Versuchsaufbau des Vergleichs
Alle Audios wurden innerhalb einer Session aufgenommen. Auf die Positionierung des Gitarristen sowie den exakten Mikrofonabstand habe ich penibel geachtet. Dennoch handelt es sich hier immer um verschiedene Takes, die sich naturgemäß in der Spielweise leicht unterscheiden.

Die EQ-Einstellungen haben wir in den späteren Beispielen nach Gehör – und nicht nur stumpf nach Schalterposition – aufeinander abgestimmt: Beim dynamischen Mikro etwa die Höhen reduziert, beim Großmembran dagegen angehoben – so, wie ich es auch in der Praxis handhaben würde und natürlich auch mit der Bemühung den Eigenklang der Kisten zu kompensieren.
Dynamischer Klassiker: Shure SM57
Fangen wir mit den dynamischen Aufnahmen an, die allesamt mit dem Klassiker Shure SM57 entstanden sind (Abstand 65 cm). Nach meiner Erfahrung treten gerade bei dynamischen Mikrofonen die Stärken und Schwächen eines Preamps am deutlichsten zutage.


Alle drei 19-Zoll-Kisten habe ich dabei sehr hochwertig und neutral mit meinen Apogee Symphony Mk2 Wandlern und durch meine SSL Origin zwecks Routing aufgenommen. Zum Vergleich hab ich außerdem das UA Apollo x4 mit der Neve 1073 UAD2 genutzt, weil: warum nicht, kostet ja ungefähr gleich.
Es fällt auf, dass der Behringer bereits deutlich mehr komprimiert, ergo früher in der Sättigung ist, die allerdings etwas verwaschener klingt und durch kraftlose Transienten auffällt. Die knackigsten Transienten liefert hingegen der Heritage Audio ohne Zweifel, er klingt auch am ausgewogensten sowie bereits gut fett – und er rauscht auch am wenigsten.

Auch die UA-Emulation in Verbindung mit den UNISON-Pres klingt gut, komprimiert aber schon auch etwas ungewöhnlich ohne wirklich mehr Obertöne zu generieren – es klingt zwar offen aber schon auch ein wenig EQed – obwohl der eigentlich aus war.
Der Warm Audio wiederum liegt zwischen Heritage und UA, und dabei näher am Heritage. Er bietet mehr Details als der Behringer, klingt aber irgendwie auch nicht so richtig sexy. Bedenkt bitte ebenfalls, dass eure Abhör-Kette ebenfalls einen Einfluss auf euer Hörerlebnis hat.
Großmembran United FET-47
Für den nun etwas prickelnderen Sound kam ein United Studio Technologies UT FET47 zum Einsatz – ein im Vergleich mit seinem Original Neumann U 47 fet günstiges Großmembran-Kondensatormikrofon.




Angesichts der Preisrange unserer Testkandidaten passt es meines Erachtens perfekt in den Vergleich. Das Mikrofon liefert nicht nur mehr Höhen, sondern auch deutlich mehr Raum – und verlangt daher mehr Sorgfalt bei Positionierung und Raumakustik.

Das United stand aber ohnehin immer neben dem Shure SM57, beide Kapseln im gleichen Abstand zur Gitarre. So entstehen kaum Phasenprobleme und bereits ein sehr satter Stereo-Eindruck, wie wir in den übernächsten Audiobeispielen hören werden. Die Takes für Dynamics und Condensor sind damit für jedes Gerät identisch und auch eine gute Möglichkeit, Unterschiede im Spiel auszuschließen.
Ach ja, und weil der SSL Revival 4000 sowie das sehr günstige Recording-Bundles von Focusrite auch noch herumstanden, hab ich diese auch gleich noch aufgenommen.
Auch hier bestätigt sich der erste Eindruck: Der Behringer cruncht zu früh und verliert dabei hörbar Details. Der Heritage klingt dagegen am ausgewogensten und bildet den recht bassstarken Charakter der Gitarre realistisch ab. Zudem rauscht er weniger als sowohl der Warm Audio als auch der Universal Audio Preamp. Besonders deutlich werden auch wieder die Unterschiede im Transienten-Verhalten.
Der SSL Revival 4000 überzeugt ebenfalls – mit heiß angefahrenem Übertrager liefert er satten Crunch, ohne an Detailreichtum einzubüßen. Interessant ist auch das extrem günstige Focusrite-Bundle mit passendem Mikrofon für unter 300 Euro: Es bietet zwar kaum Details, klingt solo aber dennoch „nicht schlecht“. Im direkten Vergleich zeigt sich außerdem, dass der Behringer den wohl deutlichsten Qualitätssprung in meiner kleinen Selektion mit sich bringt. Will sagen: für Kulturverein und Hobby-Keller dicke ausreichend und ziemlich funktional!




Stereo mit EQ
Kommen wir ohne Umschweife zur Kombination beider Mikrofone, bei der ich nun zusätzlich den EQ eingesetzt habe. So zeigt sich, ob der Sound konsistent bleibt und die beiden Channels klanglich übereinstimmen. Links ist das SM57, rechts das Großmembran FET47 zu hören, mit leichter Überlappung in der Mitte, sprich exakt 9 und 3 Uhr.
Der leicht verwaschene Eindruck des Behringer bestätigt sich auch in diesem Vergleich. Der Warm Audio wirkt dagegen am straffsten im Stereo-Bild, zeigt jedoch leichte Resonanzen im oberen Bassbereich. Insgesamt präsentiert sich auch der Heritage wieder sehr solide, aber die Unterschiede verschwinden auch etwas.
Der Vollständigkeit halber …
Natürlich habe ich auch Aufnahmen der einzelnen Mikrofone mit EQ erstellt – ebenso wie eine Stereo-Kombination beider Typen ohne EQ. Die entsprechenden Audios findet ihr als Download inklusive Live-12-Projekt. Dank der Beschriftung im Sample-Ordner lassen sich die Files auch problemlos in anderen DAWs nutzen. Aufgrund der Vielzahl an Aufnahmen habe ich allerdings auf ein manuelles, durchgängiges Gain-Matching verzichtet – daher also „ohne Gewähr“.
Line-Usage
Wichtiger für die weitere Beurteilung sind nun die Einzel-Files, die ich aus den bestehenden Aufnahmen gewonnen habe, indem ich sie ausgespielt und erneut aufgenommen habe. Beachtet dabei: Mittelklassige Wandler können das Ergebnis hörbar verschlechtern. Gerade für alle, die überwiegend „in the box“ arbeiten und Wert auf exakte Vergleiche legen, ist dieser Schritt besonders interessant.
Hören wir uns zuerst das Funky-Beispiel an, wofür ich den Mic-Eingang genutz und den EQ eingesetzt habe.
Und jetzt geht es nochmal um die Wurst: Mono-Bass rein, Stereo-raus – leichte Unstimmigkeiten zwischen L/R gibt es bei allen drein, allein weil die Master-Level allesamt nicht sonderlich präzise sind.
Sind sie übrigens auch nicht bei AMS Neve, aber das hat die besseren Meter. Die Drums hingegen sind Stereo, besonders beim Behringer merkt man wieder, wie der Übertrager bereits die Kickdrum sättigt – hier aber eigentlich ganz geil. 🙂

Das zentrale Werkzeug zur Klangbearbeitung ist und bleibt der Equalizer. Wir zeigen euch hier die wichtigsten EQs!
hgjk sagt:
#1 - 30.09.2025 um 16:36 Uhr
Steinigt mich, aber das erste Plug-In in der Kette bringt mehr unterschied ins Signal, als die Feinunterschiede unter den Geräten... Will sagen, die Preisdifferenz ist enorm, der Klanggewinn winzig...