Hier kommt das nächste Pedal aus der Jet City Manufaktur, der Guitar Slinger Overdrive. Hierbei handelt es sich um eine Entwicklung aus unserem Land, für die der Gitarrist Alexander Beyrodt (Sinner, Silent Force, Alex Beyrodt´s Voodoo Circle) verantwortlich ist. Die Grundkonstruktion basiert auf dem Fireball von Guitar Slinger, ein handverdrahteter Boutique Overdrive, der schon viele Gitarristen glücklich gemacht hat. Laut Hersteller haben wir es beim Fireball mit einem Overdrive-Pedal in Tube Screamer Bauweise zu tun, allerdings mit feinsten handselektierten Materialien.
Für dieses Original muss man stolze 279,- Euro hinblättern, was für viele Gitarristen kein Pappenstiel ist. Die Alternative für den schmalen Geldbeutel gibt es jetzt mit diesem Overdrive, in Lizenz hergestellt von Jet City. Es sind zwar keine selektierten Bauteile mehr am Start und in Handarbeit wird das Teil auch nicht mehr gebaut, aber dafür kostet es erheblich weniger als das Original. Ob das Pedal auch in dieser Form überzeugen kann und seinen Preis Wert ist, erfahrt ihr im folgenden Test.
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DETAILS
Gehäuse/Optik
Der GS Overdrive kommt im schwarzen Stahlblechgehäuse mit vier Gummifüßen auf der Unterseite, die dem Pedal stabilen Halt auf glatten Oberflächen geben. Das Bedienfeld mit den drei Reglern ist weiß unterlegt und auf der unteren Hälfte der Oberseite, wo sich der Schalter befindet, ist ein grün lackierter Streifen zu sehen. Der Overdrive nimmt nicht viel Platz auf dem Pedalboard ein, er ist mit den Maßen 102 x 104 x 50 mm (B x T x H) fast quadratisch, etwas kürzer als die Standard Boss-Pedale, dafür aber etwas breiter, denn die drei großen Regler sind in einer Reihe angeordnet und nicht versetzt, wie zum Beispiel beim Tube Screamer. Durch das Stahlblechgehäuse hat der GS Overdrive im Vergleich zu den gusseisernen Pedalen ein geringeres Gewicht, die Stabilität und Roadfestigkeit sind aber voll gewährleistet. Auf der Unterseite findet man das Fach für die 9V-Batterie, dessen Deckel mit einer Schraube befestigt ist und einen schnellen Wechsel ermöglicht.
Rückseite/Anschlüsse
Der GS Overdrive hat seine Anschlüsse seitlich, der Eingang (Input) für die Gitarre ist rechts und der Ausgang (Output) zum Verstärker befindet sich auf der linken Seite. Der Anschluss für das 9V DC-Netzteil ist an der Rückseite angebracht. Hierfür eignen sich die Standard-Netzteile von Ibanez oder Boss, selbstverständlich kann das Pedal auch mit einer Multi-Stromversorgung betrieben werden.
Bedienung
Der Overdrive lässt sich mit den drei typischen Reglern einstellen, diese heißen hier Gain, Tone und Vol. Gain regelt den Verzerrungsgrad, mit Tone wird der Klang eingestellt, und Vol ist für die Endlautstärke zuständig. Weiterhin gibt es noch einen Tone Shift-Schalter, mit dem der Klangcharakter des verzerrten Signals verändert werden kann. Wie das klingt, erfahrt ihr gleich im Praxisteil.
PRAXIS
Einen klaren Unterschied zum Vorbild, dem Fireball, habe ich leider bereits beim ersten Gebrauch feststellen müssen. Der Schalter ist nicht knackfrei, er löst sogar einen recht lauten Knack-Ton beim Schaltvorgang aus. Das geschieht beim Ein- und Ausschalten. Da sollten die Techniker schleunigst noch mal Hand anlegen beziehungsweise für die kommenden Modelle einen anderen Lieferanten für Schalter organisieren, denn mit so einem Pedal kann man nicht auf der Bühne spielen. Die beiden anderen Pedale, Afterburner und Shockwave Distortion, sind zwar auch nicht knackfrei, aber beim Guitarslinger Overdrive knallt es schon richtig im Speaker. Das ist zwar ärgerlich, aber kein Drama, denn so ein Schalter ist schnell getauscht, unsere geliebten Service-Techniker im Nachbarort müssen schließlich auch was zu tun haben…
Gain-Bandbreite
Als erstes widmen wir uns der wichtigsten Frage, wie viel Gain hat die Kiste und wie gleichmäßig ist das Ganze über den Regelweg verteilt. Dazu hören wir uns mal unterschiedliche Stufen des Gain-Potis an. Damit das Pedal auch gleich ordnungsgemäß angefahren wird, habe ich die Les Paul dafür benutzt. Ihr hört fünf verschiedene Versionen, einmal den Clean-Sound ohne Pedal (Bypass), dann die Gain-Einstellungen von 7, 10, 14 und 17 Uhr.
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Bypass LPGain 7 LPGain 10 LPGain 14 LPGain 17 LP
Gitarre
Gain
Tone
Vol
Tone Switch
Les Paul
7-10-14-17
12
14
rechts
Der GS Overdrive legt mit seinem Crunch-Sound bei minimaler Gain-Einstellung schon ganz gut los. Was mir schon mal gut gefällt, ist, dass der Amp-Sound durch das Pedal nicht sonderlich im Frequenzspektrum verändert wird, der Overdrive hat einen relativ neutralen Ton, der sich dem Verstärkersound gut anpasst. Je weiter man den Gain-Regler aufdreht, umso stärker und vor allem gleichmäßig nimmt die Verzerrung zu. Das Ganze passiert ohne große Pegelanhebung, man muss eigentlich nicht großartig mit dem Volume-Regler zurückgehen, wenn der Gain weiter aufgedreht wird. Hier wird der Sound eher dichter und ab ca. 13 Uhr nimmt das Kompressionsverhalten zu. Das ist aber sehr dezent, die Dynamik, die man gerade bei einem Overdrive-Pedal benötigt, bleibt gut erhalten.
Tone-Shift
Mit dem kleinen Schalter schräg unter dem Tone-Poti kann die Klangfarbe des verzerrten Sounds verändert werden. Ich hatte den Tone-Shift-Switch bei den vorangegangenen Beispielen in der rechten Position eingestellt, der Klang hat gutes Bassfundament, und es wird eine satte Verzerrung erzeugt. Stellt man den Schalter nach links, werden die Bässe und tiefen Mitten leicht abgesenkt, der Ton wird etwas schlanker und auch die Verzerrung lässt etwas im Vergleich zur anderen Einstellung nach. Hier ist ein Beispiel bei gleicher Reglereinstellung mit beiden Tone-Shift-Positionen.
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Tone Shift right LPTone Shift left LP
Gitarre
Gain
Tone
Vol
Tone Switch
Les Paul
15
12
14
rechts – links
GS Overdrive vs. Ibanez Tube Screamer
Der Fireball, das Vorbild unseres Testkandidaten, wird als extrem guter Tube Screamer Nachbau gehandelt. Manche behaupten sogar, er sei noch besser. Da packt mich natürlich die Neugier, was denn beim Jet City davon übriggeblieben ist, beim Klon vom Klon sozusagen. Jetzt kommt der knallharte Direktvergleich, gleicher Amp, gleiche Gitarre, gleiches Riff und die identische Einstellung bei beiden Pedalen, nämlich alle Regler auf 12 Uhr. Hier ist das Ergebnis:
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808 StratGS Overdrive Strat
Gitarre
Gain
Tone
Vol
Tone Switch
Stratocaster
12
12
12
rechts
Hut ab! Das kann sich hören lassen, man ist recht nah am Original (Tube Screamer) und das für wesentlich weniger als die Hälfte des Preises. Der GS Overdrive hat etwas mehr Pegel im direkten Vergleich mit gleicher Einstellung, und der Bassbereich ist leicht erhöht, das liegt aber auch am Tone-Switch, der nach rechts geschaltet war. Bei der linken Schalterstellung ist es dann aber eine Ecke dünner als beim Tube Screamer.
Der Vergleich geht weiter. Diesmal mit einer Humbucker-Gitarre und vollem Gain, auch hier liegen beide Pedale nicht weit voneinander weg, der Charakter bleibt erhalten. Auch wie beim vorigen Beispiel hat der GS Overdrive etwas mehr Pegel und Fülle.
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808 Max Gain SGGS Overdrive Max Gain SG
Gitarre
Gain
Tone
Vol
Tone Switch
SG
17
13
13
rechts
Tone
Mit dem Tone-Regler, dessen Wirkungsbereich bei ca. 2 kHz liegt, kann man den Sound von extrem muffig bis sehr bissig einstellen. Der Regelweg ist recht gleichmäßig, im letzten Viertel gibt es noch mal einen guten Endspurt, da wird es dann sehr scharf in den Höhen. Ihr hört im nächsten Beispiel vier Einstellungen des Tone-Reglers: 7, 10, 14 und 17 Uhr.
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Tone SG
Gitarre
Gain
Tone
Vol
Tone Switch
SG
17
7-10-14-17
13
rechts
Dynamische Ansprache/Klangtransparenz
In dieser Disziplin gibt es auch nur Positives zu vermelden. Mit einer Singlecoil-Gitarre lässt sich der GS Overdrive wunderbar dynamisch bearbeiten, die Verzerrung kann sehr feinfühlig mit dem Anschlag und auch dem Volume-Poti an der Gitarre gesteuert werden. Bei Humbucker-Gitarren ist das natürlich aufgrund der höheren Ausgangsleistung in einem anderen Bereich, funktioniert aber ebenfalls sehr gut. Hier ist ein Beispiel mit der Les Paul, bei der ich zuerst mit Volume auf 5 mit den Fingern angeschlagen habe, dann wurde der Regler voll aufgedreht und ich habe hart mit dem Pick angeschlagen.
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Dynamic LP
Gitarre
Gain
Tone
Vol
Tone Switch
Les Paul
17
13
13
rechts
Mit der gleichen Einstellung habe ich den Test zur „Akkordverständlichkeit“ bei voller Zerre gemacht. Auch hier gibt es nichts zu beanstanden. Auch wenn alle Saiten angeschlagen werden, macht der GS Overdrive nicht schlapp und gibt ein transparentes Klangbild von sich. Auch die einzelnen Tonanschläge beim letzten E-Akkord werden trotz hohem Gain klar wiedergegeben.
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Chords LP
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FAZIT
Rein klanglich kann der Jet City Guitar Slinger Overdrive voll und ganz überzeugen. Sogar den harten Direktvergleich mit dem großen Vorbild, dem Ibanez Tube Screamer, hat er locker gemeistert. Der Overdrive bietet eine ähnliche Bandbreite in der Verzerrung, das Ganze sogar noch etwas druckvoller, bedingt durch den Tone-Shift-Schalter. Hiermit kann man zwischen zwei Klangcharakteristiken wählen, einmal etwas schlanker (abgesenkter Bass und Tiefmittenbereich) oder die druckvollere Variante. Dadurch bekommen Singlecoil-Gitarren etwas mehr Fülle im Overdrive-Sound. Das Pedal punktet mit einer guten dynamischen Ansprache, wer gerne den Verzerrungsgrad per Anschlag oder Volume-Poti an der Gitarre regelt, kommt hier voll auf seine Kosten. Das Ganze wird noch von einem wirkungsvollen Tone-Poti abgerundet. Hiermit sind einige Facetten von Overdrive-Sounds möglich. Leider ist die Auswahl der Bauteile nicht ganz so glücklich verlaufen, denn der Schalter ist nicht knackfrei und hat bei jedem Schaltvorgang einen guten Knack-Ton erzeugt. Das kann man natürlich nicht gebrauchen, vielleicht hatte ich ja mal wieder das Montagsmodell, ansonsten solltet ihr einfach beim Test mal darauf achten. Antesten lohnt sich aber auf jeden Fall, denn der Sound ist wirklich gut.
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