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Nektar Pacer Test

Beim Nektar Pacer handelt es sich um einen MIDI-Foot-Controller, der eine handfreie DAW-Steuerung sowie das Umschalten von MIDI-fähigem Gitarrenequipment beherrschen soll. Da Gitarristen mit der Programmierung von MIDI-Gerätschaften seit gefühlten Jahrhunderten auf Kriegsfuß stehen, haben die Entwickler und Programmierer des kalifornischen Herstellers ein paar Sonderschichten eingelegt und diverse Presets für bekannte und beliebte Soundprozessoren für Gitarre angefertigt. Es sind ab Werk Presets für das Helix, POD Pro, Axe FX oder den Kemper Profiler an Bord. Selbstverständlich kann der User auch eigene MIDI-Befehl-Presets für seinen Bedarf erstellen. Für uns stellen sich neben der Überprüfung von Hardware und Schaltgenauigkeit noch zwei wichtige Fragen: Wie tauglich sind die vorgefertigten Presets und wie kompliziert ist die Programmierung eigener Presets?

Nektar_Pacer_TEST


Im Zeitalter von Modeling-Amps und leistungsfähigen (Multi-) Effekten mit Speichermöglichkeiten ist es natürlich sinnvoll, eine Kommandozentrale zum Steuern der Sounds sein eigen zu nennen. Und natürlich bevorzugt dann, wenn man das komplette Sound-Arsenal mit einem Befehl umschalten kann, wobei sich die Anwendungsbereiche im Laufe der Zeit etwas erweitert haben. Da wäre einmal der Gitarrist, der seinen Amp und seine Effekte im Bühneneinsatz umschalten möchte, oder der Solo-Performer, der neben der Fernsteuerung von Amp und Effekten auch ein paar Loops aus der DAW abfeuern möchte, auch wenn er gerade soliert und eigentlich keine Hand frei hat, um Start- oder Stopp-Tasten zu drücken. Der Nächste sitzt eher zuhause und nimmt mit seinem Amp-Modeler auf und freut sich über eine Fußleiste, mit der er diverse Funktionen im Modeler und seine DAW per Fuß steuern kann. Für solche Situationen hat der Pacer einige Lösungen parat und die schauen wir uns nun genauer an.

Details

Gehäuse/Optik

Der Pacer kommt in einem solide verarbeiteten Metallgehäuse, ist dunkelgrau lackiert und macht den Eindruck, dass er die harten Tritte des Gitarristen auch über einen längeren Zeitraum gut wegstecken kann. Die Oberseite neigt sich leicht dem Bediener entgegen und ist mit elf Fußtastern in zwei Reihen bestückt. Rechts oben befindet sich ein zweizeiliges Display – fünf Ziffern oben und drei Ziffern in der unteren Reihe, darunter der Encoder, ein Endlos-Drehrad mit Schaltfunktion. Jeder Fußtaster hat eine RGB-LED, dessen Farbe frei programmierbar ist. Darüber sind hintergrundbeleuchtete Icons und Hinweise zur DAW-Steuerung (Play, Stop, Track, etc.)

Fotostrecke: 4 Bilder Mit dem Pacer bringt Nektar eine MIDI-Kommandozentrale auf den Markt, die auch die DAW steuern kann.

Rückseite/Anschlüsse

Auf der Rückseite sind sämtliche Anschlüsse geparkt. Die Stromzufuhr kann für den Pacer entweder über USB oder ein optionales 9V-Netzteil (Center Negative) erfolgen. Über den USB-Port lässt sich selbstverständlich auch die Verbindung mit einem Computer herstellen, zum Beispiel, um den Pacer mit neuen Presets über SysEx-Transfer zu füttern. Neben dem USB-Anschluss wartet der MIDI-Out mit der klassischen 5-Pol-Buchse. Zwei optionale Expression-Pedale können an den Pacer angeschlossen werden, die Anschlüsse dazu sind mit EXP1 und EXP2 bezeichnet, dazu kommen Buchsen für zusätzliche Fußtaster, von denen insgesamt vier an die Anschlüsse FS 1/3 und FS 2/4 angeschlossen werden können. Zwei Taster über ein Stereo-Klinkenkabel jeweils an einen Anschluss. Über die Anschlüsse R 1/3 und R 2/4 lassen sich vier unterschiedliche Relais-Schaltvorgänge senden, zum Beispiel, um Kanäle am Amp oder Effekte im Verstärker (Reverb, Tremolo, etc.) umzuschalten. Die Buchse für den Fußschalter am Amp wird mit dem entsprechenden Relais-Anschluss verbunden und nun kann der Schaltvorgang vom Pacer gesteuert werden, vorausgesetzt, er wird entsprechend programmiert. Deshalb tauchen wir jetzt einmal in die Tiefen der Bedienung und Programmierung ab.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseite bietet einiges an Anschlussmöglichkeiten.

Bedienung

Der Pacer hat 24 Speicherplätze (Presets) mit vorgefertigten, aber veränderbaren Einstellungen, was die Schaltbefehle anbetrifft. Angewählt werden die Presets, indem man den Preset-Taster gedrückt hält und dann eine Bank mit den Tastern A-D anwählt, danach einen Speicherplatz mit den Tastern 1 bis 6. Auf den 24 Presets befinden sich ab Werk wie bereits erwähnt einige Voreinstellungen für diverse Gerätschaften wie den Hughes & Kettner Grandmeister, Line 6 Helix, Kemper Profiler und mehr. Ist ein Preset angewählt, können diverse Funktionen über die zehn Taster (A-D, 1-6) gesteuert werden. 16 Schaltvorgänge können bei Aufruf eines Presets zusätzlich ausgelöst werden – die einzelne Taste kann maximal sechs Schaltvorgänge gleichzeitig oder nacheinander auslösen. Die Presets sind sozusagen Vorschläge zur Steuerung diverser Funktionen der unterschiedlichen Geräte und können natürlich nach Gusto auf den Eigenbedarf zugeschnitten werden. Bekanntlich hat in dieser Hinsicht jeder Gitarrist seine eigene Vorstellung, welche Funktionen per Fuß gesteuert werden, zumal diese auch abhängig von der Art des Einsatzbereiches sind, zum Beispiel Bühne oder Recording.

Fotostrecke: 6 Bilder Auf der Oberseite warten elf Fußtaster auf zwei Reihen verteilt auf ihren Einsatz.

Programmierung

Als Programmierungs-Testobjekt dient der Kemper Profiler, bei dem viele Funktionen per MIDI gesteuert werden können und für den auch bereits ein vorgefertigtes Preset im Pacer parat liegt. Mit ihm kann man zwar einzelne Effekte ein- und ausschalten und durch die Rigs scrollen, aber das ist meines Erachtens für den Live-Einsatz nicht ganz optimal. Also ran an den Speck und die Kiste umprogrammiert!
Aber leichter gesagt als getan, denn hier ist ein Gitarrist am Werk, der von Geburt an ungeduldig ist und gewohnt ist, an Reglern zu drehen, wo sich bei jeder Bewegung direkt ein Ergebnis zeigt. Klar treffen jetzt Welten aufeinander: MIDI-Programmierung ist leider immer etwas aufwendiger und für uns Gitarristen mitunter eine sehr abstrakte Geschichte. Beim Pacer sieht das auch so aus. Wenn man einen Schaltvorgang für einen Taster ändern möchte, muss man sich durch diverse Untermenüs arbeiten und entsprechende MIDI-Befehle und Werte eingeben. Ist das geschehen, wird es auch entsprechend ausgeführt. Die ganzen Programmier-Aktionen werden über den Encoder eingegeben, die einzelnen Seiten mit Parameterdarstellung kann man mit den Tastern C und D “umblättern”. Für mich war das zu Beginn recht gewöhnungsbedürftig und es dauerte geraume Zeit, bis ich mich mit dem Bedienkonzept angefreundet hatte. Konkret war das ca. eine Stunde Experimentieren, Ausprobieren und Nachschlagen in der etwas nüchtern geschriebenen Bedienungsanleitung – auf der Nektar-Website gibt es mittlerweile bessere Beschreibungen für einzelne Aktionen. Als es dann “Klick” gemacht hatte, war die komplette Umprogrammierung der zehn Taster mit je einem MIDI-Befehl in 20 Minuten erledigt. War dann doch halb so wild.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Nektar Pacer lässt sich optional mit weiteren Tastern und Pedalen ergänzen.

Es wäre natürlich im heutigen Zeitalter der Computer-Einbindung ein Segen, wenn die ganze Programmierarbeit übersichtlich mit einem Computer-Editor eingegeben werden könnte. Das würde noch etwas mehr Zeit sparen, die Darstellung wäre vor allem wesentlich besser. Wenn mehrere Schaltvorgänge auf einem Taster programmiert werden, dann hat man am Editor eine wesentlich bessere Übersicht. Für ein MIDI-Schalter mit dieser guten Ausstattung halte ich das für zwingend notwendig.

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Praxis

Ich kann nun mit dem Pacer den Profiler steuern, mit den Tastern 1-5 rufe ich die einzelnen Speicherplätze (Slots) der Performance ab, Taster 6 aktiviert den Tuner. Mit Taster A und B schalte ich einzelne Effekte (Modul B und Delay), mit den Tastern C und D kann ich die Bänke (Performance) hoch- und runterschalten. Das klappt problemlos, auch die Parameter-Steuerung in Echtzeit über ein angeschlossenes Expression-Pedal funktioniert einwandfrei.

Die DAW-Steuerung funktioniert dank der guten werkseitigen Voreinstellungen erstklassig, der Pacer zeigt sich als guter Partner zum Steuern von MIDI-fähigem Equipment.
Die DAW-Steuerung funktioniert dank der guten werkseitigen Voreinstellungen erstklassig, der Pacer zeigt sich als guter Partner zum Steuern von MIDI-fähigem Equipment.

Allerdings muss man sich im Klaren sein, dass der Pacer über den 5-Pol MIDI-Anschluss keine bidirektionale Übertragung erlaubt, er sendet, kann aber nichts empfangen. Das bedeutet, dass am Display keine Anzeige der gerade angewählten Speicherbank des angeschlossenen Gerätes erfolgt. Beim Drücken eines Tasters wird lediglich der MIDI-Befehl angezeigt. Anders sieht das aus, wenn der Pacer über den USB-Anschluss verbunden wird – dann erfolgt eine bidirektionale Kommunikation. Ob bzw. was dabei genau angezeigt wird ist natürlich davon abhängig, welche Informationen das gerade angeschlossene Gerät zur Verfügung stellt. Bei der Steuerung der DAW funktioniert das hervorragend.

Wenn man den Pacer zur Steuerung der DAW nutzen möchte, geht das entweder über MMC oder die direkte DAW-Integration. Dazu muss das Gerät auf der Nektar-Website registriert werden, dann gibt man an, welche DAW und Computer OS man benutzt. Danach stehen die relevanten Softwarepakete zum Download zur Verfügung. Darin enthalten waren in meinem Fall (Mac, Logic Pro) ein Updater für den Pacer und ein Apple Support Installer. Ist alles installiert, wird der Pacer bei Logic direkt als Control-Surface angezeigt und ich kann mit dem Preset D-6 die DAW komplett fernsteuern. Man wählt bei Taster A oder B zwischen Track-Steuerung und Transport-Steuerung aus und kann dann mit den Schaltern 1 bis 6 verschiedene Funktionen bedienen: Play, Stop, Vor/Zurückspulen, Record, Cycle, Spur Anwahl, Spur aufnahmebereit schalten, etc. Hier werden dann auch die vorgefertigten Anzeigen der Taster in der oberen Reihe beleuchtet. Man sieht sofort, was Sache ist – ein sehr gelungenes Konzept, bei dem man nicht einmal etwas programmieren muss, Plug and Play!

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Fazit

Der Nektar Pacer ist ein guter Partner zum Steuern von MIDI-fähigem Equipment. Zehn frei programmierbare Fußtaster stehen zur Steuerung von MIDI-Befehlen zur Verfügung. 16 Schaltvorgänge können bei Aufruf eines Presets zusätzlich ausgelöst werden – die einzelne Taste kann maximal sechs Schaltvorgänge gleichzeitig oder nacheinander auslösen. Dazu kommt die Ausstattung mit zwei EXP- und vier Fußschalter-Anschlüssen sowie der Relais-Steuerung, mit der die Kanäle am Amp umgeschaltet werden. MIDI-Programmierung ist leider grundsätzlich nicht so einfach wie das Einstellen eines Overdrive-Pedals, mit ein bisschen Routine geht das Ganze beim Pacer aber relativ einfach von der Hand. Apropos Hand: Die DAW-Steuerung funktioniert dank der guten werkseitigen Voreinstellungen erstklassig, Aufnehmen und gleichzeitig beide Hände an der Gitarre haben, ist überhaupt kein Problem. Für Gitarristen, die viel recorden, eine sinnvolle Erweiterung. An Verarbeitung und Funktion gibt es nichts zu bemängeln, wer einen MIDI-Switcher für Bühne oder Studio sucht, sollte den Pacer mal antesten. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • solides Gehäuse
  • vorgefertigte Presets für verschiedene Geräte
  • problemlose DAW-Steuerung
  • Relais-Schalter
  • Anschlüsse für zwei EXP-Pedale und vier zusätzliche Fußtaster
Contra
  • Editieren nur am Gerät möglich
Artikelbild
Nektar Pacer Test
Für 205,00€ bei
Mit dem Nektar Pacer ist eine problemlose DAW-Steuerung und die Einbindung von MIDI-fähigem Equipment relativ einfach realisierbar.
Mit dem Nektar Pacer ist eine problemlose DAW-Steuerung und die Einbindung von MIDI-fähigem Equipment relativ einfach realisierbar.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Nektar
  • Modell: Pacer
  • Typ: MIDI Foot-Controller
  • Regler: Encoder (Endlos-Drehrad mit Schaltfunktion)
  • Schalter: 11 Fußtaster
  • Display: LCD (zwei Zeilen, 8 Ziffern)
  • Speicher: 24 Presets
  • Anschlüsse: Relais 1/3, Relais 2/4, Footswitch 1/3, Footswitch 2/4, EXP1, EXP2, MIDI Out, USB
  • Spannung: 9V DC (Center Negative) oder USB-Power
  • Maße: 500 x 230 x 47 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 3,5 kg
  • Ladenpreis: 229,00 Euro (Juli 2018)
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Mit dem Nektar Pacer ist eine problemlose DAW-Steuerung und die Einbindung von MIDI-fähigem Equipment relativ einfach realisierbar.

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Don Promillo sagt:

#1 - 18.03.2022 um 12:44 Uhr

1

Hier gibt es einem Webbasierten Editor. https://studiocode.dev/pacer-editor/#/

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