In der Ära des Musikstreamings hat sich unser Verhältnis zur Musik fundamental verändert. Wir sind es nicht mehr, die entscheiden, welche Platte als Nächstes läuft. Stattdessen geben wir Spotify, Apple Music oder Deezer diese Freiheit. Auch wenn die Algorithmen effizient arbeiten und gute Ergebnisse liefern, führen sie uns in eine musikalische Filterblase. Dazu sorgen sie dafür, dass wir kaum noch vollständige Alben von Anfang bis Ende hören. Ein Tool hat mir dabei geholfen, das Rad der Zeit zurückzudrehen, um die Magie der Alben wieder zu finden.

Während ich diese Zeilen schreibe, läuft im Hintergrund Bob Dylan – The Freewheelin’. Es ist ein zeitloser Klassiker. Dennoch wäre ich Anfang dieser Woche niemals selbst auf die Idee gekommen, diese Platte aufzulegen. Vielmehr gebe ich die Kontrolle regelmäßig an Algorithmen ab. Normalerweise geschieht Folgendes: Ich starte Spotify oder YouTube Music, und mein Musikkonsum wird von “Mix der Woche”, “Chillout-Mix” oder oder ähnlichen, maßgeschneiderten Playlists bestimmt.
Die Algorithmen kennen mich verdammt gut. Sie haben nicht nur mein Hörverhalten analysiert, sie haben es aktiv geformt. Ich mag viele der Vorschläge und werde mit Sicherheit auch diesmal zwei, drei Songs für immer in meiner Bibliothek speichern. Ist doch super!
Der Komfort ist trügerisch
Die Empfehlungen auf YouTube Music, Spotify, Deezer und Co. führen zu einem Phänomen, das einer musikalischen Filterblase gleicht. Unser Geschmack wird nicht mehr entwickelt, sondern immer und immer wieder bestätigt. Wir mögen bestimmte Lieder, und das System drängt uns immer tiefer in diese Nische. Das Rad dreht sich irgendwann nur noch in eine Richtung. Die Folge: Völlig neue Genres wie Metal oder Country muss ich heute bewusst selbst entdecken. Sie werden mir niemals vorgeschlagen, weil sie nicht zu meinem Profil passen.
Aber mit dem Verlassen auf die Macht der Algorithmen geht etwas weitaus Größeres verloren: Die Magie des Albums als Gesamtkunstwerk. Wer einmal Pink Floyds The Dark Side of the Moon auf Vinyl von Anfang bis Ende gehört hat, weiß um die epische Reise, in die man von zu Hause aus mitgenommen wird. Genau das ist die Essenz: Bei einem Album, und erst recht bei einem Konzeptalbum, ist nicht jeder Song ein sofortiger “Banger”. Doch in der Gesamtkomposition, verdienen auch die ruhigen, weniger offensichtlichen Titel ihren Platz mehr als nur. Genau diese Songs gehen sonst verloren, in den endlosen Hitlisten der Playlists.
Ab jetzt ein ganzes Album pro Tag
Ein Tool hilft bei der Entdeckung von neuen Alben. Bei 1001-Albumsgenerator wird jeden Tag ein neues Album vorgeschlagen. Die Alben sind dabei nicht zufällig ausgewählt, sondern stammen aus einer Jury aus Musikkritikern. Diese haben laut Webseite die “die wichtigsten und einflussreichsten Alben der Popmusik” ausgewählt. “Auf dieser Website können Sie sich alle anhören. Ein Album pro Tag.” Welches Album kommt ist dabei zufällig. Durch die Eingabe eines Benutzernamens, werden Alben nicht wiederholt.
Ich habe es in den letzten vier Tagen getestet und dabei folgende Alben vorgeschlagen bekommen
- Bob Dylan – The Freewheelin’
- R.E.M. – Document
- Stevie Wonder – Songs In The Key Of Life
- Stevie Wonder – Talkin Book
Obwohl die Auswahl völlig zufällig war, wurde ich mit den hier präsentierten Alben positiv überrascht. Und ähnlich wie bei Spotify gab es auch zwei, drei Songs, die ich direkt gespeichert habe.



















