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Marshall JTM45 Offset Halfstack Test

Das Marshall JTM45 Offset Halfstack im bonedo-Test – Marshall erfreut die interessierte Gemeinde einmal mehr mit einem kleinen Leckerbissen in limitierter Auflage: Im Zuge des 50-jährigen Jubiläums setzt das britische Traditionsunternehmen nach den 50th Anniversary Amps nun mit einem schicken 1 Watt Topteil inklusive der dazugehörigen Box einen weiteren Glanzpunkt. Und um das gute Stück nicht einfach so den Kräften des Marktes zu überlassen, hat man die Auflage streng limitiert. Ganze 1111 Stück sind weltweit erhältlich, davon 200 in Deutschland und Österreich. Klar, dass bei einer so begrenzten Stückzahl der etwas tiefere Griff in die Geldbörse vorprogrammiert ist, und so werden denn auch fast Tausend Euro für das attraktive Halfstack fällig.

Marshall_Offset_Stack_003FIN


Damit stellt sich auch unweigerlich die Frage, ob das Gerät nun eher eine Wertanlage für Sammler ist oder ob man damit auch Musik machen kann. Und wenn ja, wo ist dann sein Einsatzgebiet? Schafft es der 1-Watt-Amp auch, sich gegen einen Schlagzeuger in Szene zu setzen? Wir werden sehen.

Details

Gehäuse/Optik

Unser Testkandidat ist in Optik und Design dem allerersten Marshall JTM45 von 1962 nachempfunden. Am Auffälligsten ist erst einmal das Frontpaneel, das nicht mittig an der Vorderseite platziert ist, sondern rechtsbündig, daher auch der Zusatz „Offset“ im Namen. Und genau so sahen die ersten Modelle des historischen JTM45 auch aus. Auch der Schriftzug mit dem alten Marshall Logo in Druckschrift und der beigefarbene Bespannstoff an der Front sind dem Original entnommen. Topteil und Box sind ansonsten mit schwarzem Vinyl überzogen, die Frontseite umrandet ein bronzefarbener Keder, der auch auf der Oberseite eingearbeitet ist. Beide Teile machen mit dem spiegelnden Frontpanel, den vergoldeten Griffschnallen und dem detaillierten Logo-Schild aus Metall einen sehr edlen Eindruck, ohne dabei protzig zu wirken.
Es gab bereits 1999 eine Original Sonderauflage des JTM45 mit einer 4×12 Box, allerdings wurde diese nur in Amerika und Asien ausgeliefert, weil sie in Europa den VDE-Normen nicht entsprach. Das ist bei unserem Testmodell nicht der Fall, der kleine JTM45 darf auch hierzulande ohne Bedenken betrieben werden. Im Gegensatz zu den großen Original-JTM45 Amps ist er naturgemäß etwas reduzierter ausgestattet und läuft mit zwei ECC83 Glühkolben in der Vor- und einer ECC82 Röhre in der Endstufe.

Fotostrecke: 5 Bilder Optisch ein wahrer Leckerbissen

Bedienfeld/Rückseite

Die Regelmöglichkeiten auf dem Frontpanel sind im Vergleich zum Original für unseren Halbstarken logischerweise etwas abgespeckt: Es gibt einen Tone-Regler zur Einstellung der Klangfarbe und einen Lautstärkeregler, und das war’s dann auch schon. Der pure Ton soll es also richten und bei einem Watt Leistung kann man auch davon ausgehen, dass die Endstufenzerre sich nicht erst bei schmerzenden Lautstärken aus den Speakern wagt.
Als Pete Townshend die ersten Amps bei Jim Marshall begutachtete, konnte es nicht laut genug sein, heute ist es eher umgekehrt. Das JTM45 Offset Halfstack hat auf der Rückseite einen Schalter, mit dem man die Leistung auf 0,1 Watt reduzieren kann. Somit ist auch die volle Zerre bei Zimmerlautstärke genießbar, ohne dass die Tassen im Küchenschrank wackeln. Hier finden wir auch die beiden Lautsprecheranschlüsse, einmal acht und einmal 16 Ohm. Allerdings kann jeweils nur einer von beiden betrieben werden, die mitgelieferte Box wird über den 16-Ohm-Anschluss verkabelt.

Fotostrecke: 5 Bilder Das nennt man mal übersichtlich

Lautsprecherbox

Optisch passend zum Top zeigt sich die Lautsprecherbox, die in unserem Fall mit einem 10“ Celestion G10F-15 bestückt ist. Im Gegensatz zur halbgeöffneten Original-Box ist das Cabinet komplett geschlossen und gibt den Schall mit einem guten Bassfundament direkt nach vorne ab.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Box
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Praxis

Die 1-Watt-Amps aus der 50th Anniversary Reihe konnten ja schon mit einem recht starken Schalldruck überzeugen, und so sieht es beim JTM45 Custom Offset ähnlich aus. Vor allem die Box überrascht mit einem satten Sound, sie klingt sehr ausgewogen und auch bei höheren Lautstärken nicht blechern. Ein sehr angenehmer Klang, den ich in dieser Form tatsächlich nicht erwartet hätte. Der 0,1 Watt Modus ist tatsächlich so leise, dass man den Amp voll aufdrehen und im kleinen Kämmerlein mit entsprechender Zerre spielen kann, ohne jemanden zu stören. Richtig Spaß macht es aber erst in der normalen Betriebsart, denn da schmatzt die Endstufe bereits bei mittlerer Loudness-Einstellung und liefert auch lautstärkemäßig ein gutes Pfund, das für die eine oder andere Blues-Session mit einem dezent spielenden Drummer ausreichen sollte. Zur ersten Bestandsaufnahme hören wir uns den Sound bei mittlerer Einstellung an.

Audio Samples
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Mary ST
GitarreToneLoudness
Strat1212

Zu weit aus dem Fenster hat man sich bei Marshall tatsächlich nicht gelehnt, der typisch dreckige Sixties-Sound ist hier eindeutig eingefangen und kann auf die Menschheit losgelassen werden. Die Strat erzeugt einen sehr rotzigen Ton, der je nach Anschlag von Clean bis Mid Gain reicht. Bei harter Betätigung der Saiten ist die Kompression der Endstufe klar zu spüren, der Sound zerrt, wird aber nicht mehr viel lauter, sondern einfach nur dichter. Bei leisen Anschlägen ist er zwar fast clean, hat aber genügend Lautstärke in Reserve. Sehr gutes Spielgefühl!
Dreht man den Loudness-Regler voll auf, generiert die Strat ein ganz ordentliches Mid Gain Brett. Für Cleansounds empfiehlt es sich dann, den Lautstärkeregler an der Gitarre zurückzunehmen, genau so wie früher, und das funktioniert mit dem Amp auch bestens. Wer allerdings absolut saubere und unverzerrte Töne benötigt, der wird hier nicht zu 100 Prozent bedient werden, denn der Amp hat immer eine Prise Dreck an den Stiefeln, und auch das gehört unzweifelhaft zum britischen Sound. Im folgenden Beispiel habe ich zuerst den Volume-Regler an der Strat auf 5 gestellt, nach zwei Durchgängen auf 10 und im letzten Durchgang von der Kombination Mitte & Steg auf den Steg-Pickup umgeschaltet.

Audio Samples
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Max Gain ST
GitarreToneLoudness
Strat1417

Was mich etwas stört, ist die schlechte Markierung der Regler. Man sieht den schwarzen Streifen (auf schwarzem Regler), der durch die beidseitige Wölbung der Oberfläche gebildet wird, bei gewissen Lichtverhältnissen nur sehr schwach. Aber da es nur zwei Regler gibt, sollte das kein großes Drama sein. Widmen wir uns nun den etwas kräftigeren Gitarrentypen, zuerst ist eine SG im Angebot, mit der das beliebte britische Setting (beide Regler voll aufgedreht) eingeläutet wird.

Audio Samples
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British 1 SG
GitarreToneLoudness
SG1717

Das klingt auf jeden Fall amtlich und regt zu entsprechenden Rock-Ausflügen an. Der Amp hat zwar begrenzte Regelmöglichkeiten, aber dafür reagiert er umso besser auf Veränderungen an der Gitarre. Ich habe beim nächsten Beispiel nichts am britischen Setting verändert – also gleiche Gitarre und gleicher Pickup – lediglich den Tone-Regler der Gitarre für einen etwas „Cream“-igeren Sound komplett zurückgedreht und etwas leichter angeschlagen. Das ist das Ergebnis:

Audio Samples
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British 2 SG
GitarreToneLoudness
SG1717

Nun zum klassischen Herrengedeck der Rockmusik mit Les Paul und Marshall. Auch hier gibt es keine Beanstandungen, beide vertragen sich vorzüglich, und mit den getrennt regelbaren Pickups der Les Paul lässt es sich mit dem JTM45 perfekt arbeiten. Cleansound mit dem Halstonabnehmer bei Volume auf 5 und das Brett mit dem Steg-Pickup bei voller Gitarrenlautstärke. Dabei habe ich den Loudnessregler nicht so weit aufgedreht, denn bei der Les Paul-Power war mir persönlich der Zerrsound bei Vollanschlag im Bassbereich etwas zu undefiniert.

Audio Samples
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Lead LP
GitarreToneLoudness
Les Paul1014

Der Tone-Regler ist eher für Feinkosmetik zuständig, krasse Frequenzverbiegungen sind nicht an der Tagesordnung, aber das ist auch völlig in Ordnung so. Mit vorgeschalteten Effektpedalen gibt es ebenfalls keine Probleme, Delays werden nicht verwaschen dargestellt und mit einem Overdrive kann man den JTM45 noch weiter anfeuern und etwas mehr Verzerrung aus ihm kitzeln. Zum Abschluss hört ihr ein Beispiel, bei dem ich nach zwei Durchgängen einen Himmelstrutz Fetto dazugeschaltet habe, um mehr Gain zu erhalten.

Audio Samples
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Fetto LP
GitarreToneLoudness
Les Paul911
Definitiv etwas Besonderes, das JTM45 Offset Halfstack
Definitiv etwas Besonderes, das JTM45 Offset Halfstack
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Fazit

Das JTM45 Offset Halfstack ist mehr als ein Sammlerstück und definitiv zu schade für einen ruhigen Platz in der guten Stube. Der Amp punktet mit einem sehr authentischen Vintage Ton bei geringer Lautstärke und qualifiziert sich so für den verwöhnten Gitarristen, der auch zu Hause auf Endstufenzerre und Kompression nicht verzichten möchte. Andererseits fühlt sich der Verstärker auch beim Recording wohl, denn er erzeugt schon bei geringer Lautstärke amtliche Sounds von Clean bis Mid Gain, und das bei sehr guter dynamischer Ansprache und exzellenter Klangwiedergabe. Die Box mit 10“ Speaker trägt dazu einen großen Teil bei, denn der Ton präsentiert sich klar und ausgewogen und mit einem guten Bassfundament. Bei höheren Lautstärken wird es auch nicht blechern, wie man das von vielen kleinen Boxen mit kleinen Lautsprechern kennt. Die Lautstärke reicht für entspannte Bandproben, bei denen Drummer und Bassist nicht unbedingt das Brecheisen auspacken. Allerdings sind die Cleanreserven nicht sehr groß, der Amp hat immer einen leicht angeschmutzten Sound, der ihm allerdings extrem gutsteht. In der Kategorie „1 Watt Topteil mit Box“ bekommt er von mir die volle Punktzahl. Ob das Gesamtpaket allerdings auch knapp tausend Euro wert ist, das muss jeder Käufer selbst entscheiden.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Design
  • Verarbeitung
  • Sound
  • Ansprache, Klangübertragung
Contra
Artikelbild
Marshall JTM45 Offset Halfstack Test
Für 849,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Marshall
  • Modell: JTM45 Offset Halfstack
  • Typ: E-Gitarrenverstärker Topteil mit Box
  • Ausgangsleistung: 1 Watt
  • Röhrenbestückung: 2 x ECC83 (Vorstufe), 1x ECC82 (Endstufe)
  • Lautsprecher: 1 x 10“ Celestion G10F-15
  • Bedienfeld Regler: Tone, Loudness
  • Rückseite Anschlüsse: 2 x Lautsprecher
  • Abmessungen Topteil: 380 x 210 x 200 mm (B x H x T)
  • Abmessungen Box: 380 x 380 x 220 (B x H x T)
  • Gewicht Topteil: 5,2 kg
  • Gewicht Box: 7,9 kg
  • Lieferumfang: Netzkabel, Lautsprecherkabel
  • Preis: 979,00 Euro
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