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Miktek ProCast SST Test

Praxis

Aufbau und Benutzung

Zunächst: Wie einfach sind Anschluss und Bedienung des Miktek ProCast SST? Die Studio Station lässt sich mit ihrem stattlichen Gewicht und ihren breiten Gummifüßchen sicher auf dem Tisch platzieren. Trotz der Größe und möglichen Höhe des Stativarms wirkt nichts wackelig. Die Verarbeitung macht einen ausgesprochen guten, weil soliden Eindruck. Alle großen Gelenke lassen sich per griffigem Schraubenkopf festziehen, so dass sie sich nicht durch das Gewicht von Stativarm und Mikrofon verstellen können. Auch die verbauten Fader und Potis wirken grundsolide. Beleuchtete Taster für die Mute-Funktionen und die Zuschaltung der Phantomspeisung unterstreichen diesen positiven Eindruck.

Das Podcast-Set ist schnell in Betrieb genommen.

Kopfhörer auf!

Also schnell den Kopfhörer aufgesetzt. Zunächst ziehe ich den „Mix“-Regler hinauf, ohne dass ein Eingangssignal anliegt. Auf halber Strecke des Regelwegs (auf dem Mixer als Unity Gain gekennzeichnet) ist bereits ein wahrnehmbarer sanfter Rauschanteil wahrzunehmen. Bei voll heraufgefahrenem Fader ist das Rauschen recht stark. Beim Einrichten der Signalpegel für die Aufnahme sollte man sich jedoch nicht davon irritieren lassen, denn das starke Rauschen wird nicht in der Aufnahme enthalten sein. Es rührt tatsächlich von den Kopfhörerverstärkern her. Sie sind leider nicht unbedingt das, was man „rauschfrei“ nennt. Das Pressen des Mono-Tasters offenbart mit seinem Pegelzugewinn, dass er beide Stereoanteile ohne 3 dB-Kompensation zusammenaddiert.

Pegel steigt teilweise rasant

Das Einpegeln des Mikrofons gelingt nicht ganz mühelos. Um die Unity-Stellung des Faders herum geschieht relativ wenig, was den Signalpegel angeht. Bewege ich den Regler aber zwischen den zweiten und dritten Markierungsstrich steigt der Pegel rasant an, so dass ein wenig Fingerspitzengefühl und zwei oder drei Testaufnahmen erforderlich sind, um eine passende Aussteuerung zu erhalten. Die Übersteuerungsanzeige ist hierbei eine gute Hilfe und arbeitet ebenso wie der „Mute“-Taster zuverlässig. Weder Fader noch Taster lassen Rauschen, Knacken oder gar Kratzen auftreten. Das Gelenk, mit dessen Hilfe das Stativ geschwenkt werden kann, ist derart leichtläufig, dass sich auch das nachträgliche Justieren des Stativarms nicht hörbar bemerkbar macht.

Audio Samples
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Stimme nah Stimme nah + HiPass Stimme nah 45u00b0 Stimme 17u00a0cm Stimme 17u00a0cm 45u00b0 Stimme 17cm 90u00b0 Stimme 60cm 180u00b0 Vocals Mute-Schalter

„Voller“ Klang – gut?

Aber hören wir uns doch einmal das Mikrofon an, wenn es von einer männlichen Stimme besprochen wird. Um den Real Life-Check zu gewährleisten, zeichne ich das Stimmsignal nicht in einem bedämpften Studioraum auf, sondern im Büro. So soll das Ergebnis aussagekräftiger für Eure Verwendung zuhause sein. Kurz gesagt: Den Klang des mitgelieferten Mikrofons möchte ich mit etwas Wohlwollen als „voll“ bezeichnen. Was genau das bedeuten soll, möchte ich kurz erläutern.
Der Bassbereich des Mikrofons erscheint mir stark überbetont. Das frequenztechnische Gros spielt sich bei meiner Sprachaufnahme unterhalb von 1 kHz ab. In diesem Bereich liegt die höchste Signalspitze knapp 30 dBFS(!) oberhalb des höchsten Peaks, der sich oberhalb von 1 kHz finden lässt. Ok, mag nun der ein oder andere meinen, dass liege am Nahbesprechungseffekt. Dieser reicht allerdings in der Regel nicht soweit hinauf, dass Frequenzen bis 1 kHz betroffen sind. Und wie klingt das Mikrofon, wenn ich das Hochpass-Filter einschalte, um tiefe Frequenzen abzuschneiden beziehungsweise zu bedämpfen?

Sache der Perspektive

Tatsächlich greift das Hochpass-Filter beherzt zu und sorgt dafür, dass unterhalb von 100 Hz deutlich weniger Wummern auftritt. Dennoch bleibt ein stark überbetonter Bassbereich um 140 Hz. Das Frequenzbild „beruhigt“ sich erst oberhalb von 1 kHz ein wenig und fällt dann mehr und mehr ab. Gut, ich könnte auch sagen, dass der Frequenzgang des Miktek-Mikrofons für einen Klang sorgt, der HiFi-ready ist. Er geht von satten Bässen über unaufgeregte Mitten bis hin zu einem allmählichen Höhen-Rolloff. Das entspricht in etwa der Energieverteilung eines modernen Popsongs nach dem Mastering. So gesehen hängt es also stark von der Perspektive ab, ob man den Klang des Miktek-Mikrofons gutheißt oder aber sich einen lineareren Frequenzverlauf wünscht.
Aufgrund der nur schwach repräsentierten Höhen wirkt der Klang des Mikrofons in der Nahbesprechung insgesamt stark komprimiert und wenig „offen“ oder gar „luftig“. Wer aber auf einen solch überzeichneten Broadcast-Stimmsound steht, kommt hier voll auf seine Kosten.

Hoher Mikrofonabstand keine Option

Senke ich den Bereich unterhalb von 1 kHz zusätzlich mit einem Kuhschwanz-Filter ab, steigt durch das ausgewogenere Frequenzbild dann auch die Sprachverständlichkeit der Aufnahme. Ohne diesen Nachbearbeitungsschritt ist sie für mich sonst nicht ausreichend. Vergrößert man die Entfernung des Sprechers zum Mikrofon, wird das Bassverhalten zwar entspannter. Allerdings ist dann recht schnell eine erhebliche Verstärkung des Signalpegels vonnöten, um auf einen brauchbaren Arbeitspegel zu kommen. Weil dadurch aber auch die Rauschanteile im Signal überhand nehmen, ist die Wahl eines größeren Mikrofonabstands (im Audiobeispiel 17 cm) auch keine Option.
Wie zu erwarten, kommt der „runde“ Klangcharakter des Schallwandlers aber der Umsetzung von Zischlauten entgegen. Bassüberzeichnung, unaufgeregte Mitten und natürliches Höhen-Rolloff sorgen dafür, dass [s]- und [sch]-Laute keine Gefahr darstellen. Um den Einsatz eines De-Essers wird man sich deshalb bei Aufnahmen mit der Miktek Studio Station eher selten Gedanken machen müssen.

Transienten werden voluminös

Ein Wort noch zur Impulstreue: Transienten lässt das eingebaute Mikrofon der ProCast SST eher voluminös erscheinen. Doch sorgt das satte Zeichnen beispielsweise der [t]-Laute zumindest für ein stimmiges klangliches Gesamtbild des Mikrofons. Vorsicht ist jedoch insbesondere bei stimmhaften Plosivlauten wie [b] und [p] geboten. Hier kann es schnell zu unerwünschten Ploppgeräuschen kommen, die auch der aufgesteckte Windschutz nicht verhindern kann.
Setze ich auf eine Kombination aus Nahbesprechung und Hochpassfilter-Einsatz, sind Nebengeräusche und Rauschanteile für die Aufnahme kein Thema. Positiv hervorheben möchte ich auch, dass zum Beispiel die Betriebsgeräusche des PCs, der sich während der Aufnahmen unter dem Schreibtisch befand, im aufgezeichneten Signal nicht hörbar sind.

Superniere

Allerdings wäre ich aufgrund unseres Praxistests erst einmal nicht von selbst darauf gekommen, dass das Mikrofon mit einer Supernierencharakteristik daher kommt. Bei einer Besprechung mit 45° zur Haupteinsprechachse klingt das Signal noch nahezu so wie bei der Besprechung on-axis. Für Aufnahmen mit zwei Mikrofonen, wie etwa in Interviews, sollten sich die Interviewpartner deshalb am besten gegenüber sitzen. Auch Aufnahmen von Akustikgitarre, Blasinstrumenten oder Percussion können mit dem integrierten Mikrofon gelingen. Hier empfiehlt sich bei basslastigen Instrumenten in jedem Fall der Einsatz des Hochpass-Filters.

Die Arretierung der Gelenke ist flexibel und hält hervorragend.

Erstaunliches Poti

Mit Blick auf den integrierten Kleinmischer erstaunt mich ein wenig die Arbeitsweise des „Direct/CPU“-Potis. Er regelt das Verhältnis von Mikrofon zu Playback-Sound. Soweit, so gut. Lenke ich ihn vollständig zur Seite „Direct“ aus, höre ich dennoch zu einem erheblichen Maß noch das Playback-Signal. Das Gleiche gilt mit entgegen gesetzten Vorzeichen für die Auslenkung des Reglers zur „CPU“-Seite. Zwar ändert sich das Mischverhältnis beider Signalanteile wesentlich. Ich hätte aber erwartet, dass ich die Signalanteile hier von einem 100/0 über ein 50/50 hin zu einem 0/100 Verhältnis regeln kann. Je nach Beschaffenheit von Mikrofon- und Playbacksignal könnte der Regelbereich der „Direct/CPU“-Steuerung so aber das ein oder andere Mal zu eingeschränkt sein. Deshalb muss ich hier leider einen Minuspunkt notieren.

Dual-Mono-Betrieb ist ein Highlight

Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, mithilfe des mitgelieferten Kabels auch ein weiteres Kondensatormikrofon anzuschließen um den Betrieb der Studio Station mit zwei Mikrofonen zu testen. Hier zeigt sich, dass der Dual-Mono-Betrieb des Miktek ProCast SST ein echtes Highlight ist. Beim Voiceover von Musiktiteln sorgt der „Mono“-Taster dafür, dass ich die Abhörlautstärke des eingebauten Mikrofons optimal an das Playback bzw. Mono-Line-Signal des weiteren Kanals anpassen kann. Zeichne ich dagegen Interview-Situationen mit zwei Mikrofonen auf, lassen sich beide Signale beim Mitschneiden klar und deutlich trennen indem ich den „Mono“-Button deaktiviere. Ich brauche sicher nicht zu erwähnen, dass die Mono-Funktion nur für die Abhörsituation gilt. Die Aufnahme findet selbstverständlich weiterhin in Dual-Mono mit L/R-Trennung statt.

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