Pokket Pokketmixer Test

Pokketmixer? Wer der Anwesenden stand schon einmal vor der Problematik, schnell und ohne großen Aufwand die Audioausgänge zweier mobiler Zuspieler (iPad, Handy, iPod, MP3-Player …) zusammenmischen zu müssen? Ah, doch so viele – das habe ich geahnt. Oder anders gesagt: Das war die Situation, in der sich auch Firmengründer Christian Komm im Jahr 2009 befand, als er mit einer Horde Kumpels im Auto unterwegs war und alle Ihre MP3-Player einstöpseln wollten. Ebenfalls war dies die Geburtsstunde der Idee, einen Mini-DJ-Mischer zu bauen, der nicht nur Anschlussmöglichkeiten für zwei mobile Gerätschaften bietet, sondern auch über rudimentäre DJ-Möglichkeiten wie Cue-Mixing, Equalizing und Ein- oder Überblenden verfügt. Und da die ganze Sache so autonom wie möglich sein sollte, landete schnell auch der Wunsch nach einer passiven Elektronik auf der Liste – einer Schaltung also, die ohne Stromzufuhr auskommt.

Pokket_Mixer_Monkey_Club_4
Pokket Pokketmixer Monkey Club – Passiver Zweikanal-DJ-Mixer


Heute, vier Jahre später, ist aus der vagen Idee eine echte Firma und eine handfeste Hardware geworden: der Pokketmixer. Und da wir seit Erfindung der Swatch-Uhr ja wissen, wie positiv sich unterschiedliche Variationen derselben Sache auf den Verkauf auswirken (Stichwort: „Meins“), gibt es den kleinen Audiosummierer in einer Vielzahl von Designs. Wir haben uns die sinistere grün-schwarze Monkey-Club-Edition zum Test ins Studio geholt.

Details

Auspacken

Ich meine eine gewisse Freude im Gesicht meines Paketdienstleisters erkennen zu können, als er zur Abwechslung mal keinen 15-Kilo-Boliden durch den Hausflur wuchten muss, sondern mir ein federleichtes kleines Päckchen überreicht, in dem der kleine Mixer aus der Berliner Manufaktur (er wird tatsächlich in Deutschland hergestellt) reist. Die heimische Fertigung findet dann ihre visuelle Entsprechung auf der Kartonage, von der ich mit einem außerordentlich schick gestalteten „Berliner Bär“ begrüßt werde. Aus dem kleinen Kistchen befördere ich den Mischer selbst, eine kleine Tragetasche, zwei 36 Zentimeter kurze Stereo-Miniklinkenkabel mit angewinkeltem Stecker und eine mehrsprachige Bedienungsanleitung in Form eines gefalteten Beipackzettels ans ferne Kölner Tageslicht.

Fotostrecke: 3 Bilder Gutes Design schon beim Auspacken: Pokketmixer samt Umverpackung.

Erster Eindruck

„Ist der niedlich“, dürfte wohl fraglos der erste Gedanke sein, nachdem man den Miniaturmischer vor sich stehen hat. Mit einer Tiefe von elf, einer Breite von acht und einer Höhe von drei Zentimetern (inklusive Potiköpfe) beansprucht er ungefähr die Stellfläche einer externen 2,5-Zoll-Festplatte. Der offensichtliche Miniaturbonus wird noch durch den Umstand geheckspoilert, dass der kleine Barren ziemlich schick designt ist. So sind die Potikappen nicht etwa aus Plastik gefertigt, sondern mit einer Metallhülle versehen, deren Position durch eine silberne Ausfräsung angezeigt wird. Allein die Riffelung hätte noch ein bisschen – im Wortsinn – ausgeprägter ausfallen dürfen, um den Zugriff etwas sicherer zu gestalten. Auch der zur Seite hin schräg abfallende Deckelrand mit den abgerundeten Kanten trägt einen Teil zur extravaganten Anmutung bei. Dank seiner vier Gummifüße steht der Kleinmischer auf glatten Oberflächen einigermaßen rutschfest. Und das ist auch gut so, denn der Griff zum Crossfader zeigt, dass dieser mit einer gewissen Verbindlichkeit bedient werden möchte. Links über dem Crossfader hat ein Taster zur Aktivierung des Equalizers in beiden Kanälen seinen Platz gefunden. In der Mitte sitzt das Master-Out-Poti und rechts daneben der Taster, um zwischen dem Vorhören des linken und rechten Kanals umzuschalten.
Den Umstand, dass die Gehäuseabdeckung nur eingeklippt ist und sich alle Bedienelemente des Pokketmixers entfernen lassen, nutze ich dazu, einen Blick in das Innenleben zu werfen. Hier erwarten mich blitzsaubere SMD-Technik und die Überraschung, dass selbst die Platine in das stringente Designkonzept einbezogen wurde und ihr ein markantes Pokketmixer-Logo spendiert wurde – sehr schön.

Fotostrecke: 4 Bilder Keine Frage: Der Pokketmixer ist wirklich als handlich zu bezeichnen.

Anschlüsse

Nachdem ich den Deckel wieder problemlos in den Rahmen geklippt habe, wende ich mich den Anschlüssen zu. Alle vier Buchsen des Pokketmixers sind im Miniklinkenformat ausgeführt. Zwei Eingänge und der Master-Ausgang befinden sich an der Rückseite. An der Front residiert ein Kopfhörerausgang, welcher von einem kleinen, ebenfalls etwas Widerstand leistenden Volume-Potenziometer flankiert wird. Einem zweiten Potenziometer, das allerdings bündig mit dem Gehäuse endet und deshalb mit einem Schraubendreher bedient werden will, kommt eine Sonderaufgabe zu. Es dient dazu, den Mixer mit der Impedanz des angeschlossenen Kopfhörers im Bereich von 10–110 Ohm abzugleichen. Voreingestellt sind hier die gängigen 32 Ohm. Der Grund: Da der Pokketmixer passiv agiert, stellt jeder neu hinzukommende Stromkreis einen weiteren Widerstand dar. Dreht man den Kopfhörer dann während der Wiedergabe lauter, würde das Ausgangssignal – unkompensiert – entsprechend leiser werden. Also simuliert die Schaltung bereits im Vorfeld den Widerstand des Kopfhörers. In der Praxis empfiehlt es sich allerdings, beim Einstellen weniger auf die Werte als vielmehr auf sein Gehör zu vertrauen. Bei unserem zum Test herangezogenen TMA-1 von AIAIAI mit seinen 32 Ohm war es beispielsweise so, dass sich ein annäherndes Lautstärkegleichgewicht (bei voller Kopfhörerlautstärke) erst in der 110-Ohm-Stellung einstellte. Und selbst da wurde das Ausgangssignal im letzten Drittel vor Maximalanschlag des Headphone-Volumes noch um einige Dezibel leiser. Ein annähernd optimales Verhältnis zwischen Kopfhörer- und Ausgangslautstärke ließ sich im Test ungefähr in der 13-Uhr-Position erreichen, die man (einmal eingestellt) dann auch nicht mehr verändern sollte, um Lautstärkeschwankungen zu vermeiden.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Kopfhörer-Anschlusssektion.

Praxis

Wer schon mal einen Zweikanal-DJ-Mischer vor sich hatte, ganz egal ob in realer Hardware oder in Form einer Software, sollte eigentlich auf Anhieb mit dem Pokketmixer zu Recht kommen. Auch das Verkabeln dürfte selbst für Laien kein Problem darstellen, wohl aber das Einpegeln des Kopfhörerausgangs, wie ich im vorherigen Absatz beschrieben habe. Aufgrund der fehlenden Verstärkerinstanz erfolgt der Abgleich der Lautstärken der Zuspieler entsprechend an den Geräten selbst. Die Regel ist hier, dass das leiseste Gerät den Pegel vorgibt und man sich mit dem lauteren Endgerät daran annähert. Ein bisschen ungewohnt ist vielleicht auch das Umschalten beim Vorhören der linken und rechten Seite. Routiniers dürften hier am Anfang wohl an der Position eher einen klassische Cue-On/Off erwarten. Wer deswegen fälschlicherweise im laufenden Betrieb den Equalizer aktiviert, macht Bekanntschaft mit einer Eigenheit des passiven Prinzips, und zwar in Form eines heftigen Pegelverlustes. Zur Erklärung: Die für seinen Betrieb benötigte Energie „knapst“ sich der Mixer aus dem angelandeten Audiostrom der Zuspieler ab. Hänge ich den Mischer ohne den EQ zu aktivieren zwischen Zuspieler und Endverstärker, muss ich eine Einbuße von rund 1,2 Dezibel in Kauf nehmen. Das ist zu verschmerzen und sollte von jedem Verstärker, der seinen Namen verdient, mit Leichtigkeit kompensiert werden können.
Eine weitaus forschere Reduktion hat allerdings das Einschalten des Equalizers zur Folge. Hierbei sinkt der Pegel nämlich um ganze 10,2 Dezibel ab. Da Passivschaltungen per Definition nicht „verstärken“ können und sollen (wohl aber absenken), kann eine vermeintliche Verstärkung gewissermaßen nur in Relation zum Ursprungssignal erfolgen. Wichtig zu wissen: Im Gegensatz zu professionellen DJ-Mixern ist der Equalizer beim Pokketmixer nicht am Kopfhörer, sondern nur am Ausgang aktiv – eine Einbuße, die ebenfalls der Passivität geschuldet ist.

Fotostrecke: 4 Bilder DJs dürften mit der Arbeitsfläche des Mixers auf Anhieb zurechtkommen.

Hat man sich bis hierhin mit den Eigenheiten des Mixers vertraut gemacht, erfolgt der praktische Einsatz „in freier Wildbahn“ und an möglichen Einsatzszenarien mangelt es dank der Überpräsenz neuzeitlicher Abspielgeräte mit Miniklinken-Kopfhörerausgang natürlich nicht. Wichtig ist allerdings auch hier, dass es sich wirklich um einen Kopfhörerausgang und nicht um einen Line-Ausgang handelt. Ein Vergleichstest, bei dem ich die Ausgänge meiner Soundkarte (MOTU 2408) unverstärkt dem Pokketmixer zuführte, zeigte nämlich, dass hier die Pegeleinbuße weitaus dramatischer ist (siehe Pegelmessung oben).
Im praktischen Einsatz macht der Pokketmixer bei der nahtlosen Audiomischung zwischen zwei MP3-Playern genauso eine gute Figur, wie als Desktop-Ergänzung, wenn es darum geht zwischen zwei Zuspielern zu wechseln oder zwei im WIST-Verbund miteinander synchronisierte iPads akustisch zusammenzufassen. Wem daran gelegen ist, der kann mit zwei Apfel-Mobilrechnern und der entsprechenden DJ-App natürlich auch eine Vierdeck-Kombination realisieren. Was das eigentliche Mischen mit und auf dem Pokketmixer angeht, begibt man sich hier natürlich in gewisser Weise in „Oldschool-Gefilde“: Vorhören, Crossfader und ein bisschen Equalizing. Das war’s dann auch schon an mix-unterstützenden Beihilfen. Der (fraglos hochwertige) Crossfader ist mit seiner gemütlichen Haptik allerdings nicht darauf ausgelegt, ein Werkzeug zum hochfrequenten Beat-Juggling zu sein. Langsame Überblendungen gelingen aber ohne Probleme. Das findet seine Entsprechung im linearen Regelverhalten, das proportional nahezu exakt der Position des Crossfaders entspricht. Schaue ich auf den Hauptkonkurrenten in diesem Marktsegment, den iRig Mix von IK Multimedia, muss man ihm in vielen mixtechnischen Punkten klar das bessere Urteil attestieren. Er hat nicht nur eine Kanalpegelanzeige und dezidierte Cue-Taster mit an Bord, sondern trumpft unter anderem auch noch mit einer integrierten Synchronisationsfunktion für zwei Apps und einem zusätzlichen Mikrofoneingang auf. Allerdings brauchen so viel Features dann wieder – ja, richtig geraten – eine Stromversorgung.

Fazit

Der Pokketmixer ist ohne Frage ein ungemein charmantes und zugleich nützliches kleines Gerät, wenn es darum geht, die Stereo-Kopfhörerausgänge zweier Zuspieler wie MP3-Player, Smartphones oder Tablets schnell und ohne Stromversorgung zusammenzumischen. Die Auslegung als passiver Mischer hat aber den prinzipbedingten Haken, dass das Signal auf dem Weg durch den Mischer, den angeschlossenen Kopfhörer und besonders durch die (aktivierte) Equalizer-Schaltung maximal um satte 10,2 Dezibel leiser wird. Kennt man aber diese Eigenheit, und weiß damit umzugehen, erweist sich der Pokketmixer als ultraportabler Problemlöser für alle Fälle. Und die treten vor dem Hintergrund einer stetig wachsenden Zahl von mobilen Audio- und Musikgeräten immer öfter auf. Sei es das iPad-Back2Back-Set, die Party wo jeder mal sein Handy einstöpseln und einen Song spielen will oder auch ein Solo-DJ-Set mit zwei mobilen Zuspielern. Gerne in Kauf nimmt der stolze Besitzer dabei den „Sweetness-Faktor“, den es beim Performen mit dem kleinen Mischer ohne Aufpreis dazu gibt. In Anbetracht der ordentlichen Hardware und versehen mit einem wirklich verdienten Design-Bonus, kann ich dem Mixer ein vertretbares Preis-Leistungs-Verhältnis bescheinigen. Das passive Prinzip des Pokketmixers dürfte an manchen Stellen allerdings eine Umstellung für Anwender sein, die es gewohnt sind, Kopfhörer- und Kanal-Gain bis zum Anschlag aufzureißen. Musiker und DJs, die ausschließlich mit dem Apfel-Mobilrechner arbeiten, sollten in dem Fall auch den klassisch bestromten iRig Mix von IK Multimedia in die Kaufentscheidung mit einbeziehen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Innovatives Konzept
  • Viele ansprechende Design-Variationen
  • Ordentliche Verarbeitung
  • Extrem portabel
  • Für viele Szenarien geeignet
Contra
  • Passives Prinzip bisweilen problematisch
  • Pegelverlust bei maximaler Kopfhörerlautstärke
  • Relativ hoher Preis
Artikelbild
Pokket Pokketmixer Test
Für 99,00€ bei
Pokket Pokketmixer Monkey Club - Passiver Zweikanal-DJ-Mixer
Pokket Pokketmixer Monkey Club – Passiver Zweikanal-DJ-Mixer
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.