Native Instruments Symphony Series Woodwind Collection Test

Nachdem Native Instruments im Rahmen ihrer Symphony Series bereits Streicher und Blechbläser veröffentlicht haben kommt dieser Schritt nicht völlig unerwartet; die „Woodwinds Collection“ ist auf dem Markt. Nachdem hier an anderer Stelle bereits Streicher und Blech einer genaueren Prüfung unterzogen wurden, soll das auch den Holzbläsern nicht vorenthalten bleiben. Mal sehen was Native Instruments ins Bundle gepackt haben. Und was das Bundle kann.

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Details

Installation

Alles so weit so bekannt. Allerdings sind „Woodwinds Solo“ und „Woodwinds Ensemble“ zwei getrennte Installationsdateien. Und während man den Solo-Instrumenten bei der Installation sagen kann, wo sie sich ablegen sollen, ist das beim Ensemble leider nicht der Fall. Das muss erst Mal alles auf die Systemplatte. Was bei knapp 40GB schon mal nerven kann.

Die Instrumente

So denn, ein kurzer Blick auf die Instrumente der Solo Library und siehe da, es gibt eine Flöte, eine Oboe, eine Klarinette, Fagott, Kontrafagott und Saxophone. So weit so schön, aber das bedeutet natürlich auch, dass es keine Piccoloflöte, kein English Horn und keine Bassklarinette gibt. Die Saxophonabteilung besteht auch aus nur einem Saxophon hält sich dafür aber im Gegenzug nicht damit auf einem zu verraten, um welches Saxophon es sich handelt. In der Instrumentenansicht der Ensemble-Library dasselbe Bild, hier noch erweitert um ein Instrument namens „Bass Winds“.
Ich bin erstaunt. Angesichts der beiden sehr guten – und vollständigen – Vorgängerlibraries verstehe ich das Konzept nicht. Ich frage mich wie oft man Bläser im Ensemble überhaupt braucht und warum in der Solo-Library Instrumente fehlen? Also frage ich mal bei Native Instruments nach.Antwort: das Gewicht wurde aufgrund aktueller Film- und Gamemusik eher auf das Ensemble gelegt. Zur Unterstützung und für einen satteren Ensembleklang gibt es in der Solo-Library noch das Kontrafagott. 
Ich bin mir zwar nicht sicher wie sinnvoll dieses Konzept ist, denn mir fallen in aktueller Filmmusik kaum Holzbläser auf, vor allem keine chorisch besetzten. Aber immerhin wäre damit das Konzept geklärt. Wenn auch nicht die Frage, warum in der Solo-Library Instrumente fehlen. 

Ansicht Performance

Was sofort positiv auffällt ist die Übersichtlichkeit des Performance Fensters. Alles erklärt sich von selbst, nichts überflüssiges stört. Neben den üblichen Verdächtigen (Attack, Release, Vibrato) sind vor allem Legato und Arpeggio-Sektion interessant. Bei aktiviertem Legato hat man mit „Duet“ die Möglichkeit, auch zweistimmige Lagatolinien  zu spielen, sofern sie den Abstand einer Quinte nicht unterschreiten.
Mit „Arpeggio“ bietet sich einem die Möglichkeit sämtliche Artikulationen als Arpeggio abspielen zu lassen. Einstellmöglichkeiten zur Art des Arpeggios finden sich reichlich (abwärts, aufwärts, zwei Töne, vier Töne, in Sechzehnteln oder Zweiunddreißigsteln, usw.) Einziger Wermutstropfen hier: leider gibt es nicht die Möglichkeit, einen „Run“ spielen zu lassen. Es handelt sich tatsächlich nur um Arpeggien.

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Noch eine Bemerkung zu den Artikulationen.  Es gibt bei jedem Instrument eine gewisse Anzahl von Keyswitches, die bereits mit Artikulationen belegt sind, angezeigt durch farbige Punkte. Diese Belegungen lassen sich natürlich nach eigenem Gusto verändern. Wichtig ist allerdings, dass es sich bei den voreingestellten Artikulationen nicht unbedingt um sämtliche verfügbaren handeln muss, selbst wenn noch ein Keyswitch-Slot frei ist. Um das vollständige Angebot zu sehen gehe man auf „Articulation“ und danach auf „Edit“. Et viola.

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Ansicht Mixer

Ebenso übersichtlich wie bei „Performance“ geht es im Mixer weiter. Den meisten Platz nehmen die vier Mikrophone ein, Stereo, Close, Mid, Far, jedes individuell zuschaltbar.
Außerdem eine kleine, aufs nötigste beschränkte Toolbar. EQ, Reverb, Kompressor und Filter, Ende der Durchsage. Die Steuerungsmöglichkeiten dieser Helferlein sind aufs absolut wesentliche reduziert. Einzig der Reverb fährt mit zehn Räumen zu je zehn Presets ein bisschen mehr auf als seine Kollegen. Leider besteht offensichtlich noch ein Bug in der Software; jeder gewählte Raum zeigt mir die Preset-Liste der Kathedrale an. Sobald ich ein Preset anwähle stehe ich auch wieder in der Kathedrale. Einzig wenn ich mich mit Pfeilen durch die Liste arbeite bekomme ich die korrekten Presets für den jeweiligen Raum angezeigt. Und kann sie auch anwählen.

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Praxis

Instrumente

Ich beginne mit der Solo-Library. Mein Eindruck wechselt von Instrument zu Instrument. Prinzipiell klingen mir manche Instrumente zu glatt, z.B. Flöte und Fagott. Zwar lässt sich da mit dem Vibrato-Fader ganz gut gegensteuern und fehlendes Leben reindrehen. Trotzdem klingen die beiden in meinen Ohren merkwürdig steril. Was ich z.B. von Klarinette und Kontrafagott nicht behaupten kann.  Ich muss allerdings zugeben, dass diese Sterilität in größerem Zusammenhang ganz gelegen kommt, also wenn die Instrumente Teil der Orchestermasse sind. Da fügen sie sich sehr schnell sehr gut ein. Für Solo-Passagen wären sie aber wohl nicht meine erste Wahl.
Ähnliches gilt leider auch für die Arpeggio-Sektion. “. Hier lassen sich, wie gesagt, Arpeggien in allen möglichen Formen und Farben realisieren. Das klangliche Ergebnis ist in meinen Ohren jedoch äußerst bescheiden. Auch hier gilt: im Orchestersatz funktioniert das ganz gut, aber solo eher nicht, denn die Tonübergänge klingen ziemlich synthetisch.

Audio Samples
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Flöte Solo; Legato Fagott Solo; Sustain Piano Oboe Solo; Arpeggio

Sounds

An Artikulationen wurde nicht gespart. Es gibt natürlich sämtliche Standards (Legato, Staccato, Triller, etc.), aber auch innerhalb dieser Standards durchaus Abstufungen, (z.B. Staccato auch als Doppelzunge, in laut und leise, Sustain in laut und leise, etc.).
Am bemerkenswertesten ist in diesem Zusammenhang die Speed-Funktion. Es gibt sie für alle Artikulationen bei denen Geschwindigkeit relevant ist (Crescendo, Decrescendo, Swells, Triller). Wählen lässt sich zwischen „Natural“, „Sync“ und „Varispeed“. Wobei natürlich „Varispeed“ das ist worum es geht. Denn dadurch lässt sich das Tempo eines z.B. Trillers langsam starten, schneller werden bis zum Maximum und kurz vor Ende wieder ein bisschen verlangsamen. 
Über den Standard hinaus haben es mir vor allem die Effekte angetan. Jedes Instrument bietet eine Effektpalette und darin findet sich teils herrlich wirres Zeug. Vom Sweep, zum Overtone Sforzato über Pitch Bends gibt es allerhand zu entdecken. Sicherlich nicht zu jeder Gelegenheit zu gebrauchen, aber für experimentellere Sachen eine goldene Fundgrube.
All das gilt ebenso für die Ensemble-Collection. Es liegt auf der Hand, dass hier der Sound fetter ist. Von dieser Tatsache abgesehen gibt es jedoch keine Unterschiede zur Solo-Library, vom Instrument „Low Winds“ mal abgesehen. Für seine Standard-Spielweisen habe ich eher wenig Verwendung, aber die Effekte sind auch hier eine einzige Freude.  Allerhand Cluster natürlich, aber auch Tuning und Warm-Up und chaotische Läufe.
Selbiges gilt für die anderen Instrumente des Ensemble-Library; die Effekte sind die größte Entdeckung, und machen auch den größten Unterschied zur Solo-Library aus.

Audio Samples
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Klarinette Solo; Triller Kontrafagott Solo; Swell Saxophon Solo; Crescendo Fagott Solo; Pitch Bend Flöte Solo; Overtone Sforzato Oboe Solo; Squeaks Low Winds; Deep Cluster Low Winds; Flourish Dissonant Low Winds; Tuning

Mixer

Der Mixer macht es einem denkbar einfach. Die vier verfügbaren Mikrofone lassen sich beliebig koppeln und dadurch eine unendliche Anzahl von Räumlichkeiten simulieren. Von straight-in-you-face bis ganz-schön-weit-weg. Und klingen tut das alles außerordentlich ordentlich. Dabei schlägt jedes Mikro ziemlich exakt mit demselben RAM zu Buche. Die kleine Mixing-Sektion wiederum ist nicht wirklich der Rede wert: EQ, Kompressor und Filter wirken in ihrer Begrenztheit eher wie Lückenfüller. Auch wenn ich sagen muss, dass sie gar nicht schlecht klingen. Sie sind nur einfach nicht praktikabel, schon da man aufgrund fehlender Diagramme nicht genau kontrollieren kann was man tut.
Einzig der Reverb hat einen größeren Schluck aus der Pulle abbekommen. Mit dem vorhandenen Angebot lässt sich schon ein bisschen was anstellen. Generell würde ich wohl auch hier auf externe Reverbgeräte zurückgreifen, aber ähnlich wie bei den Instrumenten sind die Effekte interessant. Teilweise passieren da seltsame Dinge die in Sachen Sounddesign durchaus praktikabel sein können.

Die Woodwinds im Verbund mit dem String Ensemble und der Brass Collection

Es bleibt die interessante Frage wie sich die Woodwinds Collection klanglich mit den beiden Vorgängern, dem String Ensemble und der Brass Collection verträgt. Um das zu prüfen habe ich ein paar Takte aus Bruckners neunter Sinfonie eingegeben., denn dort haben alle Gruppen gleichermaßen zu tun und treten übersichtlich nacheinander ein.  
Ich habe die Räumlichkeit ausschließlich über die Mikrofone erzeugt, meist mit einer Mischung aus Stereo und Far Mikrofon.  Beim Holz kam teilweise auch das Mid Mikrofon zum Einsatz, um das Klangbild etwas griffiger zu gestalten. Ergebnis: das funktioniert ganz ausgezeichnet. Der Klang ist sehr einheitlich und es ergeben sich keine unangenehmen Ausreißer. Ein zusätzlicher Reverb ist hier eigentlich nur nötig, falls man eine andere Raumfärbung erzielen möchte.
Noch ein Wort zu Bruckner: das einzige was in dem Beispiel fehlt sind die Pauken.  Womit auch darauf hingewiesen wäre was in der Reihe noch fehlt und hoffentlich als nächstes kommt: die große weite Welt der Percussion Instrumente.

Audio Samples
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Flöten Ensemble; 4 Mics: Close, Stereo, Mid, Far Klarinetten Ensemble; Reverb FX Long Drain Fagott Ensemble; Reverb FX Watermallet Anton Bruckner; Symphony Nr.9 – Scherzo

Fazit

Im Vergleich zu den beiden hervorragenden Vorgängern wirkt Native Instruments Woodwind Collection wie eine Pflichtveranstaltung, um das Paket vollzumachen. Klanglich ist alles feine Ware, kein Zweifel. Auch wenn man selbst hier Abstriche bei den Arpeggien machen muss. Da klingen zum Beispiel die String Runs wesentlich überzeugender. Auch die teils unflexible Installation und der Reverb Bug trägt nicht eben zur ungetrübten Freude bei.
Aber vor allen Dingen ist es die Lückenhaftigkeit der Library die sie für mich eher zur zweiten Wahl werden lässt. Und das hat mit Sound-Kohärenz zu tun. Sollte ich im Falle von Holzbläsern zufällig nur die hier gelieferten benötigen, und das auch nicht solistisch – kein Problem. Sobald Bassklarinette und/oder Piccolo oder English Horn dazukommen würde ich zu etwas anderem greifen, da ich es innerhalb der Instrumentengruppe klanglich gerne homogen habe. Daher also an dieser Stelle keine uneingeschränkte Empfehlung meinerseits. Wer allerdings nur die hier vorhandenen Instrumente benötigt; unterm Strich ist es trotz allem eine solide Library!

PRO
  • Guter Sound
  • Übersichtliches Design
  • Sehr benutzerfreundlich
CONTRA
  • Unvollständige Instrumentenauswahl
  • Teils unflexible Installation
  • Bearbeitungsmöglichkeiten klanglich nicht immer überzeugend
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    Features
    • Kontakt-Library
    • Systemvoraussetzungen: Zur Nutzung mit dem kostenlosen KONTAKT 5 Player
    • Größe: 54 GB, unkomprimiert 86 GB
    Preis
    • EUR 499,- UVP
    Unser Fazit:
    4 / 5
    Pro
    • Guter Sound
    • Übersichtliches Design
    • Sehr benutzerfreundlich
    Contra
    • Unvollständige Instrumentenauswahl
    • Teils unflexible Installation
    • Bearbeitungsmöglichkeiten klanglich nicht immer überzeugend
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