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IMG Stageline DSP-26 Test

Was PA-Controller betrifft, muss man eines klar feststellen: Es gibt eine Zweiklassen-Gesellschafft. Die teuren Vertreter jenseits der 1.000-Euro-Schallmauer sind wahre Ausstattungsmonster. DANTE-Integration, AES-Digitalausgänge, integrierte WiFi-Module und Remote App – all das gilt in der Upper-Class als mehr oder weniger selbstverständlich. Aber braucht man das eigentlich? Im Profi-Touring Geschäft durchaus, aber um eine Standard-PA in den Griff zu bekommen, mit Sicherheit nicht. Hier reichen Funktionen wie EQ, Crossover und Limiter aus, um der Aufgabe gerecht zu werden. Und genau das verspricht der IMG Stageline DSP-26 Testkandidat. Eine günstige Signalwegverwaltung für kleinere Beschallungsanlagen. Wir schauen uns an, wie sich der Kandidat dabei anstellt.

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IMG Stageline DSP-26: äußerst günstiger PA-Controller

Details

Hardware

Der Controller verfügt über ein kompaktes Metallgehäuse mit geringer Einbautiefe. Das lüfterlose Design im schwarzen Abendkleid wirkt seriös und typgerecht. Die Vorderseite ist klassisch aufgeteilt. Auf der linken Seite residieren zwei achtstellige Meter-Anzeigen für den Input-Pegel, rechts davon befindet sich das hintergrundbeleuchtete Display, das von einem großen Push-Encoder zur Parametereingabe begleitet wird. Es folgen sechs Auswahltaster für die direkte Bedienung am Gerät. Rechts davon befinden sich ebenfalls achtstellige LED-Meter für die sechs Ausgänge des IMG-Controllers. Jeder Ausgang verfügt über eine Mute-Taste, die das schnelle Stummschalten des Ausgangs erlaubt.

Fotostrecke: 6 Bilder Lieferumfang des IMG Stageline DSP-26

IMG Stageline DSP-26 Rückseite

Die Rückseite gibt sich noch spartanischer als die Vorderseite. Von links nach rechts notiere ich sechs XLR-Buchsen für die Ausgänge, eine USB-Buchse für die Remote-Software in Kombination mit einem Windows Computer und zwei XLR-Female-Buchsen für die beiden Eingänge. Die Stromversorgung wird über ein externes 6 Volt Netzteil realisiert. Ich muss gestehen, ich bin kein Fan von externen Netzteilen bei Missions-kritischen Gerätschaften wie Mischpulten oder PA-Controllern. Auf der anderen Seite haben wir es hier mit einem Gerät unterhalb der 250,- Euro Schwelle zu tun. Da habe ich schon Verständnis, dass IMG Stageline irgendwo den Rotstift ansetzten muss.
Wenig Verständnis habe ich allerdings dafür, dass man dem Netzteilstecker nicht wenigstens eine Zugentlastung spendiert hat. Dass man konsequenterweise keinen Netzschalter verbaut hat, empfinde ich dagegen als positiv. Ein PA-Controller sollte ohne Umwege seine Arbeit aufnehmen, sobald er mit Strom gefüttert wird. Wird er (unabsichtlich) über einen Netzschalter abgeschaltet, dann bleibt die PA stumm, selbst wenn die Endstufen aktiv sind. Daher Daumen hoch für die Wegrationalisierung des Netzschalters.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseite des IMG Stageline DSP-26:

Bedienung bitte! 

Ich gestehe, wenn immer möglich, dann bediene ich einen PA-Controller vorzugsweise über eine Remote-Software anstatt am Gerät selbst. Egal wie gut die Bedienung am Gerät selbst ist, die Übersicht via Software ist immer besser. Eigene Programmierfehler fallen schneller auf und das Erstellen von Presets geht deutlich schneller von der Hand. Dennoch sollte man immer die grundlegende Bedienung eines Controllers draufhaben. Es kommt der Tag, wo man seinen Remote Laptop oder dessen USB-Kabel vergessen hat oder die Verbindung sich aus irgendeinem Grund nicht herstellen lässt. Zumindest das Laden & Speichern von Presets und ein Anpassen der Gains/Lautstärken sollte man als Minimalanforderung beherrschen.
Der DSP-26 macht es den Anwender aus zwei Gründen einfach. Zum einen hält sich die Parameterflut aufgrund des Funktionsumfangs im Grenzen, zudem ist die Bedienung am Gerät tatsächlich recht einfach. Man drückt den Menü-Taster und ist sofort in der Preset-Load-Abteilung. Einfach mit dem Encoder das passende Preset aus der 50 Speicherplätze umfassenden Library auswählen und mit einem Druck auf den Encoder aktivieren. Easy! Drückt man die Menütaste zweimal, gelangt man in der Preset-Save-Menü.
Für die Editierung der Eingangs- und Ausgangskanäle wählt man diese mit den Up/Down-Tastern zunächst an (z. B. In 1 & 2) und kann dann mit den beiden mittleren Item-Tastern die zur Verfügung stehenden Funktion (z. B. EQ, Crossover, Limiter usw.) anwählen und mit dem Encoder nach Gusto verändern und zum Schluss abspeichern. Das dauert zwar deutlich länger als über die Remote-Software, ist aber generell machbar und nicht sehr kompliziert. Stichwort „Software“.

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PRAXIS

Remote Software

Der Autor hat in einem Rock-Club am Niederrhein ebenfalls Controller von IMG Stageline verbaut und zwar das Modell DSM-48LAN. Schon optisch haben diese Controller nicht viel mit unserem Kandidaten zu tun, sodass ich mir nicht viel erhoffte, als ich zum Spaß versucht habe die Remote-Software des DSM-48LAN mit dem DSP-26 zu koppeln. Ich muss gestehen, ich war sehr überrascht, dass das tatsächlich funktioniert!
Das ist umso erstaunlicher, da die DSM-Controller eigentlich für IMG Stageline entworfene OEM Produkte aus dem Hause ALLDSP sind. Der DSP-26 ist demnach von seiner Software ebenfalls ein Controller mit ALLDSP-Herz. Wow! Die ALLDSP-Schmiede aus Hamm in Westfalen fertigt zwar auch unter eigenem Namen Controller, ist aber eher für seine OEM-Produkte bekannt. Eingesetzt werden ALLDSP-Controller bei einer Reihe bekannter Firmen wie PL-Audio oder Voice Acoustic. Fakt ist, der IMG Stageline DSP-26 dürfte der mit Abstand günstigste Eintritt in die ALLDSP-Welt bedeuten. Jedenfalls wird der Testkandidat im Verbund mit meinen ALLDSP angetriebenen IMG-Stageline-Controllern problemlos erkannt.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Startseite der Software

Ich starte auf meinem Laptop die Software „IMG Stageline DSP Controller“ und der Kandidat wird sofort erkannt. Kein Com-Port-Terror, keine zusätzliche Treiber-Installation. Einfach anstecken und loslegen. Nach den Statusmeldungen „connecting“ –> „USB Port 6“ erscheint ein grüner Pfeil, dort klicken wir mit dem Mauszeiger drauf und die eigentliche Bedienoberfläche wird geladen. Diese ist in acht Hauptseiten (Main, X-Over und die Ausgänge 1-6) unterteilt. Keine verwirrenden Untermenüs, was die Bedienung erleichtert.
Im Main-Fenster stellen wir die Band-Gains für die Ein- und Ausgänge ein und können diese bei Bedarf zu Stereo-Pairs umwandeln. Hier finden wir auch die Speicherverwaltung. Man kann auswählen, ob man die Einstellungen auf dem Gerät und/oder auf dem Rechner speichern möchte. Zudem kann man dem Controller einen eigenen Namen verpassen, ideal für größere Installationen mit mehreren Controllern.
Weiter geht es zur X-Over Seite. Hier kann der Anwender für jeden der sechs Ausgänge ein HPF- und LPF-Filter sowie ein Laufzeiten-Delay einstellen. Der DSP-26 bietet das Standard-Programm des bekannten Filtertrios „Linkwitz/Riley, Bessel und Butterworth“ mit Filter-Steilheiten von 6 bis 24 dB.
In puncto Delay sind die Ausgänge begrenzt. Das maximale Delay beträgt 5 ms und ist demnach eher für den Treiber-Laufzeitenausgleich denn als Delay-Line-Verzögerung gedacht. Vollbedienung dagegen in den Ausgängen 1-6. Für jeden Ausgang stehen bis zu zehn frei editierbare EQ-Punkte zur Verfügung. Neben den üblichen EQ-Typen (Bell, High & Low Shelf, High- & Low-Pass) bietet der DSP-26 zudem Spezialitäten wie Allpass- oder Bandpass-Filter an. Letzte Funktion in jedem Ausgang ist der einstellbare Limiter, dessen Threshold-Range zwischen +/-48 dBu und +9 dBu liegt und zudem über eine verstellbare Release Zeit von 10 dB/s bis 100 dB/s verfügt. Eine Release-Angabe in Millisekunden wäre mir persönlich lieber.
Über zwei Schieberegler lässt sich in jedem Ausgang das Signal der beiden Eingänge hinzumischen, somit kann jedes Eingangssignal unabhängig auf jeden Ausgang delegiert werden. Das ist in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich. 

IMG Stageline DSP-26 im Praxistest
IMG Stageline DSP-26 im Praxistest

Für den Praxistest gibt es eine interessante Option. In meinem Rock-Club wird die verbaute PA im Drei-Wege-Aktivbetrieb gefahren, mit besagtem DSM48-LAN von IMG Stageline. Deshalb lässt sich das Preset des DSM48-LAN ohne Probleme über die Remote-App in den DSP-26 laden. Ausgänge 1&2 befeuern die Subwoofer, während Out 3&4 je zwei 12-Zoll-Mitteltöner und Out 5&6 die Hochtöner der verbauten Horntopteile antreiben. Für den Test betriebe ich die linke Seite der PA über das hauseigene DSM48-LAN, während die rechte Seite vom DSP-26 verwaltet wird. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der Netzstecker kommt ohne Zugentlastung

Gibt es hörbare Unterschiede? Jein. Klanglich und auch von der generellen Performance kann ich keinen Unterschied zwischen den beiden Controllern vernehmen. Was man allerdings vernimmt, ist ein etwas höheres Grundrauschen beim DSP-26, das sich allerdings noch im Rahmen hält. Ansonsten verhält sich der DSP-26 genau wie sein großer Bruder und verfügt zudem über nahezu identische Einstellmöglichkeiten.
Im Vergleich zu anderen Controllern in diesem Preissegment sticht der DSP-26 durch seine Optionen positiv heraus. Zudem verfügt er über einen zusätzlichen Bonus. Sollte man später einen größeren Controller benötigen (digitale Ein- und Ausgänge, mehr In & Outs), dann lohnt ein Blick auf die größeren IMG Stageline Controller wie den DSM48-DT.
Der Vorteil: Die gesammelten Presets des DSP-26 lassen sich ohne Weiteres in den größeren ALLDSP befeuerten IMG Stageline Controllern laden und weiterverwenden. Zudem kann der DSP-26 mit weiteren IMG Stageline Controllern dieser Bauart im Verbund betrieben werden und das über nur eine Instanz der Remote-Software.

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Fazit

Der IMG Stageline DSP-26 ist ein erstaunlich guter Budget-Controller, der es erlaubt, eine PA mit entsprechenden Signalen zu versorgen. Klanglich geht der 96 kHz Prozessor unauffällig zur Sache. Die Bedienbarkeit ist sowohl am Gerät als auch über die Remote-Software (Windows only) gut. Die eigentliche Sensation bei diesem Controller ist, dass es sich bei dem Kandidaten um ein ALLDSP-OEM handelt, der viele Features und die Preset-Kompatibilität mit den teils deutlich teureren und größeren IMG Stageline Controllern teilt. Sollte man mit steigenden Ansprüchen einen Controller mit mehr Ein- und Ausgängen und vielleicht auch einer DANTE-Option benötigen, dann greift man beispielsweise zu einem IMG Stageline DSM-48DT und kann die mühsam erstellen Presets des DSP-26 problemlos auf den großen Bruder übertragen. Ein Hoch auf die Nachhaltigkeit. Für den Straßenpreis unterhalb von 250,- Euro erhält der Anwender ein erstaunlich gut ausgestaltetes Gerät, das zudem ein flexibles Routing der Signale erlaubt. Antesten empfohlen!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • ALLDSP Innenleben
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • 96 kHz Betrieb
  • fernbedienbar über USB
  • gute Bedienbarkeit am Gerät durch Direktanwahl
  • gedrucktes Benutzerhandbuch im Lieferumfang
Contra
  • Netzstecker ohne Zugentlastung
  • Laufzeiten Delay sehr kurz
Artikelbild
IMG Stageline DSP-26 Test
Für 289,00€ bei
IMG Stageline DSP-26: äußerst günstiger PA-Controller
IMG Stageline DSP-26: äußerst günstiger PA-Controller
Spezifikationen
  • Eingänge: 2x analoge Eingänge: XLR, symmetrisch
  • Ausgänge: 6x analoge Ausgänge: XLR, symmetrisch
  • DSP: 64 Bit, 96 kHz
  • Sample-Rate Dynamikumfang: > 114 dB
  • Latenz Eingang zu Ausgang:
  • Routing: beliebiges Routing der Eingänge auf die Ausgänge
  • PC-Editor-Software: ja
  • Speicherplätze: 50 Benutzer-Presets speicherbar
  • Display: Dot-Matrix-Display mit 2x 16 Zeichen
  • Metering: VU-Meter mit 8 LEDs pro Kanal, Pegelanzeige und Peak
  • Eingangs-Gain: -48 dB bis +12 dB
  • Ausgangs-Gain: -48 dB bis +12 dB
  • Feature pro Weg: 10x parametrische Equalizer mit je 8 Filtertypen, zwei Frequenzweichen, Delay, Limiter, Mute, umschaltbare Polarität
  • Frequenzbereich: 10 – 30.000 Hz
  • Klirrfaktor:
  • Stromversorgung: über beiliegendes Steckernetzteil
  • Abmessungen (B x H x T): 482 x 44 x 175 mm
  • Bauform: 19″, 1 HE
  • Gewicht: 1,56 kg
  • Preis: 233,- Euro
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IMG Stageline DSP-26: äußerst günstiger PA-Controller

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