Die Gitarrenmanufaktur um Gründer, Inhaber und Namensgeber Paul Reed Smith ist bekannt für ihre Instrumente mit Premium-Ahorndecken, perfekter Verarbeitung und vielseitigem Klang. Prominente Künstler wie Carlos Santana, Mark Tremonti, Orianthi, Brad Delson und viele andere zeigen die musikalische Bandbreite, die diese Instrumente zu bedienen wissen. Mit ihrem eigenständigen Design und dem Ziel, die perfekte Gitarre bauen zu wollen, gelten PRS-Gitarren mittlerweile als neue Klassiker und werden in einem Atemzug mit Fender und Gibson genannt.
Unsere Testkandidatin mit dem klangvollen Namen Starla strahlt mich in einem knalligen Blau an und gefällt mir auf Anhieb. Und weil ich kein Freund von aufpolierten Riegelvogelaugenahorntigerwölkchendecken gepaart mit Hochglanzlack bin, kommt mir die Lackierung gerade recht. Und weil optisch sowieso alles passt, kümmern wir uns jetzt um den Rest.
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Details:
Der erste Eindruck bestätigt Paul Reed Smiths Vorgabe, dass jedes Instrument beim ersten Öffnen des Koffers ein “WOW“ auf die Lippen zaubern soll. Der Koffer ist von PRS und dementsprechend hochwertig, das Instrument liegt in einer formgerechten Ausfräsung und wird dadurch doppelt geschützt.
Die perfekt aufgetragene Lackierung trägt die Bezeichnung “Twilight“ und würde wohl landläufig als knalliges Blau durchgehen. Der komplette Korpus sowie Halsrückseite und Kopfplatte sind deckend lackiert.
Was die Form angeht, erinnert sie entfernt an eine Les Paul, es handelt sich also um eine Single-Cut-Gitarre. Die Rückseite bekam eine Ausfräsung, auch Rippenspoiler genannt, aber auch auf der Vorderseite hat die CNC gewütet. Durch eine Einbuchtung am unteren Horn sind selbst höchste Lagen auf dem Griffbrett sehr komfortabel zu erreichen.
Apropos Hals, der besteht aus Mahagoni und ist ganz in PRS-Manier mit dem Mahagoni-Body verleimt. Als Griffbrett kommt Palisander zum Einsatz und auch hier gibt es keinerlei Grund zur Beanstandung – alles ist perfekt verarbeitet. Die 22 Bundstäbchen präsentieren sich hochglanzpoliert und mit perfekten Kanten, und für die Orientierung befinden sich Einlagen an den altbekannten Stellen.
Aber bleiben wir doch noch kurz beim Korpus. Augenscheinlichstes Merkmal, neben der Lackierung, ist sicherlich das Schlagbrett. Es handelt sich hierbei um eine dreilagige weiße Ausführung in einem eigenen Design (siehe Bilder). Es beherbergt zwei Tonabnehmer, auch aus dem Hause PRS, mit den klangvollen Namen Starla Treble am Steg und Starla Bass am Hals. Ihnen wurde passend zur übrigen komplett verchromten Hardware Kappen spendiert, die sich optisch sehr gut ins Erscheinungsbild fügen. Es handelt sich im Übrigen um Humbucker, die mithilfe des Tone-Potis gesplittet werden können, indem dieser nach oben gezogen wird.
Das Volumen- und das eben genannte Tone-Poti befinden sich ebenso wie der Dreiweg- Schalter zur Anwahl der Pickups auf dem Schlagbrett. Die Saiten werden mithilfe einer Tune-O-Matic Bridge befestigt und am Halsende mit Vintage Style Mechaniken in Stimmung gebracht. Leider ist nicht ersichtlich, wer die Mechaniken hergestellt hat, was aber auch nicht wirklich wichtig ist, solange sie ihren Job machen. Und das tun sie! Sehr leichtgängig und geschmeidig und ohne Sprünge verrichten sie ihre Arbeit.
Die Rückseite ist glatt wie ein Babypopo, das heißt, es befinden sich dort keine Ausfräsungen für die Elektrik oder den Zugriff auf sonstige Ausstattung.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Die Starla bringt 3,2 Kilo auf die Waage und ist damit angenehm zu tragen, und auch bei längeren Proben oder Gigs besteht kaum die Gefahr, anschließend zum Orthopäden zu müssen.
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Praxis:
Zuerst einmal muss ich hier wirklich ein Lob aussprechen. Das Instrument kam perfekt eingestellt an und bedurfte nur einer Stimmung. Saitenlage, Bund und Oktavreinheit sind vorbildlich! Dasselbe gilt auch für die Optik. Man spürt förmlich, dass sich beim Bau dieser Gitarre viele Menschen sehr viel Mühe gegeben haben.
So, jetzt aber zurück zum Sound. Beim ersten trockenen Anspielen zeigt sich buchstäblich, aus welchem Holz sie geschnitzt ist. Ausgewogen ist wahrscheinlich die treffendste Beschreibung, will man schon jetzt den Klang kommentieren. Die Bässe sind da, aber nicht überpräsent, am meisten spielt sich im Mittenbereich ab, und so soll es bei einer Mahagoni-Gitarre auch sein. Wegen der fehlenden Ahorndecke ist das Höhenbild zumindest unverstärkt nicht so vordergründig wie bei anderen Gitarren dieser Bauweise, beispielsweise PRS Standard oder Les Paul. Das soll keinesfalls heißen, dass sie dumpf klingt – sie zeigt einfach mehr Holz. Wie gesagt, die Bespielbarkeit ist dank des Wide Fat Necks ein Traum und angeschlagene Akkorde schwingen lange und gleichmäßig aus. Und wie erwartet zeigt sie am Amp ihre wahren Qualitäten.
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Hals CleanMid CleanSteg Clean
Beginnen möchte ich mit den Humbuckern ohne Split-Funktion am Vox Amp.
Die Töne klingen fett und für Humbucker erstaunlich offen in den Höhen. Der Steg-Pickup klingt natürlich bauartbedingt etwas kompakter, aber das soll er auch, denn im Gegensatz zu den beiden anderen Sounds bekommt man hier eine erfrischende Farbe.
Sehr gut gefällt mir aber der Hals-PU. Groß, warm und ausgewogen im Klangbild macht er eine ausgezeichnete Figur.
Aber auch die Mittelposition der beiden Humbucker bietet quasi best of both worlds und ermöglicht edle Cleansounds, die man von einer solchen Gitarre erwarten muss. Alle Anschläge werden fast schon überdeutlich herausgearbeitet.
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Hals Split CleanMid Split CleanSteg Split Clean
Nun ziehe ich den Tone-Poti nach oben und aktiviere die Split-Funktion, die für beide Tonabnehmer gilt.
Ich habe im Übrigen nichts an der Amp-Einstellung verändert, immer noch tönt ein Vox AC 30.
Das Klangbild hat sich radikal geändert und ganz klar nach oben verschoben.
Vorbei ist es mit den vollmundigen, warmen, teuer klingenden Sounds. Es klingt fast schon nach einem Piezo-Pickup, wie man ihn bei Akustikgitarren findet.
Ich denke, dass diese Variante als Klangfarbe in einem bestimmten Kontext sicherlich ein tolles Feature ist – nicht für mich persönlich – aber da sind Geschmäcker Gott sei Dank verschieden.
Deshalb verabschiede ich mich wieder von dieser Einstellung und drücke den Tonregler zurück in die Ausgangsposition. Schnell den Fender Deluxe angeworfen und ein paar Riffs später …
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Steg Humbucker Deluxe
Aha! Der Steg-Humbucker macht auch hier eine tolle Figur und pustet eine Menge Rock´n´Roll in den Amp. Auch hier zeigt sich die Obertonfreude der Starla und die Attacks kommen so richtig gut ans Ohr, genau richtig für diese Spielweise.
So, ich stecke die PRS wieder in den VOX und sorge für etwas mehr Zerre.
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Mid Crunch Vox
Für das folgende Riff habe ich in die Mittelstellung geschaltet, was an zerrenden Verstärkern oftmals nicht ganz so gut kommt.
Allerdings macht das unsere Testkandidatin ausgesprochen gut. Ihre Stimme ist auch hier klar herauszuhören, da matscht nichts und auch die Höhen sind präsent. Ich kann mir vorstellen, dass gerade Freunde der Telecaster ihre helle Freude mit diesem Instrument haben werden, da ihr Klangbild nicht ganz unähnlich ist. Und ich muss zugeben, dass auch ich in diese Kategorie falle und sehr auf diese Art Crunch stehe.
Jetzt aber wieder den Steg-Pickup aktiviert und ein paar gedämpfte Achtelnoten zum Besten gegeben.
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Steg Crunch Vox
Ja, jetzt ist es amtlich, die Starla geht ganz klar in die Tele-Richtung, und das finde ich insofern erstaunlich, da sie erstens komplett aus Mahagoni besteht, zweitens einen eingeleimten Hals besitzt und drittens Humbucker für die Tonwandlung verwendet. Also im Grunde genau das Gegenteil einer Telecaster!
Für das letzte Beispiel wurde der alte Boogie geweckt. Ein alter Trick im Studio besteht ja darin, für tiefer gestimmte Heavy-Bretter Singlecoil-Gitarren zu verwenden, vor allem, wenn der Zerrgrad sehr hoch ist. Damit vermeidet man das berüchtigte Matschen im Bassbereich in Verbindung mit Humbuckern und mit weniger Gain in der Dopplung entsteht so der Breitwand-Sound.
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Rock Steg Heavy Boogie
Wie erwartet, macht die Starla auch hier ihre Sache gut! Die Anschläge kommen sehr akzentuiert heraus und im Bassbereich ist sie nicht überpräsent. Der Sound ist mithilfe des EQs am Amp sehr formbar und ermöglicht dadurch eine ganze Menge Spielraum für den Musiker.
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Fazit:
Die PRS Starla ist eine durch und durch professionelle Gitarre mit besten Schwingungseigenschaften und eigenem Charakter – eine Eigenart, die man PRS Gitarren nicht unbedingt zuschreibt. Aber das ist das Los der Vielseitigkeit und soll keinesfalls kritisch klingen. Ganz im Gegenteil, denn so werden Musiker gefordert, ihren eigenen Sound zu finden. Apropos Sound: Meiner Meinung nach hätte man sich die Split-Funktion sparen können, denn durch das sehr gesunde Höhenbild schon im Humbuckerbetrieb sind die Split-Klänge einfach zuviel des Guten.
Der Test hat Spaß gemacht und die Gitarre ist uneingeschränkt zu empfehlen. Der Preis mag im ersten Moment etwas hoch erscheinen, ist aber durchaus gerechtfertigt.
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