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RSE TPC-1Pro & TC505 Test

Die RöhrengeräteRSE TPC-1Pro und RSE TC505 im Test: Der einkanalige Mikrofonvorverstärker TPC-1 Pro mit Optokompressor und der Kompressor TC505 stammen von einer Firma, die hierzulande nicht gerade zu den bekanntesten zählt.

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19"-Gerät und 500er-Modul

RSE ist beheimatet in Sumy, im Nordosten der Ukraine. Die 270000-Einwohner-Stadt liegt in der Nähe zur russischen Grenze, ist aber nach Belagerung wenige Wochen nach Kriegsbeginn wieder unter ukrainischer Kontrolle gekommen. Der Kopf des Unternehmens ist Roman Shevchenko, der für seine Frau, die Jazzsängerin Anastasiia Shevchenko, einen hochwertigen und ihre Stimme unterstützenden Channel Strip gebaut hat. Heute ist RSE eine kleine Audiofirma, die ihre Audioprodukte, vornehmlich Preamps, Kompressoren und Kombinationen davon, direkt verkauft. Neben dem RSE TPC-1 Pro haben wir uns die für API Series 500 eingedampfte Version der Kompressorsektion für das Review kommen lassen, den RSE TC505. 

Quick Facts zum RSE TPC-1 Pro

  • Röhrenpreamp mit Optokompressor
  • eigene Übertrager
  • zwei Ground Lifts

Quick Facts zum RSE TC505

  • einkanaliger Röhrenkompressor für Series 500
  • Wahl zwischen Vari-Mu Optical
  • eigene Übertrager

Mic, Line und DI

Der RSE TPC-1 Pro besitzt zwar 19“-Format, die beiliegenden Rackohren müssen aber eingeschraubt werden. Ich finde das gut, denn nicht immer will man ein Gerät in ein Rack schrauben, vor allem bei einem Channel-Strip, der oft das erste oder einzige Outboardgerät ist. Auf zwei Höheneinheiten verteilen sich die drei großen Potikappen, ein retro-gestyltes VU-Meter und einige Knebelschalter. Die Eingangssektion erlaubt die Vorverstärkung von Mikrofonsignalen mit einem halben oder doppelten Kiloohm Eingangsimpedanz, DI oder Line. Line-Signale haben einen eigenen rückseitigen Input spendiert bekommen, der DI-Input auf der Frontplatte ist „break“, also aktiv, sobald gesteckt. Hochpassfilter und Phantomspeisung stehen zur Verfügung. Was vielleicht verwundert, ist die geringe Maximalverstärkung von nur 52 dB. Der RSE TPC-1 Pro ist aber bewusst so gewählt, denn er stellt eine Variation des sehr ähnlichen RSE TPC-1 mk2 dar, welcher über 72 dB Gain verfügt. Eine kleine Besonderheit ist, dass es ausgangsseitig einen Ground Lift gibt – aber auch eingangsseitig! Der Phantom-Switch besitzt nicht nur einen Off-Modus sondern kann Off/Ground Lift geschaltet werden. 

Kanalzug
Fotostrecke: 9 Bilder 19″/2HE-Gerät: Hier ohne Rackohren zu sehen.

Einfacher Kompressor (der eher ein Limiter ist)

Die Kompressorsektion ist auf einfache Bedienbarkeit ausgelegt, ein wenig so, wie man es vom LA2A kennt. Threshold bestimmt, wie viel Signalanteil verdichtet wird, Gain die Aufholverstärkung. Ein Hochpassfilter mit wahlweise 60 oder 120 Hz Eckfrequenz entbasst den Detektorweg, bei ausgeschaltetem Filter wird dennoch unter 20 Hz abgeriegelt, um Infraschall oder Gleichspannung aus dem Sidechain zu entfernen. Für diekomprimierten Signale lassen sich zwei Modi wählen, „Soft“ und „Hard“. Schon „Soft“ arbeitet mit einem Kompressionsverhältnis von 10:1, was nach gängigem Verständnis schon eher Limiting ist. Allerdings hat dieIn-Out-Kurve in diesem Modus ein Soft Knee. Passend dazu sind die Regelzeiten eher gemütlich, sie liegen bei ungefähr 200 ms für den Attack und einer kompletten Sekunde für den Rücklauf. „Hard“ limitiert 30:1 mitdem wohl namensgebenden Hard Knee und flotteren Regelvorgängen (5 ms und 0,2 s). 

Der kleine TC505 kann mehr als die Dynamiksektion des TPC-1 Pro 

Im RSE TC505 sind Attack und Release in drei Stufen separat wählbar. Statt Hard/Soft wie beim TPC ist hier die Kompressionsart wählbar: Vari-Mu oder Opto! Mit dem RSE VMU-1 gibt es einen Mastering-Kompressor, dem die Vari-Mu-Technik entlehnt ist. Vari-Mu ist ein wenig flotter, so beträgt die Attack im Fast-Mode 1 ms, im Opto-Mode 10 ms. Außerdem gibt es beim RSE TC505 einen Dry-/Wet-Regler und eine umschaltbare Ratio.Ein Hochpassfilter im Sidechain fehlt aber zur Glückseligkeit. 

RSE Made In Ukraine
Fotostrecke: 5 Bilder Meter des RSE TC505

Beide RSE-Testgeräte ordentlich gebaut

Der mechanische Aufbau und die Ausstattung sind preisgerecht. Es finden sich bei beiden Geräten hochwertige Bauteile, die Übertrager sind Eigen(ent)wicklungen und mit Metallkäfigen elektromnagnetisch geschützt. Selbstredend werden die Preamp-/Dynamics-Kombi und die 500er-Kassette in Handarbeit hergestellt – wie eingangs angemerkt in der Nordostukraine.

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Kondensator-User nach vorne!

Für mein Umfeld und meine Arbeitsweise zeigte sich, dass der RSE TPC-1 Pro die für mich unpassender Wahl wäre und ich dem RSE TPC-1 mk2 Vorrang geben sollte. Mit vielen passiven und schwachen Bändchenmikrofonen wie 4038 und 42Bn, aber auch Tauchspulen wie dem SM7BRE20MD421 und dergleichen, konnte ich das Gain oftmals am Maximalwert festtackern. 52 dB ist eben ein Wert, wie man ihnvon Preamps in Audiointerfaces her kennt. Wer also oftmals dynamische Mikrofone den Elektrostaten vorzieht,sollte sich eher für das Geschwisterkind TPC-1 mk2 erwärmen oder einen zusätzlichen Inline-Amp nutzen.Dementsprechend würde ich das geringe Gain dem Testgerät keinesfalls anlasten, denn dies war der explizite Wunsch von Engineers, um dadurch eine feiner Einstellmöglichkeit zu haben.

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Frontplatte Channel Strip
Wem der TPC-1 Pro zu wenig Gain hat, der greift einfach zum TPC-1 mk2.

Test der Mikrofonsektion des RSE TPC-1 Pro

Alle Mikrofone werden durch die Preamp-Sektion des RSE TPC-1 Pro nicht nur einfach verstärkt, sondern aufgewertet. Die Signale erhalten einen wundervollen Glanz. Die Kondensator-Geschichte ist absolut sinnvoll, vor allem für Vocals. Kondensatormikrofone sind oft „kantig“ an den Konsonanten, das Sonodore MPM-91 mit seiner präzisen Neumann-K89-Kapsel ganz besonders. Hier legt sich ein leichter Feenstaub auf diegehaltenen Töne und ein kurzer, reicher Glanz auf die Spitzen. Das wirkt edel, ohne mit zu starker Färbung zu stark zu prägen und spätere Bearbeitung zu erschweren. Die Griffigkeit, die man bei sehr hochwertigen Röhrenmikrofonvorverstärkern erkennen kann, findet sich auch hier. Das DI-Signal profitiert ebenfalls von diesen Eigenschaften, auch die Line-Option, die der kräftigere TPC-1 mk2 im Vergleich zum getesteten RSE TPC-1 Pro  nicht besitzt, ist aus den genannten Gründen ein klarer Gewinn. Schöne, nicht zu starke Sättigungmit Grip und Körnung stehen sehr vielen Signalen gut zu Gesicht. Synth-Bässe, aber auch Snaredrum habenvon der Reise durch Röhren und Übertrager absolut profitiert. 

Audio Samples
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RSE TPC-1 Pro, 500 Ohm, mit Stager SR-2N mkIII RSE TPC-1 Pro, 2 kOhm, mit Stager SR-2N mkIII RSE TPC-1 Pro, 2 kOhm, mit Sonodore MPM-91 mkI Retro OP-6, 600 Ohm, mit Stager SR-2N mkIII Warm Audio WA-MPX, mit Stager SR-2N mkIII

Einfach einzustellender, hilfreicher Kompressor

Den Kompressor schlecht klingend einzustellen, ist fast unmöglich. Wir haben es bei ihm nicht mit einemCharaktermonster zu tun, sondern vor allem mit einem, der schon mal beimtracking die Spitzen abfängt und das Levelling vor dem Wandler vereinfacht. Im Hard-Knee-Modus packt er ein wenig kräftiger zu und formtbeim Gesang ein stärkeres, festere Paket, bleibt aber mit seinen Regelvorgängen stets natürlich und behutsam. Hier kommt, auch für verschiedene Einzelsignale von Instrumenten, wieder der Line-Input ins Spiel, der im Mixdown den Klang schlichtweg verbessert. Gäbe es die Firma „Bettermaker“ nicht im benachbarten Polen schon, würde ich diese Bezeichnung anstatt des doch etwas sperrigen RSE TPC-1 Pro vorschlagen.Sie passt wie die Faust auf’s Auge. Pre und Kompressor gemeinsam lassen sich beim Tracking in Sekundenschnelle einhacken, damit der tontechnische Blick auf das Wesentliche frei bleibt. Wer tausend Parameter einstellen muss, hängt schließlich schnell mal zu lange mit dem Gesicht im Gerät.

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RSE TPC-1 Pro, Hard-Knee-Kompression

RSE TC505

Etwas fisseliger ist naturgemäß die Arbeit an einem 500er-Modul. Vor allem, wenn es mehr Optionen bietet. Die Opto-Sektion des RSE TC505 entspricht prinzipiell weitestgehend der des RSE TPC-1 Pro, doch glänzt das Gerät durch den erweiterten Funktionsumfang. Weil es hier schneller einmal kräftiger zur Sache gehen kann, ist der Dry-Wet-Regler, den beim TPC-1 nun wirklich niemand vermissen wird, eine gern gesehene Option. Generell ist die Flexibilität des 505 zu loben. Ich bin auch der Meinung, dass dreistufige Attack- und Release-Zeiten für viele Signale und Situationen ausreichend sind. Manchmal nur will man Attacks sehr genau einstellen, etwa bei Hi-Hats, selten uss man die Release rhythmisch absolut exakt setzen.

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RSE TC505, Vari-Mu, fast

Alternativen zum RSE TPC-1 Pro

UA LA-610 mk2„dicker“ und deutlich teurer

Alternativen zum RSE T505

Crane Song Falcon hochwertiger Röhrenkompressor für Series 500, deutlich teurer
Elysia Mpressor 500kein Röhrengerät, aber flexibel und hochwertig
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Test von RSE TPC-1 Pro und TC505: Fazit

RSE TPC-1 Pro und RSE TC505 sind Geräte, die beide einen vorsichtigen, aber verdammt hochwertigen Klangcharakter besitzen. Der Preamp des TPC-1 Pro ist ein schöner Veredler für Mikrofon-, Line- und Instrumentsignale, das Gain ist für manche Anwendungen aber zu kraftlos. Bei seinem sehr ähnlichen Geschwistergerät TPC-1 mk2 ist für höhere Verstärkungsleistung aber gesorgt. Die Dynamiksektion des 19“-Strips und die API-Series-500-Kassette TC505 liefern sehr praxisgerechte Verdichtung, wobei der 505 deutlich flexibler ist. Dass bei Vari-Mu-/Optical-Umschaltung, Parallelkompression und vielen Parametern nicht auch noch Platz für ein Hochpassfilter war, erscheint da nachvollziehbar. Also: Noch sind die RSE-Geräte auch unabhängig des günstigen Preises ein Geheimtipp, gut möglich, dass man sie zukünftig häufiger in den Racks sieht – das Zeug dazu haben sie allemal.

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Made in Ukraine
  • RSE TPC-1 Pro
  • Röhren-Vorverstärker (Mic, Line, DI)
  • Optokompressor mit zwei Parameter-Settings (“Soft”/”Hard”) und SC-Filter
  • 19″/2HE
  • eingebautes Netzteil
  • hergestellt in: Ukraine
  • Webseite des Herstellers: rseaudio.net
  • Preis: $ 1200,– (am 27.4.2023, ohne Versand etc.)
  • RSE TC505
  • Röhrenkompressor
  • umschaltbar: Vari-Mu / Optical
  • Ratio, Attack und Release schaltbar
  • Dry/Wet
  • Kassette für API Series 500
  • hergestellt in: Ukraine
  • Webseite des Herstellers: rseaudio.net
  • Preis: $ 685,– (am 27.4.2023 zur Vorbestellung, ohne Versand etc.)

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hochwertiger Preamp mit leichter, edler Farbe (TPC)
  • praxistaugliche, bei Bedarf unauffällige Kompression
  • einfache und schnelle Bedienung
  • Flexibilität (TC505)
Contra
  • -
Artikelbild
RSE TPC-1Pro & TC505 Test
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19"-Gerät und 500er-Modul

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