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Pioneer XDJ-RX Test

Alles zur neuen DJ-Wunderwaffe und All-in-One DJ-Workstation Pioneer XDJ-RX im Bonedo-Test: Was der Controller kann, was er nicht kann und wie er sich beim Auflegen anfühlt, haben wir uns mal angeschaut, schließlich möchte die Konsole mit dem zentralen Hi-Res Display Standalone Zweikanal-Mixer, MIDI-Controller und USB-Rekordbox-Player mit DJ-Link in Personalunion darstellen. Dabei legt sie Pioneers bekanntes Club-Layout und bewährte Effekte aus der DJM-Serie an den Tag und eröffnet dem DJ, das komplette Set vom USB-Stick zu spielen und seinen Laptop gleich zu Hause zu lassen, wobei das integrierte Rekordbox-System mit dem zentralen Vollfarb-Display für einen Workflow bürgen möchte, den man sonst nur vom Mac oder PC kennt.

01_Pioneer_XDJ_RX_Teaser


Toll daran ist, dass sich die Songs, egal ob sie nun vom USB-Stick, Smartphone oder von einem Rechner stammen, untereinander synchronisieren, quantisiert im Takt loopen und slicen oder auch mit Beat-FX versehen lassen – für manches Mitglied der beschallenden Zunft sicher maßgebliche Kaufkriterien. Doch nicht für alle, denn gerade mobile Diskotheken und Party-DJs, die auf einen umfangreichen Musikdatenbestand zugreifen müssen, fordern mitunter ganz andere Qualitäten ein. Ist dies also nur die halbe Miete? – Nein! Und hier erfahrt ihr warum.

Details

Nach dem Auspacken folgt gleich die Erkenntnis, dass das Gerät in vielerlei Hinsicht ordentlich was hermacht. Allein schon das formschöne Chassis mit dem zentralen, angewinkelten Bildschirm, die Pioneer-typischen Deck- und Mixersektionen, ja sogar die dicken Standfüße sind eine Augenweide. Dazu bietet das Full-Size-Format mit den einhergehenden großen Tasten, den mächtigen Wheels sowie Fadern und Knobs, die sich einfach gut anfühlen, viel Raum zum Arbeiten. Besonders schwer ist der XDJ dennoch nicht geraten, denn mit einem Gesamtgewicht von acht Kilogramm wiegt er weniger als einer (!) meiner Vestax PDX-3000 Turntables. Die allgemeine Verarbeitung, mal abgesehen davon, dass an meinem Sample-Testmuster die kleinere der beiden Kopfhörerbuchsen (6,3 mm/ 3,5 mm) etwas wackelig war, ist zudem ausgezeichnet.
Ausgangsseitig lassen sich Main Floor (XLR, Cinch) und Booth (Klinke) beschallen und ebenso lässt sich der XDJ direkt an einen professionellen Amp oder eine aktive DJ-PA anschließen. Die Master-Dämpfung ist dazu in drei Stufen von -6 dB über 3 dB bis 0 dB schaltbar.
Als vollwertiger Standalone Mixer mit integriertem MP3-Player, USB-Audiointerface und MIDI-Controller kann Pioneers Spross natürlich Musik von USB-Datenträgern, einem Computer oder externen Zuspielern verarbeiten. Dazu haben Deejays die Möglichkeit, Musik von Tablets und Smartphones via Pioneers Rekordbox App einzubeziehen. Die zentralen Peakmeter sind sehr gut aufgelöst und stehen in Mono für die Channels sowie in Stereo für den Master parat. Hier lassen sich die Kanäle rein optisch schon einmal gut angleichen. Moderatoren und MCs dürfen auf zwei Mikrofoneingänge mit Einschaltknopf, separaten Gain-Reglern und einem gemeinsamen +/-12 dB Zweiband-EQ zurückgreifen, die nicht nur ein rauscharmes Signal auf den Master schicken, sondern obendrein noch über eine gut voreingestellte (Schwellwert oder die Intensität des Ducking-Effekts sind nicht justierbar) zuschaltbare Talkover-Funktion zur automatischen Absenkung der Musiklautstärke verfügen.
Praktischer Nutzen: Ich muss weder die Musik noch das Mikrofon, das wahlweise über eine Kombi- oder Klinkenbuchse angeschlossen wird, jedes Mal erneut einpegeln. Obendrein kann ich acht (!) Effekte auf das Mikrofonsignal, die Kanäle, die Crossfader-Seiten oder den Master anwenden, was das Ganze auch für Sänger oder MCs interessant macht. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der XDJ-RX von vorn mit seinen beiden Kopfhörerausgängen.
Audio Samples
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Mikrofon/Talkover

Sound

Für Klangeingriffe verfügen beide Kanäle über optional als (Kill-) Isolatoren zu betreibende +6/-26 dB Dreiband-EQs und einen Regler für die Parametersteuerung eines Color-FX (Noise, Gate/Comp, Crush oder Filter). Soundmanipulierend sind natürlich auch die im Zusammenhang mit der Mikrofonsektion bereits erwähnten acht zuweisbaren Beat-Effekte, deren Synchronisationsgrundlage (BPM) automatisch ermittelt oder manuell eingeklopft wird. Das Timing lässt sich entweder in Millisekunden oder in Taktschlägen von 1/16 bis 16 einstellen. Die Handhabe ähnelt der des DJM-Mixers und alles wird leicht ablesbar im Display dargestellt. Natürlich fällt der Zugriff auf Effektparameter nicht so umfangreich aus wie beispielsweise in Traktor. Muss er auch nicht, wenn ihr mich fragt, denn eine solide Auswahl an Bread & Butter-FX hat der XDJ-RX bereits an Bord und sie verbrauchen nicht einmal CPU-Power des Rechners. Pioneers Effektkiste klingt ordentlich, was sich auch über die Master Tempo-Funktion sagen lässt, die beim Pitchen einen Zeitverdichtungs- oder Zeitdehnungsalgorithmus startet, ohne dabei die Tonhöhe zu verändern. Aufgrund der flexiblen Range (+/- 6 bis 100) ist sie auch für die eine oder andere Effekteinlage gut zu gebrauchen.
Ich möchte an dieser Stelle zu Protokoll geben, dass der Sound über die ganze Maschinerie hinweg die gewohnt hohe Pioneer-Qualität an den Tag legt. Das beginnt bei den Phono-Eingängen, reicht über die guten AD/DA-Wandler und das integrierte mit 24 Bit und 44,1 kHz arbeitende Interface und mündet im druckvollen, satten Master-Playout und dem transparenten, ordentlich lauten, zerrfreien Kopfhörerverstärker. Genug Saft aus allen Rohren für Polka, Party, Pub und Parade. Und für die Statistik: Ich habe in diesem Test mit einem Sennheiser HD8sowie dem Ultrasone DJ1 Progemixt und für den Soundcheck die HK-Audio Lukas Nano 600 PAals Referenz verwendet. Es folgen einige weitere Audiobeispiele:

Fotostrecke: 3 Bilder Zweikanal-Mixer mit einstellbarem Crossfader (schnell oder allmählich öffnend).
Audio Samples
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Color-FX Filter Color-FX Crusher Color-FX Flanger Color-FX Reverb Color-FX Crusher Master Tempo Master TempoFX Phono Signal

Decks und MIDI

In den Decksektionen treffe ich neben Transport-, Spul- und Sync-Tasten auf diverse Kreativfunktionen, darunter Hotcues, Autoloops und Slicer, zugeschnitten auf die Rekordbox- oder MIDI-Performance. Die Tastenbeleuchtung finde ich ein wenig suboptimal, da nicht alle Tasten einbezogen wurden und auch das Feeling der aus Hartplastik gefertigten Performance-Tasten etwas anders ist als bei den anschlagdynamischen Vertretern des S8 und DDJ-SX2.
Die Funktionalität als MIDI-Controller möchte ich an dieser Stelle nur kurz anreißen, denn das aktuell (einzige) Mapping für Traktor lässt bezüglich der bidirektionalen Kommunikation mit der Hardware (LED-Feedback, ausbleibende Display-Unterstützung) und den Funktionsaufrufen (Deck 3 und 4) teilweise noch Defizite erkennen. Für besonders erwähnenswert halte ich, dass man selber entscheiden kann, ob man ein Master/Preview Setup mit Traktor und XDJ einrichten möchte und mit dem internen Mixer zu arbeiten gedenkt oder ob man den External Mixer Modus, sprich die separate Ausgabe der Deck-Signale an das integrierte XDJ-Pult bevorzugt. Nach einer guten Stunde „Treckerfahren“ ist für mich ganz klar: Die Basics gehen, aber wenn es Traktor „in Depth“ sein soll, gibt es ausreichend Alternativen zum XDJ-RX. Ob es eine Scratch-Zertifizierung für das Interface seitens Serato oder NI geben wird, ist in Anbetracht der restlichen XDJ-Serie wohl anzuzweifeln.
Kommen wir nun aber ohne Umschweife zur vermeintlichen Gretchenfrage: Laptop Workflow Out-of-the-Box? Geht das? – Die Antwort folgt auf dem Fuß im Praxisteil …

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Praxis

Out-of-the-Box … ohne Rekordbox

Mein Flashdrive, auf dem einige Dutzend mit BPM-Tags und Cover-Art versehenen MP3-Dateien liegen, steckt im USB-Slot und nach einem sehr kurzen Ladevorgang habe ich Zugriff auf den Datenbestand. Prima, dass Pioneer hier zwei Einschübe zur Verfügung stellt und nicht nur einen, denn so kommt zu Beginn bereits ein authentischeres Dual-Deck-Gefühl beim Einstöpseln der Datenträger rüber.

„Laptop like“

… mutet dann auch zunächst das Browsing an, unterstützt vom ordentlich großen Screen, der mit acht Titeln und Infofenster nebst Cover-Anzeige ziemlich übersichtlich ausfällt. Jedoch: Ich kann hier nur die einzelnen Ordner durchfahren, in denen mir die Musikstücke alphabetisch geordnet (Artist-Title) angezeigt werden und das ohne eine Möglichkeit der Filterung. Lade ich ein Musikstück in ein Deck und starte die Wiedergabe, weist der XDJ-RX im unteren Teil des Bildschirms die Laufzeiten, Tempo-, Pitch- und Titel-Infos aus und baut einen kleinen Wellenformausschnitt auf, lässt aber Grids und Stacked Waveforms, die man beispielsweise von Serato kennt, im oberen Teil des Bildschirms erwartungsgemäß vermissen. Für das Browsing wäre es nicht schlecht, könnte ich nun noch die Titelinfos im unteren Screen-Bereich komplett ausblenden und stattdessen weitere sechs Zeilen Tracks bekommen.
Dann erhalte ich auf dem Screen die Nachricht, dass die Quantize-Funktion ohne Rekordbox deaktiviert wurde und bei einem Tastenhieb auf Master und Sync erfolgt ein ähnlicher Hinweis. Damit hatte ich gerechnet. Klar kann man jetzt „rein nach Gehör“ schubsen, bremsen, schieben und pitchen – und das ist hier wirklich kein Problem, aber wir wollen ja den Features auf den Zahn fühlen, beispielsweise dem Zählwerk. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der XDJ-RX und die Turntables sind startklar.

Beatmatching V/S Cheatmatching

Der Beatcounter ist innerhalb von 6 Sekunden mit einer ziemlich treffsicheren Meinung am Start. Seine Einschätzung weicht bei meinen House Music Songs höchstens mal um ein, zwei Zehntel vom ID3-Tag ab. Die BPM-Werte werden im Display angezeigt und ruckzuck mit dem zehntelgenauen Pitch auf Gleichstand gebracht. Dann noch einen Cue-Punkt auf den Downbeat gesetzt und diesen eingetriggert oder mit dem Jogwheel die Kickdrum im Vinylmode abgeworfen und kurz mit dem Teller nachreguliert: Hörprobe, Mix, Bingo. Nächster Titel, noch ein Titel, es läuft wie geschmiert! Zwei, drei weitere Cues werden platziert – okay, sie sitzen mitunter aufgrund der fehlenden Quantisierungsfunktion nicht passgenau auf dem Beat, aber das kann je nach Auflösung des Beatgrids durchaus auch von Vorteil sein (dazu später mehr). Die Autoloops mit dem Cutter im Mix zweier Titel zu verwenden, ist allerdings von Fall zu Fall ein Glücksspiel. Besonders beim „Upscaling“, wenn man aus einem Mikroloop kleiner als 1/4 wird, kann man eigentlich drauf wetten, dass es ohne aktiven Sync oftmals rumpelt. Dazu gleich noch mal ein „Kritikpunkt“.
Die Autoloop-Funktion reicht zwar nominal von der Sechzehntelnote bis acht Beats, jedoch sind Werte unter 1 nur mit gehaltener Shift-Taste auszuwählen, sprich: Man benötigt beide Hände dafür, da kein Shift-Lock möglich ist, was umso nachteiliger ist, möchte man kurze Loop-Roll-Stakkatos abfeuern. Sicher fühlen sich die Hartplastiktaster nicht so gut beim Spielen an, wie MPC-Pads. Aber Anschlagdynamik ist hier ohnehin nicht gefragt, daher geht das in Ordnung. Schön, dass aber auch die manuellen Loop-Vertreter in Form der drei Tasten mit den selbsterklärenden Bezeichnungen IN, OUT und RELOOP den Weg ins Gerät gefunden haben (nebst Double/Half-Tasten). Gerade wenn man Acapella oder Solo-Instrumente einfangen möchte, die nicht auf eine ganzzahlige Zählzeit platziert sind, benötigt man diese Funktion unbedingt. Schön, dass sich die Loop-Flanken via Jogwheel feinjustieren lassen, falls der DJ mal leicht daneben gelegen hat.
Wer „Out-of-the-Box“ spielt, muss also mit dem manuellen Beatmatching Vorlieb nehmen, doch wer darin geübt ist, findet in den zusätzlich angezeigten Informationen wie BPM und Pitch den Turbo-Boost und profitiert bei der Musikauswahl vom Screen, jedoch ohne Filtertags oder Suchfunktionen nutzen zu können. Manuelle und automatische Loops, Hotcues, Slicing, Reverse und Slips sind möglich, Autosync und Quantisierung funktionieren indes nicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Hier zu sehen: die Decksektion mit dem großen Jogwheel…

USB-Rekordbox

Der nächste Schritt heißt, die aktuelle Version von Pioneers Analyse- und Track-Tool „Rekordbox“ zu laden. Das Programm ermöglicht das Anlegen von Beatgrids, Cue-Punkten und Loops sowie das Taggen des Musikdatenbestandes mit diversen Kriterien und Kommentaren. Rekordbox ist gute 50 MB groß und die Installation verläuft problemlos.

Datenträgerkompatibilität

Ein Ordner mit 171 MP3-Tracks, der gut 4 Gigabyte Datenaufkommen verursacht, soll für den Mixeinsatz vorbereitet werden. Ich baue daraus einige Playlisten und lasse sie von der Software berechnen. Erfreulicherweise ist das dank Multicore-Processing bei vier Dateien in gerade mal fünfeinhalb Minuten erledigt. Sehr löblich! Etwas mehr Geduld muss ich mitbringen, wenn die Software die Musik auf den FAT32 und auf den HFS-Stick verschiebt. Nach je 10 Minuten sind rund 25 Prozent geschafft – Zeit also, die Kaffeemaschine anzuwerfen und beim Bäcker ne Schrippe einzukaufen.
Wenn eine größere Menge an Stücke sowohl in heimischen „Trainings-Gefilden“, wie auch im DJ-Studio, im Club oder bei der Hochzeitsbeschallung zur Verfügung stehen soll, bietet sich eine große, schnelle Festplatte an, idealerweise eine SSD. Ich habe eine Library zum besseren Austausch unter verschiedenen Systemen auf einer 128-GB SanDisk geparkt. Die Tracks lassen sich in einem Rutsch in Rekordbox importieren, leider ohne Ordner-Rekursivität, was wirklich äußerst schade ist, beherrschte dies doch die Software Torq vor Jahren schon. Traktor-User können ihre Playlisten als .m3u einlesen. Serato-Überläufer ziehen Crate-Inhalte am besten per Drag-Drop zu Rekordbox. Hat die Software die Festplatte erst einmal ausgewertet und die Playlisten auf die SSD kopiert, stehen Listen und Analysedaten in vollem Umfang zur Verfügung.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage nach der Titelfahndung in umfangreichen Sammlungen. Durch die Rekordbox-Analyse sind nun alle Tracks in der Datenbank eingetragen und sie stehen in alphabetischer Reihenfolge in den Kategorien Artist, Track, Album, Key etc. zur Verfügung. Playlisten und eine History sind auch an Bord und ich kann eigene Wiedergabelisten (Tag-Listen) mit bis zu 100 Titeln pro Medium anlegen, auch kategorisiert, also beispielsweise alle Musikstücke einer oder mehrerer Tonart (en). Sicher, so mancher DJ hätte hier vielleicht gern einen Tastaturanschluss gesehen und in der Tat ist die Suchfunktion nach einzelnen Titeln mittels Encoder-Eingabe etwas langatmig. Auch eine Möglichkeit, per Touch-Display oder Smartphone zu suchen, wäre deutlich komfortabler. Allerdings stehen nun immerhin Filter zur Verfügung, die in der Regel auch ein zügiges Arbeiten in größeren Beständen zulassen. Es spricht also eigentlich nichts dagegen, mit der großen SSD am USB-Port statt einem Laptop loszumarschieren. Gesagt, getan:

Fotostrecke: 5 Bilder Browsser-Display Pioneer XDJ-RX

Auflegen mit Punktlandung

Ein Stick wandert in den ersten Slot, in Buchse 2 wird ein weiterer Datenträger für das Mix-Recording eingesteckt. Schon kommen die Vorzüge von Rekordbox zum Vorschein, denn das Synchronisieren der Decks klappt auf Tastendruck und das Vollfarb-Display beeindruckt mit einer doppelten, zoombaren Wellenformanzeige, die zudem auch das Taktraster, Loops und Cues anzeigt, allerdings keine Stauchung oder Kompression beim Pitch-Vorgang. Die multifunktionalen Performance-Pads ermöglichen den Zugriff auf Hotcues, Autoloops oder den Loop-Slicer. Bei diesen Aktionen erfolgt eine Punktlandung respektive Quantisierung, die meine Eingaben am Grid platziert. So soll es sein, allerdings stellt sich heraus, dass das Anlegen der ersten Hotcues erst beim Erreichen des ersten Beats erfolgt, die Quantisierung beim Triggern nicht einstellbar ist und pro Beat erfolgt, was die Tracks weitestgehend synchron auf Kurs hält, aber schnellere Aktionen wie kurze Cuejuggles schier unmöglich macht.
Ist der Slip-Mode eingeschaltet, wandert der Track bei einem Reverse, Spin oder Loop ungehört im Hintergrund weiter und spielt nach Beenden meiner Aktion dort ab, wo er im Normalfall angekommen wäre. Es wird klar: Das Arbeiten mit dem Controller macht gleich noch mehr Laune, wenn sämtliche Cheatmixing-Funktionen zur Verfügung stehen und wenn man sich damit anfreunden kann, dass die Komplexität der Cue-, Loop-, Slicer- und FX-Funktionen letztlich nicht mit Traktor oder Serato gleichziehen kann, dafür aber der Fokus auf der einfachen Bedienbarkeit liegt. Und scratchen? Das geht mit den 150-Millimeter-Jogwheels natürlich auch und der Crossfader lässt sich in zwei Blend-Ausprägungen einstellen, wobei der Cut in bei gut 2 Millimetern liegt. Die Teller selbst liegen gut in der Hand und übermitteln langsame wie schnelle Handbewegungen recht akkurat. Sie verfügen über einen rotierenden Positionsmarker, leuchten blau auf, wenn der Touch Sensor aktiviert ist und schalten im Slip-Mode auf inverse Beleuchtung. Der Vinyl Brake-Regler ermöglicht einen variablen Start/Stopp-Effekt beim Betätigen des Start-Buttons von sofort bis allmählich.

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Vinyl Brake

Smartphone, DJ-Link und Co.

Eine Überraschung gab es hinsichtlich der Anbindung von Rekordbox-Smartphones zu verzeichnen, denn ich hatte noch den XDJ-Aero im Gedächtnis, bei dem ich „Androiden“ und „Äpfel“ simultan einsetzen konnte. Dies funktioniert zumindest via USB nicht, denn dort provoziert das Samsung Galaxy eine Fehlermeldung und müsste somit über ein WLAN-Netzwerk eingebunden werden. Die IOS-Devices hingegen funktionieren nach Registrierung am USB-Einschub ohne zu murren, wenngleich es sporadisch vorkam, dass das angeschlossenes iPhone nicht unmittelbar erkannt wurde, was sich durch einen Reboot schnell beheben ließ. In der Folge ließen sich die Musikstücke auf dem iOS-Device am XDJ abspielen. Die Auswahl darf über das Smartphone selbst erfolgen oder via XDJ-Encoder/Display. Komfortabel, allerdings hätte Pioneer hier wirklich an eine anschraubbare Ablage denken können, denn wohin mit dem Tablet, wenn wieder mal kein Platz am Set ist?
Letztlich soll auch noch die Anbindung über die X-Link-Schnittstelle angesprochen werden, also die Verbindung mit der Netzwerkbuchse eines Notebooks, in meinem Fall eine Direktverbindung zwischen XDJ-RX und einem betagteren MacBook Pro, das noch über Ethernet verfügt. Ist der Link bestätigt und ein Track auf die Konsole geschickt worden, lässt sich die Musik direkt vom XDJ aus durchsuchen und auf die Workstation laden. Interessant: Der Pioneer ist in der Lage, nahtlos zwischen Traktor-Laptop, DJ-Link, iOS und USB-Stick zu wechseln.

Auf den USB-Stick aufnehmen

Noch ein Feature, das man an den meisten Controllern vergeblich sucht: einen Master-Recorder, der direkt auf ein angeschlossenes USB-Medium aufzeichnet. Dies umfasst sowohl interne als auch externe Zuspieler, das USB-Audiointerface und den Mikrofonsignalpfad. Ausgezeichnet. So lässt sich nicht nur die Mixsession für die Nachwelt festhalten, sondern man kann auf einer Hochzeit dem Brautpaar ein ganz besonderes Geschenk darbieten und zwar die Party mit allem „Zipp und Zapp“ als Audiodatei. Hat doch was – oder? Und die Aufnahmequalität stimmt auch, was die beiden nachstehenden Audiodateien belegen sollen.

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Phono Preamps XLR Ext-Rec Phono Preamps Internal USB-Rec
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Fazit

Pioneer ist mit dem XDJ-RX ein großer Wurf gelungen, denn die Rekordbox-kompatible, All-in-One Workstation mit dem großen Vollfarb-Display ermöglicht eine Notebook ähnliche Arbeitsweise vom USB-Datenträger und ist zudem noch DJ-Controller und Standalone-Mixer in Personalunion. Die Konsole  verfügt zudem über ein gut sortiertes Effektgeschwader, Loops und Remix-Features. Ferner lassen sich auch Tracks vom Smartphone und Rechner via rekordbox-App beziehungsweise X-Link einbinden und der XDJ-RX hat Phono/Line-Eingänge für Turntables oder CDJs an Bord. Hut ab! Die Qualität des Geräts in Sachen Verarbeitung und Sound liegt auf dem für Pioneer Equipment gewohnt hohen Niveau, das Layout ist stringent und der Controller intuitiv zu bedienen und Flexibilität wird aufgrund der Schnittstellenvielfalt und Kompatibilität großgeschrieben. Das System bietet einen CDJ/DJM Workflow (mit leichten Zugeständnissen versteht sich) und eignet sich für Hobby und Profi-DJs gleichermaßen oder Protagonisten, die zum Training für den EDM-Club ansetzen wollen, ohne gleich über 6000 Euro für Pioneers Club-Flaggschiffe ausgeben zu müssen – Mix-Recording auf den USB-Stick inklusive.
Auch Musikdienstleister dürfen dieses Konzept ins Auge fassen, sind sie mit dem XDJ-RX doch ziemlich breit aufgestellt und zudem in der Lage, auf einer SSD Hunderte von Tracks mitzuführen oder ein zusätzliches Notebook via USB oder DJ-Link einzusetzen, um diverse Gastspiele zu beschallen. Pioneer XDJ-RX ist ein ziemlich hell leuchtender Stern am Controller-Firmament, der beatgenaue Mixe ermöglicht, ohne den Anwender mit Funktionen zu erschlagen, einen tollen Display-Workflow nebst Library-Management gewährleistet und einfach mal ausprobiert werden sollte, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Der Spaßfaktor ist hoch. Der Preis in Höhe von 1599 Euro UVP ist kein Schnapper, aber (auch) vor dem Hintergrund, was das große Besteck kostet, angemessen.

Pro
  • Kein Laptop nötig
  • Intuitives Layout und Handling
  • Autonomer Mixer-Modus plus USB-Interface
  • Hochwertige Verarbeitung und Klangqualität
  • Flexible Datenträgerunterstützung
  • Professionelle Schnittstellen
  • Aussagekräftiges Display mit Waveform-Grids
  • Autosync und Quantisierung
  • Bewährte Effekte in Club-Qualität
  • Master Mix-Recorder
  • Hoher Spaßfaktor
  • Vielfältige Einsatzszenarien
Contra
  • Quantisierungseinstellung nicht flexibel
  • Android nicht via USB
  • Quantisierungseinstellung nicht flexibel
  • Android nicht via USB
  • Shift für kurze Loops/Rolls
Pioneer XDJ-RX, Standalone Rekordbox-Workstation & DJ-Controller
Pioneer XDJ-RX, Standalone Rekordbox-Workstation & DJ-Controller
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Profilbild von DJPreacher

DJPreacher sagt:

#1 - 04.04.2017 um 09:24 Uhr

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Ich habe den XDJ-RX über Wochen auf Herz und Nieren getestet, und kann nur sagen, ein Hammer gerät.. sowohl als Controller, als auch Standalone...Wer mehr über den XDJ-RX erfahren will, schaut einfach hier:
https://www.youtube.com/wat...

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