Harley Benton Custom Line Bass DI-Expander Test

Kompakte DI-Box/Preamp-Pedale sind äußerst nützliche Helfer für den Arbeitsalltag von Tieftönern. Im Studio kann der Basssound mit diesen Helferlein bereits vorgeformt zum Recording-Equipment geschickt werden und auf der Bühne bietet das Pedal eine weitere Soundoption vor dem Amp – oder ersetzt in manchen Fällen sogar die komplette Bass-Backline! Kein Wunder also, dass immer mehr Hersteller speziell für den Bass entwickelte DI/Preamp-Lösungen in ihr Programm aufnehmen. Ein brandneues Angebot kommt vom Thomann-eigenen Budget-Label Harley Benton: Der Bass DI-Expander aus der Custom-Linie verfügt über einen Dreiband-Equalizer inklusive semi-parametrischer Mitten, bietet diverse Anschlussmöglichkeiten für den flexiblen Einsatz im Studio, auf der Bühne oder als Übe-Preamp, und hat sogar einen Kompressor mit an Bord. Trotz der üppigen Ausstattung geht das Pedal von Harley Benton für äußerst schlanke 99,- Euro über die Theke und ist damit auch für Bassisten mit knappem Budget ein super interessanter Kandidat!

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… mit den weißen Reglern richtig was her!

Details

Das hochglanzlackierte Metallgehäuse des Bass DI-Expanders wirkt sehr elegant und das Pedal macht insgesamt einen sehr stabilen Eindruck. Mit seinen Maßen von 128 x 93 x 56 mm würde ich es in Anbetracht der vielen Features als recht kompakt bezeichnen, so dass man auch auf kleineren Pedalboards bestimmt immer noch ein Plätzchen dafür finden kann. Auf der Bodenplatte sitzen aber auch vier Gummifüße als Rutschsicherung, falls man das Gerät nicht mit Klettband auf einem Pedalboard installieren, sondern separat verwenden möchte – lobenswert!

Fotostrecke: 3 Bilder Optisch macht das hochglanzlackierte Gehäuse in Verbindung …

Sämtliche Anschlussmöglichkeiten parken an drei Seitenflächen des Pedals: Rechts finden wir eine normale Input-Klinke für die Verbindung mit dem Bass, daneben liegt eine weitere Standardklinke mit der Bezeichnung “Thru”, die das unbearbeitete Signal direkt wieder aus dem Gehäuse leitet.
Neben den Standardklinken sitzt außerdem noch eine Miniklinke zum Einspielen von externen Audioquellen. Das ist toll, denn in Verbindung mit dem ebenfalls als Miniklinke vorhandenen Kopfhöreranschluss auf der linken Seite des Pedals kann man den Bass DI-Expander auch zum lautlosen Üben verwenden und zu Hause oder unterwegs im Hotel zu seinen Lieblings-Playbacks jammen.
Auf der linken Seite finden wir zudem einen Standardklinken-Ausgang zur Weiterleitung des Signals am den Amp und den symmetrischen XLR-Ausgang für die Verbindung mit dem Recording-Equipment oder einem Mischpult. Harley Benton hat dem DI-Ausgang natürlich auch einen Groundlift spendiert: der Schalter sitzt auf der Front des Pedals.
Die Buchse für das Netzteil sitzt auf der Stirnseite des Pedals. Mitgeliefert wird es leider nicht, der Preamp gibt sich aber mit einem handelsüblichen 9V-Netzteil mit innen liegendem Minuspol oder wahlweise auch mit einer 9V-Batterie zufrieden. Als dritte Möglichkeit kann das Pedal sogar über den XLR-Ausgang von einem Mischpult (Phanton Power, 48V) mit Strom versorgt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Bass DI-Expander wurde reichlich mit …

Ein Blick auf die reich mit Reglern bestückte Oberseite offenbart, dass der preiswerte Bass-Preamp einige Features zu bieten hat. Das Herzstück des Pedals ist dabei sicherlich die Dreiband-Klangregelung, die mit ihrer semiparametrischen Mittensektion viel Flexibilität bieten sollte. Die Mittensektion setzt sich aus dem eigentlichen Mittenregler und dem Frequenzregler zusammen, mit dem die Einsatzfrequenz stufenlos von 150Hz bis 8kHz bestimmt werden kann.
Links und rechts von der Mittensektion liegen die Regler für Bässe und Höhen. Mit einem zusätzlichen Blend-Regler, der links oben auf der Front sitzt, kann die EQ-Einstellung außerdem beliebig mit dem unbearbeiteten Basssignal gemischt werden. In der zweiten Reihe finden wir einen Gain-Regler samt Clip-LED und PAD-Schalter zur Pegelabsenkung um 10dB, den Volume-Regler für die Endlautstärke des Pedals und zwei weitere Regler, die für den Onboard-Compressor zuständig sind.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Gehäusefront des DI-Expanders …

Mit dem Threshold-Regler wird die Einsatzschwelle des Kompressors und mit dem Comp-Regler der Ratio-Wert – also das Kompressionsverhältnis – bestimmt. Ganz unten auf der Front parken schließlich die beiden Fußtaster des Pedals. Der On/Off-Taster schaltet das Gerät aus oder ein, während der Comp-Taster den Kompressor aktiviert oder deaktiviert. Für jeden Fußtaster gibt es außerdem eine LED, die den Betriebszustand der jeweiligen Funktion signalisiert: Rot bedeutet “aktiv”, Grün steht für “inaktiv”.

Praxis

Die Bedienung des Bass DI-Expanders gibt keine Rätsel auf – alle Regler und Anschlüsse sind logisch beschriftet, so dass im Grunde jeder Bassist, der etwas Erfahrung mit Preamps und DI-Boxen mitbringt, sofort ohne Bedienungsanleitung loslegen kann.
Nicht ganz optimal ist die enge Anordnung der Regler auf der Front. Man muss schon mit spitzen Fingern agieren, um nicht unabsichtlich einen benachbarten Regler mit zu drehen. Doch diesen Kompromiss muss man eben bei Geräten eingehen, die viele Features in einem kompakten Gehäuse beherbergen.

Spitze Finger sind gefragt - auf diesem Pedal ist eine Menge los!
Spitze Finger sind gefragt – auf diesem Pedal ist eine Menge los!

Unlogisch finde ich zudem die Funktionsweise der Status-LEDs für die Fußtaster. Sie leuchten grün, wenn das Pedal oder der Kompressor ausgeschaltet ist, und rot, sobald das jeweilige Feature mit dem Fußtaster aktiviert wird. Man muss sich also merken, welche Farbe für welchen Zustand steht, was im Live-Betrieb durchaus mal für Verwirrung sorgen kann. “LED aus” für ” Feature aus” und “LED an” für “Feature an” wäre hier sicher die sinnvollere Lösung.
Die Clip-LED zum Justieren des Eingangspegeln funktioniert soweit zuverlässig – die grüne LED wechselt ihre Farbe immer deutlicher in Richtung rot, wenn der Pegel des Basses höher wird. Wer den Preamp mit einem lauten Aktivbass heftig übersteuert, stellt den Input-Schalter einfach auf -10dB und kann danach den Pegel mithilfe der LED über eine weiten Bereich anpassen, denn der Harley-Benton Preamp verträgt sich also sowohl mit passiven als auch mit aktiven Bässen.

Die Thomann-Hausmarke Harley Benton gibt es mittlerweile seit 20 Jahren!
Die Thomann-Hausmarke Harley Benton gibt es mittlerweile seit 20 Jahren!

Die nachfolgenden Audiobeispiele habe ich mit einem passiven Jazz Bass eingespielt. Die Ergebnisse können sich wirklich hören lassen, wie ich finde. Richtig positiv überrascht war ich von der nahezu nebengeräuschfreien Arbeitsweise des Pedals. Selbst mit voll aufgedrehten EQ-Reglern oder bei starken Kompressionen wird kein Rauschen hörbar – eine derart hohe Signalqualität ist bei einem Pedal in der Preisklasse des Harley-Benton-Preamps durchaus ungewöhnlich!
Dazu muss gesagt werden, dass der Equalizer auch eher dezent arbeitet und keine allzu heftigen Eingriffe in das Klangbild erlaubt. Zur Anpassung des Basssounds an verschiedene Musik- oder Spielstile eignet sich die Klangregelung aber dennoch sehr gut.
Im ersten Audioclip hört ihr einen starken Scoop-Sound für Slapping, den ich mit einer starken Anhebung der Bass- und Höhenbänder mit einer gleichzeitigen Absenkung der Hochmitten erzeugt habe. In den ersten elf Sekunden war das Pedal ausgeschaltet, danach kommt der bearbeitete Scoop-Sound ins Klanggeschehen.

Audio Samples
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Heavy Scoop, Slapping

Den Blend-Regler habe ich bei der Aufnahme voll aufgedreht, damit die EQ-Einstellung so deutlich wie möglich zu hören ist. Die Möglichkeit, den cleanen mit dem bearbeiteten Sound zu mischen, ist entpuppt sich allerdings als tolles Feature für subtilere Eingriffe in den Sound!
Und wenn wir schon beim Slap-Sound sind, so bietet es sich natürlich an, auch gleich die Wirkungsweise des Kompressors zu checken. Im folgenden Clip läuft bis zur Sekunde 11 der Scoop-Sound vom vorherigen Clip, danach schalte ich den Kompressor dazu.

Audio Samples
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Heavy Scoop, Compressor, Slap

Beim Harley Benton Onboard-Compressor handelt es sich um einen sehr cleanen Kompressor ohne “Vibe”, der den Sound kaum verändert. Das Bassfundament und die Höhen bleiben intakt. Wünschenswert für die Kompressoreinheit wäre allerdings ein zusätzlicher Regler zur Lautstärkenkompensation, mit welchem man den heftigen Pegelanstieg bei starken Kompressionen, – gerade im Livebetrieb – in den Griff bekommen könnte.

Dieser Bass DI-Expander entpuppt sich als überaus flexibles und vielseitiges Tool!
Dieser Bass DI-Expander entpuppt sich als überaus flexibles und vielseitiges Tool!

Im nächsten Audiobeispiel wurde dem Fingerstyle-Sound meines Jazz-Basses mit einer Prise vom Mittenregler und einer leichten Höhenanhebung mehr Präsenz im Mix verliehen. In den ersten acht Sekunden hört ihr den nackten Sound des Jazz-Basses, danach den leicht angepassten Sound.

Audio Samples
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Fingerstyle, Hochmitten-Boost, Höhen-Boost

Für das letzte Soundbeispiel habe ich meinen Jazz Bass mit dem EQ des Harley-Benton-Preamps in eine vintagemäßige Richtung getrimmt. Ab Sekunde 10 hört ihr den EQ-Sound mit einer starken Bass- und Tiefmittenanhebung, den Höhenregler habe ich zudem komplett zugedreht.

Audio Samples
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Bass-Boost, Tiefmitten-Boost, Höhen-Cut

Fazit

Wer ein flexibles Tool zur Anpassung seines Basssounds sucht und nur ein knappes Budget zur Verfügung hat, ist mit dem neuen Bass DI-Expander aus der Custom-Line von Harley Benton genau an der richtigen Adresse. Das elegante Pedal verfügt über eine überraschend hohe Signalqualität und bietet einen flexiblen Equalizer. Dieser arbeitet zugegebenermaßen eher dezent, aber durchaus geschmackvoll, und liefert durch die Bank praxisrelevante Ergebnisse. Ein willkommenes Feature ist zudem der Onboard-Compressor, mit dem sich der Sound ohne Klangeinbußen effektiv verdichten lässt. Mit seiner Vielzahl an Anschlüssen kann das Gerät problemlos im Studio, auf der Bühne oder sogar als ultra kompaktes Setup für die stille Übe-Session eingesetzt werden. Mehr kann man für den Schnäppchenpreis von 99,- Euro nun wirklich nicht erwarten!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr gute Klangqualität
  • flexibles Mittenband
  • cleaner Kompressor
  • flexible Stromversorgung
  • flexible Ausstattung mit Anschlüssen
  • tadellose Verarbeitung
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • unlogische Funktion der LEDs
  • enge Anordnung der Regler
Artikelbild
Harley Benton Custom Line Bass DI-Expander Test
Für 89,00€ bei
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Spitze Finger sind gefragt – auf diesem Pedal ist eine Menge los!
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modell: Custom Line Bass DI-Expander
  • Herstellungsland: China
  • Anschlüsse: Input, Output, Thru, DI-Out, Line-In, Phones, Netz
  • Regler: Blend, Bass, Middle, Freq, Treble, Volume, Threshold, Comp, Gain, Groundlift, Input -10dB, Comp-On/Off, On/Off
  • Stromaufnahme: 40 mA
  • Stromversorgung: Netzteil 9V (- innen), 9V-Batterie, Phantomspeisung (48 Volt über XLR)
  • Maße: 128 x 93 x 56 mm
  • Gewicht: 450g ohne Batterie
  • Preis: 99,- Euro (Ladenpreis im Dezember 2017)
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