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Moog Messenger Test

Mit dem MAVIS hatte Moog den Tiefpunkt erreicht, mit dem üppigen Moog Muse ging es bergauf – und in diese Richtung geht es zum Glück weiter: Moog Messenger präsentiert sich unter neuer InMusic-Flagge als monophoner Analog-Synthesizer mit klassischen Klang und modernen Features kombiniert – und das zum überraschend fairen Preis!

Moog Messenger Test – Ein toller Analoger Mono-Synth für das Jetzt und Hier!

Kompakt, vielseitig, live-tauglich – und eine klare Kampfansage an den Budget-Markt. Vergessen sei der Spot über die 400 Euro auf MAVIS anfänglichen Preisschild. Optisch wirkt der gerade mal doppelt-so teure Messenger ohnehin bereits wie eine gelungene Kreuzung aus dem Sequential Circuits Pro-One, Minimoog und günstigerem Eurorack-Geraffel. Aber ist das wieder nur ein oller Remix – oder gibt es hier tatsächlich frische Ideen?

moog MESSENGER Highlights

  • 2xOSC “Minimoog” Synth trifft auf Wavefolding + Suboszillator
  • Direktes Modulations-Routing: Zuweisung schnell & intuitiv
  • 256 Speicherplätze + 64-Step-Sequencer: mit Parameter-Locks, Motion Recording und Probability
  • Aftertouch & Velocity voll nutzbar: für dynamisches Spiel, sowie Loop-fähigen Hüllkurven
  • Kompaktes Metallgehäuse mit reichlich Anschlüssen: inklusive CV/Gate, MIDI DIN & USB-C – perfekt für Live!

DETAILS & PRAXIS

Moog Messenger Design/Haptik – Oldschool trifft Pragmatismus

Der Messenger ist ein speicherbarer, monophoner Synth mit 32 halb-gewichteten Tasten inklusive Velocity und Aftertouch. Die Klaviatur spielt sich angenehm und bietet – im Gegensatz zum letzten Minimoog Reissue – sogar einen Aftertouch, mit dem man tatsächlich etwas anfangen kann.

Die 32 halbgewichteten Tasten mit Velocity & Aftertouch bieten angenehmes Spielgefühl – deutlich alltagstauglicher als das letzte Minimoog-Reissue.

Außerdem verfügt der Synth über 16 Step-Taster, mit denen sich u.a. der ausgefuchste Sequencer sowie der intuitivem Arpeggiator bedienen lassen. Alle Regler senden MIDI und empfangen es natürlich auch – sonst könnte man ja auch nicht speichern.

Damit ist der Messenger performanter, als man es bei seiner Größe vermuten würde. Ein solides Stück gebogenes Metall, das auch beim Tragen gut in der Hand liegt und rückseitig zahlreiche Anschlüsse bereithält – wenn auch etwas versteckt.

Die Step-Taster für Sequencer und Arpeggiator sind gut erreichbar. Einzig die vielen Aufdrucke wirken anfangs sehr textlastig …

Die Regler sind auch fest mit dem Gehäuse verschraubt und wackeln bei meinem Testexemplar kein bisschen. Das Pitch-Wheel ist hingegen schon recht straff und hätte nicht ganz so „billig vintage“ federn müssen – normale Wheels wären ohnehin besser. Auch die Aufsteckkappen könnten hochwertiger sein, erfüllen aber ihren Zweck und sehen „wichtig“ nach Moog aus.

Überfordernd wirkte anfangs der viele Text auf dem Panel. Doch schon bald stellte sich bei mir ein genüssliches Cockpit-Feeling ein. Anders als beim alten Minimoog gibt es hier außerdem reichlich Speicherplätze: 256, um genau zu sein – sowie einen 64-Step-Sequencer mit Parameter-Locks, Motion Recording, Probability etc.

Die Potis sitzen fest, das Pitch-Wheel hingegen wirkt zu „retro-stramm“.

Die I/O-Anbindung fällt mit Clock, CV/Gate, MIDI über USB-C sowie klassischem 5-poligem DIN-MIDI ebenfalls erfreulich üppig aus. Alle Audio- und Pedalanschlüsse sind dabei auf großer Klinke ausgeführt.

Der Karton ist schlicht – genau richtig so. Ein externes Netzteil ist hingegen nie wirklich ideal – aber geschenkt.

Das robuste Metallgehäuse liegt gut in der Hand, die rückseitigen Anschlüsse sind zahlreich und etwas versteckt.

Oszillatorsektion mit Charakter

Der analoge Signalpfad beginnt im Moog Messenger mit zwei Oszillatoren, die stufenlos zwischen Dreieck, Sägezahn und Rechteck morphen – inklusive Sync, FM und Suboszillator.

Besonders spannend: die integrierte Wavefolding-Funktion im Waveshaper, die jenseits der klassischen Moog-Tonfarben durchaus weiteres Terrain erschließt – von glockig bis aggressiv klirrend. Gemischt wird dann direkt, ohne zusätzliche On/Off-Schalter.

Filter: Moog mit Twist

Das auf der Summe aufsetzende Filter besitzt den größten Regler – folgerichtig für den Cutoff. Es basiert auf dem klassischen Moog-Ladder-Design, wurde jedoch modern erweitert.

Der Mixer mit beiden OSCs, SUB, NOISE sowie der FB/EXT In für instant-fetten Overload sowie OSC2/Cutoff als weiteren Krawallmacher im Direktzugriff.

Über den MODE-Schalter lassen sich vier Modi wählen: 4-Pol- und 2-Pol-Tiefpass, Bandpass und Hochpass. Ein weiteres Detail: der RES BASS-Schalter, der bestimmt, ob beim Anheben der Resonanz die Bässe wie beim Vintage-Ladder abfallen – oder eben modern stabil bleiben.

Modulation & Routing bei Moog Messenger

Praxisnah: Modulations-Routings lassen sich über dedizierte ASSIGN-Taster schnell zuweisen. Taste drücken, Zielparameter berühren und anschließend gleich die Modulationsintensität einstellen – fertig.

Das funktioniert auch mit Velocity, Aftertouch und Expression-Pedalen. Die visuelle Umsetzung der +/- regelbaren Mod-Intensität über die Step-LEDs ist ebenfalls gelungen.

Die Envelopes sind mit Loop-Funktionen ausgestattet, die sich für Filter und Amp getrennt realisieren lassen – und auf der Bühne lässig performen lassen!

Zwei fest zugeordnete ADSR-Hüllkurven bieten mit ihrer unabhängigen Loop-Funktion viel Jam- und Live-Show-Potenzial. Dazu gibt es zwei LFOs: einer flexibel für Dauerhaftes, der andere fest auf Dreieck und mit dem Mod-Wheel verknüpft – für Pitch, Cutoff und Amp. Genug Möglichkeiten also.

Auch mit der Mixer-Sektion ist man gut bedient: OSC1, Sub-OSC, OSC2 und NOISE lassen sich direkt regeln. Ein External Overload ist ebenfalls dosierbar vorhanden und unscheinbar mit „FB/EXT-In“ beschriftet – das brutzelt den Sound ordentlich nach vorn. Zudem kann Oszillator-2 den Cutoff modulieren – für zusätzliche klangliche Roughness.

Moog Messenger Klang: zwischen Tradition und Moderne

Klanglich bewegt sich der Messenger im klassischen Moog-Growl-Territorium, tendiert aber eher in Richtung aggressiv moduliertem Sound. Dank FM, Wavefolding und Filter-FM sind viele moderne, experimentelle Sounds möglich – überraschend für einen Moog dieser Größe. Perfekt für Techno, das auf alle Fälle!

Audio Samples
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P 5-12 “Howling” P 3-3 “LFO Wobble” P 2-16 “AT Modulation” P 2-2 “Wire Bass” P 2-10 “Long Release” P 4-5 “Arp Figure”

Genau deshalb war einst der Pro-One eine so beliebte, bezahlbare Alternative zum Prophet-5, der wiederum die polyphone Antwort auf den Minimoog war. Und so schließt sich der Kreis.

Der Messenger liefert jedenfalls instant treibende Bässe, knarzige Leads sowie erstaunlich knackige Arpeggios – alles klar analog erkennbar, aber auch nicht so edel wie der dicke Minimoog. Dafür immer druckvoll und gewiss rotziger.

„Drahtig“ trifft es ebenfalls ganz gut. Im direkten Vergleich ist der Minimoog weiterhin wärmer und dicker – dafür aber deutlich schlechter spontan zu modulieren. Ganz zu schweigen von der Aftertouch-Problematik der letzten Reissue.

Optisch erinnert der Messenger an eine gelungene Kreuzung aus Sequential Pro-One, Minimoog und Eurorack-Ästhetik.

Der 64-Step-Sequencer beherrscht einen vernünftigenLive-Write, was ziemlich cool und besser als bei neuen Dave Smiths ist – allerdings wird es ohne akustisches Metronom für manche Nutzer dennoch schwer, im Takt zu bleiben. Ein Click als Metronom wäre wünschenswert – immerhin hilft das LED-Lauflicht ein wenig.

Die beiden Page-Taster für die vier Pages (4×16 = 64 Steps) gefallen mir ebenfalls gut – man kann also effektiv eingreifen und schnell korrigieren. Das Programmieren selbst ist indes etwas umständlicher.

Last but not least: auch die tiefergehenden Einstellungen zeugen von Erfahrung und liefern alle möglichen Routing und Filter-Szenarien für MIDI gleich mit. Danke, Moog.

Wie hätten wir es denn gern? MIDI-Deluxe im Messenger

Das sind die Alternativern

Natürlich gibt es jede Menge Alternativen, aber der Mix an Optionen beim Messenger ist schon sehr gut. Klar bietet Behringer mit dem Pro-1 und dem Poly-D deutlich günstigere Alternativen, aber sie klingen im Zweifelsfall immer etwas billig und haben selten gut durchdachte Extra-Features.

Auch Sequential aka Oberheim aka Novation haben das Portfolio nach unten gut ergänzt – sodass man auch dort jede Menge Analog Synth für gutes Geld erhält – aber auch deutlich mehr Stimmen erhält.

Laut Bob ist aber ohnehin nur ein monopher Moog ein echter Moog – und für den plakativen Lead-Einsatz vollkommen ausreichend. Wer natürlich Bock auf Pads und Flächen hat, wird beim Messenger keine große Freude finden.

Fazit: Ein Moog für die Gegenwart

Modwheel mit eigenem LFO nutzbar, gute Velocity-Auflösung, funktionierender Aftertouch, einfache Zuweisungen von Modulations, ADSR mit Loops – und fetter Moog-Sound mit Charakter, dank Overload und OSC2-Modualtion auch richtig aggro. Der Moog Messenger ist kein Retro-Instrument und kein Spielzeug, sondern durchdacht gebaut sowie musikalisch flexibel. Ein Synthesizer für Musiker, die analogen Klang spielen möchten – und nicht auf Speicherplätze, Sequencer oder Live-Features verzichten wollen. Klanglich hochwertig, dabei kompakt im Formfaktor sowie in der Bedienung einfach. Vor allem aber: überraschend flexibel und gut spielbar. Der Messenger bringt all in einem pragmatischen Metallgehäuse verpackt. Der Preis? Absolut in Ordnung – und damit eine stimmige Antwort auf Behringers vor langer Zeit begonnen Preiskampf. Und ja: Ich würde den Messenger jederzeit einem Behringer Poly D vorziehen.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Analoger Synth mit Speicherplätzen
  • Presets, Sequencer & Arpeggiator integriert
  • Moog-Sound mit modernem Zugriff, viel Flexibilität im Filter
  • Wavefolding & Suboszillator bringen weitere Klangfarben
Contra
  • Pitch/Mod-Wheel recht einfach
Artikelbild
Moog Messenger Test
Für 827,00€ bei

Features

  • Klangstruktur & Oszillatoren – viel Charakter auf wenig Raum: zwei morphbare OSCs mit Sync, FM und Suboszillator, Waveshaper mit integriertem Wavefolding
  • Filter – basiert auf dem Moog-Ladder-Design, ergänzt um wählbare Modi (4-Pol/2-Pol Lowpass, Bandpass, Highpass), RES-BASS-Schalter erlaubt modernes oder vintage-typisches Bassverhalten bei hoher Resonanz
  • Modulation & Routing – schnelle Zuweisung für Velocity, Aftertouch und Expression direkt und intuitiv: Ziel berühren, Intensität regeln – fertig. Visualisiert über Step-LEDs.
  • Zwei ADSR-Hüllkurven mit Loop-Funktion sowie zwei weitere LFOs (einer fest, einer flexibel), ideal für Performance und Sounddesign
  • Sequencer & Speicher – Live-ready: 64-Step-Sequencer bietet Parameter-Locks, Motion Recording, Probability und lässt sich live schreiben – LEDs helfen bei der Orientierung, 256 Speicherplätze
  • PREIS: € 827,- (Straßenpreis am 9.7.25)
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