Pioneer DJ RMX-1000 App für iOS Test

Pioneers RMX-1000 fürs iPad ist eine Effektor-App, mit der sich ein Audiosignal, beispielsweise ein Musikstück aus der iTunes-Bibliothek, durch den Effektwolf drehen lässt. Dabei darf auf vier Effektkategorien zugegriffen werden, nämlich Isolate-FX, Scene-FX, Release-FX und X-Pad-FX, über die Einstellungsseiten nach euren Wünschen parametrisierbar. Ein Sample-Player ist ebenfalls an Bord. Die App orientiert sich an der Pioneer RMX-1000-Hardware und verlangt zwingend nach einem aktuellen iPad Air oder iPad mini 3. Schauen wir uns im Folgenden an, wie es um Sound, Handling und Performance bestellt ist.

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Pioneer RMX-1000 für iOS

Details

Nach einem Ausflug in den App Store und einer Investition von knapp 20 Euro gelangt das Programm auf mein Test-Tablet, ein iPad Air 2, bestückt mit einem Dreikern-Prozessor (1,5 GHz) und 2 GB RAM. Genau genommen ist die RMX-1000-App Effektor und Sample-Schleuder in Personalunion, wobei erstgenannter Funktionalität das Hauptaugenmerk zuteil wird. Die Handhabung spielt sich auf einer einzelnen Seite ab; dort kann der DJ dem Signal so richtig auf die Pelle rücken. Der Aufbau entspricht weitestgehend dem analogen Vorbild, sogar die Ein-und Ausgänge am Backpanel des Geräts wurden stilisiert. Umso bedauerlicher ist es, dass kein integriertes Input/Output-Routing erfolgen kann, aber immerhin ist der Effektor kompatibel mit Inter App Audio und Audiobus. Das Tool kann folglich mit weiteren Inputs/Apps sowie iTunes zusammenarbeiten, das prozessierte Signal wird über den Kopfhörerausgang oder ein angeschlossenes Interface ausgegeben.

RMX 1000 für iPad Audioeinstellungen
RMX 1000 für iPad Audioeinstellungen

RMX 1000 für iPad

Der Effektor beginnt links oben mit den elfschrittigen Pegelmetern für das Ein- und Ausgabesignal, gefolgt vom BPM-Block mit der dreistelligen, auf Ganzzahlen gerundeten Tempoanzeige, wahlweise automatisch ermittelt oder per Tap-Button eingeklopft. „Nudge“ schubst das Tempo an oder bremst kurzzeitig ab, „Quantize“ kümmert sich um das Timing bei Benutzereingaben.
Über allem thront der simpel gehaltene Audioplayer mit seinen iTunes und Play/Pause-Buttons und einer Scrubbing-Fortschrittsanzeige. Via Customize-Button klappen diverse Optionen aus, der ansonsten zentral angeordneten RMX-1000 verweilt dann im oberen Teil des Bildschirms. Es folgen die vier Effektsektionen, beginnend mit den an den DJM-2000 angelehnten Isolator-EQs und frequenzselektiven Beat-FX, namentlich Cut/Add, Trans/Roll und Gate/Drive. Bevor ich detailliert auf die Klangveredler eingehe, möchte ich meine Skepsis angesichts des Tablets und der Bedienelemente kundtun, denn ohne haptische Regler virtuelle Knöpfe zu tweaken, kann ganz schön fummelig werden. Ist dies auch hier der Fall? Der Praxislauf wird es zeigen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die harte Ware und …

Praxis

Isolate FX

Angestammte Aufgaben von EQs? Genau, das Cutten und Boosten; hier in den Preferences einstellbar in vier Schritten zwischen +9 dB und „Kill“ (-18 dB). Die drei Regler Low, Mid und Hi wirken auf das Eingangssignal und/oder das X-Pad mit seinen Samples und Drums.
Zusätzlich sind die Isolate-FX Cut/Add, Trans/Roll und Gate/Drive in bipolarer Auslegung aktivierbar. Also beispielsweise Gate gegen den Uhrzeigersinn und Drive in Laufrichtung des imaginären Sekundenzeigers. Das funktioniert frequenzselektiv, hat also nur Auswirkungen auf das gesteuerte Hoch-, Mittel- und Tiefband. Kombinationen sind möglich, eine Mehrfachselektion der FX nicht. Und so klingt das dann:

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Cut/Add, Trans/Roll, Gate/Drive

Scene FX

Es folgen die Scene-FX, besser gesagt je fünf Build-Ups (BPF, BPF Echo, Noise, Spiral Up, Reverb Up) und Break-Downs (HPF Echo, LPF Echo, Crush Echo, Spiral Down, Reverb Down). Sie eignen sich besonders, um Spannungskurven aufzubauen, Übergänge einzuleiten oder brachiale wie subtile Überlagerungen zu generieren. Ganz wie es euch gefällt.
Schalte ich einen dieser Audio-Schredder ein, blinkt die zugehörige Taste und der Leuchtring um den Dry/Wet-Regler nimmt die entsprechende Gruppenfarbe an. Neben der Intensität können pro Effekt zudem zwei Parameter reguliert werden. Beim Echo etwa Zeit und Modulation, beim Spiral stattdessen Zeit und Pitch. Beim Reverb dagegen lassen sich Timing und Filter einstellen, et cetera. Nachstehend ein Auszug aus den Scene FX:

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Build Up FX Break Down FX

Release FX

Die Release FX hören auf die Namen Vinyl Brake, Backspin und Echo, das ist wohl nicht nur für Plattenspielerfreunde selbsterklärend. Sie werden über einen virtuellen, dreistufigen Kippschalter ausgelöst, der mit drei Taktungen ausgerüstet werden darf. Release FX beenden sämtliche Effetktiraden und der Originalsound ertönt wieder. Hört selbst.

X-Pad

Letzte im Bunde sind die X-Pads, die sich den Funktionen Roll/Pitch, OSC, Sampler und X-Pad widmen. Im Roll-Modus wird das Mastersignal eingefangen und entsprechend eurer Einstellungen für die Roll-Tasten in diversen Taktungen von 1/32 bis 8/1 Beats als Loop-Gewitter wiedergegeben. Dabei könnt ihr den gesampelten Audiozyklus über den Pitch-Regler in der Tonhöhe ändern und auch den Grad der Überlagerung des Originaltracks via „X-Pad Level“ festlegen. Nehmt ihr die Finger vom Button, geht’s normal weiter, es sei denn, die Hold-Funktion ist aktiviert. Ähnlich ist es bei den vier Drum-Samples.
Via Overdub-Taste lassen sich die Roll-Eingaben einen Takt lang „sequenzen“ und overdubben. Das ist leider etwas kurz, besonders in Hinblick auf den Sample-Player, der mit vier Slots und vier Bänken aufwartet, ebenfalls „gerollt“ oder live einspielbar. Die OSC-Sounds des Samplers stellen zwei Envelope-Typen und wahlweise Short, Standard oder Long Decay nebst sechsfach abstimmbarem Gain (-3 bis + 3 dB) zur Auswahl. Praktisch ist die Quantize-Funktion, denn die sorgt dafür, dass eure Benutzereingaben im Takt bleiben.

Seite zum Beschicken der Sample-Bänke der RMX-1000 App
Seite zum Beschicken der Sample-Bänke der RMX-1000 App
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ReleaseFX Backspin, Echo, Viny-Break X-Pad Drumrecord & Roll X-Pad Divide-Roll

Sound, Handling und Performance

An den Frequenzen drehen, sampeln und Rolls durch die Effektbatterie jagen – das ging an der RMX-Hardware gut von der Hand und funktioniert grundsätzlich auch beim iOS-Pendant. Der Spaßfaktor leidet allerdings in Ermangelung echter Drehregler. Die Effektqualität hingegen ist respektabel. Sämtliche Klangveredler und Schredder sind ordentlich parametrisiert, wenngleich sie für mich ein wenig kommerziell rüberkommen. Aber gut, sie dürfen nach Lust und Laune modifiziert werden, sodass man sich nicht allzu schnell satt hört. Individuelle Einstellungen sind über den Schalter User-Mode zugänglich. Dazu ein paar Screenshots, die mehr sagen als ellenlange Beschreibungen:

Fotostrecke: 6 Bilder Isolate-FX Paramter

Doch Licht wirft bekanntlich auch Schatten: Einige Tasten sind mir zu klein ausgefallen und somit nicht ideal zu treffen oder fummelig zu aktivieren. Allen voran die winzigen Bank-Switches und der Volume-Regler des Samplers, aber auch Nudge, Mute und Delete. Das liegt natürlich auch am Format des Tablets, die größeren Drehregler lassen sich schon besser steuern. Was mir außerdem fehlt, ist eine Möglichkeit zum MIDI-Mapping. Schade ist zudem, dass das Programm kein eigenes Audio-Routing zulässt und man zu einem Helferlein wie Audiobus greifen muss. Auf diese Weise lässt sich dann beispielsweise ein Signal aus der Traktor-DJ-App oder einem Audiointerface in den RMX schicken und nach der Bearbeitung ausspielen. Wie wir bereits in diesem NXS2-Hands-on von Numinos erfahren konnten, arbeitet die App auch mit dem Clubmixer DJM-900NXS2 zusammen. Bei mir kam nach einiger Zeit der Wunsch nach einem „richtigen‟ RMX-1000 auf. Vielleicht ist unser Testobjekt ja auch als ein kleiner „App“-etizer für die Hardware-Effektoren zu sehen?

Fotostrecke: 2 Bilder RMX-1000 mit iPad im Dock, als Effektgerät für den XDJ-1000.

Fazit

Pioneer DJs RMX-1000 für iPad ist die Tablet-Version der gleichnamigen Hardware und bietet Pioneer-typische Isolator-, Scene-, Release- und X-Pad-FX nebst Mini-Drumloop-Sequencer. Grundsätzlich wie das Vorbild aufgebaut, ist auch die virtuelle Handhabung nahezu identisch. An der Performance auf dem vorausgesetzten iPad neuerer Generation, den FX selbst, den zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten und dem gelungenen visuellen Feedback gibt es nichts auszusetzen. Allerdings sind manche Tasten und Drehregler tablet-bedingt etwas klein geraten. Man wünscht sich außerdem die Option, via MIDI-Mapping echte Hardware zu nutzen und direkt in der App einen Audio-Ein/Ausgang deklarieren zu können. Stattdessen fungieren Inter App Audio und Audiobus als Schnittstellen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Reichhaltiges, parametrisierbares Effektangebot
  • User Mode
  • Quantize-Funktion
  • Sample-Player mit Mini-Sequenzer
  • Gelungenes visuelles Feedback
  • Audiobus und Inter App Audio Unterstützung
Contra
  • Kein integriertes Audiorouting
  • Samples nicht austauschbar
  • Kein MIDI-Mapping
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