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Meinl Artist Concept Stacks 2017 Cymbal Sets Test

Mindestens vier Dinge haben Matt Garstka, Matt Halpern, Luke Holland, und Thomas Lang gemeinsam: Sie sind versierte Techniker am Drumset, haben einen Endorsement-Vertrag mit der deutschen Beckenfirma Meinl, sind schon seit Längerem mit übereinander gestapelten Becken aufgefallen und haben allesamt die Ehre, dass ihnen von den Gutenstettener Becken-Designern eigene Signature Artist Stacks auf die Beckenstative geschmiedet wurden. Die besonderen Kreationen hören auf die Namen Fat Stack (Matt Garstka), Double Down Stack (Matt Halpern), Bullet Stack (Luke Holland) und Super Stack (Thomas Lang). Saubere und klare Sounds sind von keiner der Konfigurationen zu erwarten, die Domäne gestapelter Cymbals sind kurze, raue und „trashige“ Klänge. Die Testmodelle sollen aber noch weitaus mehr können. 

Meinl_AC_Stacks_Totale


Es stellt sich trotzdem die Frage, warum so viele Trommler heiß auf Beckensounds sind, die mit traditionell klingenden Instrumenten kaum noch etwas zu tun haben. Eine Antwort darauf findet, wer sich die spieltechnischen Entwicklungen der letzten Jahre ansieht. Angeführt von Drummern wie Mike Portnoy und Terry Bozzio, geht der Trend seit einigen Jahren zu immer verschachtelteren, schnelleren Figuren. Glockig-laute, lang ausklingende Becken, wie sie in den 80er und 90er Jahren angesagt waren, wirken da eher störend, weil sie dazu neigen, den Gesamtsound zu vermatschen. Meinl hat als einer der ersten Hersteller auf diese Entwicklung reagiert und bietet etliche Modelle an, die entsprechend kurz, dunkel und kontrolliert klingen. Ob die neuen Artist Stacks aber noch mehr können als „Ksch“ und „Chrchr“, lest ihr auf den folgenden Zeilen.  

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Mehr Informationen

Details

So unterschiedlich mir die vier Stack-Konfigurationen zunächst vorkommen, haben sie doch einige Gemeinsamkeiten, die mir beim ersten Auspacken auffallen. Da wären zunächst die identisch großen, stabilen Kartons, in welchen die empfindlichen Instrumente sicher untergebracht sind. Ein netter „Touch“ sind die Zertifikate, die den Becken beiliegen und den Käufer über Modellbezeichnung und Sinn des jeweiligen Produktes informieren. Signaturen der Künstler (aufgedruckt) und des Mitarbeiters der Endkontrolle (original) sorgen direkt für das angenehme Gefühl, etwas Gutes erworben zu haben. Aus insgesamt zwei Serien des umfangreichen Meinl Sortiments haben sich die Entwickler bedient. 
Alle vier Stacks bestehen aus jeweils zwei Einzelbecken 
Das Fat- sowie das Double Down Stack bestehen ausschließlich aus Modellen der Top-Serie Byzance, welche in der Türkei vorproduziert und im deutschen Werk nach den jeweiligen Spezifikationen vollendet wird. Thomas Lang’s Super Stack hingegen besteht aus zwei Custom Classics Typen, die komplett in Deutschland hergestellt werden. Das Bullet Set von Luke Holland präsentiert sich als Hybrid aus den genannten Serien. Alle Modelle sind sauber gefertigt, in jeweils einer der Kuppen findet sich die eingelaserte Signatur des entsprechenden Drummers sowie der Zusatz „Artist Concept“. Kommen wir nun zu den Stacks im Einzelnen. 

Alles echt: Bei jedem Stack ist ein Zertifikat dabei.
Alles echt: Bei jedem Stack ist ein Zertifikat dabei.

Matt Garstka’s Fat Stack
Unten ein 16er China mit der Krempe nach oben, darauf ein 18 Zoll großes, dünnes Crash. So sieht Matt Garstka’s Kreation aus. Abgesehen von der Form weisen beide Becken sehr ähnliche Bearbeitungsspuren auf. So ist die Oberseite des Crash-Beckens zwar stark gehämmert, ansonsten aber roh belassen, die Oberfläche entspricht jener der Extra Dry Serien im Meinl Programm. Zwei Hämmerungsmuster sind zu erkennen: Viele kleine und unregelmäßig gesetzte Hammermale werden offensichtlich vom türkischen Beckenschmied ausgeführt, während ein weiterer Satz deutlich größerer und tieferer Einschläge in der deutschen Fabrik aufgebracht wird. Die Kuppe ist nicht gehämmert. Auf der Unterseite ist das Becken regulär, mit relativ breitem Messer abgedreht. Der China-Teil weist die gleichen Bearbeitungsmuster auf, mit dem Unterschied, dass die großen Hammermale von der Unterseite her gesetzt werden. Große Bohrungen – fünf im China, sechs im Crash – in beiden Becken sorgen für weiteren „Trash“ im Sound und ein nochmals verkürztes Sustain. Mit 870 Gramm beim 16er und 1260 Gramm beim 18er liegen beide Becken im leichten Bereich. 

Fotostrecke: 2 Bilder Nur eine Seite glänzt: Das Fat Stack besteht aus einem 18″ Crash-Becken und 16″ China.

Matt Halpern’s Double Down Stack
Wie das Fat Stack, besteht auch Matt Halpern’s Double Down Modell aus einem China- und einem Crash-Becken. Das China ist mit 18 Zoll größer als das 17er Crash, fungiert jedoch ebenfalls als „Bottom“-Becken. Darauf wird das Crash mit nach unten zeigender Kuppe befestigt. Blickt man von oben auf das montierte Stack, sieht man jeweils regulär abgedrehte Oberflächen und eine feine, unregelmäßige Hämmerung. Die dem Betrachter abgewandten Seiten der Becken weisen jedoch die roh wirkenden, nur anpolierten statt abgedrehten Oberflächen der Byzance Dark Modelle auf. Auch die Kuppen der Becken sind gehämmert. Über Bohrungen verfügen die Komponenten des Double Down Stacks ebenso wenig wie über die großen Hammermale des Fat Stacks. Mit 1210 Gramm fällt das 17er Crash in die Medium Thin- , das 1150 Gramm leichte 18er China hingegen in die Thin Kategorie. 

Fotostrecke: 2 Bilder 17er Crash auf 18er China: Hier seht ihr die abgedrehten Seiten des Double Down Stacks…

Luke Holland’s Bullet Stack
Aus einem gelochten, zwölf Zoll großen Trash Splash der Classics Custom Serie und einem – ebenfalls mit Bohrungen versehenen – 16er Trash Crash-Becken der Byzance Vintage Reihe besteht Luke Holland’s Bullet Stack. Beide Becken werden verkehrt herum montiert, wobei das größere Crash unten liegt. Im Gegensatz zu den gegossenen Byzance Modellen aus B20-Legierung werden die Classics Custom Becken aus B10-Bronzescheiben hergestellt. Vier große und vier kleinere Bohrungen verteilen sich abwechselnd über das Profil des hochglanzpolierten Beckens. Es wiegt nur 400 Gramm. Genau doppelt so schwer ist das Trash Crash, welches zudem über zwei weitere Besonderheiten verfügt: Von ebenfalls acht Bohrungen sind vier in länglicher Form ausgeführt, die Oberfläche des Instruments ist traditionell gehämmert und beidseitig abgedreht, zusätzlich aber noch sandgestrahlt. 

Fotostrecke: 2 Bilder Einmal Byzance, einmal Classics Custom: Das Bullet Stack besteht aus zwei Serien.

Thomas Lang’s Super Stack
Thomas Lang’s Super Stack ist die einzige der vier Konfigurationen, die aus zwei gleich großen Becken zusammengesetzt ist. Im Karton finde ich ein 18er Trash Crash und ein 18er Trash China, beide aus der Classics Custom Serie. Sie weisen eine relativ tiefe, maschinelle Hämmerung auf und präsentieren sich beidseitig im Hochglanzfinish, wobei nur die Oberseiten abgedreht sind. Auf der breiten Krempe des Chinas verteilen sich insgesamt acht kleine Bohrungen, auf der Schulter sind noch einmal fünf große Löcher eingeschnitten. Beim Crash sind die Löcher noch größer, fünf große und fünf kleinere sind abwechselnd auf dem Profil verteilt. In die Kuppe des Chinas ist Thomas Lang’s Signature Muster aufgelasert, eine Art Tribal-Kranz. Mit guten 1100 Gramm sind beide Becken etwa gleich schwer und fallen – aufgrund der Löcher – in die leichte Kategorie. Die vorgesehene „Schichtung“ sieht so aus: Das Crash kommt umgedreht nach unten, darauf liegt das China so, dass beide Ränder bündig abschließen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Beide 18“: Nur das Super Stack besitzt Becken gleicher Größe…
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Praxis

Fat Stack: Der Name passt!
Matt Garska’s Stack klingt von allen vier Konfigurationen tatsächlich am fettesten. Kräftig angespielt, erzeugt es ein breites, röchelndes Aufrauschen, welches – je nachdem, wie fest man die  Becken zusammengeschraubt hat – schnell wieder verklingt. Es ist gleichzeitig das lauteste von allen und setzt sich auch im rockig gespielten Kontext klar durch. Durch die Art der Aufhängung mit nach unten zeigendem Profil des Top-Crashes fühlt es sich beim Anspielen auch am ehesten nach einem „normalen“ Becken an. Einzeln angespielt, funktionieren die beiden Becken natürlich auch. Das gelochte 18er klingt sehr „trashig“, kurz und rau, was kein Wunder ist, denn praktisch alle an ihm ausgeführten Bearbeitungsschritte (nicht abgedrehte Oberseite, Löcher, tiefe Hämmerung) begünstigen diese Charakteristik. Dasselbe gilt für das 16er Bottom-China, auch hier geht es kurz und knapp zu, beim Anspielen erzeugt es das typische Fauchen, um sofort danach mit rauer Modulation schnell zu verklingen. Beide Becken sind – für sich gespielt – eher leise und besitzen eine begrenzte Projektion. Sie klingen besonders unter dem Mikrofon sehr gut. 

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Fat Stack – lockere Spannung Fat Stack – mittlere Spannung Fat Stack – feste Spannung Fat Stack – beide Becken einzeln

Beim Double Down Stack scheppert es ordentlich
Obwohl es bezüglich der Größe und der verwendeten Beckentypen dem Fat Stack ähnelt, klingt das Double Down Stack nicht nur völlig anders, es fühlt sich auch anders an. Das Spielgefühl ist deutlich härter, weil man auf die nach oben gewölbte Kante des kleineren Beckens schlägt, was auch Fragen zur dauerhaften Haltbarkeit des Beckens aufwirft. Klanglich ist Matt Halpern’s Kombi noch roher als das Fat Stack. Statt eines breiten Rauschens erzeugt es eher ein Scheppern, welches zunimmt, je weniger man die Becken per Schraube aneinander presst. Beim Sustain mischen sich metallisch-knarzende Modulationen in das Klangbild. Für sich genommen, ist das Geräusch nicht wirklich angenehm, im Kontext mit der Band klingt es allerdings durchaus interessant. Mir persönlich sagt allerdings das Spielgefühl nicht wirklich zu. Wer hart zulangt, funktioniert damit das Double Down Stack zur Stickfräse um. 

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Double Down Stack – lockere Spannung Double Down Stack – mittlere Spannung Double Down Stack – feste Spannung Double Down Stack – beide Becken einzeln
Fotostrecke: 3 Bilder Die vier Stacks im Einsatz…

Leiser und luftiger kommt das Bullet Stack daher
Das kleinste Stack in der Runde erzeugt einen luftigen Klang, der nur wenige crispe oder komplexe Anteile besitzt. Bullet trifft es als Bezeichnung ganz gut, denn der Sound erinnert ein bisschen an das Geräusch, das erklingt, wenn dem Helden in Comic-Filmen eine Kugel am Kopf vorbei zischt. Der Grund dafür ist schnell erklärt. Während sich die Becken der anderen Stacks vollflächiger, beziehungsweise weiter außen (Super Stack) berühren, kommt es beim Bullet Stack nur an den Kuppen zum Kontakt, also dort, wo die geringste Schwingung übertragen wird. Aufgrund der Löcher und der Art der vorgesehenen Aufhängung könnte ich mir vorstellen, dass es eine allzu brachiale Spielweise irgendwann mit Schäden quittiert. Zu leise angespielt, entwickelt sich allerdings noch nicht das volle Potenzial des Stacks. Hier gilt es, einen guten Mittelweg zu finden. Einzeln eingesetzt, erweitert sich auch hier das Potenzial noch einmal deutlich, denn beide Modelle überzeugen mit modernen, schnell ansprechenden Trash-Crash-Sounds, welche sich musikalisch gut integrieren lassen. 

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Bullet Stack – lockere Spannung Bullet Stack – mittlere Spannung Bullet Stack – feste Spannung Bullet Stack – beide Becken einzeln

Das Super Stack ähnelt einer Hi-Hat
Thomas Lang’s Super Stack besitzt von allen Modellen den kürzesten und definiertesten Sound. Das liegt daran, dass sich beide Becken nur an den Rändern und in den Mitte berühren und damit ein Hi-Hat-ähnliches Klangbild erzeugen. Wo es sonst rauscht und grunzt, macht es hier eher „Ks!“. Aufgrund der Größe hat die Kombi aber ausreichend Power bei härterer Spielweise. Löst man die Befestigungsschraube etwas, wird der Sound breiter, bleibt aber unter Kontrolle. Das Super Stack ist eine ideale Kombi für Drummer, die eine zweite Hi-Hat mit mehr Dampf suchen.  

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Super Stack – lockere Spannung Super Stack – mittlere Spannung Super Stack- feste Spannung Super Stack – beide Becken einzeln
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Fazit

Mit den Artist Concept Stacks seiner Top-Endorser Matt Garstka, Matt Halpern, Luke Holland und Thomas Lang bringt Meinl eine umfangreiche Palette an neuen Sounds auf den Markt. Die Modelle unterscheiden sich sowohl klanglich als auch vom Spielgefühl her erheblich voneinander. Während das Super Stack sehr kontrolliert und Hi-Hat-artig klingt, kommt das Double Down wesentlich brachialer und kratziger daher. Wie auch das Bullet Stack neigt es zu einem leicht metallisch modulierenden Sustain, welches sich innerhalb der Musik jedoch verliert. Matt Garstka’s Fat Stack kommt mit dem breitesten und auch tiefsten Klang daher, mit seiner nach unten zeigenden Spielfläche ist es zudem am angenehmsten zu spielen. Wer sich so ein Stack auch im Hinblick auf die Verwendung als Einzelbecken zulegen möchte, bekommt einen guten Gegenwert für die mühsam ersparten Taler, denn besonders die größeren, aus Byzance Modellen konfigurierten Kombis (Fat und Double Down) bestehen aus sehr gut klingenden China- und Crash-Becken. Nicht nur für Fans sei hiermit also ein Check der Artist Concept Stacks empfohlen.  

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • fetter, breiter Sound des Fat Stacks
  • der schnellste Weg, die Signature Stacksounds der vier Artists zu bekommen
  • einzeln aufgehängt, ergeben sich zusätzliche Sound-Optionen
  • sehr gute Verarbeitung
Contra
  • Double Down und Bullet Stack sind sehr speziell
  • je nach Anwendung nicht gerade günstig
Artikelbild
Meinl Artist Concept Stacks 2017 Cymbal Sets Test
Für 659,00€ bei
Bandbreite für Stapel-Freunde: Die vier Artist Concept Stacks bieten sehr unterschiedliche Sounds.
Bandbreite für Stapel-Freunde: Die vier Artist Concept Stacks bieten sehr unterschiedliche Sounds.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Meinl
  • Serie: Artist Concept
  • Material: B20 Bronze, B10 Bronze, B8 Bronze
  • Klangcharakteristik: trashig, experimentell
  • Gewicht: thin bis medium hin
  • Herstellungsland: Türkei, Deutschland
  • Preise (Straßenpreise Dezember 2017):
  • Meinl Artist Concept Fat Stack: 569,00 EUR
  • Meinl Artist Concept Double Down Stack: 579,00 EUR
  • Meinl Artist Concept Bullet Stack: 339,00 EUR
  • Meinl Artist Concept Super Stack: 329,00 EUR

Seite des Herstellers: meinlcymbals.com

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… und Löcher gibt es auch.

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