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Palmer PDI03JB Test

Wenn Joe Bonamassa zusammen mit dem deutschen Hersteller Palmer einen Speaker-Simulator mit DI-Box kreiert, dann ist ein bonedo-Test dieses neuen PDI03JB Pflicht. Zumal man sich ohnehin fragt, wann der Meister für solche Aktionen noch Zeit findet. Immerhin spielt er gefühlte 300 Konzerte im Jahr, nimmt innerhalb von 12 Monaten mehrere Alben auf und wird auch noch des Öfteren beim Shoppen von altem Vintage-Equipment gesichtet. Respekt! Und ganz nebenbei kommen wir durch seine Umtriebigkeit auch noch in den Genuss von kleinen Gerätschaften, die dem einen oder anderen das Leben leichter machen können. In unserem Fall heißt das Stichwort Amp-Abnahme.

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Dabei fährt Joe Bonamassa ein duales System mit herkömmlicher Mikrofonierung der Lautsprecher und parallel dazu der Abnahme mithilfe unseres Testkandidaten. Beide Signale werden gemischt, wobei der Sound aus dem Speaker Simulator der besseren Durchsetzungsfähigkeit dient. Dort liegt bekanntlich nur das Gitarrensignal an und die üblichen Umgebungsgeräusche auf der Bühne bleiben außen vor. In Zusammenarbeit mit Palmer hat Joe Bonamassa den PDI03JB ganz nach seinen Anforderungen und Wünschen modifiziert.

Details

Gehäuse/Optik

Der PDI03JB kommt im stabilen schwarzen Stahlblechgehäuse, nur wenig größer als eine übliche Standard-DI-Box. Diese eher geringen Abmessungen im Vergleich zum 19″ PDI03 sind in erster Linie darauf zurückzuführen, dass hier kein Lastwiderstand eingebaut wurde. Das bedeutet, dass unser Testkandidat nur in Verbindung mit einer Lautsprecherbox benutzt werden kann, zum Silent Recording wird ein zusätzlicher Lastwiderstand benötigt. Diese Konzeption ist natürlich auf Joe Bonamassas Einsatzbereich zurückzuführen, der selbstverständlich nicht auf seine föhnenden Lautsprecherboxen verzichten möchte. Aus dieser Perspektive ist unser Testkandidat in erster Linie ein Ersatz oder eine Ergänzung zur herkömmlichen Mikrofonierung einer Lautsprecherbox. Auf seiner Oberseite bietet er vier Einstellmöglichkeiten in Form von Schiebeschaltern, an den Seiten befinden sich die Anschlüsse.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Signatur des Paten!

Links der Eingang, der vom Lautsprecherausgang des Verstärkers gefüttert wird, und dessen Gegenstück, der Thru-Ausgang, der das Signal an die Lautsprecherbox durchschleift. Auf der anderen Seite befinden sich die Ausgänge der DI-Box in XLR (symmetrisch) und Klinke (unsymmetrisch), an denen das frequenzkorrigierte Ampsignal ausgegeben wird, das einen typischen Lautsprechersound direkt ans Pult oder Audio-Interface liefern soll. Zwischen den Buchsen liegt der für DI-Boxen typischen Ground-Lift-Schalter, der eventuell auftretendes Brummen eliminieren soll. Das Boden-/Seitenblech des Gehäuses steht etwas über, was Ein- und Ausgängen einen gewissen Schutz bietet. Je zwei Löcher im seitlichen Überstand des Bodenblechs sollen die Befestigung im Rack oder Pedalboard erleichtern. Und was die Roadtauglichkeit anbelangt, steht auch unser Testkandidat in der robusten und soliden Palmer-Tradition.

Fotostrecke: 3 Bilder In- und Thru-Output befinden sich auf der linken Gehäuseseite

Bedienung

Oberstes Gebot beim Einsatz der PDI03JB ist also, dass eine Lautsprecherbox oder ein Lastwiderstand mit dem Thru-Anschluss verbunden ist. Das Signal an den frequenzkorrigierten Ausgängen kann dann absolut schmerzfrei mit den vier Schiebeschalter eingestellt werden. In der unteren Hälfte finden wir die beiden Voicing-Schalter, die auch beim Rack-PDI03 integriert sind. Der linke Schalter (Voicing 1) kümmert sich um den tiefen Frequenzbereich, hier gibt es die Positionen Deep, Normal und Flat. Der rechte ist für den Anteil der Höhen zuständig, und zwar mit den drei Positionen Bright, Normal und Mellow. Jede dieser Einstellungen verändert die Frequenzkurve in den eben angesprochenen Bereichen. Mit dem Attenuator-Schalter wird der Ausgangspegel in drei Stufen (24dB, 12dB, 0dB) abgesenkt, damit man das Mischpult nicht komplett überfährt und einen angemessenen Line-Pegel liefert. Leistungsstarke Amps sollte man auf 24dB einstellen, bei den zahmen Vertretern reichen neutrale 0dB. Schalter Nummer vier ist der spezielle Joe-Bonamassa-Switch, bei dem es sich um eine zusätzlich schaltbare Frequenzanhebung im Mittenbereich inklusive leichter Bassabsenkung in zwei Stufen (Medium, Heavy) handelt. Medium sorgt für einen breiten Mittenboost, während Heavy eher schmalbandig, aber etwas heftiger zu Werke geht. Alle Schalter beeinflussen sich naturgemäß in geringem Maß gegenseitig, und das heißt, dass immer wieder Experimentieren angesagt ist, und genau das werden wir jetzt tun.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bedienung ist nahezu intuitiv
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Praxis

Bevor wir uns verschiedene Einstellungen anhören, wird erst einmal kontrolliert, ob das Einschleifen des PDI03JB zwischen Amp und Box irgendwelche Auswirkungen auf den Lautsprecherklang hat. Ihr hört einmal das direkte Signal ohne, dann mit zwischengeschaltetem PDI03JB.

Audio Samples
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Soundbeispiel – Amp Direktsignal Soundbeispiel – PDI03JB zwischen Amp und Box

Ein Klangverlust ist für mich weder hörbar noch am Reaktionsverhalten der Lautsprecher spürbar. Nun werde ich den Speaker-Simulator mit einer praxisrelevanten Situation konfrontieren. Er soll den Klang meines Plexi mit Marshall-Box möglichst authentisch wiedergeben. Ok, die Sache hinkt ein wenig, denn bei einem mikrofonierten Signal hat das Mikrofon einen entscheidenden Einfluss auf den endgültigen Sound. Deshalb ist die Erwartungshaltung eher die, dass der Charakter von Amp und Box so gut wie möglich getroffen wird.
Hier noch einmal der Amp mit der mikrofonierten (Neumann TLM 103) Box.

Audio Samples
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Box mit Mikrofon abgenommen (Neumann TLM 103)

Jetzt das Signal des PDI03JB, bei dem alle Regler in der neutralen Normal-Position stehen, der Bonamassa-Schalter ist nicht aktiviert.

GitarreVoicing 1Voicing 2JB-SwitchAttenuator
SGNormalNormalOff-24dB
Audio Samples
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PDI03JB – alle Regler neutral

Der Charakter ist zwar grob getroffen, aber der Höhenbereich zeigt sich sehr harsch, mir persönlich sägt es zu sehr. In der Hoffnung auf einen etwas weicheren Ton wandert Voicing 2 in die Schalterstellung Mellow, denn in der Position Bright wird eine weitere Schippe Höhen aufgelegt, und das ist hier definitiv nicht notwendig. Mellow macht den Klang tatsächlich wesentlich weicher, aber wirklich zufriedenstellend ist auch das für mich noch nicht.

GitarreVoicing 1Voicing 2JB-SwitchAttenuator
SGNormalMellowOff-24dB
Audio Samples
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PDI03JB – Schalter Voicing 2 auf Mellow

Jetzt kommt Joe in Medium-Stellung ins Spiel und tatsächlich klappt es mit der Mittenanhebung meiner Ansicht nach wesentlich besser.

GitarreVoicing 1Voicing 2JB-SwitchAttenuator
SGDeepNormalMedium-24dB
Audio Samples
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PDI03JB – JB-Switch auf Medium

Hier noch einmal das Ganze mit dem JB-Switch auf Heavy.

GitarreVoicing 1Voicing 2JB-SwitchAttenuator
SGDeepNormalHeavy-24dB
Audio Samples
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PDI03JB – JB-Switch auf Heavy
Palmer_PDI_03_Joe_Bonamassa_020FIN

Wie bereits erwähnt, wird uns der Speaker Simulator mit Sicherheit nicht den hundertprozentig identischen Sound einer Mikrofon-Abnahme liefern. Es ist immer ein Annäherungswert, aber mit leichten Eingriffen am Mischpult wird der Tontechniker einen brauchbaren Klang aus der PA zaubern können. Der Vorteil liegt darin, dass das Signal immer identisch ist und die lästige Mikrofonpositionierung wegfällt.
Weiter geht es mit einigen Beispielen mit unterschiedlichen Amp-Konstellationen. Hier ist eine Les Paul mit etwas höherem Zerrgrad im Einsatz.

GitarreVoicing 1Voicing 2JB-SwitchAttenuator
Les PaulDeepNormalHeavy-24dB
Audio Samples
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PDI03JB – JB-Switch auf Heavy mit Les Paul

Während laut Hersteller die Einstellung Deep bei Voicing 1 eine geschlossene 4×12 Box simuliert, geht Flat mehr in Richtung offene Lautsprecherbox. Diese Stellung eignet sich für crispe Clean- und Crunchsounds.

GitarreVoicing 1Voicing 2JB-SwitchAttenuator
StratFlatNormalOff-24dB
Audio Samples
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PDI03JB – Voicing 1 auf Flat

Wenn es richtig spitz werden soll, hilft die Schalterstellung Bright bei Voicing 2.

GitarreVoicing 1Voicing 2JB-SwitchAttenuator
StratFlatBright Off-24dB
Audio Samples
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PDI03JB – Voicing 1 Flat, Voicing 2 Bright

Bei hohen Zerrgraden und Mid Scoop Sounds hat mir die DI-Box am besten gefallen, obwohl dieses Metier eigentlich nicht Bonamassas Baustelle ist. Man erhält einen knackigen Bassbereich und der Sound ist tatsächlich “in the face”. Hier ist die PDI03JB im Live-Betrieb mit Sicherheit eine absolute Hilfe, weil die Gitarre sehr weit vorne und knackig aus der PA kommt, mit sehr guter Definition bei hohen Zerrgraden.

GitarreVoicing 1Voicing 2JB-SwitchAttenuator
Les PaulNormalNormalOff-24dB
Audio Samples
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PDI03JB – alle Regler neutral mit Les Paul
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Fazit

Der Palmer PDI03JB Speaker Simulator/DI-Box ist eine mögliche Alternative zur Abnahme der Gitarrenbox per Mikrofon, vor allem auf der Bühne. So liefert man dem Tontechniker bei jedem Gig dieselbe Signalqualität, sauber und ohne Einstreuungen von Bandkollegen. Dieses absolut direkte Gitarrensignal hat mir klanglich vor allem bei Metal-Style Zerrsounds sehr gut gefallen. Die drei Schalter bieten die Möglichkeit, einige Frequenzkorrekturen vorzunehmen und den Sound den eigenen Vorstellungen entsprechend anzupassen. Ganz ohne Equalizer-Einsatz am Mischpult wird man allerdings nicht auskommen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • stabile Bauweise
  • kompakt
  • High Gain und Metal Sounds
  • variable Einstellmöglicheiten
  • einfache Bedienung
Contra
  • keine Loadbox-Funktion
Artikelbild
Palmer PDI03JB Test
Für 181,00€ bei
Ein smartes Tool mit gutem Sound
Ein smartes Tool mit gutem Sound
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Palmer
  • Modell: PDI03JB
  • Typ: Speaker-Simulator mit DI-Box
  • Schalter: Voicing 1, Voicing 2, JB-Switch, Attenuator, Ground Lift
  • Anschlüsse: Input, Thru, Balanced Out, Unbalanced Out
  • Maße: 140 x 95x 50 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 0,53 kg
  • Preis: 199,00 Euro UVP
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