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Marshall Custom Pin-Up Halfstack Test

Praxis

Wer schon einmal das Vergnügen hatte, mit kleineren Röhrenamps zu musizieren, der weiß, dass fünf ausgefahrene Watt weit über Zimmerlautstärke-Niveau liegen. Obwohl das Testmodell gar nicht den Eindruck macht, als wäre es so ein “Schreihals”, muss es ziemlich schnell in meiner Studiokabine Platz nehmen. Für den Test kamen wieder meine Fender Stratocaster und eine Hagstrom Les Paul Kopie zum Einsatz. Mikrofoniert habe ich den “Custom Pin-Up” mit einem Sennheiser E 606 und einem t-bone RB 500 Bändchenmikrofon, um den Vintage-Charakter der Sounds zu unterstreichen.
Ich habe von jedem Hörbeispiel zwei Versionen erstellt. Version 1 ist das völlig trockene Signal aus dem Speaker, die zweite Version ist mit ein wenig Hall versehen, um den Klangcharakter des jeweiligen Beispiels räumlicher abzubilden. Ich finde, damit lassen sich in manchen Fällen typische Klischees eines Sounds, gerade in der Vintage-Ecke, besser orten. Der Kopfhörerausgang ist mit einer zusätzlichen Klangfilterung ausgestattet und transportiert einen angenehmen Sound auf die Ohren. Doch Vorsicht mit dem Volumenregler! Auf Stufe 4 ist das Kopfhörersignal wirklich schon sehr laut. Verzerrte Sounds, die erst bei einer höheren Auslastung realisierbar sind, sollten in diesem Fall lieber nicht in Erwägung gezogen werden.

Marshall_Custom_Pinup_008FIN Bild

Ich beginne den Test des Halfstacks mit meiner Strat. Der EQ ist in allen Bereichen mittig eingestellt, das Volumepoti steht auf 3. Hier ist das Signal noch völlig clean, wenn ich die Gitarre, wie im ersten Hörbeispiel, mit den Fingern spiele. Ein sehr weicher, warmer und runder Cleansound mit etwas gedämpften Höhen ertönt, der wunderbar zu dieser Spielweise passt. Obwohl man es bei einem 10″ Speaker vielleicht gar nicht erwarten würde, ist der Bass sehr präsent, aber dennoch ausgewogen. Der hinzugemischte Hall in der zweiten Version macht den Sound noch etwas “smoother”.

Audio Samples
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Beispiel 1 – Dry Beispiel 1.2 – Reverb (Preset: Hall)
GitarreBassMidTrebleVolume
Strat/Neck- und Mittel-PU5553

Nachdem ich zur Les Paul in derselben Einstellung gewechselt bin, muss ich den EQ ein wenig korrigieren. Die Humbucker liefern natürlich etwas mehr Output und transportieren auch mehr Bass. Ich drehe Bässe und Mitten deutlich zurück und hebe die Höhen etwas an. Wie das zweite Hörbeispiel zeigt, zeichnen sich schon bei einer Lautstärkeeinstellung von 3 und einem etwas härteren Anschlag leichte Obertonverzerrungen ab, der weiche Grundcharakter bleibt aber bestehen.

Audio Samples
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Beispiel 2 – Dry Beispiel 2.1 – Reverb (Preset: Hall)
GitarreBassMidTrebleVolume
Les Paul/ Beide PUs1173

Dreht man das Volume-Poti weiter auf, ändert sich zusätzlich zur Lautstärke auch der Klangcharakter. Es ist also empfehlenswert, erst die Lautstärke einzustellen und dann den EQ anzupassen.
Bei den nächsten beiden Beispielen habe ich mich wirklich ein bisschen gefühlt wie auf einer Zeitreise ins britische Blues Revival der 60er Jahre.
Das Volumepoti steht nun auf 5 und ich nehme wieder die Strat in die Hand und spiele eine bluesige Begleitfigur. Der Zerrgrad geht jetzt schon in Richtung Crunch, insgesamt ist der Sound deutlich bissiger und schärfer. In den Bässen fängt es an, ein wenig mulmig zu werden, was dem Sound aber auch eine charmante Note verleiht.

Audio Samples
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Beispiel 3.1 – Dry Beispiel 3.2 – Reverb (Preset: Spring)
GitarreBassMidTrebleVolume
Strat/Neck- und Mittel-PU7575

Ich tausche wieder Strat gegen Les Paul, lasse das Volumepoti unberührt und korrigiere erneut ein wenig die EQ-Einstellungen. Ein wunderbar muffiger und weich komprimierter Sound entsteht. Gerade mit ein wenig Hall kommt diese Farbe schön zur Geltung.

Audio Samples
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Beispiel 4.1 – Dry Beispiel 4.2 – Reverb (Preset: Hall)
GitarreBassMidTrebleVolume
Les Paul/Beide PUs5555

Das folgende Hörbeispiel zeigt die klangliche Abbildung der Strat noch einmal mit aktiviertem Halstonabnehmer bei gleichem Lautstärkelevel.

Audio Samples
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Beispiel 5.1 – Dry Beispiel 5.2 – Reverb (Preset: Hall)
GitarreBassMidTrebleVolume
Strat/Neck-PU5365

Bei noch höherer Lautstärke addieren sich weiter Kompression und Mitten. Durch den kleinen Speaker wird der Klang für meinen Geschmack etwas speziell und sagt mir nicht mehr zu, weder im Rhythmusgitarrenspiel mit meiner Strat noch mit meiner Les Paul. Ein größerer Speaker würde sich hier bestimmt positiv auf das klangliche Ergebnis auswirken. Für Solosounds lohnt es sich aber auf jeden Fall, das Volume-Poti noch weiter auszureizen:

Audio Samples
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Beispiel 6.1 – Dry Beispiel 6.2 – Reverb (Preset: Spring)
GitarreBassMidTrebleVolume
Les Paul/Neck-PU5557

Das letzte Klangbeispiel bestätigt noch einmal meinen Einruck: Dieses Marshall-Modell fühlt sich in traditionellen Gefilden am wohlsten. Im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten ist es gerade im Blues-Bereich eine wahre Freude, über diese Kombination zu spielen!

Audio Samples
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Beispiel 7 – Reverb (Preset: Hall)
GitarreBassMidTrebleVolume
Les Paul/Steg-PU5555
Kommentieren
Profilbild von Tobi

Tobi sagt:

#1 - 09.06.2013 um 15:46 Uhr

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Und warum genau musste da jetzt wieder Reverb auf die Sounds? Ist man sich nicht eigentlich einig, dass sowas zu vermeiden ist...

Profilbild von BonedoMalte

BonedoMalte sagt:

#2 - 11.06.2013 um 16:18 Uhr

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Hallo Tobi, die Antwort findest du unter "Praxis" im zweiten Absatz: "Version 1 ist das völlig trockene Signal aus dem Speaker, die zweite Version ist mit ein wenig Hall versehen, um den Klangcharakter des jeweiligen Beispiels räumlicher abzubilden. Ich finde, damit lassen sich in manchen Fällen typische Klischees eines Sounds, gerade in der Vintage-Ecke, besser orten." Ich hoffe das hilft dir weiter!

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