2009 stellte Propellerhead die erste Version von “Record” vor. Im Gegensatz zu allen anderen Softwaretiteln des schwedischen Herstellers beschäftigt sich diese DAW erstmals auch mit der Aufnahme von Musik und nicht nur mit deren Programmierung. Besonders Musiker, die nicht dem Tontechniker-Charm erlegen sind und nach einer Produktionsumgebung suchen, die einfach und intuitiv zu bedienen ist, sollten angesprochen werden.
Inzwischen liegt die Versionsnummer 1.5 vor und wir wollten wissen, was sich geändert hat, mit welchen Neuerungen Propellerhead aufwarten kann, wo noch Potenzial steckt und was unter Umständen auf Nachbesserung wartet.
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Details:
Bereits in unserem Test der Version 1.0 wurde klar, dass Propellerhead nicht das Ziel anstrebt, die nächste überbordende DAW zu kreieren, sondern sich vielmehr als Anbieter kreativer Werkzeuge versteht. In Verbindung mit Reason stehen dem User nun zwei umfangreiche Softwarepakete zur Verfügung, die sich gegenseitig sehr gut ergänzen.
3/3 Übersichtlich: Die 18 Eingangskanäle des RME Fireface passen genau auf ein 30″.
Record bieten alle Funktionen, die man für seine Audioaufnahmen braucht, um sie mit Effekten zu versehen, zu mischen und anschließend mit zusätzlichen Instrumenten zu garnieren. Dabei orientiert sich der Workflow vorrangig an den Bedürfnissen von Musikern und präsentiert an vielen Stellen kleine, aber feine Details. Und genau die machen es möglich, unkompliziert selber aufzunehmen und Ideen festzuhalten. In vielen Musikrichtungen hat sich dieser Ansatz auch im professionellen Musikgeschäft durchgesetzt, sodass immer öfter Spuren der ersten Demosessions auch im fertigen Mix zu finden sind. “Produce while you write” sozusagen. Aber auch Reason-Nutzer können von Record profitieren, da es ihnen nun ebenfalls möglich ist, Recordings in die eigenen Produktionen einzubinden.
Am Konzept von Record hat sich also auch in Version 1.5 nicht sonderlich viel geändert. Wohl aber so einiges am Inhalt. Vor allem in Sachen Audioorganisation gibt es diverse Neuerungen. Mit „Blocks“ ist dabei ein Feature an Bord, das es nicht nur Record-Usern, sondern auch Reason-Jüngern erlaubt, Songabschnitte in einzelne Blöcke zu unterteilen, um sie dann unkompliziert neu arrangieren zu können. Das macht vorrangig bei Record eine Menge Sinn, da nun ein Song gleich beim Komponieren in Verse, Bridge, Chorus etc. aufgeteilt und organisiert werden kann. Den Inhalt der entstandenen Blöcke kann man natürlich auch weiterhin unabhängig voneinander bearbeiten.
Viele weitere, kleine Helferlein, die man bisher vermisste, wurden nun endlich auch in die Software integriert: Eine Tap-Taste im Transportfeld zum Beispiel, mit der das Tempo des Songs durch mehrmaliges Klicken bestimmt werden kann, um sich auch mit “echte” Musikern synchronisieren zu können. Mit dem neuen Mute-Tool hingegen lässt sich durch simples Klicken ein ganzer Clip sofort stummschalten. So können natürlich auch Variationen im Arrangement oder innerhalb eines Blockes sehr einfach vorgehört werden.
Eine weitere nützliche Funktion ist das Time-Stretching: Durch Drücken der (rechten) Alt-Taste wird der ausgewählte Clip entweder gestreckt oder gestaucht. Eine hilfreiche Einrichtung, will man ihn zum Beispiel an ein gewünschtes Tempo anpassen, oder aber auch, um, mit einer gewissen Übertreibung natürlich, nette Effekte zu erzielen. Zusätzlich wurde eine Normalisierungsfunktion in Record integriert, mit der Pegel auf einfache Weise aufgeholt werden können. Ob das eine “Musiker” -Funktion ist, sei dahingestellt, denn wird ein schlecht eingepegeltes Signal so auf Nutzlautstärke gebracht, steigt auch das Grundrauschen enorm. Sauber Pegeln beim Aufnehmen ist nach wie vor die Devise!
Einige der neuen Funktionen in Record 1.5 funktionieren nur im Zusammenschluss mit Reason 5. So die neue Bounce-To-Sample-Funktion, mit der bestimmte Parts des Audiomaterials in Record direkt gerendert werden können, um sie anschließend in Reasons Sample-Instrumenten weiter zu verwenden. Außerdem werden jetzt auch mehrere Eingabegeräte auf einmal unterstützt, sodass zum Beispiel mit einem Drumpad der Kong Drum Designer aus Reason gespielt werden kann, während das Midi-Keyboard ein anderes Instrument ansteuert.
Die interessanteste Neuerung allerdings ist Neptune, ein umfassendes Tool zur Bearbeitung von Stimmen. Es ermöglicht nicht nur die automatische Korrektur der Tonhöhe eines aufgenommenen Signals, sondern ist gleichzeitig auch noch ein extrem flexibler Voice-Synthesizer. Zwar wurde in erster Linie darauf geachtet, die Korrekturen des Originalsignals so natürlich wie möglich klingen zu lassen, dennoch kann man auch effektvolle Bearbeitungen der Vocals realisieren. Die Propellerheads haben dazu ein umfangreichess Tutorialvideo auf youtube veröffentlicht, was wir auch nicht besser hätten machen könnnen. Ihr findet es hier.
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Praxis:
Keinerlei Probleme traten während und nach dem Installationsvorgang auf, erst die Autorisierung gestaltet sich etwas spannender, denn sie findet nach wie vor mit dem von Propellerhead entwickelten Ignition-Key statt. An und für sich keine große Sache, dennoch auf Dauer ein wenig nervig, reiht sich doch neben iLok und e-licensor noch ein weiterer Dongle an den Schlüsselbund. Alternativ kann man sich über das Internet bei jedem Start mittels User Account verifizieren.
Die Oberfläche von Record bleibt auch in Version 1.5 unverändert schlicht und übersichtlich. Das interne Mischpult, das keiner geringeren als der legendären Konsole SSL XL 9000K nachempfunden wurde, sieht nicht nur schön aus, sondern bringt auch eine große Funktionsvielfalt mit. Neben EQ, Kompressor, Gate und Expander sorgt ein Buss-Kompressor am Ende der Signalkette für einen nochmals punchigeren Sound. Der Propellerhead-Clone trägt allerdings keinen offiziellen Stempel der britischen Traditionsfirma.
Record hat im Großen und Ganzen alles an Bord, um einen Song vom ersten Beat bis zum finalen Limiter auf die Festplatte zu bannen und macht das schnelle Festhalten von Ideen zum Kinderspiel.
Die integrierten Line6 Preamps für Gitarre und Bass liefern eine gut sortierte Auswahl an Presetsounds, an denen anschließend auch gerne nach Herzenslust herumexperimentiert werden darf. Somit kann eine breite Palette von Musikstilen mühelos bedient werden. Die digitalen Ampsimulationen zeigen jedoch leichte Defizite in Sachen Zerr- und Hi-Gain-Sounds. Oder anders gesagt: Die enthaltenen Presets präsentieren sich leider ein wenig dünn im Klang und wollen auch nach extremem Knöpfedrehen nicht so richtig klingen. Das ändert sich jedoch bei der Benutzung von passender Line6 Hardware, weil damit neue Sounds in der Software freigeschaltet werden können. Auch die Integration der Line6 Amp-Software PODfarm wird unterstützt. Diese bietet zahlreiche, optional erhältliche Erweiterungen, die rein soundmäßig eine Liga höher spielen.
Bedenkt man, dass Record sich in erster Linie der Verarbeitung von Audiomaterial verschrieben hat, so sehe ich gerade in Sachen Bearbeitungsfunktionen noch eine Menge Nachholbedarf. Für Version 2.0 wäre die Integration eines” Flex-Time” Features eine wirklich gute Idee und würde die Bearbeitung noch weiter vereinfachen. Aber davon profitieren im Moment nur Kunden von Apple Logic 9 und Avid Pro Tools 8. Auch ein einfacher Drumreplacer wäre durchaus sinnvoll, da man nicht davon ausgehen kann, dass in jedem Musiker auch ein Toningenieur steckt, der auf Anhieb einen Satz amtlicher Mikrofone perfekt positionieren kann.
Bei den internen Effekten gibt es meiner Meinung nach ebenfalls Nachholbedarf. Zwar bringt Record die Sammlung an Effektgeräten mit, die auch in Reason integriert ist, aber dabei handelt es sich um gesampeltes bzw. synthetisch-erzeugtes Material, das in den meisten Fällen eher marginale Korrekturen benötigt, um gut zu klingen. Anders verhält es sich bei “echtem” Audiomaterial. Was zur Veredelung kleinerer Produktionen, zum Songwriting oder zum Mitschneiden einer Jam-Session mehr als ausreicht, wird dem Profi sicherlich nicht genügen. Da Record, genau wie Reason, keinen Support von externen Plug-Ins bietet, darf die Palette an mitgelieferten Effektgeräten meiner Einschätzung nach gerne noch ein wenig mehr erweitert bzw. verfeinert werden.
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Fazit:
Auch wenn Propellerhead mit dem 1.5 Update nur kleine Schritte macht, gehen diese in die richtige Richtung. Viele kleine Neuerungen wie die Tap-Funktion oder die Blocks sind nützlich, aber sicherlich keine Weltrevolution. Für User, die bereits mit Record arbeiten, ist vor allem Neptune wegen seines cleveren Auto-Tune Algorithmus und der vielen neuen Anwendungsmöglichkeiten interessant. Zudem ist das Update kostenlos.
Sucht man nach einer unkomplizierten, geschlossenen Produktionsumgebung für all seine Projekte oder nach einem praktischen Tool für die Vorproduktion, so steht der Anschaffung des Record/Reason-Bundles eigentlich nichts im Wege. Beide Programme bilden zusammen eine sehr vielseitige und attraktive Lösung, die sich in Sachen Preis und Performance nicht nur an Hobbyproduzenten wendet.
Songwriter können mit Record, Laptop und Audiointerface bewaffnet sicherlich schon vieles im Alleingang erledigen, ohne einen Techniker in Anspruch nehmen zu müssen. Bleibt zu hoffen, dass Propellerhead die angesprochenen fehlenden Funktionen beim vollen Versionssprung noch hinterher schiebt. Wir warten gespannt!
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