ReProducer Epic 55 Test

PRAXIS

Aufstellung / Testumgebung

Der Hörtest mit vertrauten Produktionen, Produktionselementen und Testtönen erfolgte in meinem akustisch behandelten Studioraum (25 qm) freistehend und akustisch entkoppelt. Während des Tests variierte die Kantenlänge von 1,2 bis 1,4 m – laut Hersteller werden Abhörentfernungen von 1,2 bis 2,5 m empfohlen. Als Wandler dienten ein Apogee Duet 2 sowie das Apollo X4 von Universal Audio. Abgehört wurde überwiegend in vertikaler Positionierung, aber auch horizontal. Nettes Detail hierbei: Das Modell-Emblem lässt sich um 90 Grad drehen. Allerdings erschweren die unebenen Seitenteile die Positionierung auf meinen „normal“ großen Monitor-Pads, was einige Ausrichtungsmaßnahmen erforderte. Weiterhin ist zu beachten: Entsprechend der folgenden Abbildung verschiebt sich das Abstrahlverhalten und der Sweetspot des Monitors ebenfalls um 90 Grad.

Zerfall
Fotostrecke: 3 Bilder Abstrahlverhalten und Sweetspot bei vertikaler und horizontaler Positionierung (Quelle: ReProducer Audio Labs)

ReProducer Audio Labs Epic 55 im Test: Wie ist der Klang?

Frequenzgang

Der Frequenzgang wird herstellerseitig mit 40 Hz bis 30 kHz bei einem Toleranztunnel von ± 3 dB angegeben. Dementsprechend sollte man eine souveräne Basswiedergabe erwarten, die meine Hörtests aber nicht bestätigen konnten. Unterhalb von 60 / 70 Hz fällt die Wiedergabe am Hörort spürbar ab, sodass tiefe Bässe kaum zu vernehmen oder beurteilbar sind. Interessanterweise entspricht dieser Eindruck durchaus dem Frequency-Response-Diagramm des Herstellers, was der zuvor genannten Zahlenangabe widerspricht. 

Den Oberbass bis zu den unteren Mitten empfinde ich hingegen als sehr präsent, was in einem warmen bis samtigen Klangbild resultiert. Zur kritischen Frequenzbeurteilung wäre ein Desktop-Filter also hilfreich. Der vorhandene LF-Trim-EQ, der bei 250 Hz einsetzt, bewirkt hier keine wirkliche Verbesserung und senkt die ohnehin unterrepräsentierten Bässe zusätzlich ab. Umgekehrt resultiert eine Anhebung in einem zur Klangbeurteilung zu „mulmigem“ Sound.

An die Wiedergabe im mittleren Frequenzbereich gibt es nichts auszusetzen. Allerdings vermisse ich ein wenig die konturierte Darstellung und Lebendigkeit, die ich von Modellen anderer Hersteller kenne. Die Höhen klingen fein aufgelöst, durchaus „crisp“ aber ohne ausgeprägte Schärfe. Hier erlaubt die Klangregelung (Hi Trim ab 2,5 kHz) einen praxistauglichen Abgleich entsprechend der eigenen Hörpräferenzen und räumlichen Gegebenheiten. 

grafischer Frequenzgang

Das Frequency-Response-Diagramm des Epic 55 (Quelle: ReProducer Audio Labs)

Impulsverhalten und räumliche Abbildung

Die akkurate Transientenwiedergabe des Epic 55 Monitors muss man als gut bewerten. Anschlaggeräusche akustischer Instrumente wie auch elektronische Percussion à la Kraftwerk gelangen authentisch und gut beurteilbar ans Engineer-Ohr. Die hohe Auflösung gewährleistet auch eine uneingeschränkte Bewertung und Bearbeitung echter und künstlicher Reflexionen Hallräume. 

Die phasentreue Wiedergabe des Epic 55 Monitors begünstigt weiterhin die exakte Positionierung und Beurteilung einzelner Mixelemente im Stereopanorama. Von der beeindruckend greifbaren Lokalisation in Stereobühne und Tiefe des erst kürzlich von mir getesteten Neumann KH 150 (gleichen Preisklasse) ist der ReProducer Audio Labs Monitor aber noch mindestens eine Nasenlänge entfernt.

Pärchen
Extravaganz designed & engineered in Germany

Marktsituation

Es verdient Anerkennung, das umkämpfte Monitor-Marktsegment inmitten seiner vielen etablierten Herstellern mit teilweise Jahrzehnten an Erfahrung „aufmischen“ zu wollen. Vielfach wird das Debütmodell Epic 5 von ReProducer Audio Labs als sehr gut bewertet. Der Epic 55 wird es nach meiner Einschätzung aber schwerer haben, was unter anderem an einer aktuell sehr starken Konkurrenz in seinem durchaus ambitionierten Preissegment liegt. Etwas unpassend finde ich es, das Nichtvorhandensein von DSPs quasi als Feature darzustellen. Aus eigener Erfahrung empfinde ich, dass hier die Vorteile die potentiellen Nachteile (welche auch immer dies sein mögen) in puncto Sound und Flexibilität klar übertrumpfen. 

Alternativen zur ReProducer Epic 55

Neumann KH 310 AFocal Twin 6Neumann KH 150
etwas teurer, kompakter, aktiver Dreiwegelautsprecher, volle Punktzahl im Testebenfalls etwas teurer, Bassreflexsystem, etwas kompakter, mehr “Biss”ungefähr gleicher Preis, Zweiwege-System, umfangreiche Fähigkeiten zu Anpassung und Einbindung, volle Punktzahl im Test
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