  • Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • Handgeräusche werden wahrnehmbar übertragen
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Shure PG Wireless System Vocal Test
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