Orange Crush Bass 25 Test

Wenn der Name “Orange” fällt, denkt man unweigerlich an Rock’n’Roll und fette Röhrenverstärker, die mit ihrem psychodelischen Hippie-Look auf jeder Bühne sofort ins Auge stechen. Der britische Traditionshersteller hat allerdings auch kleineres Besteck für den schmalen Geldbeutel im Programm. 2001 kam Orange mit der in Fernost gefertigten Crush-Serie auf den Markt, die für uns Tieftöner kompakte Transistor-Basscombos in verschiedenen Leistungsklassen bietet.

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Die neusten Versionen der Crush-Combos sind seit dem Sommer 2016 im Handel: der Bass Crush 25 kommt mit einem 8-Zoll-Lautsprecher und 25 Watt Leistung, der stärkere Bass Crush 50 besitzt 50 Watt Leistung und hat einen 12-Zoll-Speaker an Bord, und der Bass Crush kann mit seiner Leistung von 100 Watt und seinem großen 15-Zöller auch bei kleineren Gigs eingesetzt werden. Den beiden größeren Modelle wurden als Zusatzfeatures der vom OB1-Topteil bekannte Drive-Kanal sowie ein Effektweg spendiert. Der Bass Crush 100 bietet außerdem noch einen symmetrischen Ausgang für die Abnahme beim Live-Gig. In diesem bonedo-Test knöpfen wir uns zunächst den kleinen Bass Crush 25 vor, der sich aufgrund seiner Leistung als kompakter Übecombo für die eigenen vier Wände anbietet.

Details

Der kleine orangefarbene Würfel sieht wirklich niedlich aus und ist in der Wohnung sicherlich dekorativer als die meisten anderen Übecombos auf dem Markt. Mit seinen handlichen Maßen von 32.5 x 36.5 x 23.5 cm lässt er sich außerdem bequem von einem Zimmer ins andere tragen und nimmt nicht viel Platz in Anspruch. Das Holzgehäuse ist natürlich mit dem Orange-typischen Tolex in oranger Farbe (die Crush-Combos sind aber optional auch in Schwarz erhältlich!) überzogen und besitzt an allen Ecken schwarze Metallkappen.

Fotostrecke: 4 Bilder Coole Kiste: der Orange Crush Bass 25 ist …

Am Boden fällt der Blick auf vier Gummifüße zur Rutschsicherung und für den Transport gibt es einen großzügig dimensionierten Griff auf der Oberseite. Hinter der abnehmbaren und mit schwarzem Kunststoffgewebe bespannten Front sitzt der Lautsprecher des Combos. Im Falle des kleinsten Crush-Modells handelt es sich, wie oben bereits erwähnt, um einen 8-Zöller.
Ein super kompakter Combo mit einem kleinen 8-Zöller ist in der Basswiedergabe logischerweise limitiert. Hier kann ein Reflex-Kanal durchaus helfen – Orange hat den Crush 25 deshalb mit einem Bass-Port auf der Rückseite des Gehäuses ausgestattet.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Cockpit des Combos wurde in die Rückseite des Gehäuses integriert.

Befeuert wird der komplett analog aufgebaute Combo mit einem 25 Watt starken Verstärkerteil, das rückseitig im Gehäuse sitzt und bequem von oben bedient werden kann. Man muss sich nur daran gewöhnen, dass die Regler umgekehrt der gewohnten Reihenfolge auf dem Bedienteil platziert sind. Die Briten beharren auch bei Verstärkern strikt auf Linksverkehr, wie erfahrene Orange-User bereits wissen!
Ganz links parkt also die Eingangsklinke und ein PAD-Switch, mit dem die Eingangsempfindlichkeit um 6dB reduziert werden kann, damit die Vorstufe bei aktiven Bässen nicht übersteuert wird. Darauf folgt ein Equalizer, der sich aus einem Bassregler, einem Höhenregler und einer semi-parametrischen Mittensektion inklusive “Middle”- und “Freq”-Regler zusammensetzt. Mit dem “Middle”-Regler wird also die Frequenz angehoben oder abgesenkt, die mit dem “Freq”-Regler zuvor festgelegt wird. Der “Freq”-Regler bietet eine stufenlose Bandbreite von 300Hz bis zu 2,7kHz. Der letzte Regler fällt etwas größer als die EQ-Regler aus und ist für die Lautstärke des Combos zuständig.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Crush Bass 25 besitzt einen soliden Tragegriff und …

Was darf bei einem Übecombo für den heimischen Einsatz auf gar keinen Fall fehlen? Richtig, ein Aux-Eingang zum Anschluss von MP3-Playern oder anderen Audioquellen sowie ein Kopfhöreranschluss zum stillen Üben, falls man zur nachtschlafenden Zeit von der Inspiration übermannt wird oder den Familienmitglieder mit der Übe-Session nicht auf die Nerven gehen will. Selbstverständlich hat das kleine Früchtchen beides an Bord! Das Kopfhörersignal wurde zudem mit einer Lautsprechersimulation versehen, damit der Sound nicht ganz so trocken auf die Ohren kommt.
Damit sind wir mit den Features des Bass Crush 25 auch schon fast durch. Zu erwähnen bleibt nur noch das eingebaute chromatische Stimmgerät. Sieben LEDs repräsentieren die Töne C, D, E, F, G, A, und B. Eine zusätzliche, grüne “#”-LED signalisiert die chromatischen Töne. Rechts daneben sitzen drei weitere LEDs für die Anzeige der korrekten Stimmung – wenn die mittlere mit “OK” bezifferte LED leuchtet, passt die Stimmung. Das Stimmgerät kann mit dem “Tuner”-Switch aktiviert oder deaktiviert werden, der Lautsprecher wird bei Aktivierung allerdings nicht stummgeschaltet.

Praxis

Sound

Von einem Mini-Combo wie dem Crush 25 kann man selbstverständlich keine voluminösen Tiefbässe erwarten, wie man sie für ein richtig erwachsenen und tragfähigen Bassound innerhalb einer Band braucht. Dafür sind einfach deutlich mehr Membranfläche und ein größeres Gehäuse unabdingbar. Was man von einem kompakten Übecombo allerdings erwarten sollte, ist ein klarer Sound, der die Spielnuancen erkennen lässt und der auch nach längeren Übesessions noch als relativ angenehmen empfunden wird. Der kleine Orange-Combo besitzt zwar durchaus einen eigenen, leicht die Hochmitten betonenden Klang, alle Details meines Jazz-Basses sind aber jederzeit gut hörbar und der Sound wird nicht verwaschen. Die vorwitzigen Mitten sorgen darüber hinaus für eine gute Ortbarkeit des Sounds und verpassen dem Bass Crush einen deutlichen Charakter. Der Bassbereich wird prinzipiell schlank und aufgeräumt wiedergegeben, aufgrund der kleinen Gehäuseausmaße ist aber auch eine leichte Tendenz zum “Nölen” beim kleinsten Orange-Combo nicht wegzudiskutieren. Das ist bei derart kleinen Combos allerdings fast unvermeidlich, die Physik lässt sich nun mal nicht austricksen.

Der Equalizer macht aus dem Crush-Combo zwar kein Soundchamäleon, zur Anpassung von verschiedenen Bässen ist die Klangregelung aber durchaus geeignet. Mit einem Dreh am Bassregler wird der Sound im Tiefmittenbereich etwas fetter und wärmer, und der Höhenregler kann bei Bedarf für mehr Transparenz sorgen oder allzu harsch klingende Bässe entschärfen.
Bei der semi-parametrischen Mittensektion sehe ich gleichzeitig Licht und Schatten. Die Tiefmitten auf der ersten Hälfte des Reglerweges verstärken im Wesentlichen unerwünschte, nölige Frequenzanteile im Klang des Combos und sind damit für eine positive Klangbeeinflussung tatsächlich eher ungeeignet. Wenn man den “Freq”-Regler aber über die 12-Uhr-Position weiter nach rechts dreht, wird es schnell deutlich angenehmer. Ein kräftiger Hochmitten-Boost macht den Sound griffiger und direkter – hier kann man also durchaus noch ein paar Soundvariationen aus dem Combo locken.

Die Orange-Firmengeschichte reicht zurück bis ins Jahr 1968. Gründervater war der Londoner Clifford Cooper.
Die Orange-Firmengeschichte reicht zurück bis ins Jahr 1968. Gründervater war der Londoner Clifford Cooper.

Ich bin ja generell ein Fan von semi-parametrischen EQs bei Bassamps, beim kleinsten der Crush-Combos empfinde ich die “flexible” Mittensektion allerdings tatsächlich als zu viel des Guten: eine passende Center-Frequenz im Hochmittenbereich wäre sicherlich genauso effektiv und gerade für Einsteiger einfacher in der Bedienung.
Eingebaute Stimmgeräte sind hingegen wirklich praktische Helfer bei kleinen Übecombos – und der Tuner im Crush 25 verrichtet seinen Dienst ohne Tadel! Die Tonerkennung funktioniert sehr zuverlässig und die drei LEDs für die korrekte Stimmung reagieren nicht zu nervös. Durch die chromatische Auslegung des Tuners lassen sich zudem auch spezielle Stimmungen problemlos realisieren – top!

Audio Samples
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Flat Modern Bass: Treble Boost, Mid Cut, Slap Vintage Bass: Mid Boost, Treble Cut

Fazit

Wer für den Einsatz in den eigenen vier Wänden einen kleinen und praktischen Combo mit cooler Optik sucht, ist mit dem neuen Bass Crush 25 ohne Frage gut bedient. Der in China hergestellte Basscombo ist wirklich stabil aufgebaut und 1a verarbeitet. Zudem hat er alle Features an Bord, die in der Mini-Comboklasse üblich sind und liefert last but not least ordentliche Sounds mit eigenem Charakter.
Als Schnäppchen würde ich den kleinen Crush von Orange allerdings nicht bezeichnen; die Konkurrenz ist bei günstigen Übecombos in dieser Leistungs- und Ausstattungsklasse mittlerweile einfach riesig. Ein Vergleich mit ähnlichen Produkten anderer Hersteller könnte sich also lohnen, falls das eigene Budget wirklich extrem knapp bemessen ist. Eines ist jedoch ziemlich sicher: die Produkte der Mitbewerber sehen garantiert nicht so cool aus!

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • guter Sound
  • tadellose, solide Verarbeitung
  • kompakte Bauform
  • coole Optik
  • chromatischer Tuner
Contra
  • semi-parametrischer EQ nur bedingt nützlich
  • relativ hoher Preis
Artikelbild
Orange Crush Bass 25 Test
Für 199,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Orange
  • Modell: Bass Crush 25
  • Herstellungsland: China
  • Leistung: 25 Watt
  • Lautsprecher: 8 Zoll
  • Anschlüsse: Input (Pad -6dB), Aux-In, Phones, Netz
  • Regler/Schalter: Bass, Middle, Freq, Treble, Volume, PAD, Tuner
  • Tuner: chromatisch, zuschaltbar
  • Maße: 32.5 × 36.5 × 23.5 cm
  • Gewicht: ca. 8,3kg
  • Preis: 248,71 Euro (UVP)
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