Anzeige

Gibson SG Standard 2016 T HC Test

Die Gibson SG Standard 2016 T basiert laut Hersteller in Klang, Spielgefühl und Optik auf dem Original, das 1961 als Nachfolgerin der heute unbezahlbaren 1959er und 1960er Les Paul Modelle auf den Markt kam. Da es damals mit deren Verkaufszahlen bergab ging, versuchte man, die Les Paul SG als neuere, modernere und preiswertere Gitarre zu etablieren. Der Legende nach war Lester William Polfus vom neuen Modell allerdings nicht wirklich überzeugt und wollte deshalb auch nicht mit seinem Namen dafür bürgen. Später gibt er allerdings den Grund damit an, dass er hohe Unterhaltszahlungen für seine Ehefrau und Duopartnerin Mary Ford vermeiden wollte, von der er sich zu dieser Zeit scheiden ließ. Seit damals stehen die Buchstaben SG in der Bezeichnung des seit 1961 ununterbrochen gebauten Evergreens für “Solidbody Guitar” und nicht, wie manche wegen der beiden spitzen Cutaways behaupteten, für “Satan’s Guitar”.

Gibson_SG_Standard_2016_T_HC_006FIN


Ihre Schlichtheit und der spezieller Sound hat in dieser Zeit etliche Spieler in ihren Bann gezogen. Frank Marino, Frank Zappa, Derek Trucks, George Harrison, Robby Krieger, Eric Clapton, Pete Townshend, Tony Iommi, Carlos Santana und natürlich Angus Young sind nur ein kleiner Auszug aus einer schier endlosen Liste, die sich wie das Einmaleins der Rockgitarristen ließt. Ob unsere Kandidatin das Zeug dazu hat, sich nahtlos in diese Ahnenreihe einzufügen, soll unser Test herausfinden.

Details

Der Korpus

Die Gitarre wird komplett aus Mahagoni gefertigt, einem traditionellen Gitarrenklangholz mit einem trockenem Bassschub, wenigen aggressiven Mitten und cremigen Höhen. Im Gegensatz zur Les Paul ist der Korpus der SG sehr simpel aufgebaut und das Wort “Brettgitarre” trifft in diesem Falle den Nagel wirklich auf den Kopf. Ähnlich wie bei einer Stratocaster wird auch hier der Korpus per CNC-Fräse meist aus einem Stück gefertigt, wobei es in unserem Fall laut Produktbeschreibung auch bis zu drei Teile sein können. Bei der SG spielt sich alles auf der Vorderseite der Gitarre ab. Die Rückseite des Bodys ist glatt wie ein Baby-Popo und außer der Abdeckung des Elektrofachs gibt es hier nichts zu entdecken.

Fotostrecke: 6 Bilder Ürsprünglich als Nachfolger der 59er und 60er Les Paul Modelle hergestellt…

Die elektrische Schaltung entspricht im Großen und Ganzen der einer Les Paul und so lassen sich auch hier die beiden Humbucker mittels Kippschalter anwählen und schalten. Je Pickup stehen ein Volume- und ein Tone-Regler zur Verfügung. Trotz aller Gemeinsamkeiten klingt eine SG allerdings anders als eine Les Paul, was nicht nur der fehlenden Ahorndecke zuzuschreiben ist. Der Halstonabnehmer ist konstruktionsbedingt fast anderthalb Zentimeter näher in Richtung Brücke verschoben, was seinen Sound schlanker und knackiger als der einer Les Paul macht. Aber auch der Stegpickup liegt knapp sieben Millimeter näher am Steg. Bei unserer 2016er Standard ist die komplette Hardware verchromt, als Saitenhalterung kommt das bewährte Duo von Stop-Tailpiece und Tun-o-matic Brücke zum Einsatz, beides aus Zinkdruckguss.

Fotostrecke: 5 Bilder Die werksseitige Besaitung stammt von D´Addario.

Der Hals

Der Hals besteht ebenso wie der Korpus aus Mahagoni. Das Palisandergriffbrett ist mit einem cremefarbenen Binding und dem Spieler zugewandten Orientierungspunkten ausgestattet. Das Besondere an der SG ist der sehr späte Hals-Korpus-Übergang in Höhe des 21. Bundes, was die Bespielbarkeit in den hohen Lagen sehr komfortabel gestaltet. Apropos Bespielbarkeit: Bei den neuen 2016er Modellen hat man zu den Wurzeln zurückgefunden und die Halsbreite wieder auf das Ursprungsmaß geändert, also weg vom breiteren Hals und den selbststimmenden Mechaniken. Dabei handelte es sich um Maßnahmen, die nicht bei allen SG-Liebhabern auf ein positives Echo gestoßen waren. Neben den sehr gut verarbeiteten 22 Bünden sind sechs Vintage-Mechaniken montiert, die ihren Dienst problemlos verrichten.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Mahagonihals mit Palisandergriffbrett beherbergt 22 Bünde.

Die Pickups

Die SG Standard 2016 T HC ist mit je einem 490R und 498T Humbucker bestückt. Bei Gibson unterscheidet man zwischen Hals- und Stegpickup durch die Kürzel T für Treble (Steg) und R für Rhythm (Hals). Um auch eine kräftigere Variante im Sortiment zu haben, entwickelte Gibson in den 90er Jahren den 498T. Dank der Verwendung eines dünneren Drahtes bekommt der Pickup mehr Wicklungen auf die “Rippen” als der 490T, wodurch sich sein Klang deutlich lauter und mittenbetonter präsentiert. Wie bei unserer Testgitarre kommt der 498T meist in Verbindung mit dem 490R zum Einsatz. Die beiden Tonabnehmer sind übrigens mit Alnico II bzw. Alnico V Magneten bestückt.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein Gibson 498T Humbucker in Stegposition…
Anzeige

Praxis

Praxis und Sound

Die SG Standard 2016 T HC wird im einem spartanischen Gigbag geliefert, den ich persönlich nur in Notfall verwenden würde. Einen Koffer sollte man also ernsthaft in Betracht ziehen, wenn man die Gitarre öfter transportiert. Unser Testinstrument ist sehr gut verarbeitet und ab Werk nahezu top eingestellt, wenn es auch – wie in den meisten Fällen – bei der Oktavreinheit etwas hapert, was aber kein großes Ding ist. Schließlich kommt man um eine individuelle Einstellung der Bundreinheit spätestens dann nicht herum, wenn man die Saiten, die Saitenstärke oder die -marke wechselt. Die Bespielbarkeit ist gut und der Primärklang ausgeglichen, das Ganze mit einer leicht hölzernen und knackigen Note. Also ran an den Speck und auf ins Studio. Die beiden Humbucker können mit recht hohen Wicklungszahlen aufwarten, wodurch sie sich vorrangig für verzerrte Sounds eignen. In den cleanen Einstellungen sind die Sounds dagegen für meinen Geschmack einen Tacken zu harsch und überdecken den ausgeglichenen Primärklang.

Im ersten Soundbeispiel hört ihr den Steghumbucker, dessen mittig komprimierter Klang den Charme der Gitarre am cleanen Amp nicht optimal transportiert.

Audio Samples
0:00
Clean: Steg-Pickup

Auch in der Mittelposition klingt die Gitarre clean gespielt erstaunlich statisch. Als Referenz habe ich immer wieder meine knapp zehn Jahre alte SG hinzugezogen, die mit Gibson P-57 Classic Pickups bestückt ist. Obwohl sich die beiden Gitarren in punkto Primärklang nicht viel tun, können die 57 Classic Pickups die cleanen und angezerrten Sounds der Gitarre viel besser abbilden.

Audio Samples
0:00
Clean: Beide Pickups

Dagegen gefällt mir der Halspickup recht gut, wenn es um cleane Klänge geht. Obwohl auch er mit einem fetten Output gesegnet ist, repräsentiert er den Charme der SG besser. Hier ist die Wiedergabe etwas offener als in der Bridge-Position und ein gut dosierter Twäng wird geboten, wodurch sich der Sound sogar teilweise für Funky-Licks eignet.

Audio Samples
0:00
Clean: Hals-Pickup
Sehr gute Verarbeitung, ausgeglichener Grundsound, Schwächen beim Clean Sound
Sehr gute Verarbeitung, ausgeglichener Grundsound, Schwächen beim Clean Sound

Kommen wir zum verzerrten Bereich, in dem die Gitarre absolut punkten kann. Wegen des mittig komprimierten und lauten Outputs der Pickups eignet sich die SG Standard 2016 T besonders für die härtere Gangart. Ab AC/DC-Zerre aufwärts kommt man hier schnell auf seine Kosten. Einzig die Werkssaiten haben mir das Leben schwer gemacht, weil einige von ihnen beim Einspielen der Audios rissen.

Audio Samples
0:00
High-Gain-Sound: Steg-Pickup

In der Zwischenposition wird der Ton zwar insgesamt undifferenzierter, er bleibt aber immer noch einigermaßen knackig. Aber auch der einzigartige und leicht holzige Twäng der Gitarrenkonstruktion kommt hier nicht wirklich gut zur Geltung.

Audio Samples
0:00
High-Gain-Sound: Beide Pickups

Wie ich eingangs schon erwähnte, spielt die im Gegensatz zur Les Paul leicht veränderte Position der Pickups eine klangliche Rolle. So neigt der Halstonabnehmer auch mit viel Verzerrung nie zu einer mulmigen oder zu fetten Wiedergabe. Hier klingt es ausgeglichen und etwas knackiger als bei einer Les Paul.

Audio Samples
0:00
High-Gain-Sound: Hals-Pickup

Zum Schluss gibt’s noch ein Soundbeispiel mit einer weiteren Schippe Gain, was die Gitarre dank ihres knackigen Grundsounds gut verkraftet. Überhaupt hatte ich beim Einspielen das Gefühl, dass hier die Zielgruppe eher Metallfacharbeiter und Heavyrocker sind, während die knalligen Pickups Blueser und Soundfetischisten eher abschrecken könnten.

Audio Samples
0:00
Ultra High-Gain-Sound: Steg-Pickup
Anzeige

Fazit

Die SG Standard 2016 T HC ist auf den ersten Blick eine typische SG, die jedoch mit kräftigen Pickups bestückt ist. Dadurch eignet sie sich in erster Linie für High-Gain-Sounds und weniger für Blues und Classic-Rock. Wer also nach einem eher klassisch geprägten und gemäßigteren SG-Sound sucht, ist hier falsch. Die Bespielbarkeit ist sehr gut, wobei der Hals der neuen SG Modelle nun endlich wieder den traditionellen Maßen entspricht. Auch auf das automatische “G-Force”-Stimmsystem hat man in diesem Fall verzichtet. Die Verarbeitung ist vorbildlich und die Gitarre ist, bis auf die Bundreinheit, von Werk aus sehr gut eingestellt. Wer also eine rockigere Variante der SG sucht, der ist hier goldrichtig.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Optik
  • Verarbeitung
  • Gewicht & Gewichtsverteilung
Contra
  • cleane Sounds
  • rudimentäres Gigbag
Artikelbild
Gibson SG Standard 2016 T HC Test
Für 999,00€ bei
Klassiker ohne klassischen SG-Sound.
Klassiker ohne klassischen SG-Sound.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Gibson
  • Modell: SG Standard 2016 T HC
  • Made in: USA
  • Korpus: Mahagoni
  • Farbe: HC Heritage Cherry
  • Finish: Hochglanz-Nitrolackierung
  • Hardware: Zinkdruckguss, verchromt
  • Brücke: Tune-o-matic
  • Saitenhalter: Stop Bar Tailpiece
  • Mensur: 628 mm
  • Hals: Mahagoni, einteilig, verleimt
  • Griffbrett: Palisander
  • Griffbrettradius: 12“
  • Halseinlagen: traditionelle Trapezeinlagen
  • Bünde: 22
  • Sattel: Tectoid
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Mechaniken: Vintage Style
  • Saiten ab Werk: .009 – .046
  • Pickups: 490R und 498T Humbucker
  • Regler: 2 x Volume, 2 x Tone
  • Pickup-Wahlschalter: Bridge – Bridge & Neck – Neck
  • Gewicht: 3,3 kg
  • Zubehör: Gigbag
  • Preis : 1.155,00 Euro
Hot or Not
?
Ürsprünglich als Nachfolger der 59er und 60er Les Paul Modelle hergestellt…

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Fretfinger

Fretfinger sagt:

#1 - 21.07.2016 um 07:28 Uhr

0

Na, da kann man doch froh sein, ein älteres Modell zu besitzen, mit Koffer und deutlich weniger als drei Korpusteilen. Schon krass, was bei Gibson heute "Standard" ist. Da lohnt sich doch eher ein Blick auf den gut bestückten Gebrauchtmarkt ...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Telecaster | Classic Sounds with Modern Feel | Sound Demo
  • Country Rock Riffing with the American Professional Classic Telecaster!
  • Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC | NOT a Reissue! | Sound Demo