Great River Harrison 32EQ Test

Praxis

Es sollte aber klar sein, dass sich die klangfärbenden Eigenschaften dieses EQs eher in Grenzen halten – wobei dies definitiv eher als Feature denn als Bug zu werten ist. Gleich, auf was für ein Signal man den 32EQ loslässt, er besticht mit einem sehr klaren, stabilen Sound, der auch bei stärkeren Eingriffen niemals die Fassung verliert. Harsche Höhen sind hier Fehlanzeige, die Offenheit des Equalizers geht stets einher mit einer sehr smoothen Note. Dank des Proportional-Q-Designs und der nicht üppigen, aber allemal ausreichenden Filteramplitude von ±10 dB kommt man stets sehr schnell zu ansprechenden Ergebnissen. Dabei kann der Harrison-EQ mit seiner Vielseitigkeit überzeugen. Die Peaking-Filter arbeiten bei großen Anhebungen nicht mehr breitbandig (eben aufgrund des Proportional-Q-Designs), aber wer dennoch große Frequenzbereiche stark verändern möchte, der kann die beiden äußeren Bänder auch im Shelving-Modus betreiben, und auf diese Weise kann beispielsweise eine zu dumpfe Aufnahme wirkungsvoll aufgehellt werden – was mit den Peaking-Filtern so eben nicht möglich ist.

Audio Samples
0:00
Gitarre Original Gitarre Peak 1,5 kHz, Hi-Shelf 500 Hz Rhodes Original Rhodes Sweep mit +10 dB von 400 Hz – 8 kHz Minimoog Original Minimoog Low Cut Minimoog High Cut

Die Filter, deren Bypass tatsächlich unabhängig vom eigentlichen EQ arbeitet, sind eine willkommene Ergänzung. Da sie ungewöhnlich weite Frequenzbereiche bedienen, eignen sie sech nicht nur für Standardaufgaben wie die Filterung von Trittschall: Auch „Sounddesign-Aufgaben“ können mit der Filtersektion erledigt werden, von klassischen „Telefon“-Stimmen bis hin zu drastischen Effekten auf Drums.

32EQ: Keine Poti-Mittenrasterung, aber insgesamt grandiose Leistung!
32EQ: Keine Poti-Mittenrasterung, aber insgesamt grandiose Leistung!

Der Harrison 32EQ ist mit seiner geballten Vielseitigkeit vermutlich nah dran an dem funktionellen Maximum (bei noch annehmbarer Bedienbarkeit), das in einer 500-Kassette mit einer Slotbreite überhaupt möglich ist. Im Prinzip wäre die Bedienung also super-intuitiv, wäre da nicht dieses Manko, dessen tieferliegender Sinn sich mir einfach nicht erschließen will. Da die Gain-Potis nicht über eine Mittenrastung verfügen, gerät der Reset der Kassette dann doch jedesmal zur Fummelei. Und selbst eine manchmal ungenaue Rasterung, die vielleicht leicht über oder unter 0 dB liegt, ist praktischer als ein nicht vorhandene – denn so kann man auch “blind nullen”.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.