So werden die Klangbeispiele der Harley Benton ST-JAMster im Test aufgezeichnet
Die Soundfiles der Harley Benton ST-JAMster nehme ich zunächst über einen 73er Fender Bassman auf, der durch die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenbacks läuft. Bei den verzerrten Sounds kommen ein Walrus Audio Ages sowie ein Marshall Plexi zum Einsatz – in den Audios ist das jeweils entsprechend gekennzeichnet. Für die aktiven Sounds geht die JAMster direkt in mein Audio-Interface, eine RME Fireface UFX.
So klingt die Harley Benton ST-JAMster im passiven Mode
Unverstärkt wirkt das Instrument recht lebendig und zeigt ein ordentliches Resonanzverhalten. Leider weist das Werkssetup einige Schwächen auf: Der Sattel ist deutlich zu hoch, was die Intonation in den ersten Bünden erschwert. Auch in puncto Oktavreinheit wurde nicht sauber gearbeitet, hier besteht ein klarer Nachbesserungsbedarf. Die Bundbearbeitung ist insgesamt solide, wenn auch nicht perfekt. Zwar sind die Bünde weitgehend gut abgerichtet – abgesehen von kleineren Unebenheiten in den hohen Lagen –, jedoch kaum poliert. Auch die Verrundung der Bundkanten hätte stellenweise sorgfältiger ausgeführt sein können.
Positiv fällt hingegen der Hals auf, der durch sein angenehmes Profil und die matte Lackierung ein sehr gutes Spielgefühl vermittelt. Das Tremolosystem ist aufliegend eingestellt und verrichtet eine recht stimmstabile Arbeit, wenn man es mit Dive-Bombs nicht gerade übertreibt. Im passiven Modus über einen Gitarrenverstärker klingen die Pickups ausgesprochen dunkel und matt. Zwar lässt sich das teilweise durch starkes Anheben der Höhen am Amp kompensieren, dennoch wirkt der Klang wenig inspirierend. Natürlich darf man bei einem Thekenpreis von nicht einmal 130 Euro keine Wunder erwarten, doch auch im Budgetbereich wäre hier klanglich durchaus mehr möglich.

So klingt das Amp-/Effekt-Modeling der Harley Benton ST-JAMster
Anschließend geht es direkt ins Audiointerface, denn die aktiven Sounds sind bereits mit einer integrierten Speakersimulation versehen. Insgesamt stehen fünf Grundsettings zur Verfügung, die jeweils in drei Varianten abrufbar sind. Bei den „trockenen” Sounds Clean, Overdrive und Distortion wird durch die Push-Funktion des Tone-Potis das Gain leicht angehoben. In den Modi Clean/Reverb und Distortion/Delay nimmt hingegen der Effektanteil zu. Die beiden Distortion-Modi bringen allerdings ein leicht erhöhtes Grundrauschen mit sich, inklusive eines leichten Surrens in den Höhen. Nichtsdestotrotz: Fürs heimische Üben oder als kompakte Lösung auf Reisen sind die Sounds durchweg brauchbar und liefern, gemessen am Preis, ordentliche Resultate.
Große Überraschungen darf man allerdings auch hier nicht erwarten, denn selbst preiswerte Modeling-Lösungen klingen teils differenzierter. Im Kontext einer günstigen All-in-One-Gitarre geht das aber in Ordnung, zumal der aktive Sound im Direktvergleich deutlich überzeugender wirkt als der passive Betrieb.