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JHS Packrat Test

Hinter dem Namen JHS Packrat verbirgt sich die neueste Interpretation der Pro Co RAT-Thematik, der sich der amerikanische Hersteller widmet. Jenes Pedals also, das 1978 in Kalamazoo entwickelt wurde und als eines der ersten Distortions der Geschichte gilt. Firmengründer und technischer Kopf Josh Scott hatte sich schon vor dem Release unseres Testkandidaten einen Ruf als RAT-Modifizierer gemacht und bekennt sich als großer Fan des Urmodells.

JHS Packrat Test

JHS Packrat – das Wichtigste in Kürze

  • Nachbildung der Sounds von 9 original RAT-Pedalen
  • extrem akkurates Dynamik- und Zerrverhalten
  • authentische Distortion-, Overdrive- und Fuzz-Sounds
  • Rundum-Sorglos-Paket für RAT-Fans

Die JHS Packrat beherbergt neun RAT-Variationen

Und für einen großen Fan der Ratte erschien es nur logisch, die klassische Soundästhetik dieses Evergreens erneut aufzunehmen und um ein paar Features zu erweitern. Und Josh hat dabei nicht einfach nur eine Replik der Ratte entwickelt, denn neben den drei vertrauten Potis lässt sich die Packrat zwischen neun verschiedenen Modi umschalten, die für unterschiedliche Variationen, Nachbauten und Modifikationen des Bodentreters stehen. Ein ähnliches Konzept mit diversen Ausführungen ein und desselben Pedals kennt man ja bereits vom JHS Muffuletta und dem Bonsai, die sich als „All-in-one“ Big Muffs bzw. Tube Screamer/OD-1 großer Beliebtheit erfreuen.

Das Thema RAT scheint in Entwicklerkreisen schon fast ein Dauerbrenner zu sein, erschienen doch kürzlich erst der TC Electronic Magus Pro sowie der Wampler Ratsbane, die sich einer ähnlichen Vorlage bedienten. Daher interessiert mich umso mehr, wie sich der JHS Neuzugang in der Nagerfamilie schlägt.

Optik und Ausstattung der JHS Packrat im Detail

Die Optik der Packrat reiht sich nahtlos in die der anderen JHS-Pedale ein und so kommt der Bodentreter wie die Original-Rat in einem schwarzen Metallgehäuse mit weißen Schriftzügen. Die Maße entsprechen dem typischen JHS-Format von 7,3 x 5,6 x 12,4 cm (BxHxT). Sämtliche Bedienelemente sind im vorderen Pedaldrittel vereint und präsentieren sich dort in Form von vier schwarzen Kunststoffpotis mit weißer Markierung. Dahinter der Fußschalter, der das Nagetier aktiviert, was durch eine rote LED angezeigt wird, oder es in den True-Bypass-Zustand versetzt. Die Anschlüsse sind seitlich angebracht und finden sich rechts als 6,3 mm Klinken In- und links dementsprechend als Output. Stirnseitig zeigt sich der Eingang für das optional erhältliche 9-V-Netzteil, welches das Pedal mit weniger als 100 mA befeuern soll. Die Bodenplatte ist mit vier Kreuzschrauben am Gehäuse befestigt, allerdings verbirgt sich dahinter kein Batteriefach, denn das Pedal ist lediglich für den Netzbetrieb konzipiert. Zum Lieferumfang gehören ein kleines Manual, vier anklebbare Gummifüße sowie ein Gravity-Plektrum und ein Button.

JHS Pedals Packrat Verzerrerpedal
Fotostrecke: 4 Bilder Mit der JHS Packrat erscheint ein wahres Rattennest im bonedo-Testlabor.

Die Packrat bietet klassische Bedienelemente mit Finessen

Die JHS Packrat ist ein klassisches Distortionpedal mit diversen Soundmodi, die verschiedenen Auslegungen der ProCo RAT entsprechen. Wer mit dem Sound des Urpedals nicht vertraut ist, dem sei gesagt, dass die RAT ein extrem flexibler Verzerrer ist, der von Overdrive-artigen Low-Gain-Sounds im Minimalbereich über klassische Distortion-Sounds bis sogar hin zu Fuzzsounds einiges liefern kann. Die Verwendung als Distortion hat den Sound der 80er stark geprägt, wo das Pedal sowohl als Stand-alone- als auch als Gain-Booster vor 800er Marshalls geparkt wurde. Wie beim Original haben wir hier einen Volume-Regler für die Gesamtlautstärke, einen Distortion-Regler für den Zerrgrad sowie ein Filterpoti, das die „Tone“-Funktion übernimmt. Die Arbeitsweise des Filterpotis entspricht jeweils der nachgebildeten Schaltung der neun Modelle und wird entweder durch Drehen im oder aber gegen den Uhrzeigersinn heller. Mode 1,4, 7 und 8 sind in der Maximalstellung am höhenreichsten, während es sich bei den anderen gegenläufig verhält. Die große Besonderheit der in der Klangerzeugung analogen Packrat ist das Anwählen der neun Modi. Dies realisiert JHS durch das interne digitale Umschalten des Signalflusses, bei dem 261 Komponenten involviert sind, die durch 40 einzelne Schalter gelenkt werden. Diese Technik findet sich übrigens auch beim JHS Bonsai, der sich dem Tube Screamer/OD-1 Schaltkreises annimmt, sowie dem Big Muff-Style Mufuletta.

JHS Pedals Packrat Input
Fotostrecke: 4 Bilder Die Ein- und Ausgangsbuchsen sind jeweils rechts und…

Das sind die neun RAT-Variationen der JHS Packrat

1. The OG V1 (1979-83): Dieser Modus liefert den Sound der ersten Ratmodelle, die auch als „Fringe Logo“ bezeichnet werden und dem Pedal zur weltweiten Berühmtheit verhalfen.

2. White Face V3 (1984-1986): 1984 wurde die Ratte in ein kleineres, quadratisches Gehäuse verfrachtet, das mit einem weißen, rechteckigen Logo versehen ist. Dieser Mode aktiviert die umgekehrte Filterknopfausrichtung der V2-V3 Filter-Modelle, was für viele den „Sweetspot“ des Pedals erweitert hat.

3. Turbo V5 (1989):Anstelle von Siliziumdioden wurden bei der Turbo Rat nun LEDs eingesetzt, was zu einer höheren Anschlagsdynamik des Pedals führt.

4. BRAT V6 (1997): 1997 brachte ProCo die „BRAT“ und „Roadkill“ heraus, die deutlich günstiger waren und einige Änderung in der Schaltung wie z. B. einen Eingangs-Buffer und einiges mehr an Bord hatten.

5. Dirty V7 (2004): 2002 brachte ProCo ein duales Pedal mit dem Namen Deucetone auf den Markt, das zwei separate RATs beinhaltet, die man unabhängig voneinander aktivieren und sogar stacken konnte. Darüber hinaus besaßen diese einen “Clean RAT”- und “Dirty RAT.”-Mode. Letzterer wurde aufgrund seiner Beliebtheit Gegenstand eines eigenen Pedals, das mit Germaniumdioden, symmetrischem Hard Clipping und abweichenden Werten aufwartet.

6. LA (1986): Als Ibanez 1986 die aufgrund des hohen Plastikanteils umstrittene „10“er Serie auf den Markt brachte, waren dort mit dem „Visual Super Product“, dem „Fat Cat“ sowie dem stärker modifizierten „LA Metal“ drei Rat-Style-Pedale vertreten, wovon das letztgenannte hier nachgebildet wurde. Der „LA Metal“ kam mit einem Eingangspuffer, diversen Änderungen der Widerstände sowie einer Verzerrung, die ohne Clippingdioden auskommt.

7. Landgraff MO’D (1999): John Landgraff war ein Boutiquepedalhersteller, der in Pensacola tätig war. Der “MO’D” stellte seine entfernt verwandte Interpretation der RAT-Schaltung dar, die Josh besonders zusagt.

8. Caroline (2010): Caroline basiert auf dem „Wave Cannon“-Pedal des amerikanischen Pedalherstellers Phillipe Herndon, der seinen Sitz in South Carolina hat. Da Josh ein großer Fan seiner Arbeit ist, wollte er den Sound hier ebenfalls inkludieren.

9. JHS Mode: Josh gelangte 2003 für 15$ an eine Small Box RAT, die er 2007 modifizierte. Viele dieser Ideen flossen in das nun nicht mehr hergestellte JHS “All American”, sowie in die unzähligen Original Rats, die JHS im Zeitraum von 2008-2018 tunen musste.

Die Packrat ist, wie alle JHS-Pedale, mit einem True-Bypass ausgestattet.

JHS Pedals Packrat Oberseite
Fotostrecke: 3 Bilder Zum Einstellen des Sounds stehen vier Potis auf der Oberseite parat.
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Die Packrat ist ein Sound-Eldorado für alle RAT-Fans

Für die Soundfiles setze ich das Pedal direkt vor ein 73er Fender Bassman Top und gehe von dort in die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenback Cabs. Die verwendeten Gitarren werden im Video zum Test angegeben. Zu Beginn wähle ich eine Les Paul und steppe mich bei einem halbwegs mittigen Setting durch die neun Modes:

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Hier fällt sofort der starke Lautstärkeunterschied zwischen den einzelnen Modi auf. Nimmt man OG als Referenz, so zeigt sich Brat als deutlich leiser und Turbo, LA Landgraff, Caroline, JHS als wesentlich lauter. Hier bietet der Volume-Knopf jedoch genug Spielraum, um auszugleichen. Grundsätzlich muss man auch beim Packrat sagen, dass das Unity Gain Level im OG-Mode ungefähr bei der 14-Uhr-Stellung liegt, wodurch es minimal mehr Gain liefert als das Urmodell, aber sich wie dieses immer noch eher ausgangsschwach zeigt. Die Charaktere der einzelnen Modi bieten zwar alle den typischen Grundsound der RAT, unterscheiden sich jedoch neben dem Output sehr deutlich im Frequenzgang voneinander. OG liegt klanglich sehr nahe an der gebräuchlichen RAT, liefert aber einen minimal dunkleren Sound, wohingegen die White Face Variante wesentlich aggressiver im Höhenreich wirkt. Turbo-und LA- Modellierung kommen hingegen extrem voll, mit hohem Output und massiven Mitten. BRAT zeigt einen leicht gescoopten Mittenbereich und hat schon fast Lo-Fi-artige Züge bei geringer Ausgangslautstärke. Die Nachbildungen der Landgraff- sowie Caroline-Modifikationen bieten ebenfalls einen deutlich ausgewogeneren Mittenbereich als das Original, wobei Caroline etwas zurückhaltender in der Zerre ist. Die JHS-Mod zeigt mehr Output als der OG und bietet deutlich mehr Hochmitten. Das Spielgefühl ist bei allen neun Varianten der Packrat sehr inspirierend und Josh hat hier wirklich ein tolle Auswahl getroffen, die das Pedal zu einem extrem flexiblen Distortion-Werkzeug macht, wenn man den Rat-Grundsound mag.

Audio Samples
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Pedal Off/On – all Modes OG White Face Turbo RAT Brat Dirty RAT LA Metal Landgraff MO´D Caroline JHS
AudiofileVolumeDIstortionFilterMode
Pedal Off/On – all Modes14:0012:0013:001-9
OG14:0012:0013:00OG
White Face14:0010:0010:00WHT
Turbo RAT12:0014:0011:00TRB
Brat15:0014:0014:00Brat
Dirty RAT15:00Max14:00DRTY
LA Metal15:009:0015:00LA
Landgraff MO´D15:0011:0010:00GRF
Caroline14:0012.00MaxCaroline
JHS11:0011:0011:00JHS
JHS Pedals Packrat Grafik
Das JHS Packrat bietet eine Vielzahl von Zerrsounds von Overdrive über Distortion bis hin zu Fuzz-Klängen.

Die Packrat glänzt mit Dynamik und authentischer Zerre

Nun betrachte ich die Dynamik und die Wirkungsweise der Potis. Grundsätzlich zählt die RAT zu den eher dynamischen Distortionpedalen und die JHS-Auslegung macht hier keine Ausnahme. Spielerische Nuancen werden gut umgesetzt und die Reaktion auf mein Volume-Poti ist hervorragend. Das Tone-Poti erlaubt sehr sinnvolle Eingriffe in den Sound, die man jedoch auch stark in Abhängigkeit zum gewählten Mode begreifen muss. Grundsätzlich wirkt der Maximalbereich in vielen Modes lange nicht so aggressiv wie dies bei der ProCo-Variante der Fall war und das Poti liefert in jeder Stellung brauchbare Ergebnisse. Der Gain-Knopf reißt eine große Bandbreite an Zerrsounds auf, die mit bluesigen Lowgain-Klängen bei 9 Uhr beginnen und den Distortionsweetspot aus meiner Sicht zwischen 11 und 14 Uhr darstellen. Jenseits von 14 Uhr wird es je nach Modus und auch Pickup-Typ schon deutlich fuzziger und der Sound bekommt einen leicht zerbröselten Charakter, so wie man das auch vom Original kennt.

Audio Samples
0:00
Dynapick Tone Poti Distortion Poti
AudiofileVolumeDistortionFilterMode
Dynapick14.0012:0014:00OG
Tone Poti14:0012:000 – MaxOG
Distortion Poti14:009:00 – Max12:00OG

Die JHS Packrat im direkten Vergleich mit der original RAT

Zum Abschluss gibts noch einen Vergleich mit meiner originalen RAT aus den 90er-Jahren, die mit dem berühmten LM308 Chip ausstaffiert ist. An der Packrat wähle ich natürlich den ersten Mode. Auch wenn mir kein 1:1 Matching der beiden Pedale möglich ist, erreiche ich doch sehr ähnliche Ergebnisse. Interessanterweise klingt der OG Mode deutlich dunkler als die ProCo RAT, weshalb ich den Filterregler fast zum Maximum aufreißen muss, um eine gewisse Vergleichbarkeit zu erzielen.

Audio Samples
0:00
JHS Packrat ProCo RAT
AudiofileVolumeDistortionFilterMode
JHS Packrat14:0012:0016:00OG
ProCo RAT15.0012:0012:00
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Die JHS Packrat ist ein Rundum-Sorglos-Paket für alle Freunde des Rat-Sounds und diejenigen, die ein flexibles Zerrpedal suchen. Kenner des Urversion erhalten den Sound der frühen Modelle und noch einiges mehr. RAT-Neulinge finden im Packrat ein Pedal, das, obwohl es als Distortion deklariert ist, auch durchaus Overdrive und Fuzz-artige Sounds bedienen kann. Die Potis arbeiten sehr effektiv und feinfühlig, die Verarbeitung ist robust und die neun Modi liefern teilweise extreme Unterschiede, wobei man wegen der variierenden Ausgangspegel jedoch mit dem Volume-Regler nachjustieren sollte. So viel Sound bei dieser Flexibilität hat natürlich seinen Preis, der jedoch aus meiner Sicht bei der gebotenen Qualität und Vielseitigkeit voll in Ordnung geht.

JHS Pedals Packrat Verzerrer
Das JHS Packrat erweist sich als flexibles Verzerrerpedal mit einer großen Klangvielfalt durch deutlich unterschiedliche Modi.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • variable Sounds von Distortion bis Fuzz
  • clevere, vielfältige Konzeption
  • Klangvielfalt durch deutlich unterschiedliche Modi
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • keins
Artikelbild
JHS Packrat Test
Für 212,00€ bei
  • Hersteller: JHS
  • Name: Packrat
  • Typ: Distortion-Pedal
  • Herstellungsland: USA
  • Anschlüsse: 1x In- & Output (6,3 mm Klinke), Netzteileingang (9-18V)
  • Regler: Volume, Distortion, Filter, Mode
  • Schalter: On/Off
  • True Bypass: ja
  • Stromverbrauch: >100mA
  • Abmessungen (BxHxT): 73 x 56 x 124 mm
  • Gewicht: 295 g
  • Ladenreis: 299,00 Euro (Oktober 2022)
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