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Kustom DE300HD Test

Für die Vertreter der lauten Musikstile ist es extrem wichtig, dass ihr Equipment eine starke Performance auf die Bühne bringt. Abgesehen davon sollte die Bassanlage aber natürlich auch was für’s Auge sein. Das optische Kriterium erfüllt der Kustom DE300HD schon mal mit links, denn der mit einer Röhrenvorstufe und einer Transistorendstufe motorisierte Hybrid-Amp sieht aus wie ein lupenreines klassisches Röhrentop. Dabei erinnert der klassische Gehäuseaufbau mit einer Front im Retro-Stil stark an die legendären Röhrentops eines sehr populären amerikanischen Herstellers – und erweckt so natürlich auch ganz bestimmte Erwartungen an den Sound.

Eigentlich müsste die bullige Optik nicht sein, den die verbaute Transistorendstufe nimmt nicht sonderlich viel Platz in Anspruch und könnte auch in einem kompakteren Gehäuse untergebracht werden. Aber ein schlichtes 19Zoll-Gerät ist auf der Bühne halt lang nicht so ein Hingucker wie das optisch eindrucksvolle Kustom-Top. Optik hin, Design her: Ein paar technische Spezialitäten hat der DE300HD natürlich auch an Board. Da wäre zum einen der sogenannte Room-EQ, mit dem ungünstige Reflexionen und Wummern in verschiedenen Räumen effektiv korrigiert werden sollen, zum anderen bietet der Amp eine (Achtung Fachvokabularalarm!) „Organic Clipping Power Amp Circuit“, die dafür sorgen soll, dass der Hybridamp wie ein echtes Röhrentop agiert und klingt.

Ich bin jedenfalls gespannt, ob der DE300HE wirklich so potent klingt, wie er aussieht – oder ob er doch nur auf dicke Hose macht.

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Details

Das Herzstück des DE300HD bildet die 12AX7-Doppeltriode, die hinter einem Schauglas in Szene gesetzt, beim Glühen beobachtet werden kann. Ausgesteuert wird die Vorstufen-Röhre mit dem Tube-Gain-Regler. Die Kontrolle über den Sound erlangt man mit einem einfachen passiven 3-Band-EQ mit Bass/Mid/Treble-Reglern – mittig auf der Front platziert. Soweit also nichts Neues und in seiner Einfachheit identisch mit einem ganz normalen Röhrentop – wären da nicht die beiden Schieberegler, die neben dem EQ auf Arbeit warten. Hierbei handelt es sich um den oben bereits erwähnten Room-EQ, einer Filterkombination für Höhen und Bässe, die bei raumspezifischen Akustikproblemen für Abhilfe sorgen soll. Beide, also Bass- und Höhen-Regler, haben zwei Funktionen: Nach oben geschoben arbeiten sie wie ein Notchfilter und eliminieren so ein bestimmtes, enges Frequenzspektrum, um entweder dröhnende Bassfrequenzen oder aufdringliche Höhen in den Griff zu bekommen. Nach unten agieren die Filter wie High-Pass (der Bassregler) beziehungsweise Low-Pass-Filter (der Höhenregler) und räumen so den Sound auf. Prinzipiell eine gute Idee, wie ich finde, denn auf diese Art hat man den normalen EQ für die Soundgestaltung frei und kann versuchen eventuelle raumbedingte Soundprobleme mit dem Room-EQ in den Griff zu bekommen. Wir werden sehen, wie gut das in der Praxis funktioniert. Bleiben noch der Master-Regler samt LED ganz rechts auf der Frontplatte und die beiden Klinkeneingänge links (0dB für passive und -6dB für aktive Bässe) zu erwähnen. Das war es dann auch schon mit den Bedienelementen im Frontbereich.

Alle anderen Anschlüsse parken wie üblich auf der Rückseite des Amps. Der Effektweg besteht aus zwei Klinkenbuchsen und ist seriell geschaltet, schickt also (wenn man es mit der Post EQ-Einstellung so wählt) sämtliche angeschlossenen Effekte sowie die EQ-Einstellungen des Amps in Richtung D.I.-Out. Allerdings wirken sich so auch die Room-EQ-Anpassungen auf den D.I.-Sound aus. Ich weiß nicht, ob das immer so schlau ist, denn der PA-Mann hat natürlich im Saal mit anderen Soundwidrigkeiten zu kämpfen als der Bassist auf der Bühne, und so kann das Ganze auch schnell mal kontraproduktiv werden. Insofern wäre eine Möglichkeit, den Room-EQ vom D.I.-Out auszuklammern sicherlich wünschenswert.

Mit den Power-Amp-In und Preamp-Out-Klinkenbuchsen steht ein weiterer Effektweg bereit – ein hier angeschlossener Effekt wird nur „über die Bassanlage wiedergegeben“ und nicht zum D.I.-Ausgang geschickt. Die beiden Lautsprecheranschlüsse liegen ausschließlich im Klinkenformat vor (nicht als zeitgemäße Speakonbuchsen) und erfordern eine Mindestimpedanz von 4 Ohm, bei der dann die ganzen 300 Watt des Amps zur Entfaltung kommen. Ganz rechts finden wir noch einen Tuner-Out-Ausgang zum Anschluss eines Stimmgerätes und den symmetrischen XLR-Line-Out zur Abnahme übers Mischpult. Der Line-Out bietet die Option (wie oben schon erwähnt), das Signal auf Knopfdruck vor oder nach dem EQ abzugreifen und rauszuschicken. Unter dem Pre/Post EQ Schalter hat Kustom noch ein kleines Extra untergebracht: Mit einem weiteren Schalter kann im Post EQ-Betrieb eine Speaker-Emulation zugeschaltet werden, sodass der Line-Out – beispielsweise für den Studiobetrieb – einen boxenähnlichen Sound und nicht nur das pure Verstärkersignal liefert.

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Praxis

Mit den Gehäuseausmaßen eines klassischen Röhrentops und einem Gewicht von knapp über 16 kg ist das DE600HE für heutige Verhältnisse ein vergleichsweise sperriges Gerät. Wer die bullige Optik will, der muss also wohl oder übel den ungünstigen Schlepp-Faktor in Kauf nehmen. Als Belohnung gibt es dann allerdings auch einen Sound, der tadellos zur Optik des Amps passt. Ein druckvoller, breiter Bass-Sound, der schon bei neutraler und cleaner Einstellung deutlich nach Röhre klingt. Mit zunehmendem Tube-Gain kann man die Vorstufe auch mit einem passiven Bass bis zu einer satten Verzerrung treiben und bekommt auf dem Weg dahin sämtliche Schattierungen (wie leicht angezerrte, crunchige Sounds, etc.) geliefert. Wie bei einem echtem Röhrentop eben, Hut ab. Und auch bei weit aufgedrehtem Gain verhält sich der DE300HD wie ein Röhrenamp. Der Sound wird wärmer und breiter und verliert nicht an Fundament oder bricht gar ein, wie es bei überforderten Transistorendstufen gerne mal der Fall ist. Um dies zu erreichen, setzen die Kustom-Sounddesigner ihre „Organic Clipping“-Schaltung ein, die bei heftiger Forderung der Endstufe das Verhalten eines Vollröhrenamps simulieren soll. Und das macht sie wirklich gut! Wie gesagt, der Sound bleibt auch untenrum stabil, wird sogar etwas breiter, und man hat den Eindruck, dass der Amp deutlich lauter abliefert als man es von einer 300 Watt Transistorendstufe erwarten würde.

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Auch der Room-EQ ist ein durchaus gelungenes Feature, nicht zuletzt schon deshalb, weil dadurch der eigentliche EQ zum Einstellen des Sounds frei bleibt und nicht dazu benutzt werden muss, Raumklangprobleme in den Griff zu bekommen. Umgekehrt kann man den Room-EQ aber auch hervorragend zum Soundshaping benutzen, um z.B. harsche Höhen moderner Bässe abzumildern. Besonders der Bassbereich des Room-EQs ist bestens geeignet, um den oft problematischen tiefen Wummerfrequenzen den Schrecken zu nehmen. Natürlich wird man nicht in jedem Raum zu absolut befriedigen Ergebnissen kommen, aber mit den zwei Filteroption Notch und Highpass und dem zusätzlichen normalen EQ hat man eine Menge Werkzeuge an der Hand, um dem Dröhnen auf den Leib zu rücken. Weniger begeistert hat mich die zuschaltbare Speakeremulation des Line-Outs. Hierbei werden die Höhen deutlich hörbar abgesenkt, was zwar zu einem dumpferen, aber für meine Ohren nicht wirklich überzeugenden „Lautsprecher-Sound“ führt – wie man es von aufwendigeren Emulationen her kennt. Ich habe im Audiofile „Speaker Emu Off/On“ den Amp sechs Takte lang Flat aufgenommen und nach der Pause die Speaker-Emulation dazu geschaltet, damit ihr euch eurer eigenes Urteil bilden könnt.
So, jetzt heißt es “anschnallen und Lauscher aufsperren”:

Audio Samples
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Flat Tube Overdrive Speaker Emu Off/On
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Der Kustom DE300HD macht seiner Optik alle Ehre. Der Hybridverstärker mit Transistorendstufe klingt und verhält sich tatsächlich wie ein potentes Röhrentop. Mit zunehmender Lautstärke wird der Sound immer fetter und druckvoller, verliert dabei aber nie sein Fundament. Auch sollte man sich nicht von der moderaten Leistungsangabe von 300 Watt täuschen lassen. Dank der Organic Clipping Schaltung kann der DE300HD deutlich lauter abliefern als ein vergleichbares 300Watt-Transistortop – verhält sich also auch hier eher wie ein Vollröhrenverstärker. Der Room-EQ ist ein absolut sinnvolles Feature und leistet nicht nur als „Problemlöser“ in schwierigen Räumen gute Dienste, er liefert auch interessante Soundvarianten. Wer also auf fetten Röhrensound steht und dazu noch auf die passende Optik Wert legt, der kann mit dem DE300HD von Kustom (auch im Hinblick auf den sehr attraktiven Preis) wirklich nichts falsch machen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung
  • Lautstärke
  • Sound/Performance
Contra
  • Room-EQ Einstellungen werden bei Post EQ Option über den Line-Out geschickt
  • Speaker Emu nicht überzeugend
Artikelbild
Kustom DE300HD Test
Für 269,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Kustom
  • Modell: DE300HD, Hybrid Topteil
  • Herstellungsland: China
  • Leistung: 300Watt@4Ohm
  • Anschlüsse: 2 x Klinkeninput 0db/ -6db, 2 x Klinke Speaker Out, Power Amp In, Preamp Out, Effect Send/Return, XLR Balanced LIne Out, Tuner Out
  • Regler/Taster: Tube Gain, Bass, Mid, Treble, High Contour, Low Contour, Master, Power, Pre/PostEQ, Power
  • Effektweg: Seriell
  • Sonstiges: Organic Clipping Power Amp Circuit
  • Gewicht: 16,3 kg
  • Maße (BxHxT): 584 x 267 x 292 (mm)
  • Preis: 283 EUR (Straßenpreis)
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Kommentieren
Profilbild von Stephan

Stephan sagt:

#1 - 15.11.2011 um 18:36 Uhr

0

Ein TOP-Teil !!!!
Wirklich klasse, was Kustom da für kleines Geld anbietet.
Ich spiele den Amp jetzt seit einigen Monaten und er hat meinen Ashdown ABM-500 Evo 3 glatt abgehängt.
Der DE-300 macht einfach SPASS !!!!!!
Und er rockt und rollt.....

Profilbild von Thunderbird

Thunderbird sagt:

#2 - 13.01.2012 um 16:41 Uhr

0

Also ich habe dieses Prachtstück seit knapp 1 Monat.....kann ich jedem nur empfehlen der nen guten Sound braucht.....absolut top.......sehr empfehlenswert

Profilbild von Mr. Flatwound

Mr. Flatwound sagt:

#3 - 25.02.2012 um 00:12 Uhr

0

Toller Amp! Spiele sonst einen Markbass Little Mark Tube, aber für ein Rock-Trio brauchte ich einen fetteren, angezerrten Sound. Und den bietet der Kustom für einen unschlagbaren Preis. Habe erst zwei Gigs damit gespielt, aber bin schon begeistert. Beim letzten Gig stellte ich die Bass-backline und vom Kustom mit zwei H&K Boxen (2x10 + 1x15) war auch die andere Band begeistert.

Profilbild von Buzztard

Buzztard sagt:

#4 - 23.03.2012 um 10:02 Uhr

0

Der Amp hat wirklich einen guten Sound und ist super verarbeitet. Am Samstag kommt der erste Live-Test. Was ich ein wenig albern finde, ist das kleine Lämpchen hinter der Röhre, um die Röhre scheinbar noch markanter "leuchten" zu lassen......... Alles in Allem aber Top Preis-Leitung!

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