Lindell Track Pack Deluxe Test

Dieser Lindell Track Pack Deluxe Test checkt den modularen Channel-Strip fürs Aufnehmen und Abmischen. Das Track Pack ist aufgebaut aus Lunchbox-Modulen aus Lindell Audios Produktkatalog. In einem „503 Power“-Gehäuse stecken die 6X-500 Mikrofonvorstufe, der 7X-500 FET-Kompressor und der passiven PEX-500 Equalizer.

Channel-Strip auf API500-Basis

Alleine die Produktbeschreibung zum Lindell Audio Track Pack Deluxe dürfte Musik in den Ohren der Tonschaffenden sein: Trafo-symmetrierte Ein- und Ausgänge, diskrete Operationsverstärker, ein FET-Kompressor, der auf dem Urei 1176 Kompressor/Limiter basiert, und ein Equalizer, dem der passiven Pultec EQ5 zugrunde liegt. Zudem wird den Produkten des schwedischen Marke Lindell Audio seit jeher ein gutes Preis-Leistungsverhältnis nachgesagt. Die Herstellung der Hardware erfolgt aber nicht in Schweden, sondern in China. Wie das Track Pack Deluxe performt, haben wir uns im Test angeschaut. 

Details

Modularer Channel Strip dank Series-500-Technik

Der Lindell Track Pack Test ist durchaus besonders: Der Channel Strip ist kein herkömmlicher Kanalzug, denn er ist komplett modular aufgebaut, jedes seiner einzelnen Komponenten ist austauschbar, sogar das Gehäuse! Das geht, weil Lindell auf das API Lunchbox-Format mit seinen 500er Einschubmodulen setzt. Die Entwicklung der Lunchbox verdanken wir dem amerikanischen Hersteller API: Ein Bestückungsrahmen sorgt für die Stromversorgung und dem Ein- und Ausgangs-Routing für einer gewisse Anzahl an Steckplätzen. API hat mit der Lunchbox das Rad nicht neu erfunden, viele Analogpulte basierten (und basieren) auf dem Konzept von solchen Einschubkassetten-Systemen. Allerdings hat API seine Lunchbox für den Markt und seine Mitbewerber offengelegt. Somit kann jeder Hersteller im Rahmen dieser 500er-Specs seine eigenen Module entwickeln und sich sicher sein, dass sie in jedem 500er-kompatiblen Gehäuse funktionieren. Diese Steckplätze sind das Herzstück jeder Lunchbox, denn die Beschaltung dieser Anschlüsse ist festgelegt. Die Module selbst verfügen über passend belegte Anschlussleisten.

Leeres Housing
Fotostrecke: 3 Bilder Das Herzstück des Lunchbox-Formats: Der Steckplatz und seine Steckeraufnahme…

Mächtig Power mit dem „Lindell 503 Power“

Das „503 Power“-Gehäuse von Lindell Audio ist komplett aus gebürstetem, schwarzem Aluminium gefertigt und bietet Platz für drei 500er-Kassettenmodule. Seiten und Oberseite des Gehäuses sind leicht gewölbt, dadurch wirkt der eigentlich rechteckige Kasten überhaupt nicht klobig. Das „503 Power“ versorgt jeden Steckplatz mit bis zu 800 mA, selbst für die stromhungrigsten 500er-Module reicht das dicke aus. Die ursprüngliche API-Vorgabe sah nur eine Abgabe von 130 mA pro Steckplatz vor, was zu Probleme mit einigen Modulen von Fremdherstellern führte. Inzwischen bietet API eine „High Current“ Version seiner Lunchbox an, mit 250 mA pro Slot. Das lässt weiterhin die 800mA des Lindell Audio Gehäuses in sehr gutem Licht dastehen! Auf der Rückseite des 503 Power Gehäuses befinden sich der Netzanschluss des Universalnetzteils und pro Slot eine XLR-Ein- und eine -Ausgangsbuchse. Geliefert wird der Track Pack übrigens in eine Neopren-Transporttasche, mit der man den Kanalzug zum Außeneinsatz gut geschützt transportieren kann.

API 500 Housing Rückseite
Fotostrecke: 5 Bilder Die Rückseite des 503 Power beherbergt alle Anschlüsse.

Lindell 6X-500 Preamp: diskreter Aufbau

Im ersten Slot des Track-Pack-Deluxe ist der 6X-500 Preamp installiert, ein Mikrofonvorverstärker mit zwei Verstärkungsstufen und einem maximalen Gain von 65 dB. In beiden Gain-Stufen kommen diskrete Operationsverstärker zum Einsatz, wobei sich „diskret“ nur auf den Aufbau, nicht auf den Sound bezieht: Der 6X-500 besitzt je einen Eingangs- und einen Ausgangstransformator, und die prägen den Sound ja bekanntlich auf ihre unnachahmliche Weise. Die Trafos des 6X-500 lässt Lindell Audio übrigens nach eigenen Spezifikationen wickeln.

Zum Einpegeln hilft eine 5-Segment LED-Ampel: Zwei grüne LEDs zeigen anliegendes Signal, zwei gelbe kennzeichnen den Gefahrenbereich und eine rote LED signalisiert, dass man den Sicherheitsbereich verlässt und es gleich unangenehm wird. Die Lindell-Ingenieure haben anscheinend Humor, den die LED-Kette ist mit dem Buchstaben „SIG-D-U-O-L“ beschriftet. Wenn die rote „L“-LED aufleuchtet, ist „LOUD“ durchaus wörtlich zu nehmen. Wie es sich für einen professionellen Mic-Pre gehört, lässt sich mit beleuchteten Drucktastern einen Phantomspeisung (+48V) aktivieren und das Signal um 180° Grad in der Polarität invertieren.

Zusätzlich hat die 6X-500 Vorstufe noch einen passiven Zwei-Band-EQ an Bord, mit dem sich hohe und tiefe Frequenzen um bis zu +15 dB anheben (und zwar nur anheben!) lassen. Das Design dieser zwei Bänder ist an den Pultec-EQ angelehnt und für jedes Frequenzband lassen sich drei Arbeitsfrequenzen über einen Kippschalter anwählen: 30 Hz, 60 Hz und 100 Hz in den Tiefen, bzw. 6 kHz, 10 kHz und 16 kHz bei den Höhen. Die Bandbreite des Höhenbandes lässt sich über einen Jumper auf der Platine ändern, aber genrell packt dieser EQ eher breitbandig zu. Man sollte diesen EQ nicht mit einem Low- oder High-Cut-Filter verwechseln, der EQ beim 6X-500 dient eher zur Klanggestaltung. Wer schon mal an einem Pultec (oder einem Software-Äquivalent) gedreht hat weiß, dass man mit diesem EQ-Typ wunderschön in den Tiefen „andicken“ und in den Höhen „aufmachen“ kann. 

Modul seitlich gewinkelt
Fotostrecke: 4 Bilder Bronzene Frontplatte des 6X-500

Diskrete Operationsverstärker

In allen drei Modulen sind diskrete aufgebaute Operationsverstärker, abgekürzt „DOAs“ verbaut. Diese Operationsverstärker haben neben den Trafos ebenfalls einen gehörigen Anteil am Klangcharakter eines Gerätes. Gemeinhin gilt ein diskret – also aus einzelnen, ausgewählten Komponenten – aufgebauter OP-Amp, einem IC – also einer integrierten Schaltung – klanglich als überlegen. Schließlich kann der Entwickler hier die Bauteile auf die gewünschten Anforderungen auswählen und Bauteilwerte exakt selektieren. Verschiedene DOA-Designs klingen deshalb durchaus unterschiedlich und Lindell Audio bietet sogar eine Austausch-Variante für die Track Pack Deluxe-Module an: Dieser nennt sich „Vintage“-DOA und soll (Überraschung!) noch mehr vintage klingen als die Standardvariante. Leider sitzen bei Lindell die DOAs nur in einfacheren Buchsenleisten und sind zudem verklebt, man kann also nicht so ohne weiteres den DOAs eines Fremdherstellers einsetzen (da diese meist dickere Anschlusspins besitzen).

Platine API 500 Modul
Die diskreten Lindell-DOAS stecken in Buchsenleisten und sind zusätzlich verklebt.
Platine
Die Standard-Pins von DOAs sind etwas dicker und passen eventuell nicht ohne etwas DIY-Engagement in die Lindell-Sockel.

Lindell Audio 7X-500: aufgebohrter 1176

Der Lindell Audio 7X-500 ist ein FET-Kompressor und basiert auf dem legendärem Urei 1176 Peak Limiter, der 1967 von Bill Putnam entwickelt wurde. Allerdings hat Lindell Audio seinen Kompressor an einen modernen Workflow angepasst und dem 7X-500 ein Side-Chain-Filter und einen COMP-MIX-Regler beschert. Mit letzterem lässt sich das Verhältnis von unbearbeitetem (dry) Signal und komprimierten (wet) Signal am Ausgang regeln lässt, Stichwort: Parallelkompression. Die Stärke der Kompression wird wie beim 1176 über den Eingangspegel bestimmt.

Wie man einen 1176 bedient, könnt ihr in unserem How-to 1176 nachlesen. Attack- und Release-Zeiten sind beim 7X-500 nur schaltbar, wobei jeweils drei Werte zur Verfügung stehen (Attack: 20 Micro-, 0,5 und 2 Millisekunden; Release: 50, 80 und 700 Millisekunden). Die Kompressions-Rate ist ebenfalls in drei Stufen schaltbar, zur Auswahl stehen moderate 4:1, starke 12:1 und heftige 100:1. Die Ratio von 100:1 soll dem „all-buttons“-Modus des 7X-500 nachempfunden sein. Was das genau ist, könnt ihr ebenfalls im 1176-Tutorial nachlesen, kurz gesagt: Dann arbeitet der 7X-500 wie ein Limiter und es geht Kompressions-technisch richtig zur Sache! Mit einer beeindruckend langen LED-Kette (bestehend aus 20 LEDs!) wird die Gain-Reduction angezeigt, wobei jede LED einem Dezibel an „weggedrücktem“ Signal bedeutet. 

Kompressormodul API 500
Fotostrecke: 4 Bilder Die Frontplatte des 7X-500 mit dem beeindruckend langen Gain-Reduction-Meter.

Lindell PEX-500: Pultec-Trick inklusive

Der PEX-500 ist ein passiver Equalizer, der sich laut Lindell Audio am legendären Pultec EQ5 orientiert. Der PEX-500 erlaubt Klangpolitur in zwei Frequenzbereich, den hohen und tiefen Frequenzen. Außerdem beherrscht er die Pultec-Besonderheit des gleichzeitigen Anhebens und Absenkens ein und derselben Frequenz, was allgemein unter dem Pultec-Trick bekannt ist. Im Bass-Band kann man 30 Hz, 60 Hz und 100 Hz mit dem Boost-Regler anheben und/oder mit dem ATTEN-Regler absenken (ATTEN steht für „attenuate“, dt: dämpfen). Im Höhenband lassen sich 6 kHz, 10 kHz und 16 kHz angehoben oder 10 kHz, 15 kHz und 20 kHz absenke. Das geboostete Höhen-Band verfügt noch über einen Bandwidth-Regler, man kann also zwischen schmaler oder breiter Anhebung dieses Frequenzbereichs auswählen. Wie sein Vorbild ist auch der Lindell PEX-500 aber kein chirurgischer Aufräum-EQ, eher ein musikalischer Polier-EQ. Auch im 7X-500 stecken wieder die Lindell-Trafos und ein diskreter OP-Amp.

Lindell EQ-Modul
Fotostrecke: 4 Bilder Der PEX-500 ist ein Equalizer der auf der klassischen, passiven Pultec-Architektur basiert.

Praxis

Lindell Track Pack Deluxe: erstmal verkabeln

Der Lindell Track Pack Deluxe Test macht klar: Der Channel Strip bringt ordentlich Gewicht auf die Waage, immerhin stecken da fünf ausgewachsene Audio-Transformatoren in einem schweren Voll-Alu-Gehäuse! Das 503 Power hat keinen Handgriff, der würde das Bewegen und das Aus- und Einpacken des Track-Pack-Deluxe etwas einfacher machen, aber so sieht es zugegebenermaßen edler aus.

Was meiner Ansicht nach aber wirklich fehlt, ist eine „Feed“-Funktion, mit der die Ausgangsignale der einzelnen Steckplätze intern an den nächsten Slot weitergereicht werden. In der Praxis bedeutet das nichts anderes, als dass ich zwingend kurze XLR-Patchkabel benötige, wenn ich alle drei Module im Verbund nutzen möchte (diese Patchkabel sind nicht im Lieferumfang des Track-Pack-Deluxe enthalten).

Bei den größeren 500er-Rahmen von Lindell Audio gibt es diese praktische Feed-Funktion und ich wünschte es wäre genau andersherum: Die großen Rahmen finden ihre Heimat wohl eher in einem Studiorack, wo es a.) nicht so wild ist, wenn hinten viele Kabel angesteckt sind, und b.) im Zweifelsfall die Aus- und Eingänge eh auf einer Patchbay hängen. Das kleine 503-Gehäuse hingegen ist ein super Begleiter für den mobilen Recording-Einsatz, und auf dem Arbeitstisch macht es, eventuell sogar als einziger Channelstrip im Homestudio, ebenfalls eine tolle Figur. Nur stört in beiden Fällen der Kabelsalat auf der Rückseite…

Einen Vorteil hat die Nutzung von Patchkabeln allerdings: Man kann durch einfaches Umstecken die Reihenfolge von Kompressor und EQ tauschen. Kompressor und EQ sind mit einem True-Bypass ausgestattet, ist ein Modul deaktiviert, wird das Signal direkt von der Eingangs- zur Ausgangsbuchse durchgeschleift, die Modul-Elektronik selbst ist dann komplett aus dem Signalweg herausgenommen.

Ein gängiges Problem bei 500er-Modulen ist der begrenzte Platz für die Beschriftung der Bedienelemente auf der engen Frontplatte, da macht auch die Beschriftung des Track Pack Deluxe keine Ausnahme: Je nach Lichtverhältnissen ist die weiße Beschriftung auf den bronzenen Frontplatten der Track Pack Deluxe-Module recht schwer abzulesen.

Kabel hinter dem Lunchbox-Gehäuse
Die einzelnen Module müssen vor dem Lindell Track Pack Test mit XLR-Patchkabeln verbunden werden.
Beschriftungsgröße
Je nach Lichteinfall ist die recht kleine Beschriftung schwer abzulesen.

Lindell Track Pack Deluxe Test: Aufnahmen!

Aktuell standen im Studio ein paar Akustikgitarren-Aufnahmen an, eine willkommene Gelegenheit das Track Pack Deluxe in dieser Hinsicht ausgiebig zu testen. Die Recording-Kette: Ein Line Audio CM4 Kleinmembran-Mikrofon mit Nierencharakteristik wurde etwa auf den Hals-Korpus-Übergang der Stahlsaiten-Gitarre ausgerichtet, durchläuft dann den komplette Track Pack Deluxe und endet im Universal Audio Apollo 8, welcher die AD-Wandlung erledigt. Die ersten Aufnahmen einen geschlagenen Akustikgitarre zeigen schon, in welche Richtung es hier geht: Die 6X-500 Mikrofonvorstufe klingt ziemlich druckvoll und sehr markant in den unteren Mitten.

Die Track-Pack-Signale haben den schwer zu beschreibenden Analog-Charme, der manchmal mit „hängt dreidimensional zwischen den Boxen“ beschrieben wird.. Insgesamt erinnert mich der Sound des 6X-500 am ehesten an die gute alte API 312er Vorstufe – auch so ein Preamp, wo ordentlich Eisen-Charakter den Sound prägt! Auf der anderen Seite dieser Medaille würde ich den 6X-500 jetzt nicht als hochauflösenden Feingeist bezeichnen, oder anders ausgedrückt: Der 6X-500 wäre jetzt nicht meine erste Wahl für Klassikaufnahmen. Dafür ist er – meiner Ansicht nach – auch nicht gebaut.

Audio Samples
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Akustikgitarre, Preamp Akustikgitarre, plus Kompressor Akustikgitarre, Preamp, Kompressor, EQ


Zum Vergleich eines „Trafo-gefärbten“ mit einem „cleanen“ Sound habe ich meinen passiven Jazzbass aufgenommen, und zwar gleichzeitig über den 6X-500 und den High-Z-Eingang des Universal Audio Apollo Interface. Für diese Bass-Aufnahmen musste ich übrigens die meine DI-Box wieder hervorkramen, das Track Pack Deluxe besitzt nämlich keinen High-Z-Eingang! Ob das ein Nachteil ist, muss jeder selbst entscheiden, ich selbst habe genügend High-Z, bzw. Instrumenteneingänge im Studio, aber wer das Track Pack Deluxe als den einen Kanalzug für alles verwenden möchte, wird eventuell den Instrumenteneingang vermissen.

Audio Samples
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Jazzbass, Track Pack Deluxe Jazzbass, UAD Apollo High Z
Lindell-Logo
Logo auf der Oberseite des Housings

1176 im Blut

Der 7X-500 Kompressor hat mich bei den Gitarrenaufnahmen anfangs gefordert, das Arbeiten mit nur drei schaltbaren Timing-Werten benötigt etwas Umgewöhnung. Generell finde ich die gewählten Timing-Parameter praktikabel, dennoch war ich heilfroh, dass Lindell den 7X-500 mit einem COMP-MIX-Regler aufgepeppt hat: Diesen Regler habe ich bei anfangender „Über-Komprimiertheit“ der Gitarre einfah in Richtung „Dry“ gedreht und alles war wieder gut (zu hören in den Audio-Beispielen). Sehr gut gefiel mir auch das Side-Chain-Filter, das bei 100 oder 300 Hz ansetzt. Dieses Filter ist ein weiteres „modernes“ Feature, welches der originale 1176 von Urei nicht bieten kann! Ich gehöre ja Instrumenten-technisch der Tiefton-Fraktion an und die Möglichkeit, die energiereichen Bässe aus dem Kompressions-Vorgang herauszunehmen, nutze ich sehr oft um druckvolle, aber immer noch pump-freie und transparente Sound zu erzielen.

Audio Samples
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Akustik-Picking, clean Akustik-Picking, überkomprimiert, SC-Filter 100 Hz Akustik-Picking, MIX-COMP@5

Gitarre mit Pultec-Trick

Die Besonderheit eines Pultec-EQs, und seinen Derivaten wie dem Lindell Audio PEX-500 ist ja die Möglichkeit des simultanen Anhebens und Absenkens derselben Frequenz. Gerne genutzt, um zum Bassdrums knackig und druckvoll klingen zu lassen. Aber auch bei anderen Signalen funktioniert dieser „Trick“: In den Beispielen hört man zuerst die cleane Gitarre, dann wurde mit dem Bass-Boost bei 100 Hz ordentlich Gas gegeben, das zweite Audiobeispiel klingt entsprechend matschig. Diesen Bass-Mulm kann mit dem ATTEN-Regler wieder „einfangen“, der Druck bliebt, der Matsch geht.

Audio Samples
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Gitarre, clean Gitarre, BOOST@100Hz Gitarre, BOOST/ATTEN@100Hz

Drums in der Mangel

Zum Abschluss habe ich noch eine mono Drum-Aufnahme durch den Lindell Track pack Deluxe gejagt. Hier kann der 7X-500Kompressor zeigen, was er draufhat, inklusive der 100:1 Ratio-Einstellung, die dem all-buttons-Mode des 1176 entsprechen soll. Der COMP-MIX-Regler erlaubt die Nutzung der Parallel-Kompression, zur Verdeutlichung habe ich eine kleine Regler-Fahrt von unbearbeitetem „dry“-Signal zum voll, mit 100:1 komprimierten „wet“-Signal aufgenommen.

Audio Samples
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Drums, clean Drums, 12:1, Release slow Drums, 100:1, Release medium Drums, COMP-MIX „dry“ zu „wet“

Lindell Track Pack Test: Etwas doppelt, was anderes fehlt

Da Lindell Audio sein Track Pack Deluxe ja als kompletten Channel-Strip anbietet, fallen mir zwei Dinge auf, die sich allerdings nur aus der Betrachtung des „Gesamtpakets“ ergeben: Zum einen bezahlt man das Höhen- und Tiefenband im Prinzip doppelt, an Vorstufe und Equalizer ist das Boost-Band für Bässe und Höhen identisch vorhanden. Anstatt dieses EQs würde ich mir am 6X-500 ein durchstimmbares Low-Cut-Filter wünschen. Aktuell gibt es weder am 6X-500, noch am PEX-500 die Möglichkeit, tieffrequenten Störschall während der Aufnahme herauszufiltern (was zumindest in meinem Workflow eigentlich immer vor der Klangbearbeitung mit einem Pultec-Style EQ erfolgt). Zum anderen besitzt der Track Pack Deluxe wie gesagt keinen High-Z-Eingang. Auch hierfür wäre Platz, wenn man den EQ im Preamp weglassen würde.

Track Pack Test: Fazit

Lindell Audio bietet mit dem Track Pack Deluxe einen Kanalzug zum Aufnehmen und Abmischen, der dank Transformatoren und diskreter OP-Amps einen sehr markanten und charakterstarken Sound liefert. Wer also echten Analogsound sucht, wird hier fündig! Der Verkaufspreis mag auf den ersten Blick hoch erscheinen. Aber tatsächlich wird man einen vergleichbar umfangreich ausgestatteten Chanel-Strip kaum günstiger finden. Beim Track Pack Deluxe kommt man aber noch zusätzlich in den Genuss des modularen 500er-Konzept, frei nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. Stört der fehlenden High-Z-Eingang irgendwann, schraubt man sich halt einen Preamp mit Instrumenteneingang ins 503… Apropos Flexibilität: Das Track-Pack gibt es auch in einer „nicht-Deluxe“-Version, die besteht nur aus 6X-500 Preamp und 7X-500 Kompressor. Der dritte Slot des 503-Gehäuses bleibt dann frei und kann nach eigenem Wunsch und Bedarf bestückt werden.

Lindell Track Pack TestChannel Strip a: uf Basis einer Lunchbox Series 500

FEATURES & SPEZIFIKATIONEN

503 Power

  • API 500 Lunchboxrahmen mit drei Steckplätzen
  • internes Universalnetzteil (90-240V)
  • max. 800mA Leistung pro Steckplatz
  • stabiles Aluminiumgehäuse

6X-500 Mikrofonvorstufe

  • API 500 Lunchbox-Kassettenmodul
  • bis zu +65 dB Verstärkung
  • VU-Meter mit fünf LEDs
  • zwei diskrete 1731-Operationsverstärker
  • Ein- und Ausgangs-Transformator
  • Phase-Reverse und Phantomspeisung
  • passiver Zwei-Band-EQ, Pultec-Style
  • Höhen-EQ: 6 kHz, 10 kHz und 16 kHz
  • Bass-EQ: 30 Hz, 60 Hz und 100 Hz

7X-500 Kompressor/Limiter

  • API 500 Lunchbox-Kassettenmodul
  • Input- und Output-Regler
  • Gain-Reduction-Meter mit 20 LEDs
  • COMP MIX-Regler für Parallelkompression
  • Ratio: 4:1 , 12:1 , 100:1 („All Buttons“-Mode)
  • Attack, schaltbar: slow (20 µs), med (0,5 ms), fast (2 ms)
  • Release, schaltbar: slow (700 ms), med (80 ms), fast (50 ms)
  • Side-Chain-Filter: Off, 100 Hz, 300 Hz
  • zwei diskrete 1731-Operationsverstärker
  • Ausgangstransformator
  • True-Hardware-Bypass

PEX-500 Equalizer

  • API 500 Lunchbox-Kassettenmodul
  • Passive Zwei-Band-EQ, Pultec-Style
  • Ein- und Ausgangstransformatoren
  • zwei diskrete 1731-Operationsverstärker
  • Low-Boost/ Attenuate: 30 Hz, 60Hz, 100 Hz
  • High-Boost: 6 kHz, 10 kHz, 16 kHz
  • High-Attenuate: 10 kHz, 15 kHz, 20 kHz
  • Gain-Make-Up Verstärker
  • True-Hardware-Bypass

Hergestellt in China

UVP: € 1399,– (Straßenpreis am 23.3.2022)

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • umfangreich ausgestatteter Kanalzug
  • markanter Trafo-Sound des 6X-500
  • COMP-MIX und Side-Chain-Filter des 7X-500
  • gelungene Pultec-Adaption des PEX-500 
  • diskrete Operationsverstärker
  • modularer Aufbau
  • äußerst robust gebaut
Contra
  • keine Feed-Funktion
  • Beschriftung schwer lesbar
  • EQ-Bänder doppelt vorhanden
  • kein High-Z-Eingang
Artikelbild
Lindell Track Pack Deluxe Test
Für 1.379,00€ bei
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Channel-Strip auf API500-Basis

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