Immer mehr Bands und Künstler verlassen die Musik-Streaming-Plattform Spotify. Was zunächst nach einer kleinen Indie-Aktion aussah, hat sich im Laufe des Jahres zu einer regelrechten Bewegung entwickelt. Künstler protestieren dadurch gegen Spotify-Chef Daniel Ek, der durch seine Investmentfirma Hunderte Millionen Dollar in KI-Kriegstechnologien steckt.

Im Juni kündigte die Alternative-Band Deerhoof ihren Austritt an. Kurz darauf folgten Experimental-Rock-Gruppe XiuXiu, die Australische Rockband King Gizzard & The Lizard Wizard und Indie-Band Hotline TNT. Auch Acts wie The Mynabirds, WU LYF, Kadhja Bonet und Young Widows sind mittlerweile nicht mehr auf der Plattform zu finden.
Im Zentrum der Kritik steht Spotify-CEO Daniel Ek. Über seine Investmentfirma Prima Materia steckt er seit 2021 hunderte Millionen in das deutsche Rüstungsunternehmen Helsing. Diese Firma arbeitet vor allem an militärischer KI. Hierzu zählen Drohnen, Flugzeuge und sogar U-Boote, die mit kriegsfähiger KI ausgestattet werden.
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In den Worten der offiziellen Website von Hellsing wurde das Unternehmen “aus der Überzeugung heraus gegründet, dass Künstliche Intelligenz und seriengefertigte autonome Systeme eine zentrale Rolle beim Schutz vor den neuen Bedrohungsszenarien spielen werden.“
Erst diesen Juni investierte Prima Materia über 700 Millionen Dollar in Hellsing. Für zahlreiche Künstler, die ihre Musik auf Spotify teilen, ist das ein Problem. Die Indie-Rock-Gruppe Deerhoof: „Wir wollen nicht, dass unsere Musik Menschen tötet. Wir wollen nicht, dass unser Erfolg an KI-Kriegstechnologie gebunden ist. Deerhoof ist ein kleiner Familienbetrieb, und wir wissen, wann es genug ist. Wir sind keine Kapitalisten und haben nicht das Ziel, die Welt zu erobern. Wenn der Preis für ‚Auffindbarkeit‘ darin besteht, dass Oligarchen die Welt mit computerisierter Waffentechnik überschwemmen, verzichten wir lieber auf diese angeblichen Vorteile.“

Daniel Ek investiert 100 Millionen in Helsing. Das Münchener Start-Up möchte eine KI-Software entwickeln, die bei militärischen Entscheidungen helfen soll.
Frust an Spotify und Alternativen
Neben den Verbindungen zur Rüstungsindustrie gibt es schon lange Kritik an Spotify selbst. Seit Jahren beschweren sich Künstler über schlechte Audioqualität und Unfaire Vergütung. Rod Steward, Gründer der experimentellen Rockgruppe XiuXiu sagte dazu: „Die Klangqualität ist schrecklich. Die Wegwerf-Mentalität von Musik ist mittlerweile fast schon kulturell verankert, und der finanzielle Aspekt ist offensichtlich ein Witz. Für Bands hat das nichts Gutes gebracht. Für die Plattform allerdings schon.“
Stattdessen setzten immer mehr Bands auf Seiten wie Bandcamp, Qobuz oder direkte Verkäufe durch CDs und Vinyl. Hotline TNT verkaufte beispielsweise in einem 24-Stunden-Livestream über 300 Alben. Die Einnahmen in diesen 24 Stunden seien höher gewesen, als ganze Monate auf Spotify.
Noch ist unklar, ob diese Protestwelle Spotify wirklich schadet. Für die einzelnen Bands bedeutet dieser Schritt erstmal finanzielles Einbußen, das sie durch Vinylverkäufe, Merchandise und Live-Shows ausgleichen müssen. Doch die Botschaft dieser unabhängigen Musiker ist eindeutig. Sie wollen nicht länger einen Konzern durch ihre Musik unterstützen, der von Kriegen und die Ausbeutung der Künstler profitiert.