Der Eurovision Song Contest steht erneut im Mittelpunkt einer heftigen politischen Auseinandersetzung. Die Teilnahme Israels sorgt im Vorfeld des kommenden Wettbewerbs für anhaltende Proteste und für deutlichen Widerstand in mehreren Ländern. Anlass sind die schweren Vorwürfe wegen möglicher Kriegsverbrechen, die gegen die israelische Regierung unter anderem vor dem Internationalen Gerichtshof verhandelt werden.

Warum die Länder aussteigen
Nach der Entscheidung der European Broadcasting Union (EBU), Israel am Wettbewerb teilnehmen zu lassen, reagierten mehrere Länder mit sofortigem Rückzug. Offiziell abgesagt haben demnach Irland, Spanien, Niederlande und Slowenien.
Die Sender dieser Länder erklärten, dass eine Teilnahme im kommenden Jahr für sie nicht mehr in Betracht komme. Ausschlaggebend seien das anhaltende Leid der Zivilbevölkerung in Gaza und die ihrer Ansicht nach nicht zu vertretende humanitäre Situation. Durch den Rückzug von vier etablierten Teilnehmern, darunter Staaten, die seit vielen Jahren fest zum Wettbewerb gehören, gerät der ESC 2026 spürbar unter Druck. Die Entwicklung wirft die Frage auf, wie verbindend und vielfältig der Contest künftig noch sein kann.
Deutschlands Position zum ESC Boykott
Während andere Länder aus Protest aussteigen, hat Deutschland eine andere Position bezogen. Der deutsche Außenminister Johann Wadephul erklärte, dass Israel ein fester Bestandteil des ESC sei. Deutschland, vertreten durch seine öffentlich-rechtlichen Sender, sprach sich nach der EBU-Entscheidung für die Teilnahme Israels aus. “Kultur sollte immer etwas Verbindendes haben, und deswegen sollte auch dieses Forum genutzt werden und nicht Austragungsort politischer Differenzen sein” sagte Wadephul.
EBU und die Neutralitätsdebatte
Viele Kritiker blicken auf die Entscheidung der European Broadcasting Union aus dem Jahr 2022. Damals wurde Russland nach dem Angriff auf die Ukraine vollständig vom Wettbewerb ausgeschlossen. Die EBU begründete dies mit dem Verweis auf die Wertegemeinschaft des Contests. In der aktuellen Situation sehen manche Beobachter darin einen Maßstab, der nun ebenfalls gelten müsse. Sie fragen, weshalb Israel trotz der schweren Vorwürfe weiterhin teilnehmen dürfe.
Wie sich die Lage entwickeln wird, ist offen. Die EBU hält bislang an Israels Teilnahme fest und betont ihre Neutralität. Doch die politischen Gräben vertiefen sich weiter und der kommende Contest könnte mit der geringsten Teilnehmerzahl seit Jahren stattfinden. Sicher ist nur eines. Der Eurovision Song Contest ist längst nicht mehr allein ein musikalisches Spektakel. Er ist zu einem Spiegel internationaler Spannungen geworden und gerät nun stärker denn je zwischen die Fronten von Politik, Kultur und öffentlicher Erwartung.























