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Sennheiser e 901 Test

Viel schreiben muss man zum Grenzflächenmikro Sennheiser e 901 eigentlich nicht. Dieser Schallwandler ist nur für eine einzige Aufgabe konzipiert worden, nämlich die druckvolle, unkomplizierte Abnahme der Bassdrum im Live- und Studiobetrieb.

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Während Soundfreunde über das empfindliche Bändchen- oder den edlen Großmembraner mit einer Mischung aus Zuneigung und Respekt sprechen, heißt es bei Grenzflächen in aller Regel: „In die Bassdrum rein, fertig!“ Damit wird diese Sorte Mikrofon zu einem Erfüllungsgehilfen auf dem Weg zum attackbetonten Bassdrumsound, größere Emotionen sind hier offenbar fehl am Platze. Ob das e 901 tut, was von ihm erwartet wird, lest ihr im Folgenden.

Details

Schwarz, flach, stabil

„German Engineering – Uncompromisingly Reliable“, steht auf der länglichen Pappschachtel, in welcher sich das e 901 verbirgt. Nach dem Öffnen zeigt sich, dass der vollmundige Spruch stimmen könnte, denn das Testobjekt wirkt mit seinem schweren Ganzmetallgehäuse zumindest mechanisch fast unzerstörbar. Seine rundliche, vorne breiter werdende Flunderform sieht gefällig aus, mit knappen 13 Zentimetern Länge und 11,5 Zentimetern Breite lässt sich das Teil durch jedes Resofell-Luftloch bugsieren. Auffällig ist die um gute zwei Zentimeter nach innen versenkte XLR-Buchse, welche den Platzbedarf der Mikro/Kabel-Einheit in kurzen Bassdrums etwas reduziert und außerdem das Kabel selbst schützt. Auf der Unterseite ist eine Gummierung angebracht, interessanterweise finden sich dort auch zwei Aussparungen für eine Verschraubung des e 901. 

Fotostrecke: 4 Bilder Spart Platz: Die XLR-Buchse ist…

Technisch auf Bassdrum getrimmt

Unter dem Metallgitter arbeitet eine permanent polarisierte Kondensatorkapsel, welche einfallenden Schall in Form einer halben Niere aufnimmt. Zwei Werte verdeutlichen die Ausrichtung des Sennheiser e 901 besonders anschaulich. Da wäre zunächst die geringe Empfindlichkeit von nur 0,5 mV/Pa. An leisen Quellen würde das zu hohem Rauschen führen, in Bassdrums sorgt sie jedoch für ein ausgewogenes Verhältnis. Der zweite Wert bezieht sich auf den Grenzschalldruckpegel, welcher bei außergewöhnlich hohen 154 dB liegt. Dieses Mikro verträgt also Lautstärken weit jenseits dessen, was das menschliche Gehör aushalten kann. 20 bis 20000 Hertz kann das Mikrofon übertragen. Als Druckgradientenempfänger lässt sich durch die Posaitionierung der Nahbesprechungseffekt steuern, was ein Blick auf das Frequenzdiagramm verdeutlicht und natürlich in der Druckkammer Bassdrum von Vorteil sein kann. Der stetige Anstieg der Kurve, die bei 5000 Hertz ihren Höhepunkt findet, lässt ein attackbetontes Ergebnis vermuten – weswegen man schließlich auch zur „Grenze“ greift.  

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Praxis

Druck und Präsenz im Mix

Um den Klang des Sennheiser e 901 adäquat beurteilen zu können, baue ich meine Yamaha-Recording-Bassdrum in 22 x 14 Zoll auf, bei den montierten Fellen handelt es sich um ein Evans-UV-EQ4-Schlagfell sowie um ein gelochtes Remo Ambassador coated. Innen liegt ein ganz kleines Kissen zum Brechen der Reflexionen. Als Vergleichsmikro kommt ein Klassiker zum Einsatz (und gleichzeitig ein direkter Konkurrent des e 901): das Shure Beta 91A. Dieses bietet einen zusätzlichen EQ-Schalter, ich habe die Soundfiles jedoch ohne aufgenommen. Weil das e 901 nicht zu den wirklich günstigen Grenzflächenmikros zählt und sich viele fragen, ob sich die Investition lohnt, habe ich auch noch ein Superlux E100 aus der Budgetklasse zum Vergleich herangezogen. 

Das Sennheiser (links) neben einem Shure
Das Sennheiser (links) neben einem Shure

Beim Abhören der Bassdrum-Soundfiles wird schnell klar, warum das e 901 so viele Fans hat. Es liefert genau den präsenten Klick im Attack, den es braucht, um eine Bassdrum beispielsweise im Metal hörbar zu machen und nach vorne zu bringen. Gleichzeitig besitzt es im Bereich zwischen 60 und 90 Hertz noch ordentlich Wumms, weshalb es eben auch als alleiniges Bassdrummikro funktioniert. Im Vergleich klingt das Shure in der „Flat“-Stellung neutraler und mittiger, bietet damit aber auch mehr Möglichkeiten der nachträglichen Verformung. Das Superlux schlägt sich für seinen extrem günstigen Preis erstaunlich wacker, wer den typischen Grenzflächenklang sucht, sollte aber zum e 901 greifen.
Aus Interesse habe ich die Mikrofone auch vor das Drumset gelegt, um zu hören, wie sie sich als Raummikros machen. Der deutlich unterschiedliche Charakter zwischen Beta 91A und e 901 zeigt sich hier noch etwas klarer, weil das aufzunehmende Frequenzband am ganzen Schlagzeug naturgemäß breiter ist. Der Biss des e 901 verleiht dem Kit eine starke Mittenpräsenz, ein weiteres Bassdrummikro habe ich nicht verwendet. Gemütlicher geht das Shure zu Werke, es wirkt insgesamt entspannter und ausgewogener, die Becken zischen weniger scharf. Man hört, dass es bei der Auslegung auf einen breiteren Einsatzbereich hin optimiert wurde. 

Audio Samples
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Fazit

Das Sennheiser e 901 ist ein kompromisslos für die Bassdrum konzipiertes Grenzflächenmikro ohne Schnickschnack. Es liefert einen sehr soliden, attackbetonten Sound mit straffen Bassanteilen und damit genau das, wofür Fans den Mikrotyp in der Bassdrum schätzen. Wer auf natürliche, mittige, vielleicht sogar etwas retro-angehauchte Klänge steht, sollte um den Testkandidaten allerdings einen Bogen machen, dafür ist er nicht gebaut. Die Verarbeitungsqualität fällt extrem stabil und makellos aus, die versenkte XLR-Buchse verbessert zudem die Manövrierfähigkeit des Mikrofons in kleinen Bassdrums. Wer also ein „servierfertiges“ Bassdrummikro für den weiten Bereich zwischen Pop und Metal sucht, sollte sich das e 901 unbedingt anhören. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr druckvoller, kompakter Klang
  • versenkte XLR-Buchse
  • äußerst solide gebaut
Contra
  • keins
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Sennheiser e 901 Test
Für 229,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • Hersteller: Sennheiser
  • Bezeichnung: e 901
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Richtcharakteristik: halbe Niere
  • Impedanz: 100 Ohm
  • Frequenzgang: 20 Hz–20 kHz
  • Finish: schwarz
  • Ausgang: XLR
  • Abmessungen: 10,5 x 12,5 x 2,7 cm (B x L x H)
  • Zubehör: Anleitung
  • Herkunftsland: Deutschland
  • Preis: € 235,– (Straßenpreis am 28.1.2020)
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