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Marshall JVM1HT3 Vicky Morgan Bundle Test

Das Marshall JVM1HT3 Vicky Morgan Bundle im bonedo-Test – Dass man bei Marshall durchaus auch dann für neue Ideen offen ist, wenn es nicht nur um innere Werte geht, zeigen die stylischen Modellen der Custom Tattoo Serie.

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Wir wollten wissen, ob das Topteil zusammen mit der todschicken Box nur ein cooler Hingucker ist, oder ob die Kombination auch einen akzeptablen Röhrensound liefern kann.

Details

Konzept

Vollröhrenverstärker mit geringer Wattzahl haben seit einiger Zeit Hochkonjunktur und so warten in den Musikläden und Onlineshops dieser Welt immer mehr Amps mit einer übersichtlichen Ausgangsleistung auf Kundschaft. Das Besondere am Marshall JVM1HT3 ist seine ausgewachsene Röhrenvorstufe, die mit vier ECC83 Glaskolben betrieben wird. Im Gegensatz dazu kommt die Miniaturendstufe mit lediglich einer einzigen ECC 82 Röhre aus. Mehr als Übungslautstärke ist damit zwar nicht möglich, aber das gesteckte Ziel ist ja ein authentischer Röhrensound mit allen Vor- und Nachteilen, auch bei kleinen Lautstärken.

Wichtigster Bestandteil des Bundles: JVM1HT3-Top
Wichtigster Bestandteil des Bundles: JVM1HT3-Top

Aufbau Frontpaneel Topteil

Auf dem Frontpaneel des kleinen Topteilgehäuses befindet sich neben dem Gitarreneingang der Volumeregler des Clean-Kanals. Es folgt ein Drucktaster für die manuelle Kanalumschaltung, die übrigens auch mittels Fußschalter vorgenommen werden kann. Der Amp ist nämlich zweikanalig aufgebaut und beherbergt neben dem unverzerrten auch einen Overdrive-Kanal mit Gain- und Volume-Regler. Beide teilen sich eine gemeinsame Vierband-Klangregelung, was hier sehr gut und ohne einen wahrnehmbaren Kompromiss gelungen ist. Wie man es von gut abgehangenen Röhrenamps gewohnt ist, steht neben Bass, Middle und Treble auch ein Presence-Regler zu Verfügung, mit dem sich die oberen Frequenzbänder modellieren lassen. Ein weiterer Klangverbieger ist der sogenannte Resonance-Switch. Mit ihm lässt sich der Bassbereich eindrucksvoll anreichern, um dem Sound mehr Fülle zu geben. Ein On/Off-Schalter für das Powermanagement rundet das Bild ab. 

Fotostrecke: 6 Bilder Das Frontpanel ist überschaubar.

Die Rückseite

Das Gehäuse ist rückseitig komplett verschlossen, was für Marshall Röhrenamps eigentlich ungewöhnlich ist. Zum Ableiten der Röhren-Wärme reicht eine mit einem Metallgitter versehene Öffnung auf der Oberseite des Gehäuses aus, weil die Hitzeentwicklung der Vorstufenröhren längst nicht an das Niveau ausgewachsener Endstufenröhren heranreicht. Ich hab es mir trotzdem nicht nehmen lassen und die rückseitige Holzabdeckung kurzerhand abgeschraubt. Hier ist außer den fünf Glaskolben, von denen eine in einem Abschirmbecher untergebracht ist, nichts von der restlichen Schaltung zu sehen. Auf den ersten Blick ist handwerklich nichts zu bemängeln, auch haben die Röhren genügend Raum, um nicht zu überhitzen. Also Abdeckung wieder festgeschraubt und weiter im Text. An der Rückseite befindet sich ein Anschluss für den mitgelieferten Fußschalter, der Amp lässt sich, wie schon erwähnt, bei Bedarf aber auch auf der Vorderseite per Hand umschalten. Die beiden benachbarten Buchsen bilden einen seriellen Effekt-Einschleifweg. Hier bitte ein möglichst gutes digitales Effektgerät verwenden und kein “Vintage-Schätzchen” aus den Anfängen der digitalen Revolution Anfang der Achtziger oder noch davor, da sonst der Sound jegliche Dynamik verliert. Die Line-Out-Klinkenbuchse soll den den Klang einer Gitarrenbox emulieren, sodass der Amp auch zu Recordingzwecken im Homestudio verwendet werden kann. Eine Gitarrenbox braucht die Endstufe übrigens nur dann, wenn das Verstärkerteil auf “High” eingestellt ist, was per Drucktaster auf der Rückseite passiert. In der “Low”-Position bringt der Amp nur noch eine Leistung von 0,1 Watt, was besonders die Nachbarschaft erfreuen dürfte. Ein Lautsprecherausgang und der Schuko-Netzsteckeranschluss mit integrierter Sicherung runden das Bild ab.

Fotostrecke: 5 Bilder Rückseite des Topteils

Die Box

Passend zum roten Topteil gibt es die MRC110T3 Gitarrenbox, die mit einem 10 Zoll Celestion G10F Speaker bestückt ist. Die Box hat eine Leistung von 15 Watt und eine Impedanz von 16 Ohm. Mit einem Gewicht von knapp neun Kilo ist man hier auch als mit “Rücken” geplagter Gitarrist immer noch auf der sicheren Seite. Die Box ist rückseitig geöffnet, was je nach Einsatzgebiet Vor- und Nachteile mit sich bringt. Wenn man eine geöffnete Gitarrenbox vor einer Wand aufbaut, bekommt man einen fetteren Sound, was sich besonders im heimischen Wohnzimmer positiv bemerkbar macht. Anders sieht es bei Open Air Gigs aus, da hier ein Großteil der Schwingungen nach hinten im Nirvana verpufft. Während sich der Amp in einen einfarbigen, schlichten roten Kunstlederbezug kleidet, setzt sich die Box dank der ausgefallenen Lautsprecherbespannung optisch gut ab. Und das Beste an solch auffälligen Designs: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Marshallamps und Boxen der Tattoo-Serie in ferner Zukunft einmal als Sammlerstücke gehandelt werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Box geht eindeutig als Kunstwerk durch.
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Praxis

Das Marshall Test-Bundle bietet einen waschechten, authentischen Röhrensound, der aber gleichzeitig eine ganze Ecke kleiner klingt, als man es von ausgewachsenen Röhrenamps gewohnt ist. Ich habe schon viele Verstärker mit schwach dimensionierten Röhrenendstufen getestet, und bei den meisten ist der Bassbereich ausgedünnt, damit der Amp einen gewissen Grad an Lautstärke bringen kann. Im Vergleich zu vielen anderen klingt der JVM1HT3 sehr rotzig und brachial. Das Bundle liefert trotzdem einen unerwartet hohen Lautstärkepegel. Reißt man den Amp im  Wohnzimmer voll auf, können auch die Nachbarn je nach Wandstärke freudig mitheadbangen. Im Proberaum und bei Gigs würde ich mich auf die gebotene Endstufenleistung allerdings nicht verlassen. Gegen einen mittellauten Trommler nebst Bassmann steht man mit nur einem Watt wohl eher auf verlorenem Posten. Ich habe euch einige Audiobeispiele mitgebracht, wobei ich die Box mit einem SM57 abmikrofoniert und gleichzeitig das Line-Out-Signal mittels Klinkenkabel direkt ins Audiointerface geschickt habe. 

Verheißungsvolles Logo auf eher ungewohnter Farbe
Verheißungsvolles Logo auf eher ungewohnter Farbe

Beginnen wir mit dem cleanen Kanal zusammen mit der ersten Zwischenposition meiner 1977er Stratocaster. Bis auf den Bassregler in Vollgasposition stehen die restlichen Klangregler in der Mitte. Das Volumepoti steht auf 11 Uhr, wobei der Sound jetzt schon ganz leicht in die Sättigung geht, aber noch ohne hörbare Verzerrung. 

Audio Samples
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Clean Strat Speaker Clean Strat Line Out

Dreht man den Volume-Regler weiter auf, erhält der Ton besonders mit der silbrigen Zwischenposition der Stratocaster ein süßliches Klingeln. Dabei kommt das Ganze marshalltypisch rau und weniger weichkomprimiert als beispielsweise bei einem Vox AC 30. Der Unterschied zwischen dem mikrofonierten Signal und dem frequenzkorrigierten Sound des Line-Out-Ausgangs wird natürlich mit zunehmender Verzerrung immer drastischer. Die lebendigen  Feinheiten der Lautsprecherpappe fehlen bei der Speakersimulation größtenteils. Auch der Bassbereich ist beim Line Out Signal schwächer vertreten als beim mikrofonierten. 

Audio Samples
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Clean Medum Gain Strat Speaker Clean Medum Gain Strat Line Out

Dreht man den cleanen Kanal auf Maximum, erhält man sehr authentische Classic-Rock-Klänge. Zusammen mit dem Steghumbucker meiner Les Paul erinnert die Zerrstruktur an die eines JCM 800. Hier kann man problemlos AC/DC- und Aerosmith-artige Riffs abfeuern, die nicht allzu viel Gain brauchen, um sich im Playback gut durchzusetzen. 

Audio Samples
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Clean Maximum Gain Les Paul Speaker Clean Maximum Gain Les Paul Line Out

Kommen wir zum Overdrive-Kanal des JVM1HT3. Hier geht es zwar um einiges komprimierter zur Sache, der Klang verliert aber nichts von seiner Griffigkeit. Der Charakter der Gitarre bleibt erhalten und es findet keine klangliche Gleichmacherei statt. In den folgenden Audiobeispielen stehen die Mitten auf 11 Uhr, während ich Treble und Presence zwischen 13 und 14 Uhr justiert habe. Der Bassregler steht auf Maximum und der Resonance-Schalter ist deaktiviert. Man merkt, das es beim Overdrive-Kanal sofort zur Sache geht, denn der Amp bietet schon bei Gaineinstellungen um die 10 Uhr einen recht hohen Verzerrungsgrad.  Leicht angezerrt geht hier eigentlich nichts, es sein denn, man regelt das Poti an der Gitarre sehr weit zurück. Aber dafür hat man schließlich den cleanen Kanal. 

Audio Samples
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OD Low Gain Strat Speaker OD Low Gain Strat Line Out

Zum Schluss noch ein High-Gain-Soundbeispiel mit der Les Paul. An der Klangregelung wurde nichts verändert, lediglich der Gainregler wurde bis kurz vor Maximum gedreht. Ich habe auch mit Pedalen experimentiert, was den Sound aber nicht wirklich bereichert. Der Ton bleibt am lebendigsten ohne zusätzliche Booster oder Verzerrer. Dieses Mal habe ich den Bassregler auf 13 Uhr zurückgenommen und den Resonance-Schalter aktiviert. In allen Disziplinen hat mich Letzterer aber nicht  überzeugt, denn aufgedreht klingt er bei der Rhythmusarbeit für meinen Geschmack nicht straff genug. Beim Üben im Wohnzimmer mag das ja für manche Anwender angenehm erscheinen, bei Aufnahmen würde ich ihn aber nicht mit einbeziehen. Dreht man stattdessen den Bassregler voll auf, klingt der Amp direkter und straffer. Beim Solieren dagegen gefällt mir dieses gewisse Maß an klanglicher Unterfütterung, weil es besonders in hohen Lagen dem Ton mehr Fülle gibt. 

Audio Samples
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OD High Gain Les Paul Speaker OD High Gain Les Paul Line Out
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Fazit

Das stylische Marshall-Bundle ist nicht nur ein Eyecatcher, sondern klingt auch richtig gut. Wer die Kombi zum Üben einsetzen möchte, bekommt hier einen sehr authentischen, zweikanaligen Wohnzimmer-Marshall, mit dem man eine breite Palette an Gitarrensounds realisieren kann. Abstriche muss man natürlich in puncto Lautstärke machen. Die Tatsache, dass man die 1-Watt-Röhrenendstufe auch im Wohnzimmer schon in die Sättigung fahren kann, bedeutet selbstverständlich auch, dass sich der Amp im Bandgefüge nicht durchsetzt. Im Studio ist das völlig egal, und so kann man hier durchaus gute Gitarrentracks zum Besten geben. Der Marshall JVM1HT3 mit der dazugehörigen MRC110T3 Box ist ein absoluter Geheimtipp für Soundgourmets, die auch beim Üben in den Genuss sehr guter Marshallsounds kommen wollen. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • vielseitiger Clean-Kanal
  • sehr guter Übungsamp
  • geringes Gewicht
Contra
Artikelbild
Marshall JVM1HT3 Vicky Morgan Bundle Test
Für 1.099,00€ bei
Sieht nicht nur gut aus: Vicky Morgan Bundle.
Sieht nicht nur gut aus: Vicky Morgan Bundle.
Spezifikationen
  • Marshall JVM1HT3 Topteil:
  • 2 Kanäle: Clean, Overdrive
  • Röhren: 4 x ECC83 Vorstufenröhren, 1 x ECC82 Endstufenröhre
  • Regler: 2 x Volume, Gain, Bass, Middle, Treble, Presence
  • Schalter: Clean/Overdrive, Resonance, On/Off, Low-Power-Schalter: 1 Watt bis 0,1 Watt
  • Anschlüsse: Input, Footwsitch, FX Loop In/Out, emulierter Line Out, Speaker Out, Stromanschluss
  • Gewicht: ca. 6,3 kg
  • inkl. Fußschalter
  • Marshall MRC110T3 Gitarrenbox:
  • Custom Finish by Vicky Morgan: Tattoo
  • 1 x 10 Celestion G10F Lautsprecher
  • 15 Watt RMS
  • Mono Input
  • 16 Ohm
  • 8,8 kg
  • B x H x T 49 x 38 x 23 cm
  • Bundle-Preis: € 1305,– (UVP)
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Sieht nicht nur gut aus: Vicky Morgan Bundle.

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