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E.W.S. Brute Drive Test

Der japanische Hersteller E.W.S. ist zwar offiziell ein Neuling im Verzerrergeschäft, aber sein Name taucht immer wieder im Zusammenhang mit den Produkten von XOTIC auf. Ob er, wie seinerzeit Maxon für Ibanez, als Zulieferer für XOTIC fungiert, war bei den Recherchen für diesen Bericht nicht herauszubekommen. Fest steht jedoch,  dass die beiden Hersteller denselben internationalen Vertrieb haben, der natürlich daran interessiert ist, mit E.W.S. auch sein zweites Pferdchen ins Rennen zu schicken.

An Know-How scheint es dem jungen Unternehmen jedenfalls nicht zu fehlen, denn sein Brute Drive ist mit allen Wassern gewaschen und ein ausgereiftes Produkt, das einen Sound hervorbringt, der sich wirklich hören lassen kann.

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Details

Im MXR-Format präsentiert sich der schmucke Zerrer von E.W.S., der rein optisch an die „Box of Rock“ erinnert. ZVEX benutzt übrigens auch diese Gehäuse für die Unterbringung von elektronischen Bauteilen. Meiner Meinung nach reicht die Größe für einen  Gitarrenverzerrer  auch völlig aus – außerdem spart man Platz auf dem Pedalboard oder im Gigbag. Das ebenso schlicht wie edel anmutende Aluminiumgehäuse ist auf der Oberseite mit einem zweifarbigen Aufdruck versehen, und die Ausstattung des Brute Drive mit drei Potis gibt sich absolut klassisch. Der Gain-Regler ist für den Verzerrungsgrad zuständig, wobei die Schaltung so ausgelegt ist, dass man das Gerät selbst in Minimalstellung nicht dazu überreden kann, einen cleanen Ton von sich zu geben. Das Ton-Poti steht wie üblich für die Klangregelung. Dreht man diesen Regler zurück, wird der Klang sehr muffig, weil die Höhen stark beschnitten werden.  In die andere Richtung werden die Höhenanteile immer größer, bis hin zu einem recht scharfen Sound. Der Volume-Regler für die Ausgangslautstärke des Pedals soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Hier kann der nachgeschaltete  Gitarrenamp bei Bedarf für eine zusätzliche Portion Gain feste angeblasen werden.

Im Gegensatz zu den meisten Verzerrern ist der Brute Drive mit zwei Fußschaltern bestückt, und da sich das Gerät im Querformat präsentiert, ist für beide auch genügend Patz. Während der Schalter auf der rechten Seite das Pedal ein- und ausschaltet, aktiviert der Kollege auf der linken Seite einen Mittenboost, der den Frequenzbereich bei 320 Hertz  um bis zu 10 dB anhebt oder absenkt. Ob man hier von einem richtigen Booster reden kann, sei dahingestellt, denn es wird nicht wirklich lauter,  sondern „anders“. Will man die Boost-Stärke einstellen,  muss man das Gerät aufschrauben. In seinem Inneren befindet sich ein winziges Trimm-Poti, dessen Einstellung mit einem sehr kleinen Schraubendreher verändert werden kann. Ich habe mich natürlich nicht lumpen lassen und meinen Werkzeugkasten sofort geplündert. Nach dem Abschrauben der Bodenplatte  sieht man zwei  übereinanderliegende Platinen.  Will man zum Trimm-Poti vordringen, muss die obere hochgeklappt werden, wovon ich nicht wirklich begeistert bin. Wenn hier im Laufe der Zeit immer mal wieder herumhantiert wird,  könnten Kabel brechen oder Wackelkontakte an den Lötstellen entstehen. Alle Anschlüsse des Brute Drive befinden sich auf der Stirnseite des Gehäuses,  neben Ein- und Ausgang auch die Buchse für ein 9-Volt-Gleichspannungs-Netzteil.

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Praxis

Der Brute Drive erzeugt einen sahnigen und gleichzeitig sehr britischen Sound. Die Zerre könnte man als ein Zwischending von klassischem JCM 800 und Brown-Sound bezeichnen. Der Zerrgrad ist zwar hoch, geht aber nicht in eine überbratene Metallzerre über. Der schmatzige Anschlag bleibt vollständig erhalten und man bewahrt  eine klare Definition, auch bei maximalem Gain. Der Gesamtklang des Pedals ist sehr natürlich und röhrenmäßig. Mit dem Hals-Humbucker wird es leicht fuzzig, aber das stört mich hier nicht weiter, denn das passiert auch mit einem JCM 800, der mit einem Tubescreamer heftig angeblasen wird. Der Tone-Regler gefällt mir in der 12-Uhr-Position am besten. Wie schon erwähnt, wird es muffig, wenn man ihn zu weit zurückdreht, andererseits generiert er in der Vollgasstellung einen relativ harschen Ton. Hier schießt man sich automatisch zwischen 11 und 13 Uhr ein.

Audio Samples
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Gain 12 Uhr Gain Max Tone-Regler

Kommen wir zum Booster. Wer hier, ähnlich der „Box of Rock“von ZVEX, einen Lautmacher erwartet, der das Signal komplett anhebt und das Solo durchsetzungsfähiger macht, wird schnell eines Besseren belehrt. Hier werden leider nur die unteren Mitten angehoben, die den Sound fetter machen sollen. Warum das ausgerechnet  320 Hertz sind, kann ich nicht nachvollziehen. Der Ton wird jedenfalls nicht wirklich lauter, sondern matschiger. Ich persönlich würde den Brute Drive live nicht als alleinigen Booster einsetzen, sondern tatsächlich einen separaten Booster dahinter setzen.

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Der Brute Drive von E.W.S. macht als Verzerrer einen hervorragenden Job. Er erzeugt einen sehr natürlichen, fetten und röhrenähnlichen Sound, der feinfühlig auf die verwendete Gitarre und die Spielweise reagiert. Das Pedal erzeugt so gut wie keine Nebengeräusche, und die allgemeine Verarbeitung ist sehr gut. Ich würde dieses Pedal für klassischen Hard Rock von AC/DC, Van Halen und Gary Moore, aber auch für Blues Rock á la Joe Bonamassa einsetzen. Abgesehen vom Booster ist dieses Pedal ein wirklich sehr gut gelungener Brot-und-Butter-Zerrer und absolut empfehlenswert.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sehr guter Grundsound
  • Brot-und-Butter-Verzerrer für viele Stilistiken
Contra
  • Booster-Funktion
Artikelbild
E.W.S. Brute Drive Test
Für 129,00€ bei
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Facts
  • Regler: Gain, Tone, Volume
  • Anschlüsse: IN/OUT, 9-Volt-DC-Netzteilbuchse
  • Schalter. ON/OFF, Booster ON/OFF
  • Preis: 259,00 Euro (UVP)
Hot or Not
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Profilbild von Annie Wegener

Annie Wegener sagt:

#1 - 17.04.2017 um 17:03 Uhr

0

Der Booster lässt sich im Gehäuse einstellen. + 10 db sind möglich. Voreingestellt ist weniger... .

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