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Nura Nuraphone Test

Praxis

Verwendungszweck des Nuraphone

Der Nura Nuraphone ist aus meiner Sicht – und trotz übertrieben ekstatischer Aussagen diverser tonschaffender Audio-Profis im Promo-Video auf der Homepage – primär ein Kopfhörer für den Musikkonsum, dessen hervorragende Dämmung auch wie geschaffen für den mobilen Einsatz ist. Viele geschlossene Kopfhörer bieten sich ebenfalls zum Monitoring während der Aufnahme im Studio an, allerdings entsprechen die Kabeloptionen des Nuraphone nicht den Standards, die hierfür erforderlich sind. So z.B. der Standard, dass ein Kabel nicht bereits beim ersten, leichten Zug herausfällt.

Hier sitzen die Kabel leider nicht besonders fest.
Hier sitzen die Kabel leider nicht besonders fest.

Konfiguration und Bedienung

99 Prozent der aktiven Bedienung erfolgt über die App. Leider ist es nur im „reinen“ Bluetooth-Betrieb möglich die Settings des Kopfhörers zu verändern, d.h. sobald auch nur ein Kabel in der Buchse des Nuraphone steckt, kann keine Verbindung zur App hergestellt werden, was schade ist, wenn man beispielsweise im Kabelbetrieb die Bassintensität verändern möchte. Die komplette Konfiguration erfolgt also über ein per Bluetooth gekoppeltes iOS- oder Android-Gerät. In meinem Fall ein iPhone SE, mit welchem ich zunächst die App NURA installieren musste

Fotostrecke: 3 Bilder Kabel in Buchse = keine Bedienung per App

Nach erfolgter Installation muss man lediglich den eindeutigen Anweisungen innerhalb der App folgen, um ein eigenes Soundprofil zu erstellen und zu sichern. Während dieses Prozesses, der ca. ein bis drei Minuten dauert, wird man auf beiden Ohren separat von verschiedenen Frequenzen beschallt. Hierbei ist es wichtig, dass der Hörer korrekt sitzt, sollte dies nicht der Fall sein, wird man von der App auf diesen Missstand hingewiesen und kann den Vorgang wiederholen.

Das Anlegen weiterer Profile (insgesamt drei) ist problemlos möglich.
Das Anlegen weiterer Profile (insgesamt drei) ist problemlos möglich.

Der Kopfhörer selbst besitzt nur ein, per App konfigurierbares Bedienelement: den berührungsempfindlichen Button an der linken Ohrmuschel. Die zuweisbaren Kommandos sind in der folgenden Abbildung zu sehen:

Fotostrecke: 2 Bilder Die möglichen Button-Funktionen

Klang

Der Nuraphone wurde für diesen Test an den folgenden Geräten – sofern jeweils vorhanden – über den Kopfhörerausgang und über Bluetooth betrieben: iPhone SE, iPad 4, Apple MacBook Pro, UAD Apollo 8
Zum Testen des Kopfhörers habe ich einen stilübergreifenden Mix eigener und fremder Produktionen über Kopfhörer angehört und analysiert.
Wie bereits angedeutet wurde, empfinde ich die Wiedergabe per Bluetooth von meinen iOS-Geräten als etwas „plärrend“ und kalt. Die Audioqualität bei vorhandener Kabelverbindung (analog, Lightning) sowie bei der Bluetooth-Kopplung an mein MacBook Pro ist spürbar höher, der Klang „vollmundiger“. Die folgenden Beurteilungen sind unter diesen, besseren Bedingungen im Personalised Mode zustande gekommen. Der Generic Mode ist m.E. nicht wirklich brauchbar und unterscheidet sich gravierend von der OAE-basierten Anpassung.
Wiedergabeeigenschaften
Die Wiedergabeeigenschaften im Personalised Mode sind innerhalb der Kategorie Mobilkopfhörer absolut überzeugend. Die Frequenzabbildung ist musikalisch und weitgehend homogen, wobei eine leichte Anhebung mittlerer Frequenzen auffällt, die mir aber sehr gut gefällt, weil hierdurch Gesangsstimmen eine würdige Präsenz erhalten – eine etwas frischere Alternative zum „Smiley-Frequenzgang“ vergleichbarer Produkte. Die Regelbarkeit des Bassanteils im sogenannten „Immersion Mode“ ist ein wertvolles Feature, da man den Impact tiefer Frequenzen nach eigenem Geschmack stufenlos justieren kann. Eine luftige Transparenz offener Kopfhörer wird wohl kaum jemand vom geschlossenen Nuraphone erwarten, doch an der Raumabbildung gibt es nichts zu kritisieren. Die Stereobühne wirkt angenehm, nicht übermäßig breit und weitgehend natürlich. Auch die Tiefenstaffelung ist für einen Mobilkopfhörer überdurchschnittlich. Soweit ist klanglich alles gut und gelungen, dass sich im Promo-Video allerdings professionelle Engineers vor die Kamera stellen und sagen, dass sie so etwas Tolles noch nie gehört hätten, ist doch etwas übertrieben. Das Impulsverhalten des Nuraphone ist dem Zweck entsprechend in Ordnung, bei hohen Abhörlautstärken fällt allerdings eine einsetzende Kompression bis hin zu leicht zerrenden Artefakten auf. Das können andere Kopfhörer, die nicht zwingend teurer sind, besser. Alles in allem kann man die Wiedergabeeigenschaften aber als absolut positiv bewerten, besonders wenn man bedenkt, wie viele Geräte mit äußerst fragwürdigen Audioeigenschaften für teures Geld ebenfalls in diesem Marktsegment angeboten werden.

Tragekomfort

Ich bin kein wirklicher Freund von In-Ear-Kopfhörern, dementsprechend empfinde ich den Nuraphone subjektiv als unkomfortabel, und dass zusätzliche Polster aus Silikon meine Ohren umschließen, macht die Sache auch nicht unbedingt besser. Der perfekte Sitz erfordert darüber hinaus ein sorgfältiges Justieren des Kopfhörers. Ein positiver Aspekt ist die allenfalls moderate Wärmeentwicklung des geschlossenen Modells, was einem eigens hierzu entwickelten Ventilsystem innerhalb der Ohrmuscheln zu verdanken ist. Bei der Polsterung des Kopfbügels gilt offenbar „Design vor Funktion“. Hier wäre mehr machbar gewesen, den Druck des über 300 g wiegenden Nuraphone auf die Schädeldecke zu mildern. Hierzu muss ich allerdings anmerken, dass auf meinem Schädel selten mehr als ein Dreitagebart anzutreffen ist. Dennoch – insgesamt betrachtet ist der eingeschränkte Tragekomfort mein Hauptkritikpunkt am Nuraphone. In diesem Kriterium würde ich allen geschlossenen Modellen meiner kleinen Kopfhörersammlung (AKG K270, Audio-Technica ATH-M50 , Ultrasone Pro 580i, Superlux HD-660, Sennheiser Momentum) den Vorzug geben.

Fotostrecke: 2 Bilder Etwas großzügiger hätte die Polsterung des Kopfbügels gerne ausfallen können.
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Profilbild von Filip Joveski

Filip Joveski sagt:

#1 - 03.09.2018 um 12:27 Uhr

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