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Pioneer DDJ-Ergo-V Test

Aller guten Dinge sind drei. Ob sich das auch Pioneer bei der Konstruktion seines neuesten Controller-Sprosses gedacht hat? Noch wissen wir es nicht. Was wir allerdings wissen: Der DDJ-Ergo ist bereits die dritte Kontrolleinheit, die in diesem Jahr vom fernöstlichen Stapel läuft. Er kostet 499 Euro UVP, das ist nur knapp die Hälfte des Preises, den seine großen Brüder DDJ-T1 (UVP: 899 mit Traktor) und DDJ-S1 (UVP: 999 mit Serato) aufrufen. Er besitzt ein integriertes Audio-Interface und hat sich – trotz Dual-Deck-Layout – der Steuerung von vier Softwareplayern verschrieben. Ein Mix-Programm ist natürlich gleich mit im Gepäck, und zwar Virtual-DJ7 LE. Aha, daher also das V im Anhang. Klingt stringent. 

Teaaser_Pioneer_DDJ-Ergo-V


Mit dem Laptop mixen ist angesagt – ganz ohne Schallplatten oder CDs, nur mit einem Notebook und dem smarten Pioneer in Begleitung. Auf analoges Feeling muss der Käufer dabei jedoch nicht ganz verzichten, denn die Bedieneinheit bietet eine Vielzahl an Knöpfen, Reglern und nicht zu vergessen: zwei große Jogwheels im CDJ-Style. Ein Markenzeichen Pioneers und für manchen eventuell schon ein Kaufanreiz. Und einen solchen gilt es definitiv zu setzen, denn schließlich bringt der Markt im Preissegment um die 500 Euro eine ziemlich stattliche Anzahl an All-in-One Kommandozentralen für den digitalen Deejay hervor. Ich sage nur Vestax VCI-100, Novations Twitch, Native Instruments S2, American Audios VMS und Konsorten. Schaut man sich das Präsentations-Video an, in dem junge stylische Menschen an unterschiedlichsten globalen Sehenswürdigkeiten in den Mix vertieft sind, ist die Zielgruppe klar. Der trendige Consumer von Mid Range Gear ist angesprochen. Wie Pioneers jüngstes Familienmitglied in Sachen Ergonomie, Handling, Klang, Software-Kompatibilität und Live-Remixing-Fähigkeit abschneidet, erfahrt ihr nachstehend.

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DETAILS

Aus Wikipedia – Ergo (nomie): Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern Ergon (Arbeit, Werk) und Nomos (Gesetz, Regel) zusammen. Die Entwicklung eines Produktes nach ergonomischen Gesichtspunkten resultieren in guter Handhabbarkeit und einem komfortablen und effizienten Workflow, der möglichst wenige Fehlerquellen und Störfaktoren in sich birgt.  
Hehre Ziele, fürwahr. Befreit man den Testkandidaten aus seiner Kartonage, bemerkt man sofort, dass die Damen und Herren an den Skizzenbrettern andere Wege gegangen sind, als das Gros des Konkurrenzfeldes. Zum einen verzichten die Japaner auf ein spiegelsymmetrisches Layout, zum anderen schält sich hier statt einer kleinen Flachkonstruktion ein Arbeitsgerät aus der Verpackung, das dem Anwender in einem Winkel von etwa 25 Grad entgegenblickt. Zwei große, abschraubbare Standfüße sind dafür verantwortlich. 
Doch die Konsole ist nicht nur hübsch aufgebockt, sondern sie kann auch durch formschöne Rundungen und dezente Farbgebung entzücken. Ihr Innenleben sitzt in einem Panton-artigen, weißen Hochglanz-Chassis, welches eine leicht angeraute, schwarzgraue Faceplate ziert. Adrett. Neueinstiger mag die Heerschar von Bedienelementen vielleicht im ersten Augenblick ein wenig Respekt einflößen, aber alles ist eindeutig beschriftet, sodass die Bedienung innerhalb kürzester Zeit klar sein sollte. Hat man zuvor bereits mit einer DJ-Software, analogem Equipment oder einem anderen Controller gearbeitet, findet man sich sofort zurecht. Jetzt wollt ihr sicherlich noch wissen, was alles im Sample-Paket lag: der Pioneer DDJ-Ergo-V-Controller, ein USB-Kabel und eine Treiber/Software CD. 

Auf einem Bein kann man schlecht stehen
Auf einem Bein kann man schlecht stehen

Play everywhere 
Der futuristisch anmutende Controller misst 55 Zentimeter in der Breite und 28 in der Tiefe. Sein Gewicht fällt mit drei Kilo relativ gering aus, was natürlich auch dem Plastikkorpus geschuldet ist. Maße und Material fordern daher auf Reisen eine adäquate Gigbag ein. Es ist nicht immer leicht, den richtigen Kompromiss zwischen unkaputtbar und federleicht zu finden. Manch eine Hersteller schwört auf einen Vollmetallpanzer wie beim Vestax VCI-400, mancher auf Kunststoff wie beim VCI-100 MK2 oder eben dem Ergo. Insgesamt vereint der Prüfling 55 Buttons, 23 Drehregler, fünf Fader, fünf Push-Encoder und zwei Jogwheels auf seiner Oberfläche. Da lässt sich einiges mit anstellen. 
Front und Backpanel 
Ein Blick auf die Vorderseite zeigt je eine 3,5- und 6,3-Millimeter-Klinkenaufnahme für den Kopfhörer. Das spart den Adapter ein. 

Wer die Wahl hat...
Wer die Wahl hat…

S1- & T1- User müssen Einschnitte hinnehmen, wenn sie ihre Kontrolleinheit via USB statt mit dem Netzteil betreiben (sie schalten je nach Typus Beleuchtung, Eingangsrouting oder Pegel runter – nachzulesen hier S1 und hier T1), der Ergo hingegen ist komplett auf USB-Betrieb ausgelegt. Dementsprechend kommt die hintere Anschlussleiste auch ohne Netzteilbuchse aus, hat aber schlauerweise einen Einschaltknopf verbaut, um die USB-Stromzufuhr zu unterbinden. Trotzdem ist auch hier ein Emergency-Modus implementiert: Sollte der USB-Port aus irgendeinem Grund dennoch zu wenig Saft bieten (etwa wenn noch weitere  USB-Geräte am Computer betrieben werden), schaltet der Pioneer die Kopfhörerlautstärke und Beleuchtung runter. Neben dem Power-Switch schützt eine Aussparung für ein Kensington-Schloss vor Diebstahl.  
Auf der linken Seite sehe ich einen Master-Ausgang in zweifacher Ausführung. Ein separat regelbarer Monitor-Out ist nicht zugegen, der Master liegt geklont vor. Für die professionelleren Anwender stehen symmetrische 6,3-mm-Klinken bereit. XLR-Buchsen sind nicht vorhanden. Die heimische HiFi-Anlage kann per Cinch-Kabel besaftet werden.  
Rechts daneben sind je eine separat regelbare 6,3-Millimeter-Mikrofonaufnahme und ein Stereo-Aux-Eingang platziert. Der Quellwahlschalter befindet sich in ihrer Mitte. Möchte der DJ also vom Mikrofon zum Hilfseingang wechseln, heißt es hinterm Controller rumzufummeln. Nicht ideal gelöst, aber aufgrund des aufgebockten Panels besser als bei flachen Lösungen und im tatsächlichen Praxiseinsatz vielleicht verschmerzbar. 

Übersichtlich arrangiertes Backpanel
Übersichtlich arrangiertes Backpanel

Untergetaucht 
Ein ergonomischer Deejay-Controller sollte in jedem Fall eine Performance ohne Maus und Tastatur ermöglichen. Warum also nicht gleich das Notebook-Keyboard unter den Controller schieben. Im Falle des Testobjekts ist dies durch die hinteren Standfüße kein Problem. Jedoch macht das Ganze nur bis zu einem gewissen Grad Sinn, denn man möchte ja auch den unteren Teil des Bildschirms noch gut sehen können. Ferner kommen ja auch noch die Kabel aus dem Backpanel. Doch wer nur begrenztes Platzangebot auf dem Schreibtisch hat oder auf beengtem Raum hinterm Tresen einer tanzorientierten Großstadtbar arbeitet, wird um so manchen Zentimeter „kämpfen“ müssen und froh über diese Option sein. Wer seine Musikalien mittels Tastatur durchsucht, kann auf einen bewährten Laptop-Stand zurückgreifen und vielleicht die Füße abschrauben. Ab zum Oberflächenrundflug.

Wenns eng wird, taucht das Notebook unter...
Wenns eng wird, taucht das Notebook unter…

Aufbau
Zentrales Element ist der Zweikanal-Mischer mit seinem Dreiband-Kill-EQ nebst Gain-Regler. Diese sind aus hartem Kunststoff gefertigt und weisen einen natürlichen Drehwiderstand auf. Ich hätte sie gern gummiert gesehen, damit sie sich etwas griffiger anfühlen. Zwischen den mittengerasterten Equalizern sind die Regler für den Cuemix- und die Kopfhörerlautstärke beheimatet, die mir persönlich zu klein und fummelig ausgefallen sind. Darüber thront der Browser-Encoder mit Ladebuttons, die Deckswitches AC und BD, sowie eine Taste für das Preview-Deck und den Performance-Rekorder, welcher eine Mixsession – so die Software dies unterstützt – mitschneidet. Aux- und Master-Level sind oben rechts auf 13 Uhr angesiedelt. Schaut man in das Zentrum, bemerkt man links unter dem Kanalfilter einen Encoder für‘s Sample-Volume, rechts unter dem Kanal-Filter indes eine Loop-Abteilung. An der linken Außenflanke findet sich die Schleifeneinheit für Deck A, wohingegen am rechten Rand Sample-Volume arrangiert wurde. Das ist in meinen Augen nicht gut gelöst. Man ist zunächst geneigt, sich zu vergreifen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Kill EQs für den Frequenzfrickler
Audio Samples
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VDJ EQ-Cutz

Die Vorhörtasten befinden sich nördlich über den Kanalfadern, die 45 Millimeter messen und mit einem angenehmen Gleitverhalten aufwarten- was auch der leichtgängige Crossfader von sich behaupten kann. Eine physische Einstellmöglichkeit des Andrucks oder der Kurvencharakteristik ist bei den Flachbahnreglern nicht angedacht, auch bemerke ich ein wenig seitliches Spiel. Allerdings bietet die Software eine zweistufige Umschaltmöglichkeit für die Crossfader-Curve (hart/weich). Sowohl Cross- als auch Linefader sind mit P-Lock-Faderkappen ausgestattet, was den Vorteil hat, dass sich diese während einer wilden Performance nicht lösen können. Und auch Langfinger haben keine Chance, die Kappen während einer Toilettenpause vom Stift zu rupfen.  

Mit angenehmem Gleitverhalten ausgestattet
Mit angenehmem Gleitverhalten ausgestattet

Angelehnt an die CDJ-Reihe präsentieren sich die Player mit extragroßen Jogwheels und Transport-Tasten auf prominenter Linksposition. Eine Shift-Taste auf jeder Seite dient zum Abruf der Zweitbelegungen. Die Teller messen satte 115 Millimeter im Durchmesser und legen die von den Desktop-Modellen der Einsteiger CDJ-Klasse bekannten „hass mich oder lieb mich“ Eigenschaften an den Tag. Die rot-blau beleuchteten laut schnarrenden Räder liegen vom Betrachtungswinkel eines Mix-Deejays recht angenehm unter den Fingern, zeigen einen korrekten Rundlauf und kommen nach einem Spin schnell zum Stehen. Ihre drucksensitive Oberfläche ist zweifarbig gehalten. Sie eigen sich gleichfalls für präzise Pitchbends und für die zielgenaue Navigation im Musikstück. 
Scratcher könnten sich allerdings daran stoßen, dass die Teller nicht groß genug für manche Technik sind und sich zudem die Button-Oberfläche beim Scratchen wenige Millimeter ins Innere senkt – was für manchen sicherlich ein ungewohntes Feeling darstellt. Der beleuchtete, transparente Kunststoffkranz ist mit praktischen, fingerführenden Mulden besetzt. Setzt man ein Deck in Bewegung, beginnen die Linefader im Takt zu pulsieren und der rote Viertelkreis läuft in Abspielrichtung um das Rad.  

Multifunktions-Jogwheel Marke Pioneer

Multifunktions-Jogwheel Marke Pioneer

Audio Samples
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Slowmoves 1

Pulse-Mode 
Die Pulse-Modi sollen den Deejay in seiner Performance visuell unterstützen. Im Mix-Pulse wird der Tempo-Offset durch eine blaue Beleuchtung der Wheels ausgedrückt. Je unterschiedlicher die Tempi sind, desto schwächer glimmt es blau. Beim Beat Pulse ist die Intensität der im Takt blinkenden Kanalfader von den Audiopegeln der Decks abhängig. Der Launch-Pulse ändert kurz die LEDs der Wheels, wenn ein Track ins Deck geladen wird. Beim FX Pulse ändert sich die Beleuchtung des Jogwheels mit dem Effektparameter.  
Um ehrlich zu sein: Der Pulse-Mode ist nicht mein Fall, da ich mich beim Beatmatching aufs Pitching, Bending und den Sound konzentriere und somit eher nicht auf die Lightshow der Konsole achte. Mir gefällt der Ego besser, wenn der Pulse-Mode deaktiviert ist, weil es schon ein wenig an Kirmes erinnert. Klassische Pegelmeter im Ampel-Farbcode sind nicht zugegen, was für mich ein echter Minuspunkt ist. Es gilt, die Lautstärken per Gehör oder Beleuchtungsintensität abzuwägen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Diese Taste aktiviert den Pulsemode

Pitch 
Der Pitchfader sitzt rechts vom Dial und wird von einer Sync-Taste mit Masterdeck-Funktion sowie Keylock und Vinyl-Tasten eingefasst. Das entspricht dem Abbild eines analogen DJ-Systems, ist aber nicht jedermanns Sache, weil der linke Pitch-Fader somit unmittelbar neben dem Linefader liegt und weniger Abstand zu diesem aufweist, als der benachbarte Channel-Fader (!) Andere Hersteller setzen hier zum Teil auf spiegelsymmetrisches Layout, was auch ich persönlich bevorzuge und positionieren die Temposchieber an den äußeren Controllerflanken. Über die Länge von 60 Millimetern kann man sicherlich geteilter Meinung sein, wenngleich sich auf dem niedrigsten Arbeitsbereich im Hundertstel-Bereich manövrieren lässt. Die Griffigkeit der Potikappen und das seitliche Spiel finde ich verbesserungswürdig. Mal ganz abgesehen davon, dass der Pitch in Zeiten automatischer Tempo- und Taktsynchronisation sogar bei einigen Gralshüter elektrodigitaler Tanz-Bespaßung an Relevanz verloren haben dürfte! Im Mainstream wird sowieso eher naturbelassen gespielt, insofern ist die individuelle Arbeitsweise bei dieser Betrachtung der Maßstab. 
Über den Jogwheels warten die Kreativ-Abteilungen auf ihren Einsatz. Je vier Schaltflächen kümmern sich um Loops und Samples, ein weiteres Quartett befehligt in Kombination mit ebenso vielen Drehreglern die Effekt-Bataillone. Die Plastik-Buttons fühlen sich etwas hart an, vor allem wenn man intensives Cuejuggle- und Samplefeuerwerk betreibt, zudem sind sie mir zu klein. Womit wir auch direkt in die Praxis, und zwar in das Zusammenspiel zwischen Konsole, PC und Software einsteigen.  

Fotostrecke: 2 Bilder Hundertstelgenau und nah am Kanal
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PRAXIS

Ein Ausflug zur Homepage des Herstellers kann nicht schaden, wenn ein DJ-Controller ins Haus geflattert kommt. Pioneer hält auf seiner deutschen Website neben einem Firmware-Update und den aktuellen Windows-Treibern auch schon ein Traktor-File bereit. Zudem stehen ein Benutzerhandbuch, ein Addendum und das Quickstart-Manual als PDF zur Verfügung.  
Mit dem Erwerb des DDJ-Ergo V bekommt der Käufer gleich zwei DJ-Softwares angeboten, und zwar das auf CD befindliche VDJ7LE mit nativen Vierdeck-Support. Und nicht zu vergessen Serato DJ Intro, welches per Download auf den Rechner kommt – aber in der kompatiblen Versionsnummer erst Ende Dezember verfügbar sein wird. 
Von VDJ ist man ja seit Jahren auch als Packungsbeilage Qualität und Feature-Reichtum gewohnt, obschon dieser natürlich im Vergleich zur Vollversion beschnitten ist. Frischling Serato Intro muss sich noch beweisen und wird wohl getreu der Itch-Philosophie je nach Kommandozentrale mit unterschiedlichen Hardwarezugriffen ausgestattet sein. Schaut man sich die jüngsten und anstehenden Controller-Releases an, entdeckt man immer häufiger die beiden zuvor erwähnten Softwares. Nur wenige Neuankömmlinge im Konsolen-Universum schmücken sich zum Testzeitpunkt mit einer Traktor-LE Dreingabe. Bedenkt man, dass das Layout der meisten Mittelklasse-Debütanten Sampler, Cues und umfangreiche FX-Unterstützung einfordert, müsste schon fast eine Traktor-Pro herhalten, damit später niemand mosert. Statt dessen beschränken sich die Hersteller oftmals auf eine kostenlose Konfigurationsdatei für den „Trecker“, was einerseits für die Verbreitung der Berliner Software spricht, andererseits ein Hinweis auf veränderte Lizenzgebühren- oder Beigaben-Politik sein könnte. 

Installation 
Der Mac kommt ohne Audio-Treiber aus, daher geht’s gleich an die Softwareroutine. Auf der Beipack-CD steht Virtual-DJ LE 7.05. Nun gut, denke ich, dann kann der erste Probelauf ja mit meiner gerade upgedateten Vollversion stattfinden (ebenfalls Nummer 7.05). Doch Pustekuchen, denn das grafische Benutzerinterface von Pioneer ist nicht implementiert. Okay, dann spiele ich halt die mitgelieferte Nummer direkt auf. Doch sie startet nach dem Installationsvorgang eine ältere VMS2-Fassung, woraufhin ich diese letztlich in den Papierkorb verschiebe und lösche, um dann einen Re-Install nebst Neustart durchzuführen. Nach dem zugegebenermaßen nur fünfminütigen Hick-Hack (VDJ7LE ist nur knapp 50 MB groß), schließe ich den Pioneer an den iMac an, rufe die Software auf, gebe die Serial ein und blicke auf das angestrebte Ergo-Skin. 

Fotostrecke: 5 Bilder Hier gibt’s nicht viel zu erkunden.


VDJ7 
In puncto ergonomischem Arbeiten macht die Kombination aus Atomix DJ-Programm und Pioneer-Hardware unterm Strich eine ordentliche Figur. Die Softwareoberfläche ist dem Design angepasst und bildet die Kontrolleinheit in weiten Teilen nahtlos ab. Was bedeutet, dass Virtual Deejay eigentlich mit brandneuen Features aufwarten müsste, um etwa die vier Effekt-Regler auszustatten. Ist dies bereits ein dezenter Hinweis auf eine anstehende Version 8.0? Man könnte es vielleicht so interpretieren. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Amerikaner ja kürzlich erst Adionsoft (djDecks, PCDJ, Dex) aufgekauft haben. Aber gemach, gemach. 

Fotostrecke: 2 Bilder Mögliches Vierdeck-Layout unter Virtual DJ 7LE

Zunächst ist festzuhalten, dass VDJ7 im Vierdeck-Modus startet, welcher im unteren Teil den Filebrowser, darüber die Abspiel- und Kreativ-Module und im Norden die Mix-Hilfen beinhaltet. Zwei der Decks (blau, rot) werden im Fullsize-Mode mit Pioneer-gelabelten Jogdials sowie Pitch und Remix-Abteilungen angezeigt. Die anderen beiden (grün und gelb) können alternativ in gleichem Umfang auf den Plan gerufen werden oder sie zeigen als Mini-Decks lediglich den Teil an, der bei den Vollformaten oberhalb des neunfach skalierbaren Pitchfaders liegt. Als da wären:  
Eine click-sensitive Wellenformansicht, Laufzeiten, Trackinfos, ID3-Tags, BPM- und Pitch-Werte, Key, Gain und dergleichen. Das Farbschema findet sich auch im Beatmeter und den Peakwaves wieder. Hier kann der DJ beim Angleichen der Beats bereits rein optisch erkennen, ob die Takte eines Titels übereinanderliegen und ob sie im Gleichschritt marschieren. Zudem gibt es eine automatische Synchronisation auf Basis der Auto-BPM oder manuell eingeklopfter Werte. Sehr schön. Wird eine lokale Audio- oder Video- (!) Datei abgespielt oder ein Audio- (!) oder Video- (!!) Webstream (!!!) eingebunden, beginnen die Teller zu rotieren. 

Fotostrecke: 2 Bilder Farbgebung Decks A und B unter Virtual DJ 7LE


Die CPU-Auslastung liegt meist innerhalb des unteren Drittels der Indikator-Leiste (iMac, Core2, 8 GB, 3,06 GHz). Auch wenn sämtliche vier Softwareplayer mit aktiviertem Keylock, Loops und FX abspielen, ist hier kaum ein Zuwachs zu erkennen. Lediglich wenn nicht analysierte Musikstücke in den Mix eingebracht werden (die Software also im laufenden Betrieb Tonart, Tempo, Wellenform und Downbeat berechnet), schlägt es im Test schon mal rot aus und es können Audioaussetzer auftreten. Also immer schön vorher analysieren. 
Die BPM-Auswertung meiner House-Collection deckt sich fast ausnahmelos mit dem tatsächlichen Tempo, sodass ich mit der automatischen Synchronisation und partiellem Nachjustieren schnell ans Ziel komme. Einsteigern werden die Taktmarkierungen der Peak-Anzeigen und der Beatmeter sicherlich hilfreich sein. Beim Abwerfen einer Kickdrum oder beim Scratchen kann durchaus auch das vertikale Scratch-Panel hinzugezogen werden. 

Erinnert an Scratchlive und ist sehr praktisch
Erinnert an Scratchlive und ist sehr praktisch

Wer Beatmatching auf vier Tellern per Hand bevorzugt, dem sei gesagt: Wechselt er von A nach C und bewegt den Tempofader, aktiviert er einen Pick-up Modus. Wenn er dann auf ein anderes Deck zurückschaltet, muss er mit dem Pitch zunächst an die vorherige Position fahren, bevor eine erneute Änderung des Wertes stattfindet. So ist man vor Wertesprüngen geschützt. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Channelfader und die Equalizer. Auch schön: Shift-Jog navigiert flink durch den Titel. Mittels Shift-Cue gelangt man wieder an den Anfang. Was das Scratching angeht, muss ich feststellen, dass die Teller hier gut eingestellt sind und auch auf sehr langsame Moves reagieren. Der rückseitige Aux/Mikrofoneingang wird alternativ zu einem Deck als Welle aufbereitet eingespeist, wobei er auf Effekte, EQs oder die Möglichkeit zum Samplen verzichten muss. 
VDJs Browser reiht sich nahtlos in das Gesamtgeschehen ein. Links ist ein übersichtlicher Verzeichnisbaum mit iTunes-Unterstützung, Playlisten, Crates und Co. zu finden. Die Inhalte der Ordner werden gut leserlich und skalierbar in der Mitte angezeigt. Anstelle der Playlisten kann der Anwender jederzeit auf die Reiter „Sampler“, „Effects“ und „Recording“ zugreifen, was ihn in der Praxis ziemlich flexibel agieren lässt. Wenden wir uns nun den Remix-Features zu.

VDJ-Light7 hat manuelle und automatische Loops nebst Cutter an Bord. Dazu gesellt sich ein regelbarer Sample-Player mit 12 Slots, von denen acht über die Hardware zugänglich sind, eine Effektsektion und ein kombiniertes Hoch/Tief-Kanalfilter. Hier gibt es leider einige Ungereimtheiten. Zum Beispiel ist der mit DRY/WET betitelte Regler für die FX-Selektion verantwortlich. Auch scheint die FX-Sektion hier überdimensioniert, denn lediglich maximal zwei Attribute können mittels Ergo angesteuert werden. Ganz einfach weil es nur zwei Parameter gibt. Schade, ich hatte mich aufgrund der ersten Screenshots schon auf eine überarbeitete Effekt-Garnison gefreut, denn das hätte ihr wirklich gut getan. Auch ein paar Standards, wie Reverb oder Delay für die Moderation sind in meinen Augen längst überfällig. Beim Sampler werden sechs (Achtung: nicht lizenzfreie und irgendwie auch altbackene!!!) Audioschnipsel mitgeliefert. Das Befüllen mit eigenem Material lässt sich nur per Live-Extrahierung aus dem Deck erledigen, jedoch nicht aus dem AUX-In. Einfach so ein Sample laden ist zudem ebenfalls nicht drin. Dafür bedarf es der Vollversion. Grundsätzlich lassen sich Samples optional loopen, im Tempo angleichen und zum Beat synchronisieren. Was mir bei VDJ noch fehlt, ist eine Master-Clock, zu der sich alle Abspieleinheiten syncen lassen.

Audio Samples
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Magere Effektabteilung in VDJ 
Kombi-Filter in VDJ


Der Videomischer für Musikvideos oder Visual-FX ist auch hier wieder mit an Bord. Er gestattet die Verlinkung der Clip-Transparenz mit den Linefadern und eine Crossfader-Zuweisung. Für die beiden mitgelieferten Übergänge und Bewegtbild-FX gibt es links oben am Ergo drei gesonderte Bedienelemente. Allerdings ist der praktische Nutzen äußerst fragwürdig. Wieso? Spielt der DJ eine Videodatei ab, öffnet sich ein Mini-Fenster von 320 x 240 Pixeln Größe. Das ist nicht gerade Partyformat – die Vollbildwiedergabe ist nur mit VDJ-Pro möglich. 

Diese Controller dirigieren VDJs Videofunktion
Diese Controller dirigieren VDJs Videofunktion

Sieht man von den zuvor geschilderten Einschränkungen ab, ist VDJ-LE nicht nur ein ausgereiftes, sondern auch ein umfangreich ausgestattetes DJ-Programm. Es beinhaltet alle Basis-Komponenten für eine solide Mix-Session, eine Aufnahmefunktion und eine kleine Kreativ-Werkstatt. Das wird vielen Käufern ausreichen. Das Bundle läuft stabil und ohne Audio-Aussetzer. Das analoge Feeling bleibt dank haptischer Hardware und trotz oder wegen der digitalen Rechen- und Remix-Power erhalten. Wir machen weiter mit Traktor… 

Traktor 
Der Vergleich mit einer 199 Euro Traktor-Vollversion geziemt sich an dieser Stelle eigentlich nicht, daher vergleichen wir nicht, sondern schauen nur kurz auf das TSI-File. Grundsätzlich lässt sich zunächst einmal festhalten, dass die Umsetzung im Wesentlichen den ausgewiesenen Befehlen an der Hardware entspricht, wobei es quasi ganz egal ist, ob der User mit vier Track-Decks, vier Sample-Decks oder Kombinationen aus diesen spielt – wenngleich natürlich logische Unterschiede an das geforderte Layout zum Tragen kommen. Die Sampleslots lassen sich halt nicht vom Controller aus abfeuern, wenn keine Sample-Decks, sondern nur Track-Decks genutzt werden – logisch oder? Der rückseitige Aux/Mikrofoneingang wird entweder über den unabhängigen AUX-In eingespeist oder als Live-Input geschaltet, womit ihm Effekte, EQs und die Loop-Recorder-Funktion zur Verfügung stehen. 

Zum Anschluss und Einpegeln von externen Zuspielern und Mikrofonen gedacht...
Zum Anschluss und Einpegeln von externen Zuspielern und Mikrofonen gedacht…

Ob Browser, Mixer oder Decks, die Konfigurationsdatei des Herstellers gewährleistet den Zugriff auf relevante Funktionen. Die Effekt-Units können im Detail dirigiert und befüllt werden, die Sampleslots haben hardwareseitig eine globale Lautstärkenanpassung, Kanalfilter, Slicer und Modeswitches spendiert bekommen. Zudem finden sich einige Besonderheiten im Mapping wieder, wie etwa die Steuerung des Loop-Recorders mittels F1-Encoder nebst Tasten. Die Bedienung ist schnell verinnerlicht und lässt kaum zu wünschen übrig. Lediglich der Scratch-Mode konnte mich beim vorliegenden Mapping (1.0) nicht überzeugen. Hier gilt es, im Bedarfsfall selbst Hand anzulegen.  

Dann holen wir doch gleich mal die iMaschine mit ins Boot
Dann holen wir doch gleich mal die iMaschine mit ins Boot
Audio Samples
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Fetter Kanal-Filter in TSP

Klang 
Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl eines Interface-gepowerten MIDI-Mischers ist sein Klang. Ordentlich Druck soll er machen, knackige Bässe, ausgewogene Mitten und luftige Höhen über den Dancefloor jagen. Die interne Signal Verarbeitung liegt bei 24-Bit, die Pioneer-Wandler verrichten ganze Arbeit und sorgen für einen detailreichen, klaren Sound. Vor allem am symmetrischen Ausgang herrscht Druck. Auch die rauscharmen Mikrofonvorverstärker und der kräftige Klang des Aux-In konnten mich überzeugen.  
Zum Kopfhörerausgang ist anzumerken, dass er sehr transparent und zerrfrei arbeitet. Für den semiprofessionellen Einsatz oder Umgebungen, respektive Parties mit weniger intensivem Schalldruck, wie in Pioneers Videoclip zu sehen, würde ich ihn als ausreichend laut bewerten wollen. Für einen pumpenden, wummernden Techno-Keller indes ist er mir doch etwas zu leise. Im Übrigen warnt Pioneer davor, zwei Kopfhörer simultan anzuschließen.

Audio Samples
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WAVE Auszug WAVE Playout Balanced MP3 Playout Cinch AUX Playthrough Mike In DDJ Ergo

Der schnöde Mammon 
Aktuell ist der Ergo Pioneers Einsteigermodell unter den DJ-Controllern, also muss er sich anderen Entry-Level-Systemen stellen. Hier wird klar, dass er deutlich über der Preisgestaltung eines Doppeldeckers im Stile eines Numark Mixtrack Pro, Vestax Spin oder American Audio VMS 2 liegt, die eher um die 250 Euro angesiedelt sind. Ich sehe ihn stattdessen als Konkurrenten zum Traktor-light gepowerten VCI-100 MK2, zum Novation Twitch, der mit Serato Itch liiert ist und natürlich zum Native-Instruments Kontrol S2, der mit einer Traktor Pro Vollversion ins Rennen geschickt wird. Knapp 500 Tacken sind an sich schon ein stolzer Preis, der noch an Bedeutung gewinnt, wenn sich der Kunde ein VDJ-Pro Update für etwa 150 Euro leisten will – womit er auf Gesamt rund 650 Euro kommt. Aber Pioneer-Fans sind es ja gewohnt, etwas tiefer in die Tasche greifen zu müssen und so wird am Ende auch der Ergo seinen Weg gehen und zahlreiche Anhänger finden, da bin ich mir ziemlich sicher. Und jetzt? Heißt es wohl kaufen oder nicht kaufen… und natürlich Fazit.

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FAZIT

Pioneers DDJ-Ergo-V ist ein stylischer MIDI-Controller der Consumer-Line. Die Rundum-Sorglos-Kommandozentrale punktet mit einem integrierten Audiointerface, guten Klangeigenschaften, zahlreichen Bedienelementen und symmetrischen Ausgängen. Das Design ist als futuristisch aber zeitlos einzustufen, die Verarbeitung gefällt. Moderatoren und mobilen Deejays stehen regelbare Aux- und Mike-Eingänge zur Verfügung. Als Mix-Software kommt VDJ7LE in einer Vierdeck-Fassung zum Einsatz. Ergo-Käufer dürfen sich zudem über einen kostenlosen Download für Serato DJ-Intro und eine Traktor-Konfigurationsdatei freuen. Das VDJ-Bundle läuft weitgehend homogen, ressourcenschonend und stabil. Unter Traktor ist dies ebenso – Ich konnte locker unter 5 ms Latenz arbeiten. Was mir beim Ergo nicht gefällt, sind die harten Buttons, die Mini-Cuemix-Potis, die fehlenden Pegelmeter und zum Teil das Layout und der somit vorgegebene Workflow. Ist aber auch ein wenig Geschmackssache. 
499 Euro kostet die smarte Kontrolleinheit, was sicherlich kein Schnäppchen ist. Wer jedoch Pioneers „Look And Feel“ der Einstiegsklasse mag, der wird auch am Ergo seine Freude haben. Denn er ist ein portabler, gut klingender Partyrecke mit zahlreichen haptischen Elementen für 24 Stunden Nonstop-Remix-Eskapaden. Besonders, mit entsprechender Software.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • All-in-One-Controller
  • Große, drucksensitive Jogwheels
  • Umfassende Kreativabteilungen

  • Gute Klangqualität

  • Viele Bedienelemente
  • Professionelle Ausgänge

  • DJ-Software im Lieferumfang

  • Neuartiges Pulse-Konzept
  • Ergonomischer Arbeitswinkel
  • 
Laptop-Aussparung durch Standfüße
Contra
  • Fehlende Pegelmeter

  • Kein separat regelbarer Booth-Out
  • Etwas kleine Master-/ Cue- & Gain-Potis
  • Asymetrische Layout-Aspekte
  • Etwas hoher Preis
Artikelbild
Pioneer DDJ-Ergo-V Test
Für 369,00€ bei
Brand_Pioneer_DDJ-Ergo-V
Technisches Spezifikationen
  • DJ MIDI-Controller mit Interface
  • 
24 Bit & 44,1 kHz USB-Audio-Interface

  • 1 x Stereo-Cinch Out Master
  • 2 x 6,3 mm-Klinke Out symmetrisch Master

  • 1 x 6,3 mm Out Stereo-Kopfhörer
  • 
1 x 6,3 mm Out Stereo-Kopfhörer
  • 1 x 3,5 mm Out Stereo-Kopfhörer
  • 1 x Stereo-Cinch Aux-In

  • 55 Buttons 

  • 23 Drehregler 

  • 5 Fader 

  • 5 Push-Encoder
  • 
2 Jogwheels mit Button-Funktion
  • 4-Deck-Mixing
  • Filter
  • Sample-Decks und Loop-Aufnahme
  • MIDI Ausgang zur Kompatibilität mit den meisten DJ Programmen (TSI-Datei für Traktor wird mitgeliefert)
  • Inkl. Virtual DJ LE
  • Abmessungen 555 x 280 x 103 mm
  • Gewicht 2,9 Kg
  • Stromversorgung via USB-Anschluss
  • Kompatible Betriebssysteme:
  • Windows XP (SP3) /Vista/7
  • Intel® Pentium® 4 oder AMD Athlon XP 512 MB RAM oder mehr
  • Mac OS X v10.5/10.6/10.7

Herstellerlink: Pioneer

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Profilbild von Niels

Niels sagt:

#1 - 11.02.2013 um 22:59 Uhr

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Kann man das als Einsteiger-Set nehmen? Will nämlich in die Branche einsteigen. :)

Profilbild von Peter

Peter sagt:

#2 - 13.02.2013 um 10:37 Uhr

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Hallo Niels,
ja, das geht ;)Gruß

Profilbild von Dennis

Dennis sagt:

#3 - 30.07.2013 um 21:52 Uhr

0

Hallo, funktioniert das Teil der Traktor-Software oder gibt es hier Einschränkungen? Danke

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