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Sanken CU-41 Test

Es gibt Dinge, die gehen an einem vorbei. Man bemerkt sie entweder nicht, weil sie vielleicht nicht schrill genug daherkommen, sich nicht in den Vordergrund spielen oder man sie vielleicht auch einfach nicht ernst nimmt. Und wenn nichts Außergewöhnliches passiert, wird man unter Umständen nicht einmal bemerken, dass man etwas verpasst hat. Und mit unserem Testkandidaten geht es nahezu einem ganzen Berufszweig so. Das unter Tontechnikern recht wenig bekannte und genau so wenig verbreitete Sanken CU-41 ist ein Mikrofon, für das ich nach einem ausführlichen Test nur die letzte Erklärung gelten lassen kann – so wie fast alle anderen Tontechniker, die bereits mit ihm gearbeitet haben.

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Es ist jetzt auch nicht so, als würde die Firma Sanken ein totales Höhlendasein führen, den Firmennamen haben einige schon herumgeistern sehen. Doch wenn man die Websites der Musikstudios weltweit durchforstet, findet man Mikrofone des japanischen Unternehmens zum einen nur sehr selten in den Equipmentlisten, zum anderen fast nur in teuren und umfangreich ausgestatteten Studios. Den Tontechnikkollegen von Film, Fernsehen, Rundfunk und der Klassikproduktion ist Sanken auch aufgrund der Lavalier- und DE-Mikrofone (CO-100K mit 100kHz-Spektrum!) schon eher ein Begriff, allerdings wird auch in diesen Bereichen im Regelfall auf andere Unternehmen vertraut – besonders hierzulande. Kein Wunder, sind in Deutschland doch einige der erlesensten Mikrofonbauer beheimatet. An meinen bisherigen Worten wird aber jeder gemerkt haben, dass für mich die Arbeit mit dem CU-41 ein Erlebnis war, das mir definitiv Augen und Ohren geöffnet hat. Warum das so ist, könnt ihr in den nächsten Minuten hier lesen. Und hören.

Details

Unspektakuläre Erscheinung

Hätte ich den Namen Sanken nicht schon einige Male gehört und gewusst, wie das CU-41 aussieht, hätte ich es wahrscheinlich als “Wühltischware” abgetan. Der uninspirierte und wenig inspirierende Korpus setzt sich annähernd symmetrisch zusammen aus konischer Unterseite und einem ebenso geformten Korb. In der Mitte befinden sich ein Metallring und eine Verjüngung im Korpus. Gebürstetes Metall, Unscheinbarkeit, Langeweile. Ein paar Informationen sind zu lesen, am ehesten erkennbar ist das “SM”-Zeichen (die Buchstabenkombination, nicht dieses Sado-Maso-Erkennungsmerkmal “Ring of O”), welches sicherlich für “Sanken Microphones” steht.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Erscheinungsbild wirkt unscheinbar,…

Wenig Informationen von Herstellerseite

Der Korb selbst ist recht hoch, so dass man eine Großmembrankapsel darin vermuten könnte. Es verhält sich aber so: Im Inneren des Mikros verrichten nicht eine, sondern zwei Kapseln ihr Werk. Was erst einmal nicht sonderlich ungewöhnlich klingt, ist es doch: Die beiden Kapseln sind unterschiedlich groß und übereinander angeordnet! Zugegeben, das klingt für mich im ersten Augenblick wie der krampfhafte Versuch, auf Teufel komm raus etwas einfach nur anders machen zu wollen als alle anderen. Dazu sollte man allerdings wissen, dass das Mikrofon seit nunmehr fast 30 Jahren gebaut wird, denn schon 1982 wurde es vorgestellt. Die kleinere der beiden Kapseln liegt oben im Korb, die größere ist näher am Korpus bündig in eine rechteckige Platte eingelassen. Womöglich soll hier ein Grenzflächeneffekt bei recht kurzen Wellenlängen greifen. Viel Information ist bei Sanken nicht zu bekommen, nur soviel, dass es sich bei der Bespannung der Kapseln um Titanmembranen von einem Mikron Dicke handelt und die Anfälligkeit für Feuchtigkeit, Temperaturwechsel und Alterung äußerst gering sein soll. Die Trennfrequenz der beiden Kapseln liegt nach Aussage eines Sanken-Mitarbeiters bei 1 kHz. Was die genaue Beschaffenheit der Druckgradientenempfänger-Kapseln ist, welches Filterdesign verwendet wird und dergleichen, ist nicht zu erfahren. Selbst der Zugang zum Inneren des Mikrofons bleibt dem Normalsterblichen verwehrt: Zum Öffnen benötigt man ein spezielles Werkzeug! Uuuh: Geheimnisvoll! Allerdings: Zur Reparatur muss das Mikrofon zwingend nach Japan geschickt werden, selbst für einen abgerauchten Widerstand oder einen wackelnden XLR-Pin! Das kann im Servicefall gehörig nerven, denn solche Aktionen sind in der Regel mit dicken Kosten und viel Zeit verbunden.
Sicherlich interessanter als die Fragen zu technischen Hintergründen ist, was sich daraus für Eigenschaften ergeben. Da wäre zunächst einmal der Frequenzgang, welcher unterhalb von 50 Hz zwar eine sanfte Abflachung aufweist, aber dafür annähernd linear bis weit unter 20 Hz geht. Der Frequenzgang im Bereich über 50 Hz ist nicht schnurgerade, wie man es von einigen Mikrofonen kennt, sondern in einem breiten Bereich um 600 Hz ganz sanft eingedellt und weist bis 20 kHz mehrere leichte Dips und Boosts auf, allerdings sämtliche im Bereich um +/-1 dB. Erst weit oberhalb von 20 kHz durchläuft die Kurve den -3dB-Punkt, selbst bei 40 kHz wird noch ordentlich Pegel übertragen!

Im Falle einer Reparatur muss das Mikrofon zwingend nach Japan geschickt werden!
Im Falle einer Reparatur muss das Mikrofon zwingend nach Japan geschickt werden!

Ideal für große Klangkörper durch sehr breiten Frequenzgang

Ein breiter Frequenzgang ist sicher eine schöne Sache. Doch nun die erste wirkliche Sensation: Die beschriebenen Werte gelten über ein großes Spektrum selbst für Schalleinfallswinkel jenseits der 90°! Selbst bei über 120° erhält man einen Frequenzgang, der bei geringerem Gesamtpegel noch erstaunlich konstant ist. Lediglich im Air-Band geht es seitlich etwas früher hinunter, die beschriebenen Frequenz-Nichtlinearitäten sind ab dem Präsenzband ein klein wenig andersgeartet. Eine derartige Konstanz kenne ich sonst nur bei “echten” Achten. Daraus ergeben sich natürlich unfassbare Möglichkeiten, denn das CU-41 wird damit auch Signale von jenseits der Hauptaufsprechrichtung gut behandeln und nicht wie viele andere Mikrofone hemmungslos im Frequenzgang verzerren. Sollen also große Klangkörper aufgenommen oder seitlich einfallender Schall möglichst ohne Veränderung aufgezeichnet werden, bietet sich das CU-41 förmlich als Ideallösung an. Ich denke deshalb sofort an Hauptmikrofonierungen, besonders an den Einsatz als Mittensignalmikrofon bei MS-Mikrofonierung. Auch für den Einsatz als Stütze wird es sicher nicht falsch sein, von den umliegenden Instrumenten ein Signal zu erhalten, das nicht im Frequenzgang stark verändert wird. Der Gedanke an die Beschaffenheit der Reflektionen eines guten Raumes gefällt mir ebenfalls. Für mein nächstes ORTF oder NOS würde ich also sehr gerne einmal CU-41er nutzen. Auch als Overhead am Schlagzeug kann man sich das Mikrofon aus genannten Gründen gut vorstellen.

So gut wie kein Nahbesprechungseffekt!

Da ich gerade von einer “ersten” Sensation gesprochen habe, ist klar, dass auch eine zweite zu erwarten ist. Hier ist sie: Anders als sonst bei richtenden Mikrofonen, gibt es beim Sanken CU-41 so gut wie keinen Nahbesprechungseffekt. Die sonst auftretende starke Bassanhebung im Nahbereich eines Druckgradientenempfängers entfällt beim CU-41. Wie das geht, scheint die “Cola-Rezeptur” des Herstellers zu sein, auf jeden Fall schwiegt Sanken dazu wie ein Grab. Es ist aber von einer gewissen Ähnlichkeit zum “Variable-D”-System im grandiosen (dynamischen!) Electro-Voice RE20 und seinen Verwandten auszugehen.
Jetzt ist es natürlich nicht so, als sei dieser Proximity-Effekt immer unerwünscht. Sprech- und Gesangsstimmen kann er ordentlich Fundament verleihen, auch an Trommeln und Lautsprecherboxen hat er sogar unser ästhetisches Empfinden mitgeprägt. Eine Bierwerbung ohne kernige Männerstimme? Das ist außer für ein alkoholfreies, kalorienreduziertes Kirschbier absolut undenkbar. Und doch kann genau dieser Effekt dem Tontechniker sehr auf die Nerven gehen. Ich beispielsweise empfinde ihn bei vielen Mikrofonen etwas “unecht” und übertrieben, obwohl mir gerade vor Großmembranern Konsonanten im Nahbereich besonders gut zusprechen. Bei vielen Instrumenten bewirkt eine Mikrofonierung im absoluten Nahbereich oft eine totale Katastrophe: Bei Saiteninstrumenten wie Violinen, Akustikgitarren und Klavier ist eine Bassanhebung im Regelfall absolut ungewünscht und wirkt wie ein Fremdkörper im Signal. Der Einsatz von Druckempfängern hätte wiederum den Nachteil der geringeren Signaltrennung. Das Sanken kann dieses Problem lösen. Ein weiterer Gedanke zur Einsatzmöglichkeit des CU-41 gilt daher Becken, deren Nahmikrofonierung üblicherweise zu unbrauchbaren Signalen führt. Ausnahmen dieser negativen Auswirkung sehe ich nur für das Erzielen extremer Effektsounds oder bei Mikrofonierung des Bottom-Cymbals der Hi-Hat. Selbst bei sanft spielenden Schlagzeugern hat man bisweilen das Problem, dass sich die Becken so weit bewegen, dass sich die Intensität des Nahbesprechungseffekts merklich verändert. Um Klirr braucht man sich zunächst keine Sorgen zu machen, denn 1% THD sind erst bei 140 dB SPL erreicht. Erwartungsgemäß ist die nominale Empfindlichkeit nicht sonderlich hoch, sie liegt bei 7 mV/Pa. Bedenkt man diese Zusammenhänge, kann man das CU-41 mit 15 dB(A) Eigenrauschen als sehr rauscharm bezeichnen. 

Fotostrecke: 6 Bilder Die elastische Halterung in bewährtem Design…

48V-Phantomspeisung ist zum Betrieb ausreichend

Das Sanken wird mit einer elastischen Halterung mit der Bezeichnung S-41 ausgeliefert. Wer mag, kann auch die etwas jüngere Abwandlung des CU-41 erstehen, die mit dem Kürzel CU-44X im Handel ist. Der wesentliche Unterschied des ganz in edlem Schwarz gehaltenen Verwandten liegt darin, dass er ohne Transformer arbeitet. Anders als das ursprüngliche CU-44X benötigt die aktuelle Mk II wie das CU-41 eine 48V-Phantomspeisung. Vormals war es ein spezielles 100V-Speisenetzteil. Doch nun wieder zum eigentlichen Testling: Vorhang auf für den Praxistest!

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Praxis

Klanglich zeigt sich ein homogenes Gesamtbild

Es geht mir ja auch so: Man denkt, wenn man von den beiden Kapseln hört, sofort an Filter, Phasenprobleme, Ripple und ganz viele andere schlimme Sachen. Allerdings sind auch bei hochwertigsten Lautsprechern Zwei- oder Mehrwegesysteme im Einsatz, Breitband findet sich hingegen fast nur im Niedrigpreissegment. Dennoch hatte ich auch eine entsprechende Befürchtung. Diese hat sich allerdings beim Erstkontakt mit dem Klang des CU-41 in Wohlgefallen aufgelöst. Die Stimmen vor dem äußerst schnellen Mikrofon klingen außerordentlich klar und natürlich, nie spitz oder kantig, aber dennoch konturiert und präsent. Jeder Bestandteil des Klanges ist stimmig, das Gesamtbild immer homogen. Es entsteht kein Eindruck mangelnder Natürlichkeit, typischer Großmembran-Höhen oder Einbrüche im Frequenzgang. Nichts dergleichen. Ich erinnere mich an meinen ersten Satz zu dem Signal aus den Lautsprechern: “Das Mikro klingt aber verdammt gut.” Und darunter kann ich gerne jedem meine Unterschrift geben. Mit allen drei Vornamen, denn das Sanken hatte wirklich eingeschlagen wie eine Bombe. Mein Kollege und ich saßen wirklich mit ungläubigen Gesichtern im Regieraum, ich sogar mit offenem Mund. Auch alle Sänger waren von dem unscheinbaren Mikrofon überrascht und fanden sich natürlich und wohlklingend abgebildet.

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female, 10 cm female, 30 cm female, 50 cm male, 10 cm male, 30 cm Bahar

Befürchtete Phasenprobleme sind kein Thema

Selbst im absoluten Nahbereich kann man sich Phasenprobleme durch die räumlich getrennten Kapseln nicht einmal einreden – diesbezüglich ist das CU-41 absolut unproblematisch. Und diese Nahbereichaufzeichnung ist eine der Aufgaben, die das unauffällige Sanken wie kein zweites Mikrofon bewältigt. Wo sonst der Proximity-Effekt sein Unwesen treibt, bleibt das CU treu bei seinem Frequenzgang. Das tut vielen Stimmen gut, denn der Griff zum Hochpassfilter oder Low-Shelf ist sowieso oft einer der Standards, wenn Großmembran-Mikrofone zum Einsatz kommen. Dies hat einerseits Gründe der Klangbalance, damit der Gesang sich nicht mit den Grundtönen andere Instrumente bekriegt, aber auch ganz simple ästhetische, denn oft genug wirkt der Proximity-Effekt unnatürlich und dem Signal aufgesetzt. Es scheint am akustischen Design der Doppelkapsel zu liegen, dass das japanische Mikrofon zudem noch erfreulich unempfindlich gegenüber Popplauten ist. Im direkten Vergleich mit üblichen Großmembran-Kondenser-Druckgradientenempfängern mag das Signal auf den ersten Blick vielleicht etwas höhenreich wirken, doch man stelle sich das Signal einmal im Mix vor – ich vermisse den Bassbereich bei nahen Stimmen im Regelfall nicht wirklich. Farbe, Seidigkeit und “Verschmierung” können bei Bedarf ja noch über die Auswahl des Preamps oder die weitere Bearbeitungskette entstehen. Das CU-41 durch Neve-Preamp und LA2A? Hmm… lecker.

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Ein konstanter Klang bei verschiedenen Abständen zur Schallquelle ist gewährleistet

Das besondere Arbeitsprinzip des fernöstlichen Wandlers ermöglicht eine hohe Klangkonstanz bei verschiedenen Abständen zur Schallquelle. Soll der Raumanteil im Signal vergrößert oder verkleinert werden, reicht es im Grunde, den Abstand zu variieren. Dies ist am ehesten vergleichbar mit der Arbeit mit DE-Kugeln, allerdings bleibt das Klangbild von Direktschall und Reflektionen beim CU-41 aufgrund seiner hohen Frequenzgang-Konstanz über einen breiten Einsprechbereich geradezu erschreckend gleich: Es scheint sich wirklich ausschließlich das Verhältnis zu ändern. In den Audiofiles kann man dieses Phänomen besonders gut erkennen. Wo ich gerade von Druckempfängern spreche, möchte ich noch von meinen Erfahrungen mit anderen Signalen als Gesang sprechen: Auch die Art und Weise, wie das CU-41 im absoluten Low-End arbeitet, erinnert mich am ehesten an Kugeln. So trocken und linear kenne ich eine Übertragung sehr niederfrequenter Signale von Druckgradientenempfängern nicht.
Die Aufforderung an Sänger, einmal beim Singen in gleichem Abstand um das Mikrofon herumzulaufen, wird sicher selten über die Talkbackwege der Tonstudios dieser Welt geschickt. Im Test war es ein erstes Ausloten, ob die Versprechen der Japaner ernst zu nehmen sind. Auch wenn die Sänger im Studio ungläubig geschaut haben – das Ergebnis war umwerfend! Hört euch bitte dazu die Files an (diese sind übrigens nicht mit “bewegtem” Vokalisten, sondern mit um die Membran gedrehtem Mikrofon aufgenommen). Bei vielen anderen Mikrofonen – selbst bei hochwertigen Kugeln – werden seitlich eintreffende Signale ordentlich zerhackt.

Audio Samples
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Winkel 0° Winkel 45° Winkel 90° Winkel 135° Winkel 180°

Allrounder mit Charakter

Es ist ja oft gar nicht das Problem, dass benachbarte Signale übersprechen, sondern dass dieses Leaking häufig eine geradezu widerliche Signalqualität aufweist. “In die Off-Axis hinein-equalizen” geht mit einem Mono-Mikrofon nicht, Bearbeitungen mit dem EQ führen im Regelfall dazu, dass das Hauptsignal negativ verändert wird. Ein derart hochwertiges Signal aus der Off-Axis ist mir bislang höchstens bei echten Achter-Mikros zu Ohren gekommen, mit dem CU klingt das alles wie separat und bewusst abgenommen. Bedenkt man die enormen Anwendungsgebiete für Nieren (die ja nicht umsonst die höchste Verbreitung haben), wird klar, dass das CU-41 wirklich ein Allrounder zu sein scheint – wenn auch besonderen Charakters. Selbst falls im Inneren mit ganz einfachen akustischen Tricks gearbeitet wird, das Ergebnis ist an einer Vielzahl typischer Signalquellen absolut umwerfend. Und sei es “nur” Rauminformation, die seitlich auf das Sanken trifft. Aufgrund des ausfallenden Proximity-Effekts ist das Mikrofon auch für Sprache im Broadcast und bei Hörspielen geeignet; diesbezüglich ist höchstens Rivalität von den deutlich preiswerteren, aber mit dem dynamischen Wandlerprinzip arbeitenden Mikrofonen der RE20-Familie zu erwarten, deren Off-Axis zudem deutlich anders aussieht.
Für sehr breitbandige und feine Studioarbeit dieser Art sind Sankens CU-Wandler schlicht konkurrenzlos. Vielen Sängern raubt es Performance, dass sie vom Tontechniker in einem bestimmten Abstand und Winkel vor dem Mikrofon festgenagelt werden, damit die Klangfärbungen minimal bleiben. Hat ein Rocksänger einen großen Bewegungsdrang, ist es manchmal auch im Studio die beste Entscheidung, ihm ein Bühnenmikrofon in die Hand zu drücken und ihn in dieser gewohnten Situation wild rockend durch den Aufnahmeraum flitzen zu lassen. Wedgemonitor zum Beinhochstellen und Lead-Gitarrist zum gegenseitigen Anposen dazu – fertig ist die gute Gesangsspur.
Mit dem CU-41 hat man nun aber die Möglichkeit, Vokalisten mehr Raum vor dem klassischen Studiomikrofon zuzugestehen! Endlich darf der große, dicke Rapper vor dem Mikrofon im Takt hin- und herschwanken, wie er es von Battles vor dem Getto-Blaster gewohnt ist, ohne dass sich das Signal signifikant ändert. Unwichtig? Mitnichten, denn es ist unsere Aufgabe als Tontechniker, die bestmögliche Performance einzufangen. Wenn uns die Technik spezialisierte Werkzeuge anbietet, die das verbessern können und dabei nicht nerven: Her damit!

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Das CU-41 verdient mehr Aufmerksamkeit 

Klang und Anwendungsmöglichkeiten des Sanken haben mich nicht nur begeistert, sondern wirklich völlig ausflippen lassen. Es ist schlicht und einfach eines der besten und praktischsten Mikrofone, die ich jemals kennengelernt habe. Dabei ist es mir nach wie vor schleierhaft, wie es angehen kann, dass das CU-41 bei dieser Qualität und Nützlichkeit seit über einem viertel Jahrhundert erhältlich sein und doch einen derart geringen Bekanntheitsgrad besitzen kann. Auch ich muss mir hier an die eigene Nase fassen. Ich würde mich wirklich freuen, von diesem Mikrofon häufiger zu hören und es in Equipmentlisten zu entdecken. Es wäre nicht nur dem Mikrofon angemessen, sondern würde ganz sicher schlicht und einfach in der Musikproduktion dafür sorgen, dass Probleme einfacher gelöst werden und ein Quäntchen mehr Qualität erreicht werden kann, davon bin ich wirklich zutiefst überzeugt.
Auch wenn man den beiden besonderen Eigenschaften des Sanken keine große Bedeutung zugestehen will: Selbst um diese reduziert bleibt es ein Mikrofon mit hervorragendem Frequenzgang, enormer Transparenz, hoher Übersteuerungsfestigkeit und geringem Eigenrauschen. Zugegeben, besonders schön ist es nicht. Dass die Beschichtung des Korbes im untersten Bereich an der Nahtstelle zum Korpus so dick aufgetragen ist, dass das Verlaufen ein paar Korbgitter verschließt, ist ein Schönheitsfehler. Interessanterweise habe ich diesen auch auf Produktfotos des Herstellers ausmachen können!

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Fazit

Es ist das Gefühl, wirklich etwas verpasst zu haben. Ich könnte mich ehrlich gesagt totärgern, mich nicht schon vor vielen Jahren ausführlich mit dem Sanken CU-41 beschäftigt zu haben. Es ist vom Arbeitsprinzip einzigartig, klingt hervorragend, ist unfassbar flexibel, außerdem vom Preis her wirklich in Ordnung – was will man mehr? Sicher mag es als alleiniges Mikrofon im kleinen Studio fehl am Platze sein, weil es einige Eigenschaften üblicher Mikros nicht liefert, doch genau das ist es, was es in größerem Rahmen ausmacht. Das Sanken ist aufgrund seines fehlenden Nahbesprechungseffekts und seiner atemberaubend konstanten Niere nicht nur der Problemlöser Nummer 1 in Studiosituationen, sondern einfach die Alternative zu den normalen Groß- und Kleinmembranern. Ich schreibe solche Sätze nicht sehr häufig und beeile mich dann meist auch, Gegenargumente zu liefern. Hier nicht: Das CU-41 hat mich absolut begeistert und nachhaltig beeindruckt. Ein unfassbares Werkzeug! Wer kann: kaufen! Möglichst zwei!

Pro
  • hervorragende Einsatzmöglichkeiten aufgrund des fehlenden Nahbesprechungseffekts
  • äußerst frequenzkonstante Niere
  • Frequenzgang und Schnelligkeit
  • sehr flexibler Problemlöser im Studio
  • wenig anfällig für Popplaute
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • muss im Servicefall nach Japan geschickt werden
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Technische Spezifikationen
  • Membrangrößen: klein und groß, Trennung bei 1 kHz
  • Empfängerprinzip: zwei Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: bis 135° frequenzgangkonstante Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator (nicht vorpolarisiert)
  • Betriebsspannung: 48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 30 kHz (ohne Angabe des Toleranzbereichs)
  • Übertragungsfaktor: 7 mV/PA
  • THD+N: 15 dB (A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 140 dB SPL (1% THD)
  • Ausgang: XLR male
  • Preis: € 2380,- (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hervorragende Einsatzmöglichkeiten aufgrund des fehlenden Nahbesprechungseffekts
  • äußerst frequenzkonstante Niere
  • Frequenzgang und Schnelligkeit
  • sehr flexibler Problemlöser im Studio
  • wenig anfällig für Popplaute
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • muss im Servicefall nach Japan geschickt werden
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Profilbild von Tonmichl

Tonmichl sagt:

#1 - 21.03.2012 um 13:14 Uhr

0

wo habvt ihr das ding denn ausgegraben? aber interessant, hört man ja sons nix von.

Profilbild von rubbersoul

rubbersoul sagt:

#2 - 01.07.2017 um 13:48 Uhr

0

Sanken ist ein hervorragender Hersteller, den ich bisher auch nicht auf dem Schirm hatte. Aufgefallen ist mir Sanken bei einem Youtube Video Sloop John B
https://www.youtube.com/wat...
Hier singt Al Jardine und sein Sohn über das Sanken.
Wie bei den Japanern üblich (siehe auch AT4060a, und die 50er Reihe) ist alles perfekt verarbeitet, und es klingt auch noch extrem gut.Allerdings sind die Audiofiles suboptimal, der Raum hallt schon sehr, auch bei 10cm Abstand. Mehr Kontinuität in der Wahl der Aufnahmesituation wäre toll :)Dennoch toller Test!

Profilbild von rubbersoul

rubbersoul sagt:

#3 - 01.07.2017 um 13:50 Uhr

0

Auch hier, sehr passend für die Lead Vocals ...
https://www.youtube.com/wat...

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #3.1 - 03.07.2017 um 09:03 Uhr

    0

    Hallo Rubbersoul,danke für die vielen Kommentare und den Link zum Video, das darf man als Mikrofonfreund eigentlich gar nicht anschauen, wenn man zart besaitet ist. :-D Das Sanken (Vocals und Gitarre!) dort ist wohl ein CU-55. Die Zweikapselversion ist vor kurzer Zeit rausgekommen, die hatten wir hier im Test: https://www.bonedo.de/artik.... Ganz "tot" sind die Räume beim Aufnehmen nie, um auch die nicht axialen Signale mit einzubeziehen. Das CU-41 wurde im Rahmen eines Testmarathons im SAE Institute aufgenommen, deswegen ist der Sound dort etwas anders.Beste Grüße,
    Nick (Redaktion Recording)

    Antwort auf #3 von rubbersoul

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