Native Instruments Maschine MK2 Test

Praxis

Erfreulich ist es zunächst einmal, auf der Packung lesen zu können, dass sich an den Hardwareanforderungen zum Betrieb von Maschine MK2 nichts geändert hat. Immer noch genügen für die Basiskonstellation
ein Apple-System, Dual-Core mit 2GHz, 2GB Ram (ab 10.6) oder ein
Windows-System, Intel Core-Duo/Athlon 64 mit 2GHz, 2GB Ram (Windows 7, 32/64 Bit).
Auch auf meinem Vista-Testsystem fühlte sich Maschine 1.8 auf Anhieb pudelwohl und läuft erstaunlicherweise weitaus flüssiger, als seinerzeit die 1.1er Version. Wohlgemerkt auf derselben Hardware (Intel Dual-Core 2 GHz, 3MB). Da eine komplette Vorstellung der Maschine-Software den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, empfehle ich dem interessierten Leser an dieser Stelle den bonedo-Testbericht über die erste Version zu lesen, den ihr hier findet. Denn auch wenn sich zwischenzeitlich an vielen Stellen Änderungen und Verbesserungen ergeben haben – das Grundkonzept aus Sound/Pattern/Szene wurde im Kern beibehalten und wird im Rahmen dieses Tests ausführlich erklärt. Die vielen kleinen, in der Summe aber effektiven Updates machen die Leistungsfähigkeit des Verbundsystems Maschine nach nun bald drei Jahren Versionshistorie im Kern aus. Hier die relevantesten Stellschrauben der 1.8er Version im Schnelldurchlauf:
Alles bunt
Die neuen, bunten Pads sorgen tatsächlich für mehr Übersicht und Orientierung und das selbst dann schon, wenn man die Farbgebung der Auto-Funktion überlässt, welche einfach nur die sechzehn Farben zyklisch verteilt. Macht man sich die Mühe und färbt die Taster manuell nach einem logischen System ein, was sowohl auf Gruppen- wie auch auf Szenen-Ebene möglich ist, wird die Übersichtlichkeit noch einmal merklich gesteigert (Bsp.: Drums in Rottönen, chromatische Instrumente in Blau). Besonders im Szenen-Modus hat die farbliche Unterscheidung von durchlaufenden Parts und Breaks einen klaren Vorteil zur MK1.

Die Pad-Farben lassen sich sowohl für Szenen, wie auch für Gruppen sehr einfach definieren
Die Pad-Farben lassen sich sowohl für Szenen, wie auch für Gruppen sehr einfach definieren

Plug-In Integration
Bereits mit Version 1.6 fand beispielsweise die Öffnung für Plug-Ins von Drittherstellern statt, was im Ergebnis das vielleicht mächtigste Feature innerhalb der Software ist. In der aktuellen Version ist es nun auch möglich, Plug-Ins samt ihrer Einstellungen als komplettes Patch zu speichern, wobei Maschine automatisch eine Gruppe mit dem Namen des entsprechenden Plug-Ins anlegt. Sehr gut. 

Plug-Ins mit allen Einstellungen speichern
Plug-Ins mit allen Einstellungen speichern

Massive
Dass im Zusammenhang mit der Integration von Plug-Ins Massive und Maschine aufs Innigste verbunden wurden, passt mindestens so gut zusammen wie Bockwurst und Senf. Die Verbindung ist sozusagen ideal. Drum ‘n’ Bass kurz angesprochen: Hier die hervorragende Schlagwerksammlung von Maschine, dort der Lieblings-Bassschub-Generator aller Dub-, Bro-, Two- und Wasweißichnichtnochalles-Stepper – das funktioniert einfach glänzend. Auch deswegen, weil Maschine grundsätzlich immer automatisch versucht, bei jedem neu geladenen Plug-In die klangrelevanten Parameter auf die acht Funktions-Potis zu verteilen. Im Fall von Massive zieht sich die Software beim Start die acht Makro-Controls, die bei den Presets werksmäßig mit den wichtigsten Klangmodifikatoren verknüpft sind. In Verbindung mit den immer schon vorbildlichen Automationsmöglichkeiten von Maschine lassen sich hier sehr schnell aussagekräftige Track Layouts erschaffen.

Kaum anders zu erwarten: Die Parameterübergabe zwischen Massive und Maschine klappt reibungslos
Kaum anders zu erwarten: Die Parameterübergabe zwischen Massive und Maschine klappt reibungslos

Gerade wenn man sich musikalisch in den Gegenden Dubstep, IDM, Complextro oder Artverwandtem rumtreibt, wo sich in jüngerer Zeit eine extrem verfrickelte Stilistik etabliert hat und kaum noch ein Basssound linear durchläuft, sondern in jedem Takt variiert wird, kann das Gespann Massive/Maschine (aber auch jedes andere geladene Plug-In) punkten. Denn durch die interne Audioexport-Funktion via Drag-and-drop ist es ein Leichtes, unzählige Variationen aus einer Sequenz zu erzeugen und innerhalb der Gruppe direkt auf einen freien Slot zu parken.

drag_audio

Timestretch/Pitchshift
Endlich schließt sich hier eine der größten Lücken im Sample-Bearbeitungs-Werkzeugkasten von Maschine. Das im Sample-Modus aufrufbare Untermenü „Timestretch“ kann die Tonhöhe und die Samplelänge verbiegen. Das Pitchshifting erfolgt dabei wahlweise mit zuschaltbarer Formantverschiebung. Das Timestretching kann entweder völlig frei oder automatisch berechnet erfolgen. Nettes Detail hier: Direkt beim Öffnen des Fensters setzt die Software automatisch die aktuelle BPM-Zahl ein.

Endlich im Sample Editor anzutreffen: Timestretch und Pitchshift
Endlich im Sample Editor anzutreffen: Timestretch und Pitchshift

Sample Preview im Browser
Auch neu: Ein unscheinbarer Button in der linken Ecke des Sound-Browsers schaltet den Preview-Modus ein, in dem sich Samples bereits beim Scrollen durch Browser-Liste vorhören lassen und nicht erst ins Kit geladen werden müssen.

Vorhören jetzt endlich auch direkt im Browser
Vorhören jetzt endlich auch direkt im Browser

Host Transport Control
Die Transporttaster von Maschine können die DAW im Plug-In-Betrieb mitbedienen.
Überarbeiteter Auswahl-Screen
Fast schon überfällig: Im Pianoroll-Editor können nun auch Notenlänge und Anschlagsstärke direkt editiert werden – einzeln oder über Mehrfachauswahl mit dem Rahmen-Werkzeug.

note_lenght_velocity

Auto-Write feststellen
Über die Shift-Funktion kann der Auto-Write-Button jetzt festgestellt werden, so dass man beide Hände für Modulationsfahrten frei hat.
Verbessertes Handling fehlender Samples
Sobald ich der Maschine-Software den Pfad zu einem verlorenen Sample gezeigt habe, werden alle weiteren vermissten Samples, die sich dort befinden, ebenfalls im Projekt aktualisiert.
Group mit Samples sichern
Einzelne Groups lassen sich jetzt optional zusammen mit den enthaltenen Samples sichern.

save_w_samples

Soweit zur Habenseite. Doch was ist mit den Ecken, wo schon seit Jahren der Programmcode vor sich hin dümpelt? Nun, die gibt es zweifellos. Das beginnt damit, dass Maschine nach wie vor über keinen dedizierten Live-Performance-Modus verfügt, wo Potentiometer fest auf Controller gemappt werden können und nicht kontextbezogen „springen“. Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn sich externe Controller im Stand-Alone-Modus einbetten ließen – aber Fehlanzeige. Das Dropdown-Menü der anwählbaren Steuergeräte fängt bei „Maschine“ an und hört bei „Maschine Mikro MK2“ auf.
Skalen im Keyboard-Pad-Modus sind auch so ein Thema, bei dem man sich fragt: “So schwer kann es doch nicht sein. Warum wurde das noch nicht umgesetzt?” Denn nach wie vor triggern die Pads ausschließlich in Halbtonschritten chromatische Noten. Dur, Moll, Pentatonik? Nix da. Auch der Grid-/Pianoroll-Editor kann in bezug auf den Bedienkomfort immer noch nicht auf Augenhöhe mit Artgenossen beispielsweise aus dem Hause Steinberg, Ableton oder Propellerheads antreten. Einfachste Handgriffe wie etwa das Kopieren vermittels Umschalttaste nachdem man Noten einmal angefasst hat, sind nach wie vor nicht möglich. Aber – und hier bekomme ich jetzt wieder diesen typischen, milden Gesichtsausdruck wie nach der ersten Tasse Kaffee am Morgen – die Verbesserungen, die Maschine von Version 1.0 bis zur jetzigen 1.8 erfahren hat, machen mehr als offensichtlich, dass man bei NI kontinuierlich eine Roadmap abarbeitet. Und deren Ende scheint noch lange nicht erreicht zu sein. Man darf wirklich extrem gespannt darauf sein, was uns der in nicht allzu ferner Zukunft anstehende Versionssprung auf die 2.0 bringen wird.

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