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Sabian Paragon- und HHX-Effect-Packs Test

Fernab von Sabian und anderen Herstellern – meiner Erfahrung nach sieht das Trommeln im Studio, besonders wenn es um Auftragsarbeit in der Popmusik und nicht um das eigene Material geht, wie folgt aus: Der Trommler präsentiert seine Ideen zu einem Song. Dann melden sich der Produzent und der Tontechniker aus der Regie: „Lass mal bitte das Tomfill da in der Strophe weg und die Doppelschläge auf der Bass sind auch zu viel. Und die Snare muss tiefer und dann bitte nur straight auf 2 und 4“. Im Endeffekt spielt der Trommler dann stupide „Bumm, Paff, Bumm, Paff “ und erhält über das Talkback die Worte: „Perfekt, Danke“.

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Beim Thema Becken ist die Symptomatik ganz ähnlich: Erstens soll der Trommler bitte so wenig wie möglich spielen. Ich bin zum Beispiel schon für eine komplette Longplayer-Produktion mit zehn (!) Beckenschlägen ausgekommen. Zweitens: Alle Becken gerne als Overdub, damit man sie nachher gut trennen, und den Rest der Trommeln härter mit Kompression und dergleichen behandeln kann. Und so hat der arme Popmusik-Studiotrommler nach einem halben Jahr alle Paradiddles verlernt. Ich war auch tatsächlich der Meinung, dass wenig spielen gegenwärtig der allgemeine Trend sei und viel spielen dagegen ein Relikt aus den 90er Jahren. Bei den Recherchen zu meinen heutigen Testobjekten wurde ich eines Besseren belehrt. Es gibt sie noch, die 200-teiligen 360-Grad-Kits, an denen ein Backliner einen Tag lang aufbaut. Es gibt sie noch, die Songs, die man 1,2,3,1,2,3,4,1,2,3,4,5,1,2,1,2,3,1,2,3 zählt bei denen im siebten Takt die Quintolen das neue Metrum sind. Es gibt vor allem aber auch Trommler, die das Ganze spielen können, und zwar mit Becken.
Einer von ihnen ist Neil Peart, Trommler der Band Rush, mit dem Sabian in Zusammenarbeit die Effektbecken der Paragon Serie entwickelt hat. Doch der kanadische Hersteller hat auch das HHX Effects Pack im Programm. Ich möchte feststellen, wie sich die Counterparts zu “Bumm, Paff” im Test behaupten.

Details

Paragon Effects Pack
Die Becken dieser Serie bestehen – wie eigentlich alle professionellen Becken – im wesentlichen aus B20-Bronze, also aus rund 20% Zinn und ca. 80% Kupfer. Sie vereinen laut Sabian die Eigenschaften der Serien AA , AAX und HH, was zu einem explosiven, trotzdem warmen und sehr klaren, hellen Ton führe. Den Entstehungsprozess der Paragon Becken beschreibt Neil Peart so: Nach der Entscheidung, Sabian spielen zu wollen, wurde er in die Fabrik in Meductic, New Brunswick in Kanada eingeladen. Dort führte ihm Sabians Produktspezialist Mark Love nach ausführlicher geschmacklicher Absprache ein paar Becken vor, die Neil interessant, aber ein wenig klingelig fand. Also wurden sie gleich und vor Ort vom Beckenschmied Charlie Brown (Ja, der heißt wirklich so!) nach gehämmert. Außerdem kam Herr Love noch auf die Idee, zwei verschiedene Arten von Lathing zu kombinieren. Durch das Lathing, also das Abdrehen, werden die Becken auf ihre letztendliche Dicke reduziert.

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Außerdem ist das Lathing für die kreisrunden Rillen auf der Beckenoberfläche verantwortlich. Im Falle der Paragon Serie wird die Unterseite der Becken auf die traditionelle türkische Art abgedreht, während die Oberseite mittels „Pinpoint Lathing“ etwas feinere Rillen erhält. Das gesamte Paragon Effects Pack besteht aus einem 8“ Splash, einem 10“ Splash und einem 19“ China.


HHX Effects Pack
Auch die HHX-Serie ist aus B20 Bronze gefertigt. Wie auch die Paragon Becken, verbindet die HHX-Serie laut Sabian die Klangeigenschaften anderer Beckenlinien. Um genau zu sein: den traditionellen Ton der HH- und die moderne Ansprache der AAX-Becken. Mit „Ultimativ Dark“ beschreibt Sabian das Ergebnis.

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HHX-Becken sind handgehämmert. Ihren Soundcharakter verdanken sie nach Angaben von Sabian in erster Linie der “Jumbo Size”-Hämmerung. Die HHX-Serie umfasst mehrere Modelle (Studio, Stage, Xplosion, Xtreme, Power) mit jeweils unterschiedlichen Gewichten. Außerdem gibt es Unterserien mit unterschiedlichen Finishes, wie zum Beispiel die mit Dave Weckl zusammen entwickelten Evolution- oder Legacy-Becken. Die HHX-Serie wird standardmäßig in Brilliant-Finish geliefert.

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Praxis

Paragon Becken sind sowohl mit traditional, als auch mit brilliant Finish erhältlich. Meine Testbecken haben das traditionelle Finish, dessen Look ich für sehr edel und gelungen halte. Die Becken haben durch die seidenmatte Oberfläche und den ebenfalls matten, bronzefarbenen Aufdruck eine etwas nebulöse und geheimnisvolle Art. Die eben beschriebenen unterschiedlichen Rillenstärken sind deutlich zu erkennen, ebenso die Hammermale. Sabian betont stets, dass der überwiegende Teil der Herstellungsschritte der Oberklasseserien in Handarbeit geschieht.
Die Hammereinschläge, die ich auf meinen Testbecken ausmachen kann, sind allerdings in einer Exaktheit kreisrund und in gleichem Abstand platziert, dass entweder ein seeeehr talentierter Hämmerer daran gesessen hat, oder doch eine Maschine zum Einsatz gekommen ist. Die Glocke allerdings sieht klar handgehämmert aus.

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Als Gewichtsklasse wird für das Effects Pack “dünn” bis “extra dünn” angegeben. In Zahlen bedeutet das bei meinem Testset: 130 Gramm für das 8“ Splash, 220 Gramm für das 10“ Splash und 1260 Gramm für das 19“ China.  
Ich finde, dass der Look der Becken gut zum Sound passt. Durch ihre geringe Dicke klingen sie dunkel und rauchig, ohne dabei zu wenig Höhen zu haben, jedenfalls nicht für meinen Geschmack. Ich finde die Begriffe “klassich” “edel” und “vornehm” beschreiben den Klang der Becken ganz gut. “Verspielt” passt auch noch. Die beiden Splashes haben viel Ton und ein sehr ausgewogenes Obertonspektrum. Beide haben keinerlei Nervfrequenzen im Ausklang.

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Paragon 8″ Splash Paragon 10″ Splash Paragon China Paragon Set

Das gilt auch für das China: Mein Testchinese ist ein richtig tolles Becken! Hier führt die Fülle an Ton zu einem leicht gongartigen Klangcharakter. Dazu rauscht es extrem ausgewogen und sauber, mit großem Klangvolumen und hat dabei ausreichend Biss. Auffällig ist, dass es auf dem gleichen Lautstärkeniveau wie die beiden Splashes liegt. Es fügt sich so sehr schön in den Sound des Drumsets ein. Den Einsatzbereich der Paragons sehe ich in akustischer Musik. Jazz und Fusion passen hier ebenso wie akustische Popmusik. Besonders die Splashes kann ich mir aber auch in einem Percussion – Setup a la Marilyn Mazur gut vorstellen   

Das HHX Effects Pack besteht aus einem 10“ Splash und einem 18“ China. Meinen Testbecken sind die Spuren der Handhämmerung deutlich anzusehen, selbst nachdem durch das Abdrehen sicherlich ein ganz ordentlicher Teil der Oberfläche abgetragen wurde. Die Glocke der HHX ist auf beiden Seiten nicht abgedreht, dafür aber wie der Rest des Beckens poliert. Als Gewichtsklasse für beide meiner Kandidaten ist “dünn” angegeben. Mein 10“ Splash wiegt 260 Gramm und das China ist 1180 Gramm schwer.

Den Sound meiner beiden HHX Testkandidaten finde ich forsch und aggressiv. Beide haben eine sehr schnelle Ansprache und mehr Biss als Ton, was zu einer hohen Durchsetzungskraft führt. Ihr Frequenzbild würde ich als „HiFi“ bezeichnen. Soll heißen, daß die Becken einen sehr ausgeprägten Höhenanteil haben. Von „Darkness“ ist hier nicht viel zu spüren, was natürlich nichts Schlechtes ist. Ich kann nicht für den Rest der Serie sprechen, aber meinen beiden Testbecken sehe ich deutlich in Musik härterer Gangart zu hause, auch wenn bei Sabian Jazz, Funk und Soul mit auf der Liste stehen. Erwähnenswert finde ich noch den großen Dynamikumfang des Splashs. Beide Testbecken haben ein tadellos ausgewogenes, modern lineares Klangbild und einen einwandfreien Ausklang ohne Störfrequenzen.   

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HHX Splash HHX China HHX Set
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Fazit

Beide getesteten Effects Packs sind absolut professionelle Werkzeuge. Ich finde keinen Grund für technische Beanstandungen. Bei der Wahl des richtigen Sets entscheidet alleine der Geschmack des Trommlers. Während die Paragons einen eher vornehmeren Ton mit mehr Zurückhaltung anschlagen, gehen die HHX mehr zur Sache und sind aggressiver. So würde ich die Paragon Becken in akustischer Musik von Jazz bis Pop sehen, während die HHX dann ab dem Härtegrad Rockmusik übernehmen könnten.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr ausgewogenes Klangbild bei allen Testbecken
  • beide Sets klanglich schlüssig zusammengestellt
  • beide Sets sprechen eine klare musikalische Sprache
Contra
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Sabian Paragon- und HHX-Effect-Packs Test
Für 499,00€ bei
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