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JBL 305P MkII Test

Praxis

Aufstellung/Testumgebung

Zum Test habe ich zwei JBL 305P MkII in einem Stereodreieck (Kantenlänge 1,25 m) auf den Boxendrehtellern meines Studiotisches freistehend positioniert. Als Audiomaterial habe ich einen stilübergreifenden Mix vetrauter Fremd- und Eigenproduktionen verwendet sowie diverse Hörproben mit Rauschgeneratoren, Sweeps und virtuellen Instrumenten durchgeführt. Als D/A-Wandler kam das Interface Apollo 8 von Universal Audio zum Einsatz. Die Verkabelung erfolgte ausschließlich mit Vovox-Kabeln (link direct S XLR). 

Die JBL 305P mkII wurden auf Herz und Nieren geprüft.
Die JBL 305P mkII wurden auf Herz und Nieren geprüft.

Der erste Eindruck

Das für meinen Geschmack etwas unseriös glänzende Outfit und der äußerst günstige Preis der JBL-Monitore hatte meine Erwartungshaltung etwas nach unten geschraubt – was wäre die Welt ohne Vorurteile – umso überraschter war ich dann über die detailfreudigen und durchaus seriösen Wiedergabeeigenschaften der 305P-Monitore. Darüber hinaus erfreute mich eine zunächst absolut rauschfreie Stille ohne anliegendes Musiksignal, wie ich es von meinen Neumann-Nahfeldmonitoren gewohnt bin, was sich allerdings als Trugschluss herausstellte, da die JBL-Monitore über eine offensichtlich nicht dokumentierte Auto-Mute- oder Stand-by-Funktion verfügen. Diese bewirkt, dass die Speaker bis zum ersten Signal und etwa 10 Minuten nach dem letzten Signal stummgeschaltet werden. In normalen Spielpausen ist durchaus ein leichtes Rauschen zu vernehmen, was in dieser und teilweise auch höheren Preisklassen zwar nicht ungewöhnlich, für manche Anwendungen auch nicht optimal ist. Positiv hingegen und alles andere als selbstverständlich bei preiswerten Monitoren ist die effektive magnetische Abschirmung, die den JBL-Monitor unsensibel gegenüber Einstreuungen von Mobiltelefonen und anderen Geräten macht.

Der kompakte JBL-Monitor glänzt an der Oberfläche und durch insgesamt gute Wiedergabeeigenschaften.
Der kompakte JBL-Monitor glänzt an der Oberfläche und durch insgesamt gute Wiedergabeeigenschaften.

Frequenzgang

Der Übertragungsbereich ist mit 49 bis 20000 Hz bei einer Toleranz von ±3 dB angegeben. In der Praxis sorgt dies bei den 305P MkII für eine ausgewogene und natürliche Wiedergabe. Preiswerte Monitore schwächeln gerne in der Darstellung der Mitten, was man dem JBL-Monitor nicht nachsagen kann. Im Vergleich zum deutlich teureren Neumann KH120 fehlt es zwar etwas an Fleisch in den unteren Mitten, was für einige typische Aufstellungsoptionen aber nicht zwingend von Nachteil ist und ein Desktopfilter überflüssig macht. Von der (Sub-)Basswiedergabe eines 5-Zoll-Tieftöners darf man bekanntlich keine Wunder erwarten, dennoch liefert der JBL 305P MkII ein akzeptables und tonal beurteilbares Fundament ohne den Oberbass künstlich aufzublasen. Wer beispielsweise genrebedingt einen potenteren Tiefbass benötigt, dem sei der Einsatz eines zusätzlichen Subwoofers empfohlen, was eigentlich auf alle Monitore mit 5-Zoll-Tieftöner zutrifft. Aufgrund der freien Positionierung in meinem Studio entsteht kein Bassstau durch die rückseitige Bassreflexöffnung, sodass ich keine Absenkung mit dem Filter vornehmen muss. Die hohen Frequenzen werden sehr seidig und dennoch relativ prominent wiedergegeben, sodass eine Absenkung (HF Trim) von 2 dB an meinem Arbeitsplatz vorteilhaft ist. Zu scharfe Zischlaute entlarvt der JBL-Monitor in dieser Einstellung immer noch ausgezeichnet. Insgesamt bietet der günstige JBL Monitor eine überraschend zufriedenstellende Frequenzwiedergabe, mit der sich definitiv arbeiten lässt.

Falls die rückseitige Bassreflexöffnung bei einer wandnahen Positionierung Probleme bereitet, lässt sich per Boundary-EQ die Wiedergabe tiefer Frequenzen absenken.
Falls die rückseitige Bassreflexöffnung bei einer wandnahen Positionierung Probleme bereitet, lässt sich per Boundary-EQ die Wiedergabe tiefer Frequenzen absenken.

Impulsverhalten

Dank einer preisbezogen überraschend akkuraten Impulswiedergabe liefert der JBL-Monitor ein lebendiges und detailreiches Klangbild. Transienten klingen knackig-frisch und auch tieffrequente Impulse sprechen schnell an und schwingen authentisch aus, als habe der kompakte Monitor einen komfortablen „Headroom“ bevor Kompressionsartefakte/Verzerrungen der Box und des Antriebs erahnt werden können. Hier entgeht einem wirklich nichts!

Räumliche Abbildung

Der JBL 305P MkII erzeugt ein breit aufgefächertes Stereobild mit einer großartigen Separierung und Ortung einzelner Instrumente/Schallquellen im Mix. Zudem steht die Phantommitte präzise wie eine Rasierklinge vor meiner Stirn. Eine bei breitem Sweetspot in dieser Weise überzeugende räumliche Abbildung, die möglicherweise das Resultat des auffälligen Image Control Waveguide ist, habe ich in dieser Preisklasse bisher noch nicht gehört! Aktive Eingriffe und Beurteilungen der Stereoverteilung im Mix werden hierdurch definitiv erleichtert. Stark!

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