Native Instruments Maschine 2.6 Update Test

Native Instruments aktualisiert die Maschine auf Version 2.6. Seit der Veröffentlichung der „Maschine Jam“ wurde es etwas ruhig um die klassischen 4×4-Controller des Berliner Herstellers, doch das soll sich nun ändern. Was das kostenlose Maschine 2.6 Update kann, lest ihr in unserem Test.

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Mit dem Update auf Version 2.6 wird Maschine mit praktischen Features ausgestattet, um einzelne Noten direkt von der Hardware aus zu bearbeiten. Zusätzlich haben die Berliner Entwickler das Maschine-Konzept in Richtung Hardware aufgebohrt, wodurch sich externe Hardware-Klangerzeuger mittels fertiger Mappings mit der Maschine-Hardware steuern lassen. Hinzu kommt eine Variation Engine, die per Zufall alternative Muster entwickelt und Lebendigkeit in die Patterns bringen soll. Wir haben uns das kostenlose Update einmal genauer angeschaut und gecheckt, wie sich die neuen Features in der Praxis schlagen.

Details

Kompatibilität und Verfügbarkeit

Die Maschine-Software 2.6 läuft sowohl unter Windows (ab Version 7 und aktuellstem Service Pack) als auch Mac OS X (ab 10.11). Unterstützt werden dabei die Plug-in-Formate VST, AAX 32, AAX 64 und AU.

Was ist Maschine?

Anders als viele AKAI MPCs kann Maschine (MK1, 2, Studio und Jam) nicht ohne einen Computer betrieben werden. Bei der Hardware handelt es sich nämlich nur um einen Controller, der Steuerdaten an PC oder Mac sendet, die von der Maschine-Software entsprechend verarbeitet werden. Die Software ist die logische Schaltzentrale und lässt sich entweder im Stand-alone-Modus oder als Plug-in innerhalb einer DAW betreiben. Letztere Variante hat den Vorteil, dass man die Vorzüge beider Welten (DAW und Maschine) gleichzeitig nutzen kann.
Das Bedienkonzept ist intuitiv und sehr workfloworientiert aufgebaut. Fast alle Bedienvorgänge werden auch auf den Displays der Hardware visualisiert, wodurch auch komplexe Aufgaben, etwa das Arrangieren kompletter Songs, direkt an der Hardware möglich ist. Das Besondere am Maschine-Konzept ist, dass Hard- und Software eine Symbiose eingehen und sehr eng miteinander verzahnt sind. Von Update zu Update lassen sich immer mehr Software-Features direkt am Controller erledigen. Schauen wir uns die neu hinzugefügten Features des Updates einmal genauer an.

Song-Arrangement in Maschine Software
Song-Arrangement in Maschine Software

Groups folgen dem Grundton

Bereits mit dem Update auf Version 2.5 hat Native Instruments die Maschine-Software rundum erneuert. Neben einer überarbeiteten, intuitiveren Bedienoberfläche wurden Features aus den Native Komplete Kontrol Keyboards integriert. MIDI-Spielhilfen wie der umfangreiche Arpeggiator sowie Chords and Scales erleichtern seitdem das perfekte Spielen „in tune“, passend zu einem definierten Grundton. Leider musste bei jeder neu hinzugefügten Group bisher der Grundton neu eingestellt werden. Mit Version 2.6 hat sich das nun erledigt, da jede Group automatisch auf den zuerst eingestellten Grundton angepasst ist – sehr gut! Möchte man einen Sound dennoch beispielsweise in der parallelen Tonart spielen, ist das natürlich weiterhin machbar.

Steuerung externer Klangerzeuger

Was seit jeher in gängigen DAWs möglich ist, hält nun auch Einzug in die Maschine-Software: Mit dem neuen Update lassen sich externe Klangerzeuger über MIDI CC steuern. Jedes Maschine-Mitglied (MK1 bis Jam) ist daher in der Lage, Steuerdaten an MIDI-fähige Hardware-Klangerzeuger zu senden und sie somit fernzusteuern. Das hat den Vorteil, saubere Automationen von Klangverläufen mit der Maschine-Hardware zu programmieren und aufzuzeichnen. Native Instruments hat dazu fertige Mappings bereitgestellt, mit denen viele Hardware-Synths ohne weitere Konfigurationen sofort vom Controller gesteuert werden können. Auch das Anlegen eigener Mappings ist möglich.

Variation Engine

Um den Grooves mehr Lebendigkeit einzuhauchen, wurde eine „Humanize“-Funktion integriert, mit der die Quantisierung programmierter Patterns und Grooves aufgelockert werden. Für den Überraschungseffekt sorgt das Feature „Randomize“, das neue Patterns mit veränderter Notenposition und Anschlagsdynamik erzeugt.
Schön hierbei ist, dass die Variationen passend zur eingestellten Tonart vorgenommen werden. Was die Variationen angeht, war ich allerdings etwas enttäuscht, dass diese nicht auf den zuvor gespielten Patterns beruhen. Vielmehr kreiert Maschine eigene Muster, die nicht unbedingt zum Song passen. Humanize erweist sich dagegen als brauchbar, um mittels kleiner Abweichungen in puncto Timing (einstellbar in Prozent) sowie Velocity (einstellbar mit Low- und High-Wert) zu versehen. So klingen die Patterns weniger statisch, sofern zuvor mit dem Step-Mode oder mit Full Velocity und voller Quantisierung gearbeitet wurde. 

Maschine wurde gelinkt! 

DAW-Hersteller Ableton brachte 2016 mit Live 9.5 den Synchronisierungsstandard „Ableton Link“ auf den Markt. Das Schöne: Alle DAWS, Sequenzer und iOS-Apps, die diesen Standard unterstützen, lassen sich auch ohne die DAW Ableton Live synchronisieren. Wichtig ist hierbei nur, dass sich alle Geräte im selben WLAN-Netzwerk befinden und „Link“ aktiviert haben. 
Sobald eine DAW oder ein Sequenzer gestartet wird, läuft die Software aller gelinkten Geräte synchron. Wird das Tempo in einer der Anwendungen verändert, ziehen die weiteren gleich mit. So werden Jam Sessions möglich, in denen die Synchronisierung immer erhalten bleibt – und Maschine ist seit 2.5 mit von der Partie.

Notenbearbeitung am Controller

Mich hat es schon immer gefuchst, dass nach dem Einspielen einfache Dinge wie das leichte nach-vorne-Schieben von Noten mit der Maus erledigt werden mussten. Endlich erlaubt Maschine die Bearbeitung ausgewählter Noten direkt am Controller! Tonhöhe, Velocity, Länge, Swing und Notenposition sind ab sofort – ohne auch nur einmal auf den Bildschirm zu schauen – direkt an der Hardware möglich. Wie gut das gelingt, schauen wir uns einmal im Praxisteil an. 

Praxis

Noten an der Hardware editieren

Die Bearbeitung der Noten direkt am Controller ist wirklich intuitiv umgesetzt worden. Beim direkten drauf-los-Experimentieren funktionierte alles auf Anhieb. Man findet sich schnell zurecht, als sei es nie anders gewesen. Um die Noten zu selektieren, betätigt man – wie soll es anders sein – den Select-Button. Zuvor konnten hiermit nur Sounds auf einem Pad ausgewählt werden, ohne dass sie abgespielt werden. Nun aber öffnet sich im Maschine-Display ein Menü, das die besagten Funktionen bereithält.
Zunächst müssen die Noten selektiert werden. Dazu stehen die Optionen All, None, Up und Down (zum Navigieren zwischen den Sounds) zur Auswahl. Alternativ lassen sich einfach die entsprechenden Pads auswählen, was ich noch praktischer finde. Die wichtigste Frage ist natürlich: Können einzelne Noten selektiert werden, um beispielsweise kleine Patzer zu korrigieren? Die Antwort lautet: Ja! 
Zwei der acht Encoder über dem Display werden zu „Start“ und „End“, mit denen sich einzelne Noten selektieren lassen, um nicht alle Noten eines Pads zu bearbeiten – wirklich sehr gut umgesetzt!

Noten-Editierung an der Hardware mit Maschine 2.6.
Noten-Editierung an der Hardware mit Maschine 2.6.

Steuerung externer Klangerzeuger

Native Instruments hat für viele Hardware-Klangerzeuger bereits fertige Mappings angelegt, die ihr hier herunterladen könnt. Bevor es losgehen kann, sind noch ein paar Konfigurationen nötig. Zunächst werden die Mappings ganz einfach wie eine Library importiert und stehen daraufhin unter Groups und Sounds der User-Library bereit. Nachdem die MIDI-Outputs sowie Audioeingänge in den Einstellungen konfiguriert sind, müssen sie nur noch für den jeweiligen Sound oder die Group ausgewählt werden, mit denen man die Patterns einspielen möchte. Die Audio- und MIDI-Settings werden wie immer nur einmal eingestellt und sind somit für jedes Projekt startklar.
Die MIDI-Port-Zuweisung von Groups und Sounds lässt sich wie gehabt bequem am Controller erledigen. Da Maschine nur über einen MIDI-Output verfügt, wird ein MIDI-Interface benötigt, um weitere Klangerzeuger mit separaten Groups und Patterns anzusteuern. Ich verwende hierbei die MIDI-Ports meines Audiointerface, wie in der folgenden Abbildung zu sehen ist. Damit alles synchron läuft, sollte Maschine zudem als Master für die MIDI-Clock eingestellt sein. Als letztes wird der Audioinput der Group eingestellt, in den das Signal des Klangerzeugers zurück in die Maschine-Software gelangen soll. Um auch diese Einstellungen nicht wieder erneut vornehmen zu müssen, empfiehlt es sich, die Group-Einstellungen per rechter Maustaste abzuspeichern.

Fotostrecke: 3 Bilder Um externe Hardware zu steuern, werden die MIDI-Outputs sowie …

Ich habe mir gleich mal die Mappings für meine Lieblings-Hosentaschen-Synths geladen und ein paar Volcas angeschlossen. Alle Maschinen (bis auf Mikro) sind mit acht Encodern und Control-Buttons ausgestattet, welche auf die Parameter der Hardware-Synths gemappt sind. Wie man es von den Mappings der Software-Synths kennt, werden weitere Parameter mit den Seiten-Buttons durchgeblättert. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Eventuell ist die Anordnung in einer Reihe übersichtlicher als am Klangerzeuger selbst. Wenn aber mitten in einer Performance gleichzeitig zwei Parameter betätigt werden sollen, die auf verschiedenen Seiten untergebracht sind, kann das etwas nervig werden und man greift doch wieder zum Klangerzeuger – dann kann man auch gleich am eigentlichen Synth schrauben.

Fotostrecke: 2 Bilder Selbst die wenigen Parameter kleiner Synths …

Native Instruments hat die Belegung insgesamt sinnvoll umgesetzt. Einige Mappings passen allerdings nicht zu meiner Arbeitsweise, was auch bei dem ein oder anderen Software-Klangerzeuger der Fall ist. Gut, dass sich die Mappings leicht editieren und auch selbst erstellen lassen. So kann man auf die acht Drehregler der ersten Seite und Buttons genau die Parameter der Klangerzeuger legen, die man sofort (ohne zu blättern) griffbreit haben möchte. Dazu benötigt man nur die verwendeten MIDI-CC-Nummern des jeweiligen Klangerzeugers, die meist in entsprechenden Manuals zu finden sind. In der Maschine-Software werden diese Nummern dann am gewünschten Regler belegt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die fertigen Mappings externer Klangerzeuger in Maschine Software

Was fehlt noch?

Bei der Arbeit in einer DAW lässt sich die Performance oder Automation, die man mit einem Klangerzeuger durchführt, in einer Audiospur aufzeichnen. Die Maschine-Software verfügt allerdings nicht über solche Audiospuren. Dadurch kann man nur mit der Sampling-Funktion aufzeichnen. Das funktioniert zwar auch ohne Probleme, ist aber irgendwie nicht das Gleiche wie eine richtige Audiospur. 
Das „Hardwareklangerzeuger-Sample“ muss dann erst mal wieder mit einem Pad oder besser gesagt einer MIDI-Note getriggert werden. Wenn der Maschine-Song abgespielt wird und man beim Arrangieren zwischendurch mal Szenen überspringt, wird das Sample wieder nicht abgespielt. Auf Dauer macht das auch nicht wirklich glücklich. Also sollte man sich umfangreiche MIDI-Interfaces zulegen, sofern man mehrere Klangerzeuger in den Maschine-Projekten verwenden möchte. Wer allerdings in einer DAW arbeitet und die Maschine-Plug-in-Variante verwendet, kann natürlich ganz einfach eine Audiospur anlegen und alles wie gewohnt aufzeichnen. Vielleicht wäre es jetzt endlich an der Zeit, Maschine-Software zu einer DAW mit Audiospuren („Audiogroups“) aufzurüsten – schön wäre es jedenfalls!

Fazit

Native Instruments liefert mit der Aktualisierung von Maschine auf Version 2.6 Workflow-Features, die Notenbearbeitungen komfortabel am Controller ermöglichen. Die Variation Engine generiert leider Zufallsmuster, die extrem von den Ausgangspatterns abweichen. Die Humanize-Funktion erzeugt dagegen lebendige Timing- und Velocity-Variationen, die für ebenso lebendige Grooves sorgen. Die Maschine-Software wird mit dem Update auf Version 2.6 endlich offen für Hardwaresteuerung via MIDI CC. In Kombination mit dem Maschine-System lassen sich die Klangerzeuger auf kreative Art und Weise spielen, wenngleich durch die acht Regler nicht immer alle Parameter gleichzeitig zugänglich sind. Leider muss das Maschine-System noch immer ohne Audiospuren auskommen, wodurch die Hardware-Performance nur gesampelt werden kann. Innerhalb einer Produktion ist das weniger komfortabel, als man es von einer DAW gewohnt ist. Daher werden Audiospuren auch für Maschine wichtiger denn je! Das Update ist absolut lohnenswert für jeden, der Hardware-Klangerzeuger in sein Maschine-Setup integrieren möchte. Für User der Maschine 2 ist das Update kostenlos.

Pro
  • viele fertige Mappings für externe Klangerzeuger
  • einfaches Erstellen eigener Klangerzeuger-Mappings
  • Notenbearbeitung direkt am Controller
  • Humanize bringt Lebendigkeit in Patterns
Contra
  • Audioinput kann nur als Sample aufgezeichnet werden
  • Parameter teilweise nur mit Seite-Buttons erreichbar
  • Randomize-Muster weichen stark von Ausgangspatterns ab
Features
  • Groove Production Studio
  • Software zur Nutzung mit Maschine-Hardware
  • Sequenzer mit zwei Recording Modi: Stepsequenz oder Realtime-Recording
  • Live-Automationen
  • Drum Grid und Piano Roll Editor
  • ausgiebige Effekt-Sektion
  • unterstützt VST und AU-Plug-ins (Instrumente und Effekte)
  • Arpeggiator (Up, Down, Played und Chord sowie weitere 8 Sequenzen)
  • Chords and Scales – Skalenspiel und Triggern von Akkorden sowie 16 fertige Chord Sets
  • Steuerung externer Klangerzeuger über MIDI-CC (Mappings einiger Klangerzeuger vorkonfiguriert; Erstellung eigener Mappings möglich)
  • Notenbearbeitung direkt am Controller
  • Ableton Link Support
  • Systemvoraussetzungen: Windows 7 oder höher (aktuelles Service Pack, 32- und 64-Bit), Intel Core 2 Duo oder AMD Athlon 64 X2, 2 GB RAM, Mac OS X 10.11 oder höher, Intel Core i5, 2 GB RAM, 29 GB Festplattenspeicher für volle Installation, Internetverbindung zum Download und Aktivierung. Um Maschine als Plug-in in einer DAW zu nutzen, wird eine VST/AAX 32/AAX 64/AU-fähige DAW benötigt.
Preis
  • Für registrierte User der Maschine 2 Software kostenlos
  • Für User der Machine Software 1: 99,- EUR
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • viele fertige Mappings für externe Klangerzeuger
  • einfaches Erstellen eigener Klangerzeuger-Mappings
  • Notenbearbeitung direkt am Controller
  • Humanize bringt Lebendigkeit in Patterns
Contra
  • Audioinput kann nur als Sample aufgezeichnet werden
  • Parameter teilweise nur mit Seite-Buttons erreichbar
  • Randomize-Muster weichen stark von Ausgangspatterns ab
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