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Meinl Byzance Jazz Tradition Cymbals Test

Aus der Meinl Byzance Beckenfamilie hatten wir bereits verschiedene Serien und Modelle im bonedo Test, dieses Mal geht es um die neuen Tradition Rides, Tradition Light Rides und Tradition Hi-Hats, mit denen Meinl nicht nur in klanglicher Hinsicht, sondern auch optisch der Byzance Jazz Serie eine weitere Variante einverleibt. Die relativ leichtgewichtigen Cymbals eignen sich laut Herstellerempfehlung besonders für Jazz, Funk, Reggae, Studio, World und Electro.

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Es ist ordentlich was los im türkischen Werk des fränkischen Beckenherstellers Meinl. Nicht weniger als sechs Byzance-Serien werden dort handgeschmiedet und anschließend im deutschen Werk veredelt. Die neuen Tradition Rides und Hi-Hats ordnen sich in die mit goldenen Logos versehene Byzance Jazz Serie ein, was schon deutlich macht, dass diese feinen Zimbeln mit dem nötigen Fingerspitzengefühl behandelt werden möchten. Die Testbecken sind übrigens nicht zu verwechseln mit den Meinl Byzance Traditional Becken, die wiederum eine eigene Serie mit schwarzem Aufdruck bilden. Neben den Tradition Rides und Light Rides, beide erhältlich in 20 und 22 Zoll sowie einem 22“ Flat Ride gehört auch ein 14“ HiHat-Modell zu den Neulingen. Für den Test stehen die beiden 20 Zoll-Modelle, das Flat Ride und die Hi-Hats zur Verfügung. 

Details

Die Optik – intensive Hämmerung, traditionell abgedrehte Unterseiten

„Six degrees of darkness“ verspricht Meinl mit seiner umfangreichen, aus B20-Bronze gefertigten Byzance-Serie, die mittlerweile auch schon 14 Jahre auf dem Buckel hat. Dunkel klingen sie alle, die Byzance Becken, und einige, wie zum Beispiel die „Dark“- oder die „Extra Dry“-Serien unterstreichen diesen Aspekt zusätzlich durch ihre Optik, die anmutet wie bei einem frisch ausgegrabenen Schild aus der Bronzezeit. Die Testbecken mit dem „Tradition“-Zusatz kommen da, zumindest auf die Gestaltung ihrer Unterseiten, schon konventioneller daher. Zu erkennen ist ein traditionelles Finish mit einem gleichmäßigen, relativ groben Abdrehmuster sowie einer intensiven und sehr dichten Hämmerungsstruktur, die sich über die gesamte Spielfläche ausschließlich der Kuppen erstreckt. Natürlich darf auch das goldene, relativ klein gehaltene Meinl-Logo nicht fehlen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Unterseiten der „Tradition“-Modelle ähneln den Byzance Jazz Becken.

Die Oberseiten der Becken fallen spezieller aus

Bis hierher sind keine Unterschiede zu einem herkömmlichen Becken der Byzance Jazz Serie zu verzeichnen, aber wenden wir uns nun den wesentlich interessanteren Oberseiten zu. Hier besteht durch das charakteristische grobe Rillenmuster, das etwa 80 Prozent der Spielfläche abdeckt und nur einen winzigen Bereich um das Mittelloch herum sowie den äußeren Rand ausspart, keine Verwechslungsgefahr mehr. Der Abdrehmeißel wurde offenbar etwa zwei Zentimeter vom Mittelloch entfernt angesetzt, dann zunächst relativ zügig über die Oberfläche geführt – was anhand der großen Abstände zwischen den hell schimmernden Rillen deutlich wird – um kurz vor dem Erreichen des Beckenrandes im Schneckentempo bis zur Ziellinie zu kriechen. Der Rand entspricht optisch der Unterseite der Becken. Ein winziges eingelasertes Logo verrät die türkische Herkunft, ein weiterer Stempel die Serien- und Modellbezeichnung, und ein dritter zeigt das Firmenlogo. So viel zu den Gemeinsamkeiten unserer Testkandidaten, und nun zu den individuellen Merkmalen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Oberseiten unterscheiden sich klar von den restlichen Becken der Byzance Serie.

Leichte Hi-Hats und Rides und ein Spezialkandidat

14“ Tradition Hi-Hat

Der ausgewiesene Becken-Nerd – und damit auch der Tester – freut sich, dass er die Küchenwaage im Schrank lassen kann, denn in der Kuppe jedes der Testbecken prangt eine Gewichtsangabe. 859 und 1020 Gramm lauten die Aufschriften auf den Innenseiten der Hi-Hat-Kuppen, und damit ist klar, dass man die 5B-Sticks gleich wieder zurück ins Täschchen befördern kann. Hier ist das feine Besteck gefragt, und so fällt meine Wahl für die Dauer des gesamten Tests auf ein Paar leichte Ludwig 9A Hickory Sticks. Beide Becken verfügen über ein identisches Profil mit einem sanften Übergang zur relativ kleinen Kuppe. Grobe, unregelmäßige Hammereinschläge lassen keinen Zweifel an waschechter Handarbeit. Demgegenüber sind die Ränder glatt und gleichmäßig, und auch die Mittellöcher sind korrekt platziert und ordentlich entgratet.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Oberseiten der 14“ Hi-Hats sind in anschauliche Zonen unterteilt.

20“ Tradition Ride + Light Ride

Während das Tradition Ride mit 1895 Gramm in die Medium-Thin Kategorie einzuordnen ist, wurde beim Light Ride noch einmal gut 200 Gramm Material eingespart. Das Verarbeitungsniveau entspricht den Hi-Hats, und auch bezüglich des Profils gibt es Gemeinsamkeiten. Ähnlich wie bei den HiHats verläuft der Übergang vom Body zur kleinen und flachen Kuppe sehr dezent. Einen Kontrast hierzu bildet die verhältnismäßig starke Krümmung des Bodies, die ein wenig an alte A. Zildjians erinnert.

Fotostrecke: 2 Bilder Das knapp 1,9 Kilogramm leichte Tradition Ride …

22“ Tradition Flat Ride

In einer Modellreihe, die unter anderem für Jazz entwickelt wurde, darf natürlich das obligatorische Flat Ride Becken nicht fehlen, welches in seiner Grundform vor rund 50 Jahren von der Schweizer Firma Paiste in Zusammenarbeit mit Drummer-Legende Joe Morello entwickelt wurde. In unserem Fall handelt es sich um eine 22 Zoll-Version mit zarten 2383 Gramm Gesamtgewicht. Die Anatomie entspricht, abgesehen von der fehlenden Kuppe, den herkömmlichen Rides, jedoch gibt es Unterschiede bezüglich der Hämmerung, die hier noch dichter und kräftiger ausfällt. Das zeigt sich deutlich auf der Unterseite, bei der an diversen Kratern das unbearbeitete Rohmaterial durchscheint. Insgesamt ist die Verarbeitung, wie auch bei den restlichen Testecken, makellos.

Fotostrecke: 3 Bilder Für spezielle Anforderungen gibt’s das Flat Ride.
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Praxis

Sensible Hi-Hats mit viel Charakter

Die Kombination des leichten Hi-Hat Tops mit einem mittelschweren Bottom erweist sich als ideal, denn die äußerst sensible Ansprache des Tops steht einem satten, schmatzenden Chick-Sound gegenüber, der durch das knapp über ein Kilogramm schwere Bottom-Becken begünstigt wird. Selbst bei softer Spielweise mit Besen entfalten die Hi-Hats ihren erdig-warmen, dunklen Sound, und auch bei funky Grooves mit kurzen Aufziehern bleibt die feine, unaufdringliche Charakteristik erhalten. Auffallend finde ich, wie homogen sich die Becken in den Gesamtsound des Drumsets einfügen.

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14“ Hi-Hat Solo (mit Sticks) 14“ Hi-Hat Solo (getreten) Tight Groove mit Closed Hi-Hat Funky Groove mit Hi-Hat-Lifts Besen Hi-Hat-Groove

Die Rides spielen sich anders als erwartet

Das 20“ Tradition Ride ist mit knapp unter 1,9 Kilogramm Gewicht leichter als so manches Crash-Becken derselben Größe, und bezüglich des Spielgefühls stelle ich einen Unterschied zu anderen Rides dieser Gewichtsklasse fest. Das Tradition Ride spielt sich vergleichsweise härter, das heißt der Stick „taucht“ nicht in das Becken ein, sondern prallt spürbar zurück, und auch der „Wabbeleffekt“ – der Begriff „Wobble“ gehört zum Grundwortschatz jedes Cymbal-Fetischisten – ist weniger stark ausgeprägt. Grund dafür ist die relativ starke Krümmung des Bodies, die auch die Tonhöhe beeinflusst. Durch die stärkere Spannung des Beckens erhöht sich der Grundton, und somit entwickelt das Becken, trotz dunkler Klangkomponenten, keinen ausgeprägt tiefen Sound, sondern klingt eher mittig, was sich besonders bei Crash-Akzenten äußert. Bei Verwendung von leichten bis mittelschweren Sticks ist eine gute dynamische Kontrolle gewährleistet. Die Kuppe setzt sich aufgrund des kleinen Duchmessers nicht übermäßig deutlich vom Flächensound ab, bietet aber dennoch eine gute Artikulation und bereichert durch den harmonischen Klang den Gesamtsound in angenehmer Weise.

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20“ Ride Solo 20“ Ride mit Mallets Bell/HiHat-Groove Bell-Groove mit Rimclicks Jazz-Groove Besen-Groove

Der Gewichtsunterschied von 214 Gramm zwischen dem herkömmlichen Ride und der „Light“-Variante wirkt sich deutlich auf den Sound und das dynamische Verhalten aus. Beim Light Ride führt eine allzu kräftige Spielweise auf dem äußeren, fein abgedrehten Bereich leicht zu einem Anschwellen des Sounds. Hat man das Becken aber erst einmal kennengelernt, kann man seine Spielweise darauf einstellen und während schneller Ride-Patterns mühelos kurze, dunkle Crash-Akzente einfügen, die durch ein relativ kurzes Sustain gekennzeichnet sind. Bei diesem Modell scheint die typisch rauchige und – im positiven Sinne – leicht trashige Komponente der Meinl Byzance Jazz Becken stärker durch, und gerade im Jazz-Kontext macht dieses Ride auch eine absolut überzeugende Figur. Der Klangcharakter ist trocken, kehlig und von viel Wärme geprägt, während die Stockaufschläge sich klar definiert, aber niemals aufdringlich aus diesem Klangteppich erheben. Im Vergleich zum Tradition Ride ist die Kuppe des Light Ride wesentlich stärker in den Gesamtsound integriert, wodurch sie recht zurückhaltend klingt. Für typische Latin-Grooves beispielsweise ist dieses Becken somit nur bedingt geeignet

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20“ Light Ride solo 20“ Light Ride mit Mallets Bell-Groove Bell-Groove mit Rimclicks Jazz-Groove Besen-Groove

Das Tradition Flat Ride ist ein echter Leisetreter

Wie es sich für ein Becken ohne Kuppe gehört, ist das 22“ Byzance Tradition Flat Ride auch durch kräftige Schläge nicht aus der Ruhe zu bringen, denn typisch für alle Vertreter dieser Kategorie ist die sehr begrenzte Dynamik. Es dominiert ein luftig-leichter Charakter mit silbrigen Stockaufschlägen über einem hauchzarten, dunkel gefärbten, trockenem Klangspektrum. In sehr ruhigen musikalischen Umgebungen, beispielsweise in Jazz-Trios mit Piano, liefert das Flat Ride den perfekt-dezenten Background. Im „Straight Groove“-Soundfile könnt ihr euch übrigens auch noch einmal von den Crash-Qualitäten der 20 Zoll Rides überzeugen. Beide Rides werden dabei im Wechsel gespielt, es beginnt mit dem Light Ride.

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22“ Flat Ride Solo 22“ Flat Ride mit Mallets Straight Groove mit 20“ Rides als Crashes Latin-Groove Jazz-Groove Besen-Groove
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Fazit

Mit den Tradition Rides und Hi-Hats erweitert Meinl seine Byzance Jazz Serie um einige interessante Modelle, die sich nicht nur klanglich, sondern auch optisch von den übrigen Becken der Serie abheben. Besonders gut gefallen mir die erdig-dunkel klingenden 14“ Hi-Hats, die sich durch ihre sensible Ansprache, gepaart mit einem vollmundigem Chick-Sound auszeichnen sowie – trotz der etwas schwachbrüstig tönenden Kuppe – das 20“ Light Ride, das unmittelbar Assoziationen zu verrauchten Jazzclubs vergangener Zeiten weckt. Es handelt sich bei den Byzance Tradition Modellen um handgefertigte Produkte mit einem hohen Verarbeitungsniveau und großem Individualitätsfaktor, was sich auch in den saftigen Verkaufspreisen widerspiegelt, wobei sich dieser Eindruck allerdings relativiert, wenn man die ebenfalls sündhaft teuren Top-Serien anderer Hersteller zum Vergleich heranzieht. Drummer mit einer Vorliebe für jede Form von akustischer Musik, Jazz, Blues, Funk, Soul oder HipHop und dem nötigen Kleingeld sollten es sich nicht entgehen lassen, die neuen Byzance Tradition Modelle anzutesten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • eigenständiger Klangcharakter
  • sensible Ansprache
  • hochwertige Verarbeitung
Contra
  • Kuppe des Light Ride klingt etwas schwach
Artikelbild
Meinl Byzance Jazz Tradition Cymbals Test
Für 419,00€ bei
Knapp acht Kilogramm feinste B20-Bronze – die Meinl Byzance Tradition Modelle.
Knapp acht Kilogramm feinste B20-Bronze – die Meinl Byzance Tradition Modelle.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Meinl
  • Modellreihe: Byzance Tradition
  • Material: B20
  • Finish: Traditional/Raw
  • Klangcharakteristik: dunkel, komplex
  • Gewicht: thin – medium
  • Herstellungsland: Türkei
  • PREISE (UVP):
  • Meinl Byzance Tradition Hi-Hat 14“: 429,00 EUR
  • Meinl Byzance Tradition Ride 20“: 458,00 EUR
  • Meinl Byzance Tradition Light Ride 20“: 458,00 EUR
  • Meinl Byzance Tradition Flat Ride 22“: 585,00 EUR
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Knapp acht Kilogramm feinste B20-Bronze – die Meinl Byzance Tradition Modelle.

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