RCF EVOX JMIX8 und J8 Test

Praxis

Ich konnte die Anlage auf einer Party in einer zum Kulturraum umgebauten Bahnhofshalle testen. Zuerst spielte eine Jazzband, bestehend aus Drums, Kontrabass, Gitarre, E-Piano und Gesang. Später habe ich dann House Music aufgelegt.
Der Aufbau geht superflott vonstatten. Bassboxen positionieren, Distanzstange reinschrauben, Satellit draufsetzen, beide mit dem Speakon-Kabel verbinden, ein Linkkabel von JMIX8 zu J8 und die Anlage war startklar und zur Aufnahme der zu verstärkenden Signale bereit.
Die Distanzstange lässt sich durch die Zweiteilung nicht nur kompakt transportieren, man kann auch die Höhe der Satellitenbox sehr flexibel einstellen. Je nach Bedarf weist die Säule dann eine Minimalhöhe von 166 cm (bei nur einer Stange) und eine Maximalhöhe von 228 cm (bei zwei Stangen) auf. Auch gut: Der Satellit wird nur aufgesteckt und ist frei drehbar.

Fotostrecke: 4 Bilder Das JMIX8/ J8-Pärchen ist eine schlagkräftige Kombination mit eingebautem Digitalmixer

Nach wenigen Minuten war das DJ-Setup bereits spielbereit. Etwas langwieriger gestaltete sich dann das Abmischen der Band. Der interne Digitalmixer hat einen sehr großen Funktionsumfang, ist aber auch sehr fummelig zu bedienen. Mit dem einem multifunktionalen Push-Poti muss man schon ziemlich durch die Menüs hopsen, bis alle Musiker zufrieden sind. Das ist der Fluch der guten Tat, denn die Funktionalität, die RCF in den Mixer reingepackt hat, ist ziemlich komplett.
Der spontane Zugriff auf verschiedene Funktionen ist aufgrund der sehr reduzierten Bedienelemente allerdings recht kompliziert, da ist Menü-Hopping angesagt. Und weil der Mixer fest im Bass-Cabinet verbaut ist, hat man zum Abmischen auch nicht gerade die geeignete Abhörposition. Hier gilt das Motto: Set and forget, denn solch ein Mixer ersetzt natürlich keinen vernünftigen FOH-Mixer, weil man da draußen am Boxenturm nicht den Sound des Raums beurteilen kann. Aber für Alleinunterhalter oder eine kleine Band, die ihr Setup einmal eingestellt haben, reichen die Möglichkeiten des Mixers definitiv aus.

Fotostrecke: 3 Bilder Der JMIX8-Digitalmixer bietet kombinierte XLR/Klinken-Anschlüsse für bis zu vier Mikrofone, auch mit Phantomspeisung

Bluetooth und die EVOX-App

Wie gut, dass es Bluetooth gibt. Angenehmerweise lässt sich der Mixer mit der kostenlosen EVOX-App für iOS und Android über BT fernsteuern. So kann der Toningenieur mitten im Raum stehen und an den virtuellen Reglern drehen, zumindest soweit, wie es die geringe Reichweite von Bluetooth zulässt. 
Die Bluetooth-Connectivity selbst ist easy: EVOX Speaker im Bluetooth-Menü anwählen und es läuft. Die Funktionalität muss allerdings im Systemmenü eventuell aktiviert werden. Leider ist die Bedienung der App zumindest bei meiner kleinen iPhone Oberfläche fummelig und manche Eingabe wie z. B. Mute wurden erst zeitverzögert übernommen. Zudem bleibt die App nicht dauerhaft mit der Anlage verbunden.
Auch wenn z. B. Musik vom Smartphone ununterbrochen via Bluetooth wiedergegeben wird, muss sich die App immer wieder neu anmelden. Mal eben in der Spotify-App den nächsten Song anwählen und dann im Graphic-EQ-Menü nachregeln, geht also nur mit immer wieder neuem Anmelden der EVOX-App.
Die App also tunlichst im Vordergrund behalten, dann klappt’s auch mit dem Soundcheck. Und wie immer bei Software besteht hier die vage Hoffnung auf Nachbesserung per Update. Dafür und nur dafür wird dann auch der USB-Eingang benötigt. Schade, ich hatte mir hier auf den ersten Blick eine Soundkartenfunktionalität für den Rechner erhofft. Aber nein, leider nur für Updates.

Fotostrecke: 4 Bilder Die iOS/Android-App zur Fernbedienung des JMIX8-Mixers ist noch nicht optimal angepasst, aber dennoch eine große Hilfe

Soundcheck

Aber kommen wir nun zu unserer kleinen Jazzband, die über das J-System spielen durfte. Der Kontrabass, über den Output eines kleinen Bass-Amps zugespielt, kam satt und weich rüber. Keinerlei störende Knochigkeit, wie ich zuerst ob des 12-Zoll-Speakers befürchtete.
Das E-Piano klang kraftvoll in den tiefen Lagen und angenehm glockig in den Höhen, die unverzerrte Gitarre klar und crisp. Der weibliche Gesang, mit ein wenig Hall abgeschmeckt, war klar und verständlich und die RCF-PA füllte dank Array-Technik wunderbar den Raum aus.
Dazu musste ich kaum den EQ bemühen: Die Anlage klingt in sich schon sehr angenehm und ausgewogen. Und richtig laut, ohne an ihre Grenzen zu kommen: Der versprochene Schalldruck von 128 dB erscheint mir absolut realistisch zu sein.
Über den Aux-Weg konnte ich dem Bühnenmonitor einen leicht anders gewichteten Monitormix liefern und dank des separaten Graphik-EQs für den Aux-Weg auch in den Bässen entschärfen. Allerdings Obacht: Beide graphischen EQs verändern den Sound im eingeschalteten Zustand, auch wenn sich alle Frequenzregler im Nullzustand befinden. Es klingt dann flacher in den Bässen und weniger spritzig und frisch in den Höhen. Also den Graphik-EQ möglichst ausgeschaltet lassen, wenn er nicht dringend benötigt wird.

Simulation

Die Amp-Simulation habe ich mit meinem E-Bass ausgecheckt und war von den vier Amp-Modellen sehr angetan. Mit dem EQ und Kompressor liefert das J-System einen schönen punchy Sound, gut genug, um den Bass-Amp zuhause zu lassen.

Bass, how low can you go?

Dann ging es ans Eingemachte: Wie würde eine fette House-Music-Bassdrum über zwei 12-Zoll-Speaker klingen? Ziemlich gut. Natürlich muss man Abstriche bei den ganz tiefen Bässen machen und für Stile wie Dub und Drum’n’Bass würde ich die EVOX nicht unbedingt empfehlen. Aber alle anderen Spielarten elektronischer Tanzmusik wurden klar und druckvoll in den Raum gepumpt. Dabei wirkte das Soundbild stets aufgeräumt und nie angestrengt. Das größte Plus der EVOX-Säulen ist die Ausgewogenheit im Klangbild: satt, brillant, handfest und trotzdem Hi-Fi-mäßig.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Distanzstangen werden fest in die Bassboxen geschraubt und sitzen supersicher.

Für wen?

Für Alleinunterhalter, Hochzeits-DJs, Produktpräsentationen und kleine Bands ist das RCF EVOX J8-Pärchen eine 1A-Empfehlung. Auch als Anlage im Proberaum macht das Duo eine gute Figur. Für die kleine House-Party in Räumen bis zu 100 Leuten ist sie ebenfalls völlig okay. Dabei besticht sie durch kompakte Maße und gute Tragbarkeit und ist dank der Distanzstangen superschnell aufgebaut.
Der interne Mixer ist für Alleinunterhalter und eingespielte kleine Bands ebenfalls völlig ausreichend. Ich habe im letzten Jahr öfters über Systeme wie das Electro-Voice ELX115P mit jeweils zusätzlichem LX118 Subwoofer aufgelegt. Im Vergleich dazu entwickelt das RCF J-System natürlich weniger Druck. Ist aber auch komplett nur ungefähr so groß wie die beiden EV-Tops und klingt ähnlich klar und rund.
Ein weiterer Vorteil ist, dass jeder Turm als eigenständige Einheit funktioniert. Ich kenne Hochzeits-DJs, die auf aktive Fullrange-Boxen schwören und stets mit drei Boxen unterwegs sind: zwei für den Sound draußen, eine als DJ-Monitor, mit der Option, die dritte als gleichwertigen Ersatz zu nehmen, falls eine Box mal ausfällt. Da jede Säule der RCF EVOX autonom verstärkt wird, ist auch hier ein Boxenausfall nicht so komplett tragisch wie bei Systemen, die nur von einem einzigen Amp befeuert werden.
Wer also irgendwas zwischen den sehr kleinen HK Lucas Nano Array-Systemen und einem voll ausgewachsenen System mit Subwoofern und „großen“ Satelliten sucht, sollte das RCF J-System in Erwägung ziehen

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