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Marshall MG 101CFX Test

Übungsamps mit Vollausstattung, wie der Marshall MG101CFX, haben verschiedenen Grundsounds und Effekte an Bord, sind sehr angesagt und leisten Anfängern wie Profis gute Dienste.
Dem „Karriere-Starter“ bieten günstige Einsteigermodelle ansprechende und inspirierende Sounds und damit Spaß beim Üben, der Profi verfügt mit ihnen zu Hause über einen kleinen, gut klingenden Verstärker, wenn die großen Amps gerade im Proberaum oder Tourbus parken. Und in der Regel werden auch Effekte wie Delay oder Chorus frei Haus mitgeliefert.

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Schön, wenn der Übungsamp dann noch über so viel Leistung verfügt, dass er auch mal mit zur Probe oder sogar zum Gig darf. Und mit dem 100 Watt starken MG101CFX haben wir genau einen solchen Kandidaten für euch auf die bonedo-Testpiste gestellt. 

DETAILS
Gehäuse/Optik
Beim MG 101CFX bestimmt die Optik den ersten Eindruck, denn das vom Hersteller als Carbon Kevlar Finish bezeichnete Äußere ist für einen Traditionshersteller wie Marshall durchaus ungewöhnlich. Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber das Wörtchen „Finish“, denn hier kommen weder Kevlar noch Carbon zum Einsatz, auch wenn das futuristische Outfit sich als sehr strapazierfähig erweist. Zum stoßfesten Gesamteindruck tragen auch die schwarzen Kunststoffschoner auf den Ecken bei. Ebenfalls aus Kunststoff ist der Griff auf der Oberseite, mit dem sich unser 20 kg schwerer Testkandidat gut ausbalanciert tragen lässt. Wir haben also kein Leichtgewicht vor uns. Aber das Tragen lohnt sich, denn der Verstärker ist stabil gebaut und mit Abmessungen von 591 x 528 x 283 mm (B x H x T) gehört er auch nicht gerade zu den kleinsten 1 x 12“ Combos unter der Sonne. 
Das Gehäuse ist hinten komplett geschlossen, auf der Vorderseite finden wir die obligatorischen Bedienelemente auf einem silberfarbenen Kunststoffpaneel. Den Rest der Front bedeckt schwarzer Boxenbespannstoff, hinter dem sich der 12“ Speaker verbirgt. Vier Gummifüße sorgen für einen sicheren Stand des MG 101CFX.

Bedienfeld/Bedienung
Die Anzahl der Bedienelemente ist überschaubar, allerdings sollte man sich davon nicht täuschen lassen, denn dahinter verbirgt sich ein ausgeklügeltes Bedienkonzept. Namentlich bekommen wir es mit einem Gain-Regler (Verzerrungsgrad), einem Volume-Regler (Kanal-Lautstärke) und einer Dreiband-Klangregelung bestehend aus Bass-, Mitten und Höhenregler zu tun. Dazu kommen drei Controller für die Effekte Reverb, FX und Delay und der Master zur Justage der Endlautstärke. Der Clou: Der Amp ist als speicherbarer Vierkanaler konzipiert. Mit Clean, Crunch, OD1 und OD2 stehen vier verschiedene Grundsounds zur Verfügung, die in ihrem Gain-Verhalten und auch in der Wirkungsweise der Klangregelung unterschiedlich ausgelegt sind. Die Kanalanwahl erfolgt über die beiden Taster Clean/Crunch oder OD1/OD2, wobei die angewählten Kanäle farblich gekennzeichnet sind:

Clean – grün
Crunch – rot
OD1 – grün
OD2 – rot

Möchte man von Clean auf Crunch wechseln oder umgekehrt, muss dieser Taster einfach noch einmal gedrückt werden. Der mitgelieferte Zweifach-Fußschalter kann das Ganze auch entsprechend fernbedienen. Jeder Kanal verfügt über ein Preset, das die komplette Soundeinstellung inklusive Effekte beinhaltet. Über die Regler lässt es sich modifizieren und das Resultat durch Drücken von Store auf der rechten Seite des Bedienfelds abspeichern. Natürlich kann es vorkommen, dass man z.B. von Crunch auf OD1 wechselt und dort die Regler nicht mehr den gewählten Einstellungen entsprechen. Eine Realität, die man in Kauf nehmen muss, denn Motorfader gibt es hier nicht. Wer den absoluten Überblick behalten möchte und immer sehen will, was gerade eingestellt ist, der kann den Manual Modus benutzen. In ihm entsprechen die physischen Einstellungen der Regler den realen Sound-Settings. Es werden also nur die Kanäle und deren Grundcharakter umgeschaltet. 

Effekte
Der MG101CFX kommt mit drei Effektsektionen, bei denen der jeweilige Regler sowohl für die Auswahl der verschiedenen Effekte als auch für deren Einstellung zuständig ist. So liefert beispielsweise FX die Modulationseffekte Chorus, Flanger, Phaser und (Uni)-Vibe und legt auch deren Intensität fest. Lediglich der Octaver verfügt über eine feste Einstellung, er ist aktiviert, wenn der Regler voll aufgedreht wird. FX-Sektion und Delay werden mit dem Taster über dem FX-Regler ein- bzw. ausgeschaltet, bei aktivem Effekt leuchtet die LED im Taster rot. Hier sind die verschiedenen Positionen der Effekte am Regelweg des FX-Potis: 

Linksanschlag – Off
1. Viertel: Chorus 
2. Viertel: Phaser
3.  Viertel: Flanger
4.  Viertel: Vibe
Rechtsanschlag – Octave

Beim Hall (Reverb) hat man die Wahl zwischen Studio (Plattenhall) und Spring (Federhall). Die erste Hälfte des Regelwegs gehört dem Studio-Hall, die zweite der altbekannten Feder. Aktiviert wird der Effekt mit dem dazugehörigen Taster, der im Betrieb rot leuchtet.
Beim Delay stehen vier Modi zur Verfügung, und so sieht die Verteilung am entsprechenden Regler aus:

Linksanschlag – Off
1. Viertel: Hi-Fi
2. Viertel: Tape
3.  Viertel: Multi
4.  Viertel: Reverse

Allerdings verfügt das Delay über eine weitere Einstellmöglichkeit. Mit dem zwischen FX- und Delay-Regler beheimateten Tap-Taster kann das Tempo des Echo-Effekts eingetippt werden. Der zeitliche Abstand zwischen zwei Kontakten bestimmt die Echo-Zeit, wobei die integrierte LED im gewählten Tempo blinkt.
Mit Ext. FX, Damping und Store warten drei weitere Taster auf ihren Einsatz. Ersterer schaltet den externen Effektloop ein oder aus, während Damping die Arbeitsweise der Endstufe beeinflusst. Bei nicht leuchtender LED wird ein Vintage-, bei leuchtender LED ein moderner Klangcharakter vorgegeben. Hält man diesen Taster länger als zwei Sekunden gedrückt, wird der eben bereits angesprochene Manual Mode aktiviert. Ihren Abschluss findet die Reglereinheit mit dem bereits erwähnten Store-Taster, der die aktuellen Einstellungen abspeichert. Im manuellen Modus leuchtet er rot.
Fehlt noch die Eingangsbuchse, die die linke Seite besetzt, rechts findet man den Netzschalter. 
Wer die Umwelt akustisch schonen möchte, der kann an der zwischen Damping und Store gelegenen Mini-Klinkenbuchse einen Kopfhörer anschließen. In diesem Fall ist der interne Lautsprecher selbstverständlich ausgeschaltet. 

Rückseite
Die Rückseite ist mit ihren wenigen Anschlüssen sehr übersichtlich bestückt. Ein Lautsprecherausgang dient dem Anschluss des internen Speakers, allerdings kann hier auch eine größere Box (mind. 4 Ohm) verlinkt werden. Der eingebaute Lautsprecher muss dann eine Runde aussetzen. Wie bereits erwähnt, verfügt der MG101CFX über einen Effektloop für externe Effekte und stellt mit ihm die obligatorischen Send- und Return-Buchsen bereit. Der mitgelieferte Fußschalter mit der Bezeichnung PEDL-90010 wird an die Footswitch-Buchse angeschlossen und organisiert die vier Kanäle des Amps über zwei Schalter. Es besteht aber auch die Möglichkeit, den etwas üppiger ausgestatteten Vierfach-Schalter PEDL-90008 einzusetzen. Last, but not least findet auch ein MP3- oder CD-Player am ebenfalls vorhandenen Line In (Miniklinke-Stereo) Anschluss, sodass dem Jammen im heimischen Wohnzimmer nichts im Wege steht.

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PRAXIS
Werks-Presets
Den Anfang macht meine Les Paul. Sie ist dazu auserkoren, uns die vier Basis-Klangeinstellungen zu präsentieren, die der Hersteller dem Amp mit auf den Weg gegeben hat. 
Der grüne Cleansound liefert einen unverzerrten Ton mit vollem Effektprogramm, bestehend aus Chorus, Hall und Delay. Dabei ist alles noch so dezent eingestellt, dass er sich für cleane Begleitungen aller Art eignet. Beim Crunchsound geht es schon etwas kerniger zur Sache, besonders, wenn eine Gitarre mit hohem Output angeschlossen wird. Und wie es sich für einen Hersteller von der Insel gehört, ist auch ein typischer britischer Classic-Rocksound im Angebot. Der OD1 kommt noch eine Spur härter, der Ton wird etwas moderner mit leichtem Mid Scoop und angehobenen Höhen. Das Preset von OD2 liefert einen Leadsound mit einer amtlichen Portion Gain und Delay.
Generell sind die vier Werksounds allesamt gut abgestimmt, Effekte sind zwar eingebunden, aber drängen sich nicht in den Vordergrund. Auch die Pegel sind gut aufeinander abgestimmt, sodass der programmierfaule Gitarrist direkt mit den nötigen Brot- und Butter-Sounds loslegen kann. 
Hier sind die vier Presets in hörbarer Version:

Audio Samples
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Preset Clean LP Preset Crunch LP Preset OD1 LP Preset OD2 LP

Pure Amp-Sounds
Jetzt wollen wir uns allerdings um die puren Ampsounds kümmern und nachforschen, was mit den vier Kanälen alles möglich ist. Natürlich sollte man von einem 100 Watt Solid State Combo mit Effekten, der im Laden für gerade einmal 350 Euro den Besitzer wechselt, nicht die große Offenbarung in Sachen Ansprache, Ton und Dynamik erwarten. Hier geht es eher um eine große Bandbreite an Sounds. Bei den Werkspresets hat der Combo einen eher warmen, fast schon basslastigen Klang, der dem Spielen in den eigenen vier Wänden entgegenkommt, weil er der Gitarre schon bei geringen Lautstärken recht viel Druck verleiht. Im Bandgefüge kann das aber eher hinderlich sein, weil man mit solchen Einstellungen dem Bassisten mächtig in die Quere kommen kann. Aber in solchen Fällen hilft in der Regel die Klangregelung.
Der Grundcharakter des Clean Channels geht nicht so sehr in die Fender- oder Vox-Richtung, er bleibt tatsächlich eher warm und wartet nicht unbedingt mit brillanten Höhen auf. So ist ein schneidiger Rhythmus-Sound nur bei voll aufgedrehten Höhen und weit zurückgenommenen Mitten erreichbar.

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Clean Funk ST

Der Crunch-Channel gibt da schon etwas mehr Höhen ab und bietet die ganze Palette von leicht angezerrt bis zum britischen Mid-Gain-Rockbrett. So klingt ein leicht angezerrter Blues-Sound mit der Strat.

Audio Samples
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Crunch Blues ST

Als Nächstes folgen der Mid Gain Rocksound mit der SG und der Versuch, den Verzerrungsgrad über die Anschlagsdynamik zu steuern. Das gelingt leidlich, aber man sollte – wie schon gesagt – speziell in diesem Bereich nicht die Erwartungen anlegen, die man sonst sensiblen Röhrenboliden abverlangt. 
Bei leisen Anschlägen ist die Aktion des Noisegates leicht zu hören und zu fühlen. Es kann sich nicht entscheiden, ob es auf- oder zumachen soll. Insgesamt ist der Zerrsound für Übungszwecke aber auf alle Fälle brauchbar.

Audio Samples
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Crunch Rock SG

Während der Crunch-Channel die Freunde von Blues und Classic Rock bedient und sein Klang an den der traditionellen alten Marshall-Amps erinnert, geht der OD1 auf der „Zeitleiste der E-Gitarren-Sounds“ einen Schritt voran. Er liefert mehr Gain und der Sound erinnert an aufgemotzte JCM800 Amps, perfekt für Rock-Riffs und Powerchords, bei denen mehr Zerre benötigt wird.

Audio Samples
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OD1 Rock SG

Der OD2 kommt mit noch mehr Gain und bietet beste Voraussetzungen für Lead- und Metal-Sounds. Der Aktivitätsradius des Mittenreglers ist hier wesentlich stärker ausgeprägt, der Klang kann dadurch für die verschiedenen Mid Scoop-Facetten der Heavy-Gitarre besser eingestellt werden. 

Audio Samples
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OD2 Heavy SG

Effekte
Auch an die Effektabteilung sollte man nicht mit überzogenen Erwartungen herangehen. Sie dient mit Hall und Modulations- oder Delay-Sounds in erster Linie der klanglichen Feinkosmetik. Die Modulationseffekten lassen sich auf dem kurzen Regelweg nicht wirklich detailliert justieren, weshalb man überwiegend auf die Voreinstellungen des Herstellers angewiesen ist. Die wiederum sind in der Regel in einer angenehm dezenten Form vorhanden. Allerdings ist die Qualität der Effekte eher im mittleren Bereich angesiedelt, was aber durchaus der Preiskalkulation entspricht. Hier einige Beispiele mit den verschiedenen Effekten.

Audio Samples
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OD1 Phaser SG Crunch Tape Delay GR Clean Flanger ST Crunch Octaver LP
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FAZIT

Der Marshall MG 101CFX ist in die Kategorie Übungsamp mit Bühnenlautstärke einzustufen. Die Cleanreserven sind auf jeden Fall hoch genug, um sich im Bandgefüge Gehör zu verschaffen. Und trotz seines schlanken Preises kann er mit einigen Features wie vier unterschiedlichen und komplett speicherbaren Grundsounds inklusive Effektsektion mit Reverb, diversen Modulationseffekten und Delay-Typen aufwarten – Grundlage für viele Stile und Sounds. Die Ampsounds lassen etwas an Dynamik vermissen, präsentieren sich aber recht vielseitig. Dem Preis angemessen sind auch die Effekte, die aber dezent eingesetzt allesamt einen ordentlichen Job verrichten. Wer einen leistungsstarken und vielseitigen Übungsamp sucht, nicht mehr als 400 Euro investieren möchte und einige Abstriche im Klang machen kann, der sollte den MG101CFX auf jeden Fall antesten.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Vielseitige Sounds
  • Verarbeitung
  • Bedienkonzept
Contra
  • Klangqualität (Ampsounds & Effekte)
  • Dynamik, Ansprache
Artikelbild
Marshall MG 101CFX Test
Für 379,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Marshall
  • Modell: MG 101CFX
  • Typ: Combo-Amp mit Effekten
  • Ausgangsleistung: 100 Watt
  • Lautsprecher: 1×12“
  • Bedienfeld Regler: Gain, Bass, Middle, Treble, Reverb, Volume, FX, Delay, Master
  • Bedienfeld Schalter: Clean/Crunch, OD1/OD2, Reverb, FX, Tap, Ext. FX, Damping, Store
  • Rückseite Anschlüsse: Fußschalter, Lautsprecher, MP3 Line In, Send, Return
  • Abmessungen: 591 x 528 x 283 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 20 kg
  • Lieferumfang: Fußschalter
  • Preis: 415,00 Euro (UVP)
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Profilbild von FLOYD HENDRIX

FLOYD HENDRIX sagt:

#1 - 18.09.2021 um 10:06 Uhr

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Ich habe von der MG Serie den 15 CFX den 30 CFX und den 100 HCFX
Ich finde das ist eine der besten Serien die Marshall im Berich Solid-State-Amps bis Dato gemacht hat. Tolle Sound, einfache Bedienung und schon ab der 15 Watt Version 4 speicherbare Kanäle. Die Carbon-Serie habe ich deshalb gekauft, weil die mir von der Optik her Besser gefällt als die MG-Serie in Gold. Ich habe den MG15 und den MG30 als Combo ausgetauscht, für die unsäglichen Line6 _Spider.
Den Spider V30 gab ich für den Marshall MG30CFX her, ein wirklich toller tausch den ich noch nie bereut habe. Ebenso das ich den Spider III-15 weggegeben habe für den MG15CFX. Und meinen Röhren 333 XL haben ich verkauft um mir den 100 HCFX zuzulegen.

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