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JHS Pedals PG-14 Test

Mit dem JHS PG-14 schneidern die amerikanischen Pedalspezialisten dem ehemaligen Mr. Big Gitarristen und Saitenvirtuosen Paul Gilbert ein Pedal auf den Leib, das weitaus mehr zu bieten hat als die meisten traditionellen Verzerrer. Wer Paul und auch den JHS-Firmenchef Josh kennt, der weiß, dass die beiden eine Menge Humor, aber auch Kreativität besitzen, was einige Produktvideos zum PG-14 sehr anschaulich belegen.

JHS_Pedals_Paul_Gilbert_PG_14_TEST


Und so kommt auch diese Produktneuheit mit einer interessanten Klangregelung und einem Preamp-Schaltkreis samt Mittenregelung, der noch vor der Verzerrung angesiedelt ist. Der Name PG-14 ist übrigens auf Pauls Schuhgröße 14 zurückzuführen, die mit der europäischen Größe 48,5 schon fast die Dimension eines kleinen Kajaks besitzt. Pauls Fußgröße hat sicherlich keinen Einfluss auf den Pedalsound, sehr wohl aber die Schaltung. Und welche klanglichen Auswirkungen die hat, wollen wir hier genauer untersuchen.

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Details

Gehäuse/Optik

Das JHS PG-14 steckt in einem für JHS typischen Metallgehäuse mit den Maßen 124 x 73 x 58 mm, hellblau lackiert, mit Potis in Pink und Schwarz. Die Farbwahl mag verwundern, aber denkt man an Pauls allererste Ibanez PGM-Modelle, z.B. die PGM200, fällt auf, dass die in einer ganz ähnlichen Farbenpracht auf dem Markt erschienen. Die Bedienelemente unseres Kandidaten versammeln sich in Form von sechs Kunststoffpotis in der vorderen Pedalhälfte und sind dank der weißen Markierung sehr gut ablesbar. Direkt dahinter befindet sich die Grafik eines Turnschuhs mit Paul Gilberts Namen in japanischen Katakana-Schriftzeichen.

Fotostrecke: 3 Bilder Mr. Gilbert mag es bunt und so verwundert es kaum, dass das JHS Pedals PG-14 hellblau lackiert, mit Potis in Pink und Schwarz daher kommt.

Die Klinkenanschlüsse sind wie gewohnt an den Seiten, rechts der Inputs und links der Outputs. Stirnseitig zeigt sich der Anschluss für das optional erhältliche Netzteil, das 9 Volt bereitstellen muss, wobei der Stromverbrauch mit 36 mA angegeben wird.
Der Boden ist mit vier Kreuzschrauben arretiert, allerdings ist Batteriebetrieb für das Pedal nicht vorgesehen.
Zum Lieferumfang gehören ein kleines Manual, ein JHS-Sticker, ein JHS-Button und ein Gravity-Pick.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Eingangsbuchse ist auf der rechten Gehäuseseite platziert,…

Bedienung

Kernstück des PG-14 ist eine FET-basierte Verzerrereinheit, die den Sound eines Röhrenverstärkers kurz vor dem Break-Up bereits bei niedrigen Lautstärken generieren kann. Die große Besonderheit ist jedoch, dass ein Preamp-Modul, das sich speziell um das Mittenfrequenzspektrum kümmert, noch vor dem Driveblock geschalten ist. Dies ist sicherlich ungewöhnlich, wird doch z.B. in Amps üblicherweise das Tonestack erst nach der Vorstufe platziert. Paul mag bekanntlich das Stacking von Pedalen, eine Technik, die auch schon ein Stevie Ray Vaughan mit zwei Tubescreamern praktizierte. Etwas ganz Ähnliches passiert hier, wobei der Push-Regler bestimmt, wie stark der FET-Preamp bereits angeblasen wird und als eine Art Pre-Gain fungiert. Ansonsten sind die Potis Volume für die Lautstärke, Drive für den Zerrgrad und Tone für eine einfache passive Klangregelung verantwortlich.
Die Mitten lassen sich mit dem Mid Freq-Regler hinsichtlich ihrer Frequenz zwischen 400 Hz und 7,5 kHz bestimmen und das Mid-Poti bestimmt, um wieviel von maximal +/- 15 dB sie geboostet oder gecuttet werden sollen. Ein Bassregler ist am PG-14 nicht vorhanden.

Fotostrecke: 3 Bilder Insgesamt sechs Potis auf der Oberseite dienen zum individuellen Anpassen des Sounds.
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Praxis

Für die Soundfiles positioniere ich das Pedal zunächst vor einem cleanen Fender Bassman. Die verwendeten Gitarren werden jeweils angegeben.
Mein erster Klangeindruck war zugegebenermaßen vollkommen anders, als ich es erwartet hatte. Paul benutzte in den letzten Jahren nämlich eher milde Overdrive-Pedale wie den TC Electronic MojoMojo oder den JHS Bonsai, aber der PG-14 will ganz anders klingen.
Eines vorweg: Pauls Signature-Pedal hat einen sehr eigenen Sound, der sicherlich nicht jedermanns Geschmack und auch nicht so klar zu benennen ist. Prinzipiell handelt es sich um ein Distortion-Pedal, das eine gute Boost- bzw. Drive-Funktion für leicht zerrende Amps besitzt, aber durchaus auch extrem fuzzy und “kaputt” klingen kann. Im ersten Beispiel hört ihr eine Maybach Les Paul:

Audio Samples
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Pedal Off/On – Mid Setting
VolMidDriveToneMid FreqPush
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Prinzipiell kann das Pedal auf verschiedene Arten in die Verzerrung gehen. Zum einen natürlich über den Drive-Regler, der den Gain unmittelbar regelt, allerdings auch über den Volume-Knob, der dann wie ein Booster fungiert und leicht zerrende Amps gut anfahren kann. Auch der Mittenregler, der ja eine 15-dB-Anhebung ermöglicht, kann zum Boosten verwendet werden.
In den folgenden Beispielen hört ihr eher niedrige Drive- und Push-Werte, allerdings wird die Vorstufe meines Bassmans ordentlich angeblasen. Classic Rock Sounds und AC/DC-artige Klänge gehen damit ziemlich leicht, auch wenn ein leicht fuzziger Tonanteil immer mitschwingt.

Audio Samples
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Low Drive
VolMidDriveToneMid FreqPush
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Audio Samples
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Boost
VolMidDriveToneMid FreqPush
15:0011:0009:0010:0013:0009:00

Der Push-Regler bestimmt nun, wie stark der FET-Preamp in die Kompression gefahren wird. Reizt man seinen Regelweg aus, landet man bei Sechzigerjahre-Sounds im Stile von Jimmy Page mit Supro-Amp oder von Eric Clapton zu Cream-Zeiten, in denen man das “Sagging” des JTM45 richtig gut auf Platte hören konnte. Dieser Sound klingt dann extrem fuzzy und die tiefen Frequenzen brechen regelrecht weg. Das tönt wieder einmal sehr speziell, verströmt aber einen interessanten 60s Charme, den man bei Zerrpedalen nicht alltäglich findet.

Audio Samples
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Push Sag
VolMidDriveToneMid FreqPush
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Die Regler arbeiten extrem interaktiv, was das Sound-Ergebnis angeht, und die Bedienung ist definitiv nicht ganz einfach, will man auf gewünschte Ergebnisse kommen. Anders als bei Pedalen, bei denen man im Prinzip “nichts falsch machen kann”, bedarf es hier einer gewissen Einarbeitungsphase, um die Funktionen und auch deren Relation zueinander zu verstehen. Der Push-Regler muss beispielsweise besonders feinfühlig bedient werden, um keine allzu starke Kompression zu erhalten.
Die Bässe sind für meinen Geschmack bei höheren Gainsettings manchmal etwas undefiniert und auch der Mittenregler kann hier wenig kompensieren. In manchen Settings hätte ich mir auch etwas mehr Punch im Bass gewünscht, der mit den Mitten bei 400 Hz und dem passiven Tone-Regler ja nicht erfasst wird. Natürlich würde man das Mehr an Bässen in einem Bandmix nicht benötigen, aber für das Spielgefühl mag ich manchmal etwas mehr “Umpf”.
Ich wechsele, ganz in Pauls Sinn, zu einer Ibanez AZ und zu dem Introriff von “Daddy, Brother, Lover, Little Boy”:

Audio Samples
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Pauls Setting Ibanez AZ
VolMidDriveToneMid FreqPush
12:0010:00max15:00max10:00
Das JHS PG-14 Pedal harmoniert mit vielen Amps und Gitarren und bietet eine sehr gute Dynamik.
Das JHS PG-14 Pedal harmoniert mit vielen Amps und Gitarren und bietet eine sehr gute Dynamik.

Ganz entgegen der landläufigen Meinung, dass Distortions und Fuzzes eher weniger dynamisch sind, ist die Dynamik dieses Pedals unglaublich gut und es reagiert sehr sensibel auf mein Volume-Poti und meine Anschlagsstärke. Hier lassen sich bereits allein mit der Gitarre alle erdenklichen Varianten erzeugen, von fast vollkommen clean über Crunch bis zum fetten Rhythmusbrett steckt alles in dem blauen Kästchen!

Audio Samples
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Dynapick
VolMidDriveToneMid FreqPush
12:0012:0014:0014:0015:0010:00

Kommen wir nun von Humbucker zu Singlecoil und ich wechsele zu einer Stratocaster. Der Sound ist sowohl in der Hals- auch in der Bridge-Position für meinen persönlichen Geschmack hervorragend und gefällt mir, wenn ich ehrlich sein soll, sogar noch mehr als der mit Humbucker. Der Grundsound der Gitarre und dieses leicht Hohle und Klirrende, was den Stratsound ausmacht, wird vorbildlich transportiert und einfach nur in eine plexi-artige Richtung gebracht.

Audio Samples
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Stratocaster – Neck
VolMidDriveToneMid FreqPush
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Audio Samples
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Stratocaster – Bridge
VolMidDriveToneMid FreqPush
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Singende Solosounds mit viel Sustain gehen dank der hohen Gainreserven und der tollen Ansprache des Pedals mühelos von der Hand. Besonders gefällt mir dabei , dass der Anschlag des Plektrums schön knackig und transparent übertragen wird.
Der Mitten-EQ arbeitet auch überaus effektiv, wobei ich am Mid-Regler, der für den Boost und Cut der gewählten Frequenz zuständig ist, die besten Ergebnisse im Bereich zwischen 10 und 13 Uhr erzielt habe. Hier sind durchaus auch extremere Settings möglich, denn das Pedal möchte flexibel mit verschiedenen Amps umgehen können. Für meinen persönlichen Geschmack scheinen Singlenote-Lines, seien es Riffs oder Leads, dem Pedal am besten zu stehen.

Audio Samples
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Leadsound
VolMidDriveToneMid FreqPush
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Wie oben erwähnt, war es Paul Gilberts Intention bei der Entwicklung des PG-14, ein Pedal zu besitzen, dass vor jedem Amp funktioniert, sodass er nur sein Pedalboard zu Gigs mitbringen muss und mit jeder gestellten Backline klarkommt.
In der Tat kann man dem PG-14 diese Eigenschaft zuschreiben, denn sowohl mit meinem Fender Bassman, dem Vox AC30 als auch dem Mesa Boogie MkV macht das Pedal eine gute Figur und schafft es andererseits trotzdem, den Grundsound des Amps zu erhalten. Hier macht sich erneut die flexible Schaltung mit Volume bzw. Drive-Regler bemerkbar, denn in Abhängigkeit davon, ob der Amp zu einer guten Vorstufenzerre neigt, kann man sich die Zerre entweder aus der einen oder der anderen Abteilung herholen. Beim Vox klingt es überzeugender, das Volume etwas höher zu setzen, beim Mesa Boogie, der clean etwas weniger zum Zerren neigt, komme ich mit einem höheren Drive zum besseren Ergebnis.

Audio Samples
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Vox AC30
VolMidDriveToneMid FreqPush
13:0013:0012:0011:0010:0010:00
Audio Samples
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Mesa Boogie MkV
VolMidDriveToneMid FreqPush
11:0013:0013:0013:0011:0009:00
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Fazit

Der JHS PG-14 Distortion ist, wie sein Namensgeber, ein Charakterkopf und könnte möglicherweise die Gemüter spalten. Wer hier ein ganz “normales” Distortion- oder Overdrivepedal erwartet, wird überrascht sein, denn das Paul Gilbert-Pedal liegt irgendwo zwischen Booster, Fuzz, aber auch Distortion, ohne sich festzulegen. Wer den Grundsound mag, bekommt hier einiges geboten, nämlich eine vorbildliche Dynamik, eine sehr gute Verträglichkeit mit diversen Amps und Gitarren, einen super EQ und die Möglichkeit, unterschiedliche Geschmacksrichtungen an Verzerrung zu erzeugen, auch wenn ich mir etwas mehr Klarheit und Punch im Bass gewünscht hätte. Über die Verarbeitungsqualität muss man sich bei JHS nicht sorgen, denn die ist tadellos. Der Preis von knapp unter 240 Euro ist natürlich eine Ansage, geht aber aufgrund der nicht alltäglichen Konzeption, des Signature-Faktors und der Qualität noch in Ordnung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • individueller Sound
  • harmoniert mit vielen Amps und Gitarren
  • sehr gute Dynamik
  • tadellose Verarbeitung
  • unorthodoxe Schaltung
Contra
  • Bässe bei höherem Gain etwas undefiniert
Artikelbild
JHS Pedals PG-14 Test
Für 149,00€ bei
Das JHS Pedals PG-14 ist kein "Brot-und-Butter"-Verzerrer, vielmehr begeistert er mit einem sehr individuellen Sound.
Das JHS Pedals PG-14 ist kein “Brot-und-Butter”-Verzerrer, vielmehr begeistert er mit einem sehr individuellen Sound.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: JHS
  • Name: PG-14
  • Typ: Overdrive/Distortion-Pedal
  • Herkunft: USA
  • Anschlüsse: Input, Output (je 6,3 mm Klinke), Netzteileingang
  • Regler: Volume, Mid, Mid Frequency, Drive, Push, Tone
  • Schalter: On/Off
  • True Bypass: Ja
  • Stromverbrauch: 36 mA
  • Abmessungen (L x B x H): 124 x 73 x 58 mm
  • Gewicht: 288 g
  • Ladenpreis: 239,00 Euro (März 2020)
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