Portabilität, Funktionsvielfalt und Easy-Installation sind schlagkräftige Argumente für den Kauf eines MIDI-Controllers, gerade auch im mobilen Einsatz. Das können Faderfox-Konsolen, die in unseren Breitengraden besonders bei Traktor-Anwendern sehr beliebt sind, seit jeher auf der Haben-Seite verbuchen. Dabei zeigt sich besonders die kompakte Bauform der in Deutschland gefertigten Frickelkisten sehr transportfreudig und ist wie für den Live-Einsatz geschaffen. Außerdem punkteten bereits die frühen Faderfüchse mit Traktor- oder Ableton orientierten Layouts, kaskadierenden Standard MIDI-Schnittstellen und Batteriebetrieb, sodass sie jederzeit modular erweitert werden konnten. Idealer Nährboden für den wandernden Traktor-DJ.
Seit Urvater Faderfox DJ1 das Licht der Hansestadt Hamburg erblickte ist nun viel Wasser die Alster heraufgeflossen – und der Hersteller hat seine Schätzchen einem Facelifting unterzogen. Mit der dritten REVISION der „Fox-Boxen“ halten nicht nur USB-Ports, sondern auch verbesserte Bedienelemente und Layoutabwandlungen Einzug ins digitale DJ-Leben.
DJ-Set “Ultrakompakt” – Die Palette von Faderfox!
Das erste Review unserer Faderfox-Reihe beleuchtet heute den Waterkant-Mixer DJ3. 249 Euro kosten die niedlichen Kanzel- und Gigbag-Bewohner. Daran hat sich trotz erweiterten Funktionen und verbesserten Bedienelementen nichts geändert. Verglichen mit Full-Size-Controllern a´la Hercules RMX (189 Euro) oder Numark Steel Control (199 Euro) scheint dies etwas hoch, für 222 Euro bekommt man mit Vestax-Spin auch schon eine Steuerkonsole mitsamt Interface. Bei einem Vergleich mit dem soundlosen Vestax VCI-100 (399 Euro) relativiert sich dieser Eindruck jedoch wieder ein wenig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass DJ3 bis zu vier Traktordecks nativ steuern kann. Gerade im Segment ultraportabler Mikrocontroller ist die Konkurrenz rar gesät. Da ist es natürlich von Vorteil, dass die „Frickelzwerge“ aufgrund des Schnittstellenwechsels nun ohne zusätzliche MIDI-Box offen für die meisten DJ- und DVS-Systeme sind, was wir zum Anlass nahmen, die Hamburger-Steuerzentralen DJ3, DX3 und DL3 nicht nur mit Traktor, sondern auch mit alternativen Programmen einzusetzen. Aber nun geht’s los mit dem DJ3.
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Details
Der MIDI-Mixer wird gut verstaut in einem schlichten Karton geliefert. Eine Treiber-CD, ein Manual und ein USB-Kabel liegen bei. Der musikalische Spielführer sitzt in einer sauber verarbeiteten schwarzen Kunststoffbox, die von einer silbrigen Faceplate geziert wird. Das klare intuitive Layout sollte auch Einsteigern keine Steine in den Weg legen. Mein erster Eindruck: solides Handwerk.
Frisch auf den Tisch!
An der Bauform hat sich beim Generations-Update nicht viel getan. Der Proband hat die gleichen Maße, legt allerdings ein überarbeitetes Oberflächendesign an den Tag. Auch das Batteriefach hat sich verabschiedet, was einleuchtend ist, denn die schlauen MIDI-Füchse beziehen ihre Speisung nun über den USB-Port. Geblieben ist die vorbildliche Portabilität, denn statt sich mit großen Transport-Taschen abzurackern, lässt sich jede Fox-Box ganz bequem in die Laptop- oder Jackentasche stecken. Da fragt man sich, warum es eigentlich noch nicht, zumindest beim DJ2, für eine kleine interne Soundkarte gelangt hat. Vielleicht, weil es ja schon eine ebenso hochportable und klanglich ausgezeichnete „On the road“-Lösung in Native-Instruments Audio4DJ gibt. Das soll dann auch unser Traktor Sommer-superleicht-Setup für den Praxistest in Kombination mit einem 13“-Macbook bilden.
Unser Testsetup
Im Zentrum des Westentaschen-Tanzflur-Rockers sitzt ein Zweikanal-Mixer. Cross- und Linefader sind noch etwas schwergängig und wackeln ein wenig. Auch die Faderkappen sind aufgrund der sehr kompakten Bauform etwas kleiner als gewohnt, dennoch kann man präzise damit arbeiten. Gerade die Line-Faderwege mit ihren 50 mm Regelweg entsprechen exakt den Abmessungen der Pendants am Pioneer DJM-600. Flankiert wird die Fadersektion von zwei 3-Band-EQs mit geshifteter Pan- und Gain-Funktion. Ihnen steht nun zusätzlich ein Poti mit der Aufschrift Filter zur Seite. Hier ist klar nach Traktor-Vorbild gearbeitet worden, denn dieses Poti ist auch in der Softwareoberfläche als bipolarer Kanal-Filter zugegen. Sämtliche Drehregler sind in dieser Ausbaustufe gummiert. Dadurch ist auch in hektischeren Situationen (oder wenn der Schweiß mal wieder von der Decke auf die Pfoten tropft) alles „roger“. Der Zwischenraum ist trotz der kompakten Bauart ausreichend groß ausgefallen. Ich habe zwar keine dicken Wurstfinger, kann aber zumindest für meinen Fall behaupten, dass ich beim Mixen keines der benachbarten Potis versehentlich verstellt habe. Wer allerdings Bärenpranken hat, der wird dies eventuell anders beurteilen. Nur bei den Tastern geht es auch für meinen Geschmack etwas eng zu. Zwei PREVIEW-Buttons komplettieren die Mixer-Zone und führen uns in nördliche Richtung.
Auf 12-Uhr-Position sind fünf Mikrotaster, vier Drehregler und sieben LEDS verbaut. Die 15 mm hohen Encoder verschwinden nicht mehr zum Teil im Gehäuse sowie beim Vorgänger, sondern sind auf die Platte aufgesetzt. Dadurch bieten sie dem DJ eine größere Angriffsfläche und Staubpartikel gelangen weniger einfach in das Innere des Fuchses – eine sinnvolle Verbesserung. Wir schauen uns die Kreativzone im Praxisteil noch etwas genauer an.
Wer ausschließlich mit einem MIDI-Controller spielt und keine Timecode-Vinyls einsetzt, benötigt natürlich eine Abspielsteuerung für die Software-Decks, die in Form von vier grauen Mikrotastern im unteren Teil der Kontrolleinheit eingelassen sind. Play, CUE und CUP und Sync verrichten ihre angestammte Arbeit, zwei farblich abgesetzte blaue Taster beugen das Tempo kurzzeitig und halten die Songs dadurch im Takt. Mit der Shift-Taste wechselt der DJ zwischen den Decks 1 bis 4. Rote Statuslämpchen signalisieren deutlich, auf welchem Layer gerade gearbeitet wird. Um Wertesprünge zu verhindern, werden die Regler durch Drücken der Shift-Taste „gemutet“. Unsere Testgeräte DX3, DJ3 und DL3 funken zwar auf unterschiedlichen MIDI-Kanälen, wer allerdings zwei identische Typen einsetzt, möchte wahrscheinlich bei einem der Tools den Kanal wechseln. Dies geschieht bequem an der Hardware. Um in den Systemmodus zu gelangen, betätigt der User beide Cue-Tasten gleichzeitig, bis die gelbe Sys-LED oberhalb der Shift-Taste aufleuchtet. Hier kann der Nutzer dann zwischen den MIDI-Kanälen 1-4 umschalten oder die Control-Change Parameter für die EQ- und Filter-Sektion anpassen.
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Praxis
Tanken und Treckerfahren Zunächst teste ich den Betrieb unter Traktor Pro/Duo auf Mac und PC. Am Mac: Nach Anschluss der Steuereinheit blinkt der Fuchs kurz auf und trägt sich dann ohne das eine Treiberinstallation nötig ist ins MIDI-Fenster ein. Danach gilt es, DJ3 in den Traktor pro Preferences auszuwählen und die Konfigurationsdatei von der CD oder Website zu laden. Auch am PC installiert Windows die benötigten Treiber von Haus aus. Die restliche Vorgehensweise ist identisch. Na, wer sagt´ denn. Dann kann es ja unmittelbar losgehen.
Mit dem Raster-Drehregler browse ich in der Musikbibliothek, lade ein Song ins Deck A, betätige die Taste R. DECK und befördere den nächsten Track per Encoderclick in Player B. SYNC verhilft den Tracks zum automatischen Gleichschritt. PITCHBEND justiert bei Bedarf nach. Kurz mal am GAIN geschraubt und dann den zweiten Track langsam mit heruntergefahrenem Equalizer einfaden und dabei Frequenzmixen. Die EQs regeln mit ein- bis zweiprozentiger Genauigkeit, der Übergang gelingt im Nu. Allerdings empfiehlt es sich, den Controller bei wilden Moves auf rutschigen Oberflächen mit der freien Hand festzuhalten, damit er bei härteren Crossfader-Cuts nicht verrutscht. Oder man besorgt sich ein bisschen Haftknete. Weiter geht’s. Ein Tastenhieb auf den entsprechenden Effektbutton aktiviert den zugehörigen FX-Slot. Die Attribute werden über die obere horizontale Encoder-Reihe in 30 Schritten pro Umdrehung gesteuert. Damit hat man Flanger, Delay und Artgenossen jederzeit fest im Griff, wie man den nachfolgenden Audiobeispielen entnehmen kann.
Die obere Sektion ist ein wahrhaftes Kontroll-Chamäleon. Fünf Mikrotaster rufen sieben unterschiedliche Befehlssätze ab, die entweder global, für die Decks links und rechts oder für die Bänke 1-4 zur Verfügung stehen. Lämpchen geben ein klares Feedback über die ausgewählte Kommando-Palette. Per SHIFT ist ihnen SNAP, QUANTIZE, CRUISE und LFO-Reset angedacht. Hört, hört.
Im Global-Modus hat der DJ Zugriff auf den Browser-Tree und die Favoritenlisten. DECK-MODE managt Tracklist, Loop cut, Loop move, Key und Pitch so wie Search und Cue-Select. Der FX-Betrieb kommandiert Typenauswahl, den Wechsel zwischen Chained- und Advanced-Slots und die jeweiligen Effekt-Parameter. Das sind sicherlich eine Menge Doppelbelegungen, das muss man schon in aller Deutlichkeit sagen. Doch die prägt man sich in der Praxis nach ein paar Trainingsrunden schnell ein. Dann hat der Deejay ein durchaus effizientes Steuergerät – das vielleicht nicht seinen Schwerpunkt in simultanen Mehrdeck-Effekttiraden setzt, denn dafür gibt es die Geschwistermodelle. Doch im Blenden und Klangregeln ist er ein ganz Großer und lässt trotz seines komprimierten Zuschnitts kaum Wünsche beim Zugriff auf Traktor Pros DJ-Funktionen offen. Auch beim Umgang mit Auto-Loops zeigt sich DJ3 kompetent. Die Schleifen lassen sich nicht nur in ihrem Flankenabstand skalieren, sondern auch komplett während der laufenden Wiederholung im Audiomaterial versetzen. Das hört sich dann so an.
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Beatcut & Move
Auf einer Fläche von nur 10 cm x 18 cm bringt Matthias Fuchs insgesamt acht Potis, drei Schieberegler, vier Encoder, 20 Mikrotaster und 16 LEDs unter. Laut Herstellerangaben sendet die Konsole damit rund 250 MIDI-Befehle.
Einsteiger, Umsteiger und Aufsteiger Kollegen, die Wert auf ein besonders sommerlich leichtes Setup legen, sollten wissen, dass DJ3 nur 350 Gramm auf die Waage bringt, also 100 Gramm weniger als sein Vorgänger. Wer sich dazu ein Audio2-DJ Interface (Review hier) bestellt, kommt auf einen Gesamtpreis von 348 Euronen. Dazu noch ein 1 kg Atom-Netbook, etwa aus Asus EEE-PC-Reihe für rund 250 Euro und das komplette Set kostet nicht einmal 600 Bucks und wiegt mit 1500 Gramm weniger als zwei Tüten Milch – Bon Voyage! Besonders budgetfreundlich sind natürlich auch kostenlose DJ-Programme, wie die Freeware Mixxx. Sie ist für Windows (32 und 64 Bit), MacOs und Linux verfügbar, bietet aber verglichen mit kommerziellen Softwares einen eher kargen Funktionsumfang. Dennoch ist sie mit grundlegenden DJ-Funktionen und sogar Timecode-Steuerung ausgestattet. Mixxx bietet zwar eine automatische Konfiguration für DJ2 an, diese ist aber nicht zum Nachfolger kompatibel. Das Gerät wird problemlos erkannt. MIDI-Editor oder Wizard helfen bei der Konfiguration. Seine wahre Stärke spielt der „Jung“ aber mit Traktor Pro aus, da beißt die Maus kein Faden ab. Interessant fand ich auch, dass die Faderfox-Module optimal unter den heimischen iMac passen. Mensch, da kann man ja zuhause schnell mal ein paar neuen Tracks in-the-mix lauschen, ohne jedes Mal ins Studio zu fahren und die Plattenteller anzuwerfen. Nach dem Mixen verschwindet der Kampfzwerg wieder unterm Apfel. Hhhhm wäre eine Überlegung wert.
Alle Achtung, Faderfox DJ3. Wer so leicht ist, nämlich nur 350 Gramm und es trotzdem schafft, durch intelligente Doppelbelegungen alle vier Softwaredecks und Effekteinheiten der beliebten Berliner DJ Software Traktor schlagkräftig zu lenken, der verdient Anerkennung. Der Hamburger Hersteller Matthias Fuchs hat in der dritten Auflage nicht das komplette Design umgestellt, sondern lediglich da gewerkelt, wo es angebracht war – und dabei konsequent auf Anwenderfreundlichkeit gesetzt. Hardwareseitiges Browsen in der Musikbibliothek macht Maus und Tastatur überflüssig. Der robuste 2-Kanal-Mixer besitzt einen 3-Band-EQ mit Transportsteuerung. Effekte werden nun adäquat über vier Drehregler statt eines zwei Achsen Joysticks gesteuert, was sich im Workflow und Transport positiv bemerkbar macht. Die gummierten Potis sind griffiger, die Lämpchen zahlreicher, LED-Rückmeldungen zu Bedienfunktionen und aktiven Decks eindeutig. Auch die Verarbeitung und Qualität der Bauteile ist im Grunde sehr solide, leider sind die Fader etwas wackelig und die Taster liegen für große Finger ein wenig zu nah beieinander. Bei 38 Steuerelementen auf so kleinem Raum ist dies indes kaum zu vermeiden. Die wohl einschneidendste Neuerung ist der Verzicht auf die Standard-MIDI-Schnittstelle zugunsten einer USB-Lösung. Das macht das Batteriefach der Vorgänger obsolet. Allerdings benötigt man nun zum Betrieb mehrerer Faderfüchse jeweils eine eigene Buchse. An meinem Macbook mit NI-USB-Interface ist für einen zweiten Fuchs dann schon ein Hub erforderlich. Auf den Spaßfaktor hat das natürlich keine Auswirkung und der ist ziemlich hoch. Die kleine Kiste macht richtig Laune. Ein ähnlich leichtes, kompaktes, portables und jederzeit modular erweiterbares DJ-System wie Faderfox ist mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt. Schon gar nicht für vier Decks.
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