Presonus Faderport 16 und 8 Test

Presonus kennt man nicht nur durch Studio One 4, sondern auch für reichlich andere Peripherie, als da wären: Die digitalen Mischpulte Studiolive 1602, 2442, und 3242Ai, die großen Interfaces Studio 192, Digimax DP88 und Studiolive RM32AI sowie Quantum und Quantum II, wie auch der Channelstrip ADL700, die MonitorStation und der Faderport!

01_Presonus_Faderport16_AufmacherN


Letzterer ist eine gefühlte Ewigkeit auf dem Markt und war ziemlich praktisch – hatte aber nur einen Motorfader am Start. Das soll mit Faderport 8 und Faderport 16 anders werden! Wie schlägt sich der Controller mit Studio One und anderen DAWs?!

Details

Zwei Größen für alle Lebenslagen

Bei dem Presonus Faderport 8 und Faderport 16 handelt es sich um Motorfadercontroller mit Touch-sensitiven 100-mm-Fadern, individuellen kleinen Displays und illuminierten Gummitastern in einem ansprechenden, kompakten Design. 
Kompakt ist dabei ein echtes Alleinstellungsmerkmal, da alle anderen Controller recht auslandend und klobig sind. Nicht so die beiden Faderports, welche einen äußerst schlanken Fuß bieten. Konkret: 30 cm tief und 50 bzw. 33 cm breit bei einer Höhe von 5,5 cm.

Fotostrecke: 2 Bilder 16 Fader oder 8 Fader – du hast die Wahl!

Wie der Name schon verrät, handelt es sich um zwei ansonsten recht identische Versionen, wobei eine mit 16 Fadern, die andere mit acht Fadern ausgestattet ist. Einen in meinen Augen ohnehin überflüssigen Masterfader gibt es in beiden Fällen nicht. Sehr gut.

Am Anfang war das Script

Das Layout der Faderports ist gelungen und schlüssig, erinnert in Teilen auch an eine Mackie Control, weicht an einigen Stellen aber entschieden ab. Eine Mackie Control ist übrigens DER klassische Universal Controller schlechthin, welcher sich über die Jahre vor allem aufgrund seines bidirektionalen Scripts einen Namen gemacht hat. Die Software dahinter wird mittlerweile auch von vielen anderen Herstellern genutzt und hört auf dem Namen MCU – Mackie Control Universal. 
Besonders luxuriös ist MCU zwar nicht, es reicht aber, um zumindest die wichtigsten Mixing-orientierten Dinge einer DAW zu steuern. Wie gut das geht, hängt vor allem von den DAW-Herstellern und ihrer MCU-Implementierung ab. Im Grunde handelt es sich nämlich nur um simple MIDI-Befehle, die je nach DAW mal mehr, mal weniger intelligent interpretiert werden.

Die vielen, kleinen Displays über jeden Fader helfen bei der Navigation ungemein.
Die vielen, kleinen Displays über jeden Fader helfen bei der Navigation ungemein.

Einfachstes Beispiel ist das Banken der Fader, sodass man trotz einer nur begrenzten Anzahl von physischen Fader prinzipiell unendlich viele virtuelle Fader in einer DAW steuern kann. Das geschieht, indem man diese eben Bank-weise umschaltet. Das gleiche lässt sich auch auf Plug-in-Parameter übertragen, welche man „weiterblättern“ kann.

Universal Controller mit HUI und MCU-Unterstützung

Faderport 8 und Faderport 16 sind aber keine Mackie Control, sondern nur eine eigene Interpretation davon und vornehmlich für die Verwendung mit der Haus-DAW Studio One 3 gedacht. Hierbei fällt die Verzahnung natürlich am besten aus, die Beschriftung am Controller ist am eindeutigsten und der Workflow somit am schnellsten. Zusätzlich können die Faderports aber dank MCU – und den Abwandlungen davon – auch für Logic, Cubase und Sonar genutzt werden. Pro Tools funktioniert auch, das dann aber über HUI, was ähnlich dem MCU-Protokoll ist – aber von AVID ist und die kochen halt eben immer gern ihr eigenes Süppchen.
Grundsätzlich kann mit dem Faderport also auch jede andere DAW gesteuert werden, die MCU unterstützt – allerdings bei weitem nicht mehr so komfortabel, weil das physische Layout (und damit der Workaround über die unterschiedlichen MCU-Presets) sich schon in einigen Details deutlich von einer Mackie Control unterscheidet.

Macros am linken Rand helfen bei "großen Entscheidungen"!
Macros am linken Rand helfen bei “großen Entscheidungen”!

Ähnlich, aber nicht identisch zur Mackie Control

Die offensichtlichsten Unterschiede dürften die fehlende Encoder-Reihe sowie fehlende dedizierte Record-Taster sein. Beides wird am Faderport von der Focus-Channel-Sektion am linken Rand übernommen. Drückt man beispielsweise ARM, wird aus dem Select-Taster dann ein REC- bzw. ARM-Taster für den individuellen Kanal. 
Gleiches gilt für den PAN/PARAMETER-Encoder, der für den selektierten Kanal die Funktion des sogenannte „V-Pot“ übernimmt. Einen Flip-Mode-Umschalter gibt es logischerweise nicht, denn der muss alles mit den Federn bedient werden. Schaut man sich rechts von den kleinen Displays einmal um, entdeckt man TRACK, EDIT PLUGINS, SENDS und PAN. Drückt man einen dieser Taster, übernehmen die Fader dann eben diese Funktion. Das ist ein Zuspruch an das kompakte Layout und in der Praxis auch wirklich kein echtes Problem.
Ein Jogwheel fehlt übrigens auch, was ich aber nicht weiter tragisch finde. Die wichtigen Transporttaster inklusive Loop-Taster sowie die verschiedensten Funktionstaster sind allerdings vorhanden.

Ein Jogwheel gibt es nicht - stört mich aber auch nicht.
Ein Jogwheel gibt es nicht – stört mich aber auch nicht.

Praxis

Für wen?

Aktuell gibt es für die Controller passende Scripts für Sonar, Logic, Cubase und natürlich Studio One 4. Andere DAWs lassen sich wirklich nur bedingt steuern. Ich habe es auch mal mit Live ausprobiert, aber mehr als Transport und Levels ist hier nicht wirklich möglich – stört vielleicht aber auch nicht jeden, falls er bereits einen Push 2 oder Ähnliches hat. Hier kann man nur hoffen, dass Presonus noch nachliefert.

DAW-Steuerung

Dank der simplen Umschaltmöglichkeit zwischen den DAW-spezifischen Protokollen während des Einschaltvorgangs (Drücken der Select Buttons von Kanal 1 und 2 während des Einschalten und anschließender Selektion des gewünschten Scripts) ist die Verwendung des Controllers in verschiedenen DAWs äußerst unkompliziert. Falls der Faderport nicht automatisch erkannt wird, bietet die Bedienungsanleitung, die online auch auf Deutsch zu finden ist, einen eindeutigen Überblick, welche Einstellungen vorgenommen werden müssen, um den Controller zu nutzen. Während des Tests in Logic (10.4.1) und Pro Tools 12 erfolgte die Einbindung vollkommen narrensicher und unproblematisch binnen weniger Sekunden.

Studio One, Logic, Cubase, Sonar und Pro Tools stehen aktuell zur Verfügung.
Studio One, Logic, Cubase, Sonar und Pro Tools stehen aktuell zur Verfügung.

Die Verwendung in Logic Pro X

Die Einbindung in Apples populäre DAW erfolgt nach dem MCU-Protokoll und bietet bereits einen soliden Funktionsumfang. Neben den üblichen Transport- und Mix-Funktionen inklusive Zoom, Scroll und Selektion von Audioregionen und Markern ermöglicht der Faderport eine flüssige und praktikable Steuerung der Automation. Auch Plug-in-Parameter, nativ sowie von Drittanbietern, lassen sich über den Controller einstellen. Allerdings gelang es (entgegen der Bedienungsanleitung) beim Faderport 16 nicht, Parameter anzuwählen, welche die 16 zur Verfügung stehenden Fader (einer je Parameter) überschreiten, wie es beispielsweise bei luxuriös ausgestatteten EQs schon einmal der Fall sein kann. Hier ist dann wieder die Maus gefragt.

Die Verwendung in Pro Tools

Hier wird der Faderport gemäß dem HUI-Protokoll ins Setup eingebunden und verfügt über eine grundsätzlich vergleichbare Funktionalität mit geringfügigen Abweichungen im Funktionsumfang und Detailunterschieden in der Bedienung. Einige Features korrespondieren nicht mit der Beschriftung des Controllers und erschließen sich erst nach der Lektüre der Bedienungsanleitung. Die Bearbeitung von Plug-ins und die Anwahl aller Parameter (nativ und Drittanbieter) erfolgt hingegen absolut problemlos.

Die Verwendung in Studio One 4

Das Zusammenspiel des Faderports mit der hauseigenen DAW-Software ist allerdings eine ganz andere Nummer. Der Verzicht eines „externen“ MIDI-Scripts offenbart sich zunächst in einer ganz anderen Haptik, indem Faderbewegungen unmittelbar ohne spürbaren Zeitverzug von der Software übernommen werden. Neben der erweiterten und deutlich eleganteren Funktionalität ist die bessere Übersichtlichkeit dank der Übernahme der Spurfarben von den beleuchteten Buttons ein nicht zu unterschätzender Workflow-Beschleuniger. Grandios sind u. a. die separat anwählbaren Fader-Modi, die es ermöglichen lediglich die Busse, virtuellen Instrumente oder Audiospuren auf dem Controller „abzubilden“ und zu bearbeiten.  
Die absolut unkomplizierte Bedienung und Automation von Parametern virtueller Instrumente per Fader ist nur eines von vielen Details, die den Faderport aus meiner Sicht zu einem Must-have für Studio One User macht. Doch wo Licht ist, da ist auch immer ein klein wenig Schatten. Im Gegensatz zu den MCU- und HUI-Protokollen ist die Steuerung von Drittanbieter-Plug-ins erst nach einem Mapping möglich, wobei die Anzahl der steuerbaren Parameter vom Faderport modellabhängig und auf 16 (8 Buttons und Fader beim Faderport 8) bzw. 32 (je 16 Buttons und Fader beim Faderport 16) begrenzt ist. In vielen Fällen wird dies wohl ausreichen, dennoch haben viele Plug-ins wie beispielsweise gut ausgestattete, mehrbändige EQs eine deutlich höhere Anzahl an Parametern, sodass man zur umfassenden Plug-in-Bedienung nicht ganz auf die Maus verzichten kann. Wie bereits erwähnt betrifft diese Einschränkung ausschließlich Plug-ins anderer Hersteller und schmälert aus meiner Sicht den hohen Nutzwert des Faderports im Verbund mit Studio One allenfalls geringfügig.

Fazit

Mit Faderport 8 und Faderport 16 liefert Presonus zwei sehr gute Controller mit Motorfader ab, die wie erwartet am besten mit Studio One funktionieren und auch mit den anderen DAWs recht gut funktionieren – allerdings nur mit den aktuell unterstützten. Wer andere DAWs nutzen will, sollte sich darauf einstellen, dass nicht viel mehr als die Lautstärke zu steuern geht – schlecht muss das aber gar nicht sein, falls man bereits andere Controller hat und nur etwas für die Volumes sucht. Denn: so kompakt, schick und bezahlbar wie die Faderports ist kaum ein anderer Motorfader-Controller. Für die Zukunft wären ein paar weitere Templates trotzdem schön!

Pro


  • schlichtes Design
  • 
perfekt für Studio One

  • 8 oder 16 Motorfader

Contra

  • nur bedingt für andere DAWs tauglich
02_Presonus_Faderport16_Faderport8
16 Fader oder 8 Fader – du hast die Wahl!
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • schlichtes Design

  • perfekt für Studio One

  • 8 oder 16 Motorfader
Contra
  • nur bedingt für andere DAWs tauglich
Artikelbild
Presonus Faderport 16 und 8 Test
Für 519,00€ bei
Hot or Not
?
16 Fader oder 8 Fader – du hast die Wahl!

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Shane McGill

Shane McGill sagt:

#1 - 12.07.2018 um 20:20 Uhr

0

Das fehlende Jog-wheel schmerzt doch ein wenig für ein Gerät in dieser Größenordnung ;-(

Profilbild von Facebook User

Facebook User sagt:

#2 - 03.04.2019 um 16:32 Uhr

1

Wer das Gerät links oder rechts neben den Bildschirm stellt, hat Probleme. Das Display lässt sich nur direkt ablesen wenn man direkt davor sitzt. Auch sucht man 5 Sekunden welchen Schieberegler man bedienen muss, wenn man leicht schief zum Mixer sitzt. Die Regler sind zu eng und sind nicht gruppiert in zwei 8-er Gruppen

    Profilbild von DasLicht

    DasLicht sagt:

    #2.1 - 24.04.2019 um 16:18 Uhr

    0

    nicht gruppiert in 8er Gruppen? wen denn ?

    Antwort auf #2 von Facebook User

    Antworten Melden Empfehlen
    +1
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • dreadbox Artemis Sound Demo (no talking)
  • Arturia Astrolab 88 Review - Arturia's Flagship Stage Keyboard
  • Moog Messenger Sound Demo with Custom Presets